Amtsinhaber Wolfgang Blasig geht in Ruhestand - Potsdam-Mittelmark wählt einen neuen Landrat

Sa 05.02.22 | 16:09 Uhr | Von Claudia Baradoy
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Landratsamt in Bad Belzig (Quelle: imago stock&people)
Bild: imago stock&people

Der Bus fährt nur ein-, zweimal am Tag, das Internet ist lahm, der Kita-Ausbau kommt nicht voran. In Potsdam-Mittelmark wird am Sonntag ein neuer Landrat gewählt. An die sieben Kandidaten knüpfen sich viele Hoffnungen. Von Claudia Baradoy

Zwischen Groß Kreutz und Rabenstein, Stahnsdorf und Ziesar hängen die Wahlplakate. Zwischen sieben Kandidaten können sich die Mittelmärker bei der Landratswahl am Sonntag entscheiden: dem Amtsdirektor von Brück, Marko Köhler von der SPD, Werders stellvertretendem Bürgermeister, Christian Große von der CDU, dem Rechtsanwalt Hans Peter Goetz aus Teltow für die FDP, dem Rechtsanwalt Georg Hartmann aus Werder für Bündnis 90/Die Grünen, dem Computerfachmann Meiko Rachimow für die Piratenpartei und den beiden Einzelbewerbern Jens Hinze und Stefan Schwabel.

Der derzeitige Landrat Wolfgang Blasig hatte im September gesundheitsbedingt seinen Rücktritt angekündigt. Er geht vorzeitig in den Ruhestand - am 31. März, seinem 68. Geburtstag, ist sein letzter Arbeitstag. Bis zur Amtsübergabe am 1. April will er noch einiges ordnen. Die Verwaltung braucht neue Leute. Derzeit sind 70 von 1.000 Stellen offen. "Das ist auch meine Herausforderung: Noch zu versuchen, in den verbleibenden Monaten die offenen Stellen, die wir seit langer Zeit besetzen wollen, zu besetzen. Damit wir nach dieser Corona-Welle wieder eine ordentliche und leistungsfähige Verwaltung haben."

Kita-Plätze? "Da muss der Landkreis besser werden"

Denn auf "den Neuen" wartet viel Arbeit.

Beispiel Treuenbrietzen: Mittelalterliche Handelshäuser, historisches Rathaus, Sabinchenbrunnen. Bürgermeister Michael Knape ist ein Alter Hase in der Kommunalpolitik. Seit 20 Jahren ist er im Amt. Noch zwei Jahre will er den Job machen, dann ist Schluss. Jüngere sollen ran. Unter Michael Knape hat die Stadt ihren Schuldenberg abgebaut. Demnächst wird der letzte Kassenkredit (über 9 Mio. Euro) getilgt sein. Die Stadt liegt nicht gerade im Speckgürtel von Berlin. Dennoch wächst sie.

Seit drei Jahren ziehen verstärkt junge Familien zu. Neue Kita-Plätze müssen her. Die Kreisverwaltung hat da ein Wörtchen mitzureden - aber Michael Knape dauerte dieser Prozess bisher zu lange: "Wir brauchen eine gute Abstimmung der verschiedenen Fachbereiche im Landkreis, die mit Kita-Planung und mit dem Bauen zu tun haben. Es kann nicht sein, dass man drei Jahre braucht, um einen Kita-Platz zu schaffen, weil die Baugenehmigungen oder die Vertragsgestaltung so lange dauern. Da muss der Landkreis besser werden und ich erhoffe mir von dem neuen Landrat, dass er da die Strukturen schärft."

Nachholbedarf auch im Nahverkehr

Auch im öffentlichen Nahverkehr gibt es Nachholbedarf. Zum Beispiel in der Gemeinde Michendorf. Der Saarmunder Bahnhof ist Schnittstelle zwischen Bus und Bahn. Hier verkehren die Züge Richtung Flughafen Schönefeld und in die Landeshauptstadt Potsdam. Deshalb kämpft die Gemeinde um eine neue Busverbindung zum Bahnhof Saarmund. Sogar eine neue Bushaltestelle am Rosengut Langerwisch hat sie gebaut, alles barrierefrei. Ein kleines Gewerbegebiet ist in der Nähe. So mancher Fahrgast würde hier also ein- und aussteigen. Doch hier hält leider nur der Schulbus, dreimal pro Tag über die Mittagszeit.

Das ärgert Michendorfs Bürgermeisterin Claudia Nowka. "Das Problem ist, dass der Landkreis in seinem letzten Haushaltsentwurf die Mittel für die Einrichtung einer regulären Buslinie gestrichen hat", sagt Nowka. Der Kreistag musste Kürzungen vornehmen. "Da ist leider auch diese Bushaltestelle, deren Einrichtung wir im Rahmen des Radwegebaus vornehmen konnten, gestrichen worden." Eine Bushaltestelle ohne Bus? Claudia Nowka hofft, dass unter dem neuen Landrat die Finanzierung der Linie nach Saarmund doch noch auf den Weg kommt.

Ob Buslinie oder Kitaplätze - am 6. Februar können die Mittelmärker entscheiden, wer sich als neuer Landrat darum kümmern wird. 180.000 Menschen sind aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Sollte es zu einer Stichwahl kommen, wird diese am 20. Februar stattfinden.

Sendung: Brandenburg aktuell, 05.02.2022, 19:30 Uhr

Beitrag von Claudia Baradoy

4 Kommentare

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  1. 4.

    Wer einen jetzt 60jährigen wählt, steht vor dem gleichen Dilemma wie bei unserem bisherigen Landrat - zu alt! Man ist 8 Jahre Landrat, insofern scheidet der FDP Kandidat aus Altersgründen schon mal aus... Und dann muss es ein Kandidat sein (egal von welcher Partei...), der in Zeiten von wie auch immer gearteten Maßnahmen diese ohne Peinlichkeiten durchsetzt, also keine Drohbriefe an Eltern kleiner Kinder oder so, und keine Ungereimtheiten, bitte. Dazu muss man einen "vernünftigen" Beruf haben. Mit Planungskompetenz. Abläufe und Organisationen verstehen. Damit filtert sich schon einiges weg...

  2. 3.

    Da haben Sie recht. Die Geschichte um Belzig ist eine Besondere, zum großen Nachteil von Werder. Und nur durch einen Herrn Koch damals recht undemokratisch durchgesetzt…

  3. 2.

    Sie huldigen Herrn Götz (FDP). Kennen sie ihn?

    Der Beitrag ist ergänzungsbedürftig, da die Beispiele nur die Spitze des Eisberges sind. Es gab in den letzten Jahren nur ein erkennbares Ziel: Bad Belzig, als Sitz der Verwaltung, auszubauen. Dort wurde investiert und andere Bereiche wurden vernachlässigt.

    Das Michendorfer Busdebakel ist typisch, wobei hier noch etwas Glück darin besteht, dass es eine Linie nach Potsdam gibt, die von der Landeshauptstadt mitgetragen wird.

    Neben dem Landrat gibt es noch einen Wahlhöhepunkt. Die Gemeinde "Seddiner See" bekommt eine/n (neue/n) Bürgermeister/in. Große Hoffnungen ruhen auf der Kandidatin der Freien Wähler. Der alte Bürgermeister geht auch vorzeitig in den Ruhestand. Sein Rückhalt wird nicht mehr da sein und wegen dem endlosen Debakel um den namensgebenden See (und dem benachbarten Golfplatz), gab es zuviel Unruhe unter der Bevölkerung.

    Die Wahllokale werden trotzdem relativ leer sein, da viele Bürger die Briefwahl bevorzugen.

  4. 1.

    Wenn soviel zu tun ist, ist das Parteibuch auf kommunaler Ebene eher unwichtig, die Schaffendsseite dafür umso mehr. Herr Goetz scheint mit Abstand da der Beste zu sein. Denn der Landrat ist wichtiger als ein Bürgermeister. Deshalb ist die Wahlbeteiligung sehr sehr wichtig.

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