Verkehrsbetriebe überrascht - Jarasch kündigt schnelle Umsetzung des 9-Euro-Tickets an

Bettina Jarasch will das geplante 9-Euro-Monatsticket für den Nahverkehr zügig umsetzen. Sowohl die Verkehrssenatorin als auch die Verkehrsbetriebe waren von dem Vorschlag überrascht. Für Berlin entstehen wohl Kosten von 50 Millionen Euro.
Die Berliner Senatorin für Umwelt und Mobilität, Bettina Jarasch (Grüne), begrüßt die angekündigte 9-Euro-Monatskarte für den Nahverkehr. Sie sei zwar von dem Vorschlag der Bundesregierung überrascht worden, sagte die Grünen-Politikerin am Freitag im Inforadio vom rbb, wolle aber nun schnell an der Umsetzung arbeiten.
Auch S-Bahn Berlin und der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) zeigten sich auf Twitter überrascht. Einzelheiten zur stark vergünstigten Monatskarte sollen demnach sobald wie möglich bekannt gegeben werden. Es sei aber nun nötig, die Umsetzung "schnellstmöglich mit allen Beteiligten" zu prüfen.
Jarasch fordert schnelle Umsetzung
Das sieht auch Jarasch so, die ankündigte, "sehr schnell" mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), der S-Bahn und dem VBB beraten zu wollen. Um die Menschen zu entlasten, müsse die Umsetzung schnell gehen. Ein genaues Datum könne sie aber noch nicht nennen.
Die Verkehrsminister der Länder beraten sich am Freitag, dabei sollen offene Fragen geklärt werden. "Für uns ist wichtig: Wer zahlt das in welcher Form?", so Jarasch weiter. "Es sollen, soweit ich das weiß, Regionalisierungsmittel herangezogen werden für dieses 9-für-90-Paket." Das seien Gelder, die für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs - mehr Wagen, dichtere Takte, neue Strecken - gedacht seien. "Insofern werden die Verkehrsminister viele Fragen haben", sagte Jarasch.
Fahrkarte für 9 Euro pro Monat als Entlastung
Die Bundesvorsitzende der Grünen, Ricarda Lang, hat mit Blick auf das geplante 9-Euro-Monatsticket betont, dieses gelte auch für Fahrgäste mit bestehendem Monatsabo. "So entlasten wir gezielt auch die, die heute schon den ÖPNV nutzen", teilte sie am Freitag auf Twitter mit.
Auch Jarasch stellte im Inforadio vom rbb in Aussicht, dass das 9-Euro-Ticket sowohl Neukunden als auch Abonnenten zu Gute kommen wird. Außerdem kündigte sie an, das Ticket zu nutzen, um für den öffentlichen Nahverkehr zu werben. Es gehe darum, Menschen langfristig an Bus und Bahn zu binden: "Das ist etwas, was wir nachhaltig brauchen: Für den Klimaschutz - aber auch, um unabhängig zu werden von Energie-Importen. Wir werden das nutzen für eine ÖPNV-Attraktivitäts-Offensive."
Kosten für Berlin: 50 Millionen Euro
Nach dem Willen der Bundesregierung soll im Rahmen des am Donnerstag vorgestellten Entlastungspakts angesichts der gestiegenen Energiepreise für 90 Tage eine Fahrkarte für 9 Euro pro Monat eingeführt werden. Die Umsetzung der geplanten günstigeren ÖPNV-Tickets könnte Berlin rund 50 Millionen Euro kosten - grob geschätzt. Es sei noch keine Zeit gewesen, das valide auszurechnen, ergänzte die Verkehrs- und Klimaschutzsenatorin.
Kurzfristige Entlastungen seien jetzt nötig, so Jarasch, die das Entlastungspakt lobte. Die hohen Energiepreise, die sich auch auf die Preise von Lebensmitteln niederschlagen würden, trieben immer mehr Menschen in Berlin um. Da müssten Sorgen ein bisschen genommen werden, auch mit Entlastungen, die nichts mit Klimaschutz zu tun haben, so die Senatorin.
Friederici fordert Geld vom Bund
Oliver Friederici, verkehrspolitischer Sprecher der Berliner CDU-Fraktion, forderte derweil, dass das Entlastungspaket der Bundesregierung "keinesfalls auf Kosten der Nahverkehrsbetriebe in Berlin und Brandenburg gehen" dürfe. Ein Ausgleich aus Regionalisierungsmitteln "würde dazu führen, dass weniger Gelder für den Ausbau von Bussen und Bahnen zur Verfügung steht, so der CDU-Politiker weiter. Daher lehne die CDU das auch ab. Zudem sei der Investitionsbedarf in Strecken und Fahrzeuge in Berlin hoch.
Die Christdemokraten sehen den Bund in der Pflicht, die Verkehrsunternehmen in den Städten und Gemeinden finanziell zu unterstützen.
Sendung: Inforadio, 25.03.2022, 7:05 Uhr