Potsdam - Stiftung stimmt Kompromissvorschlag für Garnisonkirche zu

Di 18.01.22 | 11:17 Uhr
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Archivbild: Ein Kran steht hinter dem an der Breite Straße gelegenen Sockelbau der Garnisonkirche. (Quelle: dpa/S. Stache)
Bild: dpa/S. Stache

In der Debatte um den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche ist eine weitere Entscheidung gefallen. Das Kuratorium der Garnisonkirchenstiftung befürworte den Anfang Dezember vorgelegten Kompromissvorschlag, teilte die Stiftung am Montagabend in Potsdam mit.

Der Vorschlag sieht unter anderem den Verzicht auf ein Kirchenschiff am neuen Garnisonkirchturm und den Erhalt des benachbarten DDR-Gebäudes vor, das derzeit als Kunst- und Kreativzentrum genutzt wird und eigentlich abgerissen werden sollte. Statt des Kirchenschiffs soll ein "Haus der Demokratie" mit Plenarsaal für die Potsdamer Stadtverordneten entstehen.

Stadtverordnetenversammlung muss Beschluss fassen

Ob der Vorschlag umgesetzt wird, ist noch offen. Dafür ist unter anderem ein Beschluss der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung erforderlich. Der neue Garnisonkirchturm wird seit 2017 gebaut und soll nach derzeitiger Planung 2023 eröffnet werden.

Aus Sicht des Kuratoriums bietet der Vorschlag eine Chance für die Nutzung des Ortes und hat das Potenzial, zur Lösung von Konflikten in der Stadtgesellschaft beizutragen, heißt es in dem einstimmigen Beschluss vom Montagabend: "Das Kuratorium der Stiftung bittet alle Unterstützerinnen und Unterstützer von Stiftung, Fördergesellschaft und Gemeinde, insbesondere die Ehrenamtlichen, herzlich darum, ihre Kräfte auch weiterhin dem Vorhaben zu widmen."

Sendung: Brandenburg aktuell, 18.01.2022, 19:30 Uhr

13 Kommentare

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  1. 13.

    In ihrem Hass auf die Vergangenheit hat die SED während ihrer Herrschaft unzählige historische Bauten aus ideologischen Gründen abgerissen, u.a. zeitgleich mit der Garnisonskirche die altehrwürdige Univers.- Kirche in Leipzig oder die vielen Kirchen in Berlin-Mitte. Zuletzt noch kurz vor 89 die Kirche an der Bernauer Str. , um Platz für freies Schussfeld zu schaffen.

  2. 12.

    Was fehlt, ist der Sinn für unüberlegt empfundene Schönheit.

  3. 11.

    Die Fachhochschule ist doch inzwischen abgerissen und gemäß der von der Stadtverordnetenversammlung beschlossenen Leitlinien werden sich künftig äußerlich schönere Bauten dort erheben; an den Ecken auf jeden Fall, dazwischen bei den Häusern immerhin auf vorheriger Kubatur und kleinteilig. Da gibt es zahllose internationale Vorbilder, u. a. das Hafenviertel in Szczecin auf vorherigem Grundriss und mit modernen, kleinteiligen Bauten. Denen ist es egal, wer das Viertel vorher gebaut hat.

    An der Garnisonkirche hingegen war nie eine Straßenbahn vorbeigefahren.

  4. 10.

    pmv:
    "Dieser „Kompromiss“, ein Gotteshaus zu einem Torso zu verstümmeln, signalisiert überdeutlich die Mentalität der Entscheider."

    Da steht kein "Gotteshaus", das verstümmelt werden könnte. Und außerdem brauchen wir kein weiteres "Gotteshaus". Die Kirchen haben genug "Gotteshäuser", die sie gar nicht alle unterhalten können.

    pmv:
    "Die Garnisonkirche hätte ein würdiges Mahnmal für das untergegangene Preussen werdden können, ..."

    Brauchen wir aber nicht!

    pmv:
    "... so aber gerät sie zum Ausdruck ewig gestriger roter Socken."

    Ein Ausdruck eines primitiven Freund-Feind-Denkens eines Ewiggestrigen aus dem kalten Krieg, jeden, der anders denkt als "ewig gestrige rote Socke" zu bezeichnen. Mit derselben Berechtigung müsste dann ja wohl auch "pwv" als "ewig gestrige braune Socke" bezeichnet werden dürfen. Dieses primitive Schwarz-Weiß-Denken ist mir aber zu dumm!

  5. 9.

    Superhugo:
    "Berlin baut das Stadtschloss zu 75% wieder auf ( mit hässlicher moderner Fassade )"

    Da sind Sie aber schlecht informiert, denn das Stadtschloss wurde nicht wieder aufgebaut. Es wurde stattdessen ein Stahlbetongebäude gebaut und eine historisierende Fassade davorgehangen. Weder Grundrisse noch Material ähneln dem alten Stadtschloss.

    Superhugo:
    "Potsdam schafft nicht mal 25% der Garnisonskirche zu Gunsten eines hässlichen DDR Bau.
    Das mitten im Weldkulturerbe."

    Man muss ja auch nicht jeden Unsinn nachmachen, erst recht nicht "mitten im Weltkulturerbe"!

    Superhugo:
    "Ich frage mich welchen Geistes die Personen sind, die hinter solchen Entscheidungen stecken?"

    Jedenfalls sind es keine Ewiggestrigen, für die ALLES früher besser war!

  6. 8.

    H. Haas:
    "Das passiert, wenn die Stimmungslage als scheinbare Mehrheit die vernünftige Entscheidung übertünscht."

    Es gibt hier nicht die von Ihnen behauptete objektiv "vernünftige" Entscheidung. Es ist allein Ihre ganz private subjektive Ansicht, welche Meinung Sie für vernünftig halten! Andere Menschen sehen das ganz anders!

    H. Haas:
    "Das ist kein Kompromiss, mehr Einsicht ist z.Zt. nicht drin. Turm ohne Kirchenschiff ist ein Torso, der historischen Ansprüchen nicht genügt."

    Auch das ist Ihre ganz persönliche subjektive Meinung, die andere Menschen nicht teilen.

    H. Haas:
    "Die Garnisonskirche wäre ein gastlicher Ort für alle Menschen!"

    Darum geht es hier aber nicht!

    H. Haas:
    "Der bald baufällig unansehliche Betonbau daneben als "Demokratiehaus" ist eine schlechte Garnisonskaserne!"

    Kein Wunder, denn es soll auch keine Garnisionskaserne sein!

  7. 7.

    Ich kenne im Vorbeifahren mit der Strassenbahn nichts Räudigeres und Verwahrlosteres als diesen hässlichen und architektonisch völlig wertlosen Betonklotz. Dagegen war der Palast der Republik geradezu ein Juwel. Dieser „Kompromiss“, ein Gotteshaus zu einem Torso zu verstümmeln, signalisiert überdeutlich die Mentalität der Entscheider. Die Garnisonkirche hätte ein würdiges Mahnmal für das untergegangene Preussen werdden können, so aber gerät sie zum Ausdruck ewig gestriger roter Socken.

  8. 6.

    Dresden baut die Frauenkirche zu 100% wieder auf.
    Berlin baut das Stadtschloss zu 75% wieder auf ( mit hässlicher moderner Fassade )
    Potsdam schafft nicht mal 25% der Garnisonskirche zu Gunsten eines hässlichen DDR Bau.
    Das mitten im Weldkulturerbe.
    Ich frage mich welchen Geistes die Personen sind, die hinter solchen Entscheidungen stecken?

  9. 5.

    Kann ich nur zustimmen. Der Neubau des Kirchenschiff hätte mehr Zwietracht als Gemeinsamkeit gebracht. Der als Betonklotz bezeichnete Bau gehört nach über 40 Jahren ebenfalls zur Geschichte, aber ohne Vergangenheit mit Krieg und Zerstörung. Übrigens als Wohnungssuchender als Familie mit 2 Kindern war ich 1980 froh eine Neubau Wohnung in der heutigen Breiten Straße zu bekommen. Der Abriss der Garnisonskirche Ende der 60er Jahre als Voraussetzung für den Neuaufbau war mir damals auch egal.

  10. 4.

    Mir scheint, hier kommentieren hauptsächlich Westberliner.
    Fragt mal Potsdamer
    Potsdam braucht keine Garnisonskirche
    Potsdam hatte nie eine Garnision.
    Und warum muss alles aus der DDR irgendeinem angeblich historischen unnötigen Zeug weichen, bloss weil manche Leute nicht wissen wohin mit ihrem Geld.
    Steckt es in staatl. Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Kitas und in Schulen in diesem Land oder zahlt richtig Steuern!

  11. 3.

    "Historisch wertlos" ist wohl eher historisierender Neubau... wie z. B. einer Kirche, die für ein furchtbares Kapitel unserer Geschichte steht. Das ist ein guter Kompromissvorschlag, der vermutlich eher einer Mehrheit der Potsdamer gerecht wird und nicht nur einer kleinen Zahl von vermögenden Neupotsdamern, die sich eine Puppenstube wünschen.

  12. 2.

    Das passiert, wenn die Stimmungslage als scheinbare Mehrheit die vernünftige Entscheidung übertünscht. Das ist kein Kompromiss, mehr Einsicht ist z.Zt. nicht drin. Turm ohne Kirchenschiff ist ein Torso, der historischen Ansprüchen nicht genügt. Die Garnisonskirche wäre ein gastlicher Ort für alle Menschen! Der bald baufällig unansehliche Betonbau daneben als "Demokratiehaus" ist eine schlechte Garnisonskaserne!

  13. 1.

    "Der Vorschlag sieht unter anderem den Verzicht auf ein Kirchenschiff vor". Genosse Ulbricht, der 1968 die Sprengung der Garnisonkirche veranlaßte, wird sich freuen, dass seine Mitstreiter im Geiste nun obsiegen. Denn der "Kompromissvorschlag" sieht am dortigen Platz keine Garnisonskirche mehr vor. Es verbleiben dort die historisch wertlosen Bauten des SED-Staates, von den dortigen Akteuren nun als "Haus der Demokratie" bezeichnet.

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