Verkehrsbetriebe überrascht - Jarasch kündigt schnelle Umsetzung des 9-Euro-Tickets an

Fr 25.03.22 | 12:41 Uhr
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Grüne-Politikerin Bettina Jarasch (Quelle: imago/Fotostand/Reuhl)
Video: Brandenburg Aktuell | 25.03.2022 | C. Krippahl | Bild: imago/Fotostand/Reuhl

Bettina Jarasch will das geplante 9-Euro-Monatsticket für den Nahverkehr zügig umsetzen. Sowohl die Verkehrssenatorin als auch die Verkehrsbetriebe waren von dem Vorschlag überrascht. Für Berlin entstehen wohl Kosten von 50 Millionen Euro.

Die Berliner Senatorin für Umwelt und Mobilität, Bettina Jarasch (Grüne), begrüßt die angekündigte 9-Euro-Monatskarte für den Nahverkehr. Sie sei zwar von dem Vorschlag der Bundesregierung überrascht worden, sagte die Grünen-Politikerin am Freitag im Inforadio vom rbb, wolle aber nun schnell an der Umsetzung arbeiten.

Auch S-Bahn Berlin und der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) zeigten sich auf Twitter überrascht. Einzelheiten zur stark vergünstigten Monatskarte sollen demnach sobald wie möglich bekannt gegeben werden. Es sei aber nun nötig, die Umsetzung "schnellstmöglich mit allen Beteiligten" zu prüfen.

Jarasch fordert schnelle Umsetzung

Das sieht auch Jarasch so, die ankündigte, "sehr schnell" mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), der S-Bahn und dem VBB beraten zu wollen. Um die Menschen zu entlasten, müsse die Umsetzung schnell gehen. Ein genaues Datum könne sie aber noch nicht nennen.

Die Verkehrsminister der Länder beraten sich am Freitag, dabei sollen offene Fragen geklärt werden. "Für uns ist wichtig: Wer zahlt das in welcher Form?", so Jarasch weiter. "Es sollen, soweit ich das weiß, Regionalisierungsmittel herangezogen werden für dieses 9-für-90-Paket." Das seien Gelder, die für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs - mehr Wagen, dichtere Takte, neue Strecken - gedacht seien. "Insofern werden die Verkehrsminister viele Fragen haben", sagte Jarasch.

Fahrkarte für 9 Euro pro Monat als Entlastung

Die Bundesvorsitzende der Grünen, Ricarda Lang, hat mit Blick auf das geplante 9-Euro-Monatsticket betont, dieses gelte auch für Fahrgäste mit bestehendem Monatsabo. "So entlasten wir gezielt auch die, die heute schon den ÖPNV nutzen", teilte sie am Freitag auf Twitter mit.

Auch Jarasch stellte im Inforadio vom rbb in Aussicht, dass das 9-Euro-Ticket sowohl Neukunden als auch Abonnenten zu Gute kommen wird. Außerdem kündigte sie an, das Ticket zu nutzen, um für den öffentlichen Nahverkehr zu werben. Es gehe darum, Menschen langfristig an Bus und Bahn zu binden: "Das ist etwas, was wir nachhaltig brauchen: Für den Klimaschutz - aber auch, um unabhängig zu werden von Energie-Importen. Wir werden das nutzen für eine ÖPNV-Attraktivitäts-Offensive."

Kosten für Berlin: 50 Millionen Euro

Nach dem Willen der Bundesregierung soll im Rahmen des am Donnerstag vorgestellten Entlastungspakts angesichts der gestiegenen Energiepreise für 90 Tage eine Fahrkarte für 9 Euro pro Monat eingeführt werden. Die Umsetzung der geplanten günstigeren ÖPNV-Tickets könnte Berlin rund 50 Millionen Euro kosten - grob geschätzt. Es sei noch keine Zeit gewesen, das valide auszurechnen, ergänzte die Verkehrs- und Klimaschutzsenatorin.

Kurzfristige Entlastungen seien jetzt nötig, so Jarasch, die das Entlastungspakt lobte. Die hohen Energiepreise, die sich auch auf die Preise von Lebensmitteln niederschlagen würden, trieben immer mehr Menschen in Berlin um. Da müssten Sorgen ein bisschen genommen werden, auch mit Entlastungen, die nichts mit Klimaschutz zu tun haben, so die Senatorin.

Friederici fordert Geld vom Bund

Oliver Friederici, verkehrspolitischer Sprecher der Berliner CDU-Fraktion, forderte derweil, dass das Entlastungspaket der Bundesregierung "keinesfalls auf Kosten der Nahverkehrsbetriebe in Berlin und Brandenburg gehen" dürfe. Ein Ausgleich aus Regionalisierungsmitteln "würde dazu führen, dass weniger Gelder für den Ausbau von Bussen und Bahnen zur Verfügung steht, so der CDU-Politiker weiter. Daher lehne die CDU das auch ab. Zudem sei der Investitionsbedarf in Strecken und Fahrzeuge in Berlin hoch.

Die Christdemokraten sehen den Bund in der Pflicht, die Verkehrsunternehmen in den Städten und Gemeinden finanziell zu unterstützen.

Sendung: Inforadio, 25.03.2022, 7:05 Uhr

142 Kommentare

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  1. 142.

    Ist formal richtig, man könnte es aber auch sein lassen, denn Beamte zahlen ihre Steuern aus den Steuern von Nicht-Staatsbeschäftigten. Ist also eh nur linke Tasche, rechte Tasche.

  2. 141.

    Hallo Karin,
    ich würde mich an Ihrer Stelle erst mal informieren, bevor Sie äußern, dass Beamte auch Steuern zahlen sollten.
    Anscheinend kennen Sie keine Beamten, sonst würden Sie nicht solch einen Schwachsinn von sich geben - hoffe ich zumindest.
    Beamte zahlen genau so Steuern wie alle anderen Menschen in einem Beschäftigungsverhältnis.

  3. 140.

    Gerade gelesen:
    Müllabfuhr wird wegen steigender Tankpreise teurer.
    Da verzichte ich lieber freiwillig auf 3-monatiges-Billigfahren, um dann evtl. nicht ab Juni das Doppelte zu zahlen.
    Es entsteht doch wieder eine Spirale ohne Ende ...
    Preise steigen - Löhne MÜSSEN steigen - Renten MÜSSEN steigen ... wo führt das alles nur hin?

  4. 139.

    Meinen Sie wirklich, dass DER Autofahrer mit den Öffis fährt, da es für 3 Monate billiger ist?
    Ich glaube, dies ist ein Wunschdenken.
    Das Geld - auch für den ganzen bürokratischen Aufwand - wäre m.E. sinnvoller für mehr Sicherheit, Sauberkeit, Zuverlässigkeit und weiteren Verbindungen (Neubau Tram / U-Bahn ect.)

  5. 138.

    Sehe ich genauso.
    Es sollte doch eher z.B. der kleine Bäcker, Handwerksfirmen usw. wegen steigender Energiekosten unterstützt werden.

    Und evtl. auch mal überlegen, ob wir wirklich teueres Brot (Wegwerfen - Überproduktion?) und billigen Kuchen brauchen oder kostenloses Mittagessen in Schulen (evtl. schon 10 Euro im Monat würde Wertschätzung fürs Essen bei Schülern etwas bewirken?)

    Jetzt wäre es m.E. die richtige und wichtige Zeit etwas an unserer "Luxusschraube" drehen.
    Lebensmittel "für die Tonne", Erdbeeren im Winter, Rosen aus Ägypten, Steaks aus Kanada und vieles, vieles mehr

  6. 137.

    Grundsätzlich finde ich das 9 Euro eine gute Idee. Ich halte aber in Berlin nicht durchführbar da die Züge in Berlin zu Stoßzeiten jetzt bereits schon überlastet seien. Daher halte ich nur mit zeitbegrenzung einsetzbar. Es gibt aus meiner Sicht in Berlin keine
    Kapazitäten für noch mehr Fahrgäste. Vom Personal will da gar nicht erst reden. Gruß Jonas

  7. 136.

    Die Lebenswirklichleit vieler Menschen hier in der Region sieht zu oft anders aus. Viele wollen trotz Tram vor der Haustür weiter MIVen, egal ob Rentner in Rüdersdorf oder Familienvater an der Invalidenstrasse. Andere haben selbst in B. leine Alternative. Auch deshalb nimmt die KFZ-Dichte in B. und der Verkehr auf z.B. der Heerstraße zu. Wer in der Region gerade in der HVZ den ÖPNV nutzt, weiß um die hohe Auslastung. Dessen Ausbau kommt trotz grüner Verkehrssenatorin in Berlin kaum voran. Es gibt selbst im Senat Widerstand wie z.B. den der Linken gegen die Verlängerung der Tram zum Hermannplatz. Wg. der paar Meter Tram zum Ostkreuz gibt es mehr Einwender als wg. Tesla. Selbst banale Busspuren hängen hier in der Warteschleife fest.

  8. 135.

    Erhöhung der Taktfrequenz?
    Wo soll das Fahrpersonal herkommen?
    Sehr gut überlegt. Sie machen Ihrem Namen Ehre Herr "Überleger".

  9. 134.

    Bei den Überlegungen bleibt es hoffentlich.
    Wie hoch will sich Berlin denn noch verschulden, um einigen Menschen Geschenke zu machen.
    DAS IST IDIOTISCH !!!!
    Wollen wir unseren Kindern und Enkeln ein bankrottes Land hinterlassen?

  10. 133.

    Habe ich was verpasst? Sind die öffentlichen hoch subventionierten Verkehrsmittel gerade teurer geworden für das Volk??? Warum sollen jetzt die Öffis billiger werden, wenn es an der Tankstelle richtig wehtut zu tanken? Oder müssen jetzt die Reisenden der Öffis Benzin von der Tankstelle mitbringen, damit der Bus fahren kann? Und wo ist soziale Gerechtigkeit für die Menschen, die nicht im Berliner Speckgürtel wohnen und den Luxus der Öffis haben? Was ist mit den Menschen, die nicht diese Ticket nutzen können und wo auch nicht alle 5 Min ne U-Bahn fährt?
    Übrigens BVG-Busse sind enorme Kraftstofffresser. BVG-Doppeldecker schlucken ca. 63 Liter auf 100 Kilometern. 3,3 Liter Sprit braucht es laut BVG im Durchschnitt, um einen Fahrgast mit dem Bus hundert Kilometer durch Berlin zu fahren. Und ein Auto was 5 Liter braucht in der Stadt und mit nur 2 Menschen unterwegs ist? ...na egal, das schaffen wir.

  11. 132.

    Ach Her/Frau/Divers Teichert schön wenn man/frau/divers Träume hat. Wer soll das bezahlen? Autofahrer, die die Melkkühe von Deutschland sind gibt es ja dann nicht mehr in ihrer Welt. Na egal, dann nimmt unsere herschende Klasse noch mehr Kredite auf. Wahrscheinlich kommt dann die nächste Verkehrswende "Wir bleiben zu Hause"

  12. 131.

    Stimmt! Weder ein Tisch, noch einer der drauf hauen würde. ; )

  13. 130.

    Schneller Vorschlag für Frau Jarrasch,
    ABC am Automaten als Monatsticket für 9 Euro. Abokunden erhalten 3 Monate die Differenz und dürfen auch wenn sie normalerweise nur AB haben, ABC fahren.
    Fertig.
    Vielleicht noch die Taktfrequenz erhöhen, damit auch alle mitfahren können, die das nutzen wollen.

  14. 127.

    Ich würde schon gerne gegen den Klimawandel was tun. Aber wenn selbst unsere Politiker nichts dafür tun, siehe Tesla im Trinkwasserschutzgebiet, dann haben Sie leider Recht.

  15. 126.

    Ich finde schon, dass es auch der Preis ist, der Autofahrer motivieren könnte, auf das öffentliche Verkehrsnetz umzusteigen. Ein besser ausgebautes Verkehrsnetz, bessere Verlässlichkeit bei der Einhaltung der Fahrpläne sowie kürzere Intervalle vor allem im Berliner Umland sind natürlich auch entscheidende Faktoren.

  16. 125.

    Das gleiche Hick-Hack wie bei Corona.
    Jeder muss sich profilieren, unsere Regierung treibt täglich "eine neue Sau" durch die Stadt ... evtl. wird dann mal über die Umsetzung nachgedacht und wahrscheinlich wieder die Ausnahmen von den Ausnahmen beschlossen.
    Es ist nur noch zum Ko...
    Warum haut nicht mal einer hier kräftig auf den Tisch? Ach ja, keiner da.

  17. 124.

    So einfach ist das nicht, das Tarif System ist komplex. Wenn müssen sie das VBB Gesamtnetz für 9€ abgeben. Das wären pro Monat 213,60 € . Würden nur Einzelne Bereiche Freigegeben hätten viele Pendler ein Problem. Sie hätten ABC benötigten zu Tesla aber ABC +LOS.

    Sinn macht also nur das Gesamtnetz für alle Monatskarten freizugeben....

  18. 123.

    OT: Der Berlinpass wird zum 30.06.2022 abgeschafft und durch einen sogenannten Berechtigungsschein ersetzt. Informationen gibt es auf den Seiten der Bürgerämter und teilweise auf den Seiten der Jobcentren.

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