Verkehrssenatorin - Jarasch spricht sich gegen autofreie Berliner Innenstadt aus

Mi 23.02.22 | 15:11 Uhr
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Bettina Jarasch (Bündnis 90/Die Grünen), Verkehrs- und Umweltsenatorin von Berlin. (Foto: Carsten Koall/dpa)
Audio: Inforadio | 23.02.2022 | Bettina Jarasch | Bild: Carsten Koall/dpa

Die Berliner Verkehrs- und Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) hat sich gegen eine autofreie Innenstadt ausgesprochen. Sie rechne aber damit, dass dort schon vor 2030 keine Fahrzeuge mit Verbrennermotor mehr unterwegs seien, sagte sie am Mittwoch der "taz".

Sie teile fast alle Ziele der Initiative "Berlin autofrei", sagte Jarasch weiter. "Aber ich halte den Weg politisch und auch praktisch für falsch. Würden wir in wenigen Jahren den S-Bahn-Ring autofrei machen, dann verlagert sich der Berufsverkehr an dessen Rand", so die Grünen-Politikerin. "Die Leute würden ihr Auto dort abstellen und versuchen, in die Stadt zu kommen - ohne dass wir die Zeit hatten, alle Voraussetzungen dafür zu schaffen."

Verbot würde Probleme verlagern

Das Bündnis "Volksentscheid Berlin autofrei" möchte, dass nahezu alle Straßen innerhalb des S-Bahn-Rings zu autoreduzierten Bereichen erklärt werden. Dadurch würden die Probleme in ein Gebiet verlagert, wo der Großteil der Berlinerinnen und Berliner lebe und wo es noch deutlich schwieriger sei als in der Innenstadt, ohne eigenes Auto auszukommen, argumentierte die Senatorin.

Verbrennungsmotoren sollten in der Innenstadt dagegen bis spätestens 2030 verboten sein. "Wir konnten uns leider nicht darauf verständigen, dass dies Eingang in den neuen Koalitionsvertrag findet. Da hatten beide Koalitionspartner ihre Befürchtungen", sagte Jarasch über SPD und Linke.

Verbrenner-Aus kommt sowieso

Das mache ihr aber wenig Sorgen, weil sie sehr sicher sei, dass die Zeit über dieses Problem hinweggehen werde, sagte die Senatorin weiter. "Der Bund und auch Europa werden dafür sorgen, dass wir noch sehr viel schneller werden müssen mit dem Aus für Verbrenner-Autos." Insofern konzentriere sie sich in den nächsten Jahren gerne darauf, die Voraussetzungen für emissionsfreie Mobilität in ganz Berlin zu schaffen. "Ich sage noch mal ganz deutlich: Das Verbrenner-Aus wird sowieso kommen, und es ist klug, sich darauf einzustellen."

Sendung: Inforadio, 23.02.2022, 10:20 Uhr

37 Kommentare

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  1. 37.

    "Menschen sterben und werden verletzt durch Leichtsinn, Unachtsamkeit, Rücksichtslosigkeit und Missachtung von Vorschriften und Regeln im Umgang mit Maschinen. "

    Was lernen wir daraus? Die Regeln im das zu minimieren müssen angepasst werden. Verhindern geht leider nicht. Die Gründe haben sie aufgezählt.

  2. 36.

    Zitat: "Ihr könnt ja reden, wie ihr wollt. Zum großen Teil wollen die Menschen den ÖPNV nicht nutzen."

    Ähem, die Fahrgastzahlen sprechen eine andere Sprache als die Ihres Bauchgefühls, Fabian. So weist die Statistik für 2019 ein Aufkommen von gut drei Millionen FG/Tag aus. Und selbst im ersten Pandemiejahr 2020 nutzten etwa 728.500.000 Menschen das Angebot der Berliner Verkehrsbetriebe.

  3. 35.

    Menschen sterben und werden verletzt durch Leichtsinn, Unachtsamkeit, Rücksichtslosigkeit und Missachtung von Vorschriften und Regeln im Umgang mit Maschinen. Viel zu viele im Straßenverkehr, aber auch bei der Arbeit, im Haushalt und der Freizeit. Dagegen muss sofort mehr unternommen werden. Elektrische Fahrzeuge sind leise und vor Ort ohne Gestank. Ich muss auch sagen, dass ich wenig mit den Öffis fahre. Auch für umsonst würde ich sie nicht mehr nutzen. In der Innenstadt laufen wir, fahren selten 3 Stationen mit der U-Bahn und fahren spät abends mit Taxi nach Hause. Mit dem Auto ist es bequemer. Wir sind schon zu bequem uns umziehen. Zu der Auffassung stehen wir. Wir fahren auch Auto wenn es viel teurer wird.

  4. 34.

    "Ungefähr 2/3 der Berliner Haushalte verfügen über einen PKW." Die Lüge wird nicht wahrer, auch wenn man sie ständig wiederholt.

    "Wer 1x ein Auto hat, damit flexibel und bequem, klimatisiert, Entertainment, unabhängig von Schmutz und Geruch und Fahrplänen, ..."

    Und dafür sterben Menschen, müssen Gestank und Krach über sich ergehen lassen. Es reicht!

  5. 33.

    Ihr könnt ja reden, wie ihr wollt. Zum großen Teil wollen die Menschen den ÖPNV nicht nutzen. Das sieht man ja wohl an den vielen Autos, die es gibt. Ungefähr 2/3 der Berliner Haushalte verfügen über einen PKW. Wer 1x ein Auto hat, damit flexibel und bequem, klimatisiert, Entertainment, unabhängig von Schmutz und Geruch und Fahrplänen, mit umsteigen, verpassten Anschlüssen, Nachts um 3 bei Regen und Frost oder weiter als Bereich C, in Urlaub, Einkauf schleppen, Kinder, Umzug.. sorry aber dafür ist der ÖPNV nicht ansatzweise eine Alternative. Dafür ist ein Auto viel zu flexibel und unabhängig.
    ÖPNV fährt man meistens, wenn man muss. Wenn Alkohol im Spiel ist oder der Senat am Ziel die Parkplätze eingestampft hat oder eben man möge mir verzeihen, man sich kein Auto leisten kann oder die Prüfung nicht schafft, dann fährt man eben ohne Prüfung Fahrrad auf der Straße. Total toll für die Verkehrssicherheit.

  6. 32.

    "Was wäre wenn die alle gleichzeitig mal eine Woche Sitzblockaden auf den Autobahnen machen würden?"
    Mit oder ohne Klebstoff? ;-)
    Wir werden in nächster Zeit ganz andere Probleme bekommen als die Abschaffung des PKW.
    Jetzt sollte erst eimal schnellstens über die sichere Energieversorgung nachgedacht werden sonst könnte der nächste Winter ziemlich ungemütlich werden.
    Die Zeit der "Ich wünsch mir was" Träumerei ist vorbei!

  7. 31.

    Ja und dann auch die wuchtigen Limousinen mit dem „E“ am
    Ende des Nummernschildes – schaffen stolze 30-60 Kilometer rein elektrisch.
    Wenn die dann nicht als „Verbrenner“ gelten, hol ich mir den Größten und Schwersten.

  8. 30.

    Sie denken an Privatfahrten mit kleinen Fahrzeugen?
    Und wie kommt die Butter auf den Tisch? Neulich gelesen: „Dies ist keine Privatfahrt“.
    Wollen Sie 50% des Verkehres bitte nicht vergessen? Er könnte noch eine nicht unwichtige Rolle spielen - mit Verbrenner.

  9. 29.

    Die Grünen sind die zweitstärkste Regierungspartei. Der jetzige Wirtschaftsminister Habeck hat vor der Wahl geäußert, dass es mit den Grünen ohne Tempolimit keine Regierung geben wird. Da aber in der Politik und in der Gesellschaft noch nicht ausreichend eingesehen wird dass wir uns alle bei jeglichen Ressourcenverbrauch zurück nehmen müssen werden die Menschen erst einsichtig werden wenn wir in den Küstenstädten mit Gummistiefel laufen müssen. Dann wird es für eine Umkehr zu spät sein. Sehr viel fliegen und sehr viel schnell automobil fahren belastet immer die Umwelt, auch elektrisch. Millionen großer Akkumulatoren herstellen und entsorgen belastet auch die Umwelt. Wir müssen verzichten!

  10. 28.

    Als Karlsruher ist es mir neu das wir hier Erfolge im Verkehr feiern. Im Gegenteil. Die Stadt erstickt in fehlgeleiteten Versuchen mit dem ÖPNV und etlichen Baustellen.

  11. 27.

    Ob das eine Alternative wäre?
    https://www.fahrzeugbilder.de/bild/PKW+Oldtimer~Volkswagen~Kafer/6553/vw-kaefer-mit-holzvergaser-ausgestellt-beim-oltimertreffen.html

    Kein Tempostress, kein Elektronikärger, Batterie leer - na und - anschieben und Holz ist doch voll öko.

  12. 26.

    Blöd dabei, dass immer mehr Konzerne Verbrenner auslaufen lassen wollen und sich deshalb z.B. nach RBB-Berichten die Arbeitnehmer im Motorenwerk Marienfelde sich berechtigte Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen.

    Und wenn die Affalterbacher Affen erst einmal mitbekommen, dass BEV wie der AMG-EQS oder der Taycan beim Beschleunigen den Asphalt Wellen werfen lassen ohne erst ewig für's kariert-sein konditioniert werden zu müssen ...

  13. 25.

    Wenn die vor der Karosserie den Geist aufgibt, muss i.d.R. nicht die gesamte Batterie getauscht werden, sondern nur einzelne Module. Viele BEV-Hersteller konnten deshalb auf Nachfrage keine Preise für eine komplette neue Batterie nennen. Sogar die Autobild verschreckte gerade die Verbrennerstammtische mit 300.000 km - 500.000 km Lebensdauer der Traktionsbatterie.

  14. 24.

    Berlin hat über 200000 Einpendler. Was wäre wenn die alle gleichzeitig mal eine Woche Sitzblockaden auf den Autobahnen machen würden? Ob dann weiterhin die Forderungen nach Abschaffung der Pendlerpauschale aufrechterhalten werden?

  15. 23.

    Dann müssen Sie sich über einen Ausbau des ÖPNV freuen, können Sie sich doch ähnlich teure Vebrenner ja auch nicht leisten.

  16. 22.

    Gott sei Dank sind bis 2030 nochmal Wahlen,da werden die Grünen wegfliegen und das Thema ist vom Tisch.

  17. 21.

    Die autofreie Stadt geht auch ohne Verbote. Als Pendler hat man z.T. schlechte Karten am Arbeitsplatz ein Plätzchen für das motorisierte Vehikel zu finden. Es macht nicht wirklich immer Spaß, quer durch die Stadt mit Fahrrad zu fahren, ÖPNV ist auch nicht überall eine Alternative. Aber ohne Parkplatzmöglichkeit ist das Auto sinnlos.

  18. 20.

    Wir dürfen auch nicht vergessen, die zweustaerkste Partei waren nicht die Grünen, Die Partei kam nur nicht in die Koalition. Jetzt müssen wir erst mal mit den jetzigen Wahl leben.

  19. 19.

    Klar gehen hier die Meinungen auseinander. Interessant ist zu wissen, daß das in anderen deutschen und ausländischen Städten angepackt wird. Die trägen und sehr konservativen Berliner (Die Linke und SPD eingeschlossen) kommen einfach nicht aus dem Knick. Der eine kann sein Einkaufstüte nicht tragen, der andere findet den 200 m entfernten Bus zu weit ...

  20. 18.

    Können die Grünen eigentlich auch was anderes, als ständig mit Verboten zu kommen?
    Als Innenstadtbewohner mit einem neuen sparsamen Skoda-Verbrenner-Kleinwagen, der kein öffentliches Straßenland als Parkplatz beansprucht, fühle ich mich von dieser Partei diskriminiert. Wie gut, dass wir einen FDP-Bundesverkehrsminister haben, der allzu großen grünen Spinnereien einen Riegel vorschieben wird.

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