Rummelsburger Bucht - Coral World beantragt Fördergelder für umstrittenes Bauprojekt

Erst wurde das umstrittene Bauprojekt Coral World an der Rummelsburger Bucht größer als geplant. Dann kam ein ziemlich großes Hotel dazu. Und jetzt sollen es auch noch alle mitfinanzieren, weil für das Projekt öffentliche Förderung beantragt wurde.
Für das umstrittene Bauprojekt Coral World an der Rummelsburger Buch in Berlin-Lichtenberg wurden öffentliche Fördergelder beantragt. Das hat der rbb auf Nachfrage von der Senatswirtschaftsverwaltung erfahren.
Dabei handelt es sich um eine sogenannte GRW-Förderung (Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur"), ein Zuschuss von bis zu 30 Prozent der Investitionskosten. Die Senatsverwaltung schließt nicht aus, dass die Gelder bewilligt werden, zumal sie das Vorhaben begrüßt: "Die Mischung aus touristischen Angeboten, Dienstleistungen, Gastronomie, Gewerbeflächen und Erholung (Park) bietet eine Chance für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung der Region", heißt es aus der Verwaltung.
Zudem hat der Bezirk nach rbb-Informationen vor einer guten Woche eine Baugenehmigung erteilt.
Bezirksbürgermeister von Hotel-Plänen überrascht
Dabei herrscht weiter Unmut darüber, dass Coral World die Pläne für ein großes Hotel an diesem Standort offenbar lange zurückgehalten hat. In dem Konzept, auf dessen Grundlage die landeseigene Fläche 2016 verkauft wurde, sei von einem Hotel keine Rede gewesen, sagte die Linke-Abgeordnete Hendrikje Klein dem rbb. "Das Grobkonzept sagt in Gänze nur aus, dass es eine Bildungseinrichtung werden soll mit einem Aquarium, es geht um Naturschutz", es gehe darum Lebensräume darzustellen, zitiert Klein. Der rbb hat Ende Februar ebenfalls Einsicht in das Konzept beantragt, das wurde bislang aber noch nicht ermöglicht.
Erst Anfang März war bekannt geworden, dass zum Coral-World-Projekt auch ein großer Hotel-Komplex gehören soll. Auch der Bezirksbürgermeister von Lichtenberg, Michael Grunst (Linke) wurde nach eigener Aussage davon überrascht. Er erinnere sich nicht, dass der Investor den Bau eines Erlebnis-Hotels vorgestellt habe, als er das Projekt 2017 präsentierte, sagte Grunst dem rbb. Von einem Erlebnis-Hotel an diesem Standort halte er nichts.
Linke und Grüne setzen sich für Rückabwicklung ein
Das Projekt ist auch aus anderen Gründen umstritten: So war im Januar bekannt geworden, dass Coral World größer bauen will, als es der Bebauungsplan erlaubt. Entsprechende Befreiungen vom Bebauungsplan hatte der Investor beim Bezirk beantragt.
Die Abgeordnete Hendrikje Klein hofft trotz der erteilten Baugenehmigung, dass eine Rückabwicklung des gesamten Projekts möglich ist: "Die Juristen, mit denen ich gesprochen habe, die haben gesagt, es ist möglich, das Grundstück wieder zurück in die Hand der Berlinerinnen und Berliner zu geben." Darauf hofft auch der stadtentwicklungspolitische Sprecher der Grünen, Julian Schwarze. Er bezeichnete die Planungen als "monströs und falsch". "Wir werden uns dafür stark machen, dass eine Überprüfung des Vertrages am besten mit einer Rückabwicklung passiert", sagte er dem rbb.
40.000 Unterschriften gegen Bebauungsplan gesammelt
Das Bauprojekt an der Rummelsburger Bucht war bereits in den vergangenen Jahren immer wieder in die Kritik geraten. Die Initiative "Bucht für Alle" hatte mehr als 40.000 Unterschriften gesammelt, gemeinsam mit dem Verein Naturfreunde Berlin gegen den Bebauungsplan geklagt und hierzu einen Eilantrag am Oberverwaltungsgericht eingereicht. Dieser wurde jedoch Anfang Februar abgewiesen.
Für Aufregung gesorgt hatte auch die Auflösung des Obdachlosencamps an der Rummelsburger Bucht im Februar vergangenen Jahres. Sie war damit begründet worden, dass man die Betroffenen vor der Kälte schützen wolle. Kritiker sahen in der Aktion einen Vorwand, den Weg freizumachen für die Pläne des Investors.
Hier soll das Projekt "Coral World" gebaut werden

Sendung: Abendschau, 26.03.2022, 19:30 Uhr