Neue Vorgaben für Schulen in Berlin - Anteil von Schülern anderer Herkunftssprachen wird nicht mehr veröffentlicht

Fr 07.01.22 | 18:32 Uhr
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Eine Schülerin und ein Schüler melden sich in einer Grundschule. (Quelle: dpa/Sebastian Gollnow)
Bild: dpa/Sebastian Gollnow

Bislang veröffentlichen Berliner Schulen den Anteil von Schülerinnen und Schülern nichtdeutscher Herkunftssprache - das soll in Zukunft nicht mehr passieren. Ab dem neuen Schuljahr werden schrittweise mehrere andere Indikatoren erhoben, um die jeweilige Schülerschaft einzuschätzen, sagte Martin Klesmann, Sprecher der Bildungsverwaltung, am Freitag dem rbb. Diese Indikatoren sind die Grundlage dafür, wie eine Schule finanziell und personell ausgestattet wird.

Das Merkmal "nichtdeutsche Herkunftssprache" wird von einigen Eltern, Lehrerinnen und Lehrern als stigmatisierend kritisiert. Auch aus der Bildungsverwaltung heißt es, dass der Faktor "nichtdeutsche Herkunftssprache" nicht ausreiche, um die Vielschichtigkeit einer Schule darzustellen.

Kinderarmut und Sitzenbleiben werden analysiert

Künftig soll erfasst werden, wie viele Kinder und Jugendliche eine Lernmittelbefreiung haben. Das trifft zu, wenn die Eltern Hartz IV, Arbeitslosengeld, Wohngeld oder andere Sozialleistungen beziehen. Außerdem soll erfasst werden, wie hoch der Anteil der Schülerinnen und Schüler ist, die eine Klasse wiederholt und bei wie vielen Förderbedarf besteht. Als weitere Faktoren sollen die Personalausstattung der Schulen und Daten zur Sozialstruktur des Kiezes - zum Beispiel Kinderarmut - herangezogen werden.

Auch das Merkmal "nichtdeutsche Herkunftssprache" soll intern weiter erfasst werden und in die Beurteilung zur Ausstattung der Schule einfließen. Anders als bisher soll der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die Deutsch nicht als erste Sprache zu Hause sprechen, nicht mehr im Schulprofil veröffentlicht werden. Das hatte die rot-grün-rote Koalition in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart.

Berichte der Schulinspektionen werden weiter veröffentlicht

Ob und in welcher Form die neuen Indikatoren veröffentlicht werden, sei noch nichts entschieden, sagte der Sprecher der Bildungsverwaltung, Klesmann. Er betonte aber, dass die Berichte der Schulinspektionen im Schulporträt einsehbar sind. "Die Inspektionsberichte sprechen Bände." Darin werde auch die soziale Situation an einer Schule beschrieben.

Der bildungspolitische Sprecher der FDP, Paul Fresdorf, reagierte zurückhaltend auf die Änderungen. Es sei nicht grundsätzlich falsch, mehrere Faktoren zu berücksichtigen. "Wahrheiten müssen aber ausgesprochen werden", so Fresdorf. Die Schulen bräuchten ein vernünftiges Bild ihrer Schülerschaft, um Förderprognosen erstellen zu können. Gerade die Sprachförderung sei fundamental wichtig für den Bildungserfolg.

Sendung: Inforadio, 7.1.2022, 17:30 Uhr

33 Kommentare

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  1. 33.

    "...das Merkmal 'nichtdeutsche Herkunftssprache' soll in die Beurteilung zur Ausstattung der Schule einfließen."
    Zur Ausstattung der Schule - was soll denn das genau heißen?
    Und wenn diese Zahl nicht mehr "im Schulprofil veröffentlicht werden" soll, dann werden die betroffenen Eltern in den sozialen Medien schon für Zahlen sorgen.
    Ob die dann stimmen, ist etwas ganz anderes - aber die amtliche Zahl, die für Klarheit sorgen würde, will man ja nun nicht mehr... Tolle Informationspolitik!

  2. 32.

    Was sind "problematisiche und unangenehme Tatsachen"? Wie oben und in Kommentaren nachzulesen war ist die Herkunftssprache völlig irrelevant. Die soziale Herkunft und Bildungsferne der Eltern ist entscheidend.

    Solche "problematisiche und unangenehme Tatsachen" sind nur für solche Interessant, die darauf ihr unappetitliches braunes Süppchen kochen wollen.

  3. 31.

    Wenn problematisiche und unangenehme Tatsachen vorsätzlich nicht veröffentlich werden, um z.B. keine Stimmungen zu erzeugen, dann läuft es im Endeffekt auf ein Verschweigen hinaus. Wenn es unproblematsich wäre, könnte man ja die Fakten offen auf den Tisch legen. Ob das alles demokratisch " sauber " ist, wäre noch zu klären!

  4. 29.

    Wie sieht es eigentlich anders herum aus?

  5. 28.

    Problemebewältigung a la RRG. Einfach verschweigen.

  6. 27.

    Es ist wieder typisch deutsche Politik der letzten Jahre. Probleme, welche Politiker nicht lösen wollen oder können, werden einfach verschwiegen. Mit Deutschland geht es weiter abwärts

  7. 26.

    @ Andy, das widerspricht nicht meiner Aussage. Sie nennen eine Möglichkeit. Automatismus für jedes Kind ist das trotzdem nicht.

  8. 25.

    Das Problem ist doch, das dass gesamte Bildungssystem sich seit Jahren oder Jahrzehnten nur noch nach unten orientiert und alle SuS mitgenommen werden müssen. Schreiben nach Hören, keine Diktate mehr zur Überprüfung der Deutschkenntnisse, jahrgangsübergreifende Klassen, TurboAbi und Co sind die Auswüchse der Experimente im Bildungssystem. Die Kinder, unsere Zukunft, müssen ausbaden, was grüne und rote Bildungsromantiker verbockt haben. Und nun noch dieser Vorschlag. Gute Nacht Zukunft.

  9. 24.

    Ist mir neu, Probleme mit Verschweigen lösen zu können. Wollen reicht damit nicht aus.

  10. 23.

    Ich weiß nicht, woher, Sie Ihr Wissen für diese Bewertung holen. Ich habe fast 15 Jahre an privaten Schulen gearbeitet, bevor ich wieder in den staatlichen Schuldienst wechselte. Auch jetzt arbeite ich noch nebenberuflich bei privaten Schulen hier in Berlin.
    Deren Probleme - gerade mit gutem und ausgebildetem Personal, das auch Beziehungsarbeit kann - sind desaströs. Hinzu kommen Präsenzpflicht, auch in den Ferien, Schulleiter, die keine Ahnung von Schule haben und nicht selbst vor den Kindern stehen, miese Bezahlung, riesige Personallöcher, die mit Mehrstunden von den anderen zu decken sind, überproportional hohe Krankenstände wegen Überforderung …
    Und da der Lehrer- bekannt seit der HATTI Studie 2009- DAS Qualitätskriterium für gute Schule schlechthin ist, ist es eine Lüge, dass private Schulen besser seien. Hier sieht die Hülle besser aus, ja. Aber den Rest können sie vergessen. Leider lassen sich Eltern ja gerne durch den schönen Schein blenden, so auch im Bildungswesen

  11. 22.

    Das ist ganz einfach, damit nicht noch mehr Eltern versuchen, ihre Kinder auf Schulen zu schicken wo der Ausländer Anteil nicht so groß ist.
    Oder sogar auf eine Privat Schule.
    Was ich auch machen würde
    Die öffentliche Schulen sind eine Katastrophe geworden.
    Bildung gleich Null.

  12. 21.

    Eine Umbenennung, Verschleierung oder Verschweigen von Tatsachen loest keine Probleme. Tricksereien auch nicht.

  13. 20.

    Wenn es in der Politik auch keiner gerne zugeben möchte, wir haben zunehmend Probleme mit Menschen und deren Kindern aus dem arabischen und asiatischen Raum. Es gelingt immer seltener diese Leute in unsere Gesellschaft zu integrieren, auch wenn uns die Politik gerne etwas anderes einreden möchte. Mit der Umsetzung dieser Maßnahmen werden die Probleme weiter verwässert. Ich frage mich, welches Ziel verfolgt man damit? Integration sieht nach meiner Meinung anders aus.

  14. 19.

    Danke für diesen Post!
    Besonders der letzte Satz hat mir ein Lächeln gezaubert!

  15. 18.

    Kleine Korrektur ohne Paragraphen:

    Es wird auf jeden Fall das Kind eines Ausländers (mit Niederlassungserlaubnis) als deutsches Kind geboren, sofern sich das eine Elternteil mindestens 8(?) Jahre in Deutschland lebt und über diesen Aufenthaltstitel verfügt. So oder so ähnlich ist es auf jeden Fall :)

  16. 17.

    Der Einfluss der Eltern wird bei der Zweisprachigkeit oft überschätzt. Wichtiger ist, dass das Kind früh im Kindergarten die Landessprache lernt. Leider ist der Besuch eines Kindergartens nicht Pflicht und oft genug ist der Anteil an Kindern, die kein Deutsch sprechen, im Kindergarten zu hoch um effektiv Deutsch zu lernen.

  17. 16.

    Ja , da haben Sie leider recht. Ich steh gerade vor der Oberschulwahl für unsere 11 jährige und Ja , ich schaue genau auf diese "böse pfui Statistik". Bin ich jetzt rechtsradikal, intolerant, ausländerfeindlich und stigmatisierend? Ja. Sollte ich mein Kind nicht politisch korrekt und offen für Vielfalt und den Genderkram auf eine Schule geben, in der sogar die Schulsekretärin " Isch statt ich "sagt im Infogespräch? Nein. Spielt Hochdeutsch überhaupt noch eine Rolle? Und wer wird eigentlich ausgegrenzt auf einer Schule in Berlin Neukölln?
    Vielleicht gibt's dann da für mein Kind einen Kurs zur Pflege der Herkunftssprache.

  18. 15.

    Offenbar wird intern der deutsche Sprachlevel durchaus weiterhin erfasst und ausgewertet! Nur wird er nicht mehr veröffentlicht um zu verhindern, dass eine Schule wegen des geringen Anteils deutscher Muttersprachler* von Eltern und Kindern abgelehnt wird. - Bereits im ersten Absatz könnte man dies klarstellen mit der Formulierung "Ab dem neuen Schuljahr werden INTERN schrittweise AUCH mehrere andere Indikatoren erhoben...".

  19. 14.

    Als Lehrer in Neukölln kann ich nur sagen, dass der soziale Hintergrund und vor allem der Bildungsgrad der Eltern deutlich größere Auswirkungen auf die Entwicklung der Kinder haben als die Herkunftssprache. Richtig ist aber auch, dass diejenigen Schülerinnen und Schüler häufiger Probleme haben, in deren Familien ausschließlich die Herkunftssprache gesprochen wird. Dies gilt vor allem dann, wenn sie auch nicht durch frühzeitigen Kindergartenbesuch früh Kontakt zur deutschen Sprache hatten. Ansonsten kann ich nur sagen, dass unsere Schüler von der Vielfalt der Schülerschaft auf jeden Fall profitieren, da sie lernen, dass ein friedliches und freundschaftliches Zusammenleben aller Kulturen und Religionen durchaus möglich ist, wenn man sich kennenlernt. Und das ist vielleicht dann doch eine wichtigere Lektion als perfekte Sprachkenntnisse (die im übrigen auch die "biodeutsche" Schülerschaft längst nicht mehr hat).

  20. 13.

    @ Migrant, kleine Korrektur: Deutscher ist man nicht durch Geburt in Deutschland. Sie verwechseln das mit den USA. Jedenfalls ist eine diesbezügliche Gesetzesänderung mir nicht bekannt.
    Zweisprachigkeit kann Vorteile haben, wenn die Kinder Eltern haben, die beide Sprachen beherrschen. Leider sprechen manche Eltern selbst kein Deutsch, da schmilzt der Vorteil oft.
    @ Höfer, man "schickt" Kinder in eine Klasse und auf eine Schule. Auch deutsche Schüler haben manchmal Probleme mit der deutschen Sprache.

  21. 12.

    Ich bin ja immer froh wenn ich sowas lese, das erweckt den Eindruck wir haben keine anderen Probleme... Kann ja auch nur von rot rot grün kommen sowas.

  22. 11.

    Dann fragen Sie doch bitte doch einmal bei den Ausbildungsbetrieben und der IHK nach. Und soweit ich als Ausbilder mich „erinnere“ wird an den Berufsschulen immer noch in deutscher Sprache unterrichtet und die Prüfungen in Deutsch abgenommen.
    Zudem nehmen bei vielen Azubis die Kenntnisse in Mathe, Deutsch, Natur- und Geisteswissenschaften rapide ab. Das Allgemeinwissen bleibt auf der Strecke!

  23. 10.

    Entspricht doch genau der üblichen vorgehensweis deutscher Politiker jeder Ausrichtung.
    Was nicht passt wird passend gemacht.
    Wenn einem das Ergebnis nicht passt, werden Indikatoren geändert oder Grenzwerte neu festgesetzt. Da wird aus saurem Regen schnell romantischer Landregen, aus mit Medikamenten verseuchten Nutzvieh eine Güteklasse 1A oder aus grüner Chemiebrühe, klares Quellwasser...

  24. 9.

    Geht eh nicht mehr, denn inzwischen sind alle hier geborenen Kinder Deutsche :) "Ich jedenfalls würde mein Kinde nicht auf eine reine Ausländerklasse schicken wollen." Und in die "Willkommensklassen" für kürzlich Geflüchtete werden soweit ich weiss keine Deutschen aufgenommen ;)
    Viele Migranten würden sich auch über die Anerkennung und Förderung ihrer Herkunftssprachen in den Bildungseinrichtungen (Kita, Schule, ...) freuen. Inzwischen wird das auch von Forschenden, die sich mit Spracherwerb beschäftigen befürwortet.
    Da kann Berlin noch viel lernen !
    https://www.deutschlandfunk.de/herkunftssprachlicher-unterricht-das-potenzial-mehrsprachig-100.html

  25. 8.

    Geht eh nicht mehr, denn inzwischen sind alle hier geborenen Kinder Deutsche :) "Ich jedenfalls würde mein Kinde nicht auf eine reine Ausländerklasse schicken wollen." Und in die "Willkommensklassen" für kürzlich Geflüchtete werden soweit ich weiss keine Deutschen aufgenommen ;)
    Viele Migranten würden sich auch über die Anerkennung und Förderung ihrer Herkunftssprachen in den Bildungseinrichtungen (Kita, Schule, ...) freuen. Inzwischen wird das auch von Forschenden, die sich mit Spracherwerb beschäftigen befürwortet.
    Da kann Berlin noch viel lernen !
    https://www.deutschlandfunk.de/herkunftssprachlicher-unterricht-das-potenzial-mehrsprachig-100.html

  26. 7.

    Das ist der verkehrte Ansatz. Mehrsprachigkeit kann für viele Schüler und Schülerinnen später bei der Berufswahl und im Berufsleben ein großer Vorteil sein.
    Nicht immer alles so negativ bewerten, sondern über den Tellerrand schauen und versuchen, Vorurteile auf allen Seiten abbauen.

  27. 6.

    Genau völlig richtig, wir sollten auch Jungen und Mädchen nicht mehr erfassen. Ich habe letztens erfahren müssen dass das biologische Geschlecht rein psychologisch wahrgenommen wird und es auf das Empfinden der jeweiligen Person ankommt also spielt das auch keine Rolle mehr.Die Biologie verfälscht ja auch nur alles.

  28. 5.

    Es soll zukünftig erfasst werden, wie viele Kinder eine Lehrmittelbefreiung haben? Das gibts doch schon immer, dadurch bekommen die doch die Schulbücher, Mittagessen und Module für die Ganztagsbetreuung umsonst.

  29. 4.

    Das finde ich vollkommen richtig.
    Deutsche Sprache wird in hiesigen Schulen eh überbewertet. Hauptsache die Schüler können sich untereinander irgendwie verständigen und wissen wie ihr Handy mit Insta und Co funktioniert........

  30. 3.

    na das nenn ich doch mal Transparenz!

  31. 2.

    Am besten man veröffentlicht nur noch die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit deutscher Herkunftssprache. Dann ist die Prozentzahl kleiner.

  32. 1.

    Warum nicht? Ist doch ein wichtiger Indikator um Fehlsteuerungen entgegen zu wirken. Ich jedenfalls würde mein Kinde nicht auf eine reine Ausländerklasse schicken wollen.

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