Katastrophenschutz - Berlin soll bis zu 400 Sirenen bekommen

Mo 21.03.22 | 11:58 Uhr
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Luftschutzsirene auf einem Gebäude. (Quelle: dpa/Sammlung Foedrowitz)
Audio: Inforadio | 21.03.2022 | Amelie Ernst | Bild: dpa/Sammlung Foedrowitz

Dass das bundesweite Frühwarnsystem Lücken hat, wurde beim Warntag 2020 überdeutlich. Seitdem wurde immer wieder über ein Comeback der vielerorts bereits abgebauten Sirenen gesprochen. Nun werden die Überlegungen in Berlin konkret.

Bis zu 400 Sirenen zur Warnung vor Katastrophen werden wieder in Berlin aufgestellt. Zuerst seien sie für die Innenstadt in dicht bewohnten und von Touristen besuchten Gegenden geplant, teilte die Senatsinnenverwaltung am Montag mit. Derzeit würden die ersten Standorte für Sirenen auf Verwaltungsgebäuden bestimmt. Aus einem entsprechenden Förderprogramm des Bundes erhält Berlin 4,5 Millionen Euro. Für den Betrieb der Sirenen ist die Berliner Feuerwehr zuständig. Der "Tagesspiegel" hatte zuerst berichtet.

Warntag 2020 als "Fehlschlag" eingeschätzt

Die wartungsintensiven und daher teuren Sirenen wurden in Berlin bis in die 1990er Jahre vom Bund betrieben und dann nach dem Ende des Kalten Krieges wie in anderen Städten als Warnmittel im Zivilschutz abgeschafft. Ein bundesweiter Warntag hatte 2020 teils große Lücken im bundesweiten Frühwarnsystem aufgedeckt. Das Bundesinnenministerium sprach danach von einem "Fehlschlag", viele Menschen habe die zentral gesteuerte Test-Warnungen zu spät erreicht.

Im Frühjahr 2021 hatte der Bund dann ein Förderprogramm für Sirenen in Höhe von 88 Millionen Euro aufgelegt, auf das alle Bundesländer zugriffen. Der damalige Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) forderte, Sirenen als Mittel der Alarmierung der Bevölkerung müssten wieder überall verfügbar sein. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) argumentierte, besonders nachts könnten Sirenen wichtig sein, um Menschen in Notfällen zu wecken.

Flutkatastrophe und Ukraine-Krise

Der Katastrophenschutz in Friedenszeiten liegt in der Verantwortung von Ländern und Kommunen. Berlin hatte daher im Sommer 2021 geprüft, ob die Warnsirenen nötig seien. Die Flutkatastrophe im Westen Deutschlands im Juli verstärkte entsprechende Überlegungen in vielen Bundesländern. Der Krieg in der Ukraine rückte das Thema nun erneut in den Fokus.

In Berlin sind Sirenen als Ergänzung für andere Warnungen gedacht. Gewarnt wird auch über Smartphone-Apps wie "Nina" und "Katwarn", elektronische Werbetafeln an den Straßen, Anzeigen auf Bahnhöfen und in Bussen sowie Bahnen, über das Radio sowie Lautsprecherdurchsagen von Polizei und Feuerwehr.

Sendung: Inforadio, 21.03.2022, 12:00 Uhr

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28 Kommentare

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  1. 28.

    Hurra man hat das Raf wieder neu erfunden erst bauen wir alle Sirenen ab um diese Jahre später wieder auf zu bauen. Jetzt müssen doch auch die Kosten zur Instandhaltung der Sirenen da sein. Ich stelle mir auch die Frage wieso die Aussenbezirke noch aussen vor sind beim Aufstellen von Sirenen leben dort schlechtere Menschen wie in den Innenbezirken???

  2. 27.

    Wenn die Sirene heult, gut und schön. Aber was dann? Wer weiß denn die Signale zu deuten und Schutzräume giibt es nicht mehr. Also was dann?

  3. 26.

    „Die Funktion muss regelmäßig getestet werden und alle paar Monate gibt es einen Probealarm.“

    Ja, eben, nur „alle paar Monate“, wenn überhaupt so oft. Und dann auch nicht stundenlang, sondern nur einmal kurz, um die Funktionstüchtigkeit zu überprüfen. Aber „das wissen Sie wohl nicht.“

  4. 25.

    Das hatten wir ja alles. Wurde aber nach der Wende wegen angeblicher Lärmbelästigung abgebaut. Diese wieder zu errichten ist aus meiner Sicht eine sinnvolle Sache. Der Probeversuch der Warnung über die Medien und Smartphones usw. ist ja in Berlin kläglich gescheitert. Allein schon, weil nicht jeder ein Smartphone hat. Und selbst wenn, nützt es nur, wenn man die entsprechende App hat bzw. seine Handynummer registriert hat.

  5. 23.

    Das wissen Sie wohl nicht. Die Funktion muss regelmäßig getestet werden und alle paar Monate gibt es einen Probealarm. Katastrophen-, Luft-, Atomschutz je nach Umgebung sonst kann man die auch weglassen. In Lemberg und Kiew hülft es.
    Unnütz ist, die vielen Blaulichter und Sirenen von RtW und Bolizei bei mir hier 3x in 30 Minuten. Und wenn das Ziel erreicht ist läuft die RundumLeuchte weiter.

  6. 22.

    >"Wo in Deutschland war der Warntag denn ein Erfolg?"
    Bei uns! Eine Minute lang Katastrophen-Alarm aufundabschwellender Sirenenton. Das wurde hier in allen regionalen Medien auch gut verbreitet vorher, dass niemand dachte, die Russen kommen wirklich... oder ein Zunamie kommt und schwappt den Ruppiner See hoch.

  7. 21.

    „Ohje wie altmodisch diese zusätzliche Lärmbelästigung.“

    Glauben Sie eigentlich, diese Sirenen werden einfach so, völlig grundlos anfangen zu heulen? Wenn sie Sie im Ernstfall warnen (und dabei vielleicht auch aus dem Schlaf reißen), halten Sie das für Lärmbelästigung? Dann schlafen Sie wohl besser einfach immer mit Ohropax!

  8. 20.

    Erst wurden alle abgebaut und nun sollen wieder neue kommen????
    Warum denn das auf einmal???

  9. 19.

    >"Ohje wie altmodisch diese zusätzliche Lärmbelästigung."
    Aber sowas von altmodisch... wenn die Handynetze und der Strom für Kabelnetze ausfällt.

  10. 18.

    Doch, die gab es auf alle Fälle in den 60er Jahren, wenn Probealarm war, ist meine Mutter, die den 2. Weltkrieg erleben musste, ausgerastet, hat schlimme Erinnerungen geweckt. Hoffentlich bleibt uns das erspart!

  11. 17.

    Ohje wie altmodisch diese zusätzliche Lärmbelästigung.

  12. 16.

    In der Nähe meines Gartens bei Zossen, geht die Sirene noch.

  13. 15.

    In den allermeisten Kommunen (Dörfer und Städte) im Osten gibts die Sirenen bis heute und werden auch betriebsfähig gehalten. Davon ganz abgesehen gehen die hier in unserer Stadt mindestens 5 mal die Woche für die Alamierung der ehrenamtlichen Feuerwehrmannschaften zur Verstärkung der Berufsfeuerwehr. Und jeden Samstag um 12 Uhr gibts die Probesirene... nur einmal kurz. Schon wegen der Gegenwärtigkeit der Sirenen im Alltag sind die allermeisten auch damit vertraut, welche Signale was bedeuten. Ganz einfach so durchs Weitersagen, wenn einer mal fragt, was das für ein Geräusch ist.

  14. 14.

    „Dumme Frage: Gab es im ehem. West-Berlin eigentlich noch welche? Ich habe dort nie welche gesehen.“

    Sirenen sind eher scheue Wesen. Besser, als sie zu sehen, kann man sie mitunter hören.

  15. 12.

    Wo in Deutschland war der Warntag denn ein Erfolg? "Berlin schlecht" ist ja eine populäre Meinung, aber bei diesem Thema steht die Stadt wirklich nicht schlechter da als andere Regionen Deutschlands.

  16. 11.

    Mittwoch's um 13 Uhr war hörbar der Test.
    Gut, zunächst in der Innenstadt. Gemeint scheint mal wieder der S-Bahn-Ring. Verwaltungsgebäude unterstreicht das deutlich.
    Früher waren die Sirenen häufig auf den Gebäuden der Feuerwehr montiert.
    Ich stelle mein Dach zur Verfügung..... Außerhalb des Rings.

  17. 10.

    >"Die gewinnbringend vermarktet werden mussten, um BerlinSchulden zu bezahlen."
    Wie jetzt was??? Die Sirenen wurden an den Meistbietenden verkauft? Das wäre mir neu...
    Nicht neu ist hingegen ist, dass die Wartung der Sirenen dem Senat seinerzeit in seinem Sparzwang zu viel kostete.

  18. 9.

    Nationaler, Regionaler Alleingang war der
    Abbruch vorhandener Warnanlagen.
    Berlin, besonders Westberlin,
    hatte nämlich ganz schön viele,
    ganz schön wartungsteure Anlagen,
    Die auf öffentlichen Gebäuden standen,
    Die gewinnbringend vermarktet werden
    mussten, um BerlinSchulden zu bezahlen.
    Vergleiche auch Tafelsilber/ Berlin..

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