Brandbrief - Ärzte an Kinderkliniken sehen Versorgung in Gefahr

Vor allem Personalmangel sei der Grund für die Misstände in der ärztlichen Kinderversorgung in Berlin. In einem dringlichen Brief wenden sich Kliniken nun an die Politik. Das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen stehe auf dem Spiel.
Ärztinnen und Ärzte von acht Berliner Kinderkliniken und einer Einrichtung in Brandenburg haben sich mit einem Brandbrief an Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gewandt.
In dem Schreiben vom 26. Januar, das dem rbb vorliegt, äußern sie die Sorge, "aufgrund der gegenwärtigen Missstände in der medizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen" diesen nicht mehr gerecht werden zu können. Die Versorgungsengpässe seien dramatisch. Grund dafür sei vor allem Personalmangel.
"Akute Gefährdung für Kinder und Jugendliche in Berlin"
Die Mediziner fordern in dem Schreiben mehr qualifiziertes Personal. Dazu gehöre ein fester Personalschlüssel für die Rettungsstellen und versorgenden Stationen, eine vorausschauende und ausreichende Planung der Schichten, die Wiedereinführung der Ausbildung zur Kinderkrankenpflege und die konsequente Weiterbildung von Ärzten und Pflegern.
Weitere Forderungen lauten, die Fallpauschalen in der Pädiatrie abzuschaffen und die Infrastruktur zu modernisieren, unter anderem mit einer zentralen Bettenkoordination für Berlin und Brandenburg.
Dringende Bitte um sofortige Maßnahmen
"Es besteht eine akute Gefährdung für Kinder und Jugendliche im Bundesland Berlin", heißt es weiter. "Wir fordern sofortige Maßnahmen, um die Notlage zu beenden, die Versorgungssicherheit wiederherzustellen und das Personal zu entlasten."
Unterzeichnet ist der Brief von Medizinern der Charité, der Vivantes-Kliniken Neukölln und Friedrichshain, der Helios-Kliniken in Steglitz-Zehlendorf und Berlin-Buch, des St. Joseph Krankenhauses in Tempelhof-Schöneberg, der DRK-Kliniken Westend, des Evangelischen Waldkrankenhauses Spandau und des Immanuel-Klinikums in Bernau im Barnim.
Personalnot in Kinder-Rettungsstelle länger ein Problem
Bereits im vergangenen November hatte ein Brandbrief von Assistenzärzten an die Geschäftsleitung des Virchowklinikums für Aufsehen gesorgt. Sie beklagte ebenfalls massive Personalnot, vor allem in den Rettungsstellen. Kinder, die nicht lebensbedrohlich krank seien, würde man bis zu sieben Stunden in der Rettungsstelle wawrten lassen. Drei bis fünf Überstunden seien normal. Viele Kinderärzte würden dem Druck nicht standhalten, kündigen oder sich mehr auf die Forschung konzenzrieren.
Die Geschäftsleitung der Charité, zu der auch das Virchowklinikum gehört, versprach die Forderungen nach mehr "frischem" Personal, ernst zu nehmen.
Sendung: radioeins, 27.01.2022, 8:12 Uhr