Internationaler Frauentag in Berlin und Brandenburg - Demos, Veranstaltungen und (k)ein Feiertag

Im Fokus der Veranstaltungen und Demos anlässlich des Internationalen Frauentags - ob als Feiertag wie in Berlin oder als Arbeitstag wie in Brandenburg - steht das Leid der ukrainischen Frauen. Tausende Aktivistinnen waren auf den Straßen der Hauptstadt unterwegs.
Anlässlich des Internationalen Frauentags haben an diesem Dienstag in Berlin zahlreiche Demonstrationen, Proteste und Veranstaltungen stattgefunden, von denen Aktivistinnen, Veranstalter und Polizei bereits am Mittag mehrere tausend Teilnehmer vermeldeten.
Gote erinnert an das Kriegsleid vieler Frauen aus der Ukraine
Im Fokus vieler Proteste stand dabei der Krieg in der Ukraine. Berlins Gleichstellungssenatorin Ulrike Gote (Grüne) wies darauf hin, dass insbesondere Frauen und ihre Kinder auf der Flucht seien, viele seien schon in Berlin angekommen oder werden noch kommen. Unzählige Familien habe der Krieg auseinandergerissen: "In Konflikten nimmt die Gefahr sexueller Gewalt zu, vor allem bei Frauen, die fliehen oder sichere Unterkünfte verlassen müssen. In Berlin finden sie Sicherheit und die gesundheitliche und psychologische Unterstützung, die sie brauchen. Meine Gedanken sind auch bei den mutigen Frauen, die ihr Land verteidigen", unterstrich Gote.
Brandenburgische Frauenwochen zum Thema "Gehen oder Bleiben"
Auch für Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) steht in diesem Jahr vor allem auch die Solidarität mit den Frauen in der Ukraine im Vordergrund, die besonders unter den Folgen des russischen Krieges gegen das Land zu leiden hätten. Daher widmen sich die Brandenburgischen Frauenwochen [frauenpolitischer-rat.de], die im Zusammenhang mit dem 8. März im Land veranstaltet werden dem Thema "Gehen oder Bleiben". Vor dem Hintergrund des völkerrechtswidrigen Krieges in der Ukraine habe dieses Themenfeld eine dramatische Aktualität. "Hunderttausende ukrainische Frauen stehen vor der Entscheidung, zu bleiben oder ihre Heimat zu verlassen und ihre Kinder in Sicherheit zu bringen", sagte Woidke. Es gehe um die nackte Existenz und die körperliche und seelische Unversehrtheit. Deshalb sei es besonders wichtig, dass jetzt alle zusammenstehen. Er bedankte sich für die große Solidarität der Brandenburger.
Woidke rief außerdem zu mehr Chancengleichheit für Frauen in der Gesellschaft auf. Dieser Tag sei jedes Jahr Anlass, die Lebens- und Arbeitssituation von Frauen verstärkt in den Blick zu nehmen. "Das muss aber jeden Tag Thema sein. Jeder Frau muss es möglich sein, ihr Leben nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten", betonte er.
Die Brandenburgischen Frauenwochen waren bereits am vergangenen Donnerstag eröffnet worden. Aufgrund der Corona-Pandemie finden sie wie im vergangenen Jahr ganzjährig bis zum 31. Dezember statt. Es gibt zahlreiche Veranstaltungen wie Diskussions- und Gesprächsrunden, Workshops, Ausstellungen, Theater und Lesungen. Im Veranstaltungskalender des Frauenpolitischen Rats sind Angebote des ganzen Landes gelistet [frauenpolitischer-rat.de].
8. März seit 2019 in Berlin Feiertag
Berlin entschied sich im Januar 2019, diesen Tag als gesetzlichen Feiertag einzuführen. "Wie kein anderes Datum steht der 8. März für den langen Weg hin zur Gleichstellung der Geschlechter", hatte der damalige Berliner Regierungschef Michael Müller (SPD) dazu erklärt.
In diesem Jahr kündigten viele Aktist:innen und Veranstalter:innen Proteste und Demonstrationen tausender Menschen auf den Straßen Berlins an. Die wohl größte Demonstration startete am Nachmittag in Wedding: "Frauen*kampftag 2022". Wie die Polizei mitteilte, seien hier mehrere tausend Teilnehmer angekündigt. Vom Leopoldplatz soll es über verschiedene Zwischenstationen zur Seestraße gehen.
In Berlin-Kreuzberg trafen sich hunderte Frauen am Mittag zu einer Fahrraddemonstration am Mariannenplatz. Sie radeln unter dem Motto "Ab auf das Rad gegen‘s Patriarchat" durch Berlin.
Protest vor der russischen Botschaft
Zu einer Kundgebung vor der Russischen Botschaft Unter den Linden in Mitte versammelte sich bis zum Mittag eine Anzahl von Teilnehmerinnen und Teilnehmern im unteren vierstelligen Bereich, wie ein Polizeisprecher dem rbb sagte. Es gebe noch immer starken Zulauf zu der Veranstaltung. Die Kundgebung richtet sich gegen den Krieg in der Ukraine und soll auf die Lage ukrainischer Frauen aufmerksam machen.
Zu einer weiteren Frauentags-Demonstration am Rosa-Luxemburg-Platz, zu der die Gewerkschaft ver.di aufgerufen hatte, kamen ebenfalls Hunderte Menschen. Die Zahl liegt der Polizei zufolge im oberen dreistelligen Bereich.
"Rosen für Clara": Das FrauenNetz Marzahn-Hellersdorf legte - wie nun bereits seit über 20 Jahren am internationalen Frauentag Blumen am Clara-Zetkin-Denkmal in Ahrensfelde nieder.
Zudem sind weitere Veranstaltungen - verteilt über das gesamte Stadtgebiet geplant [berlin.de].
Trotz Vorstoß der Linken, 8. März in Brandenburg kein Feiertag
Brandenburgs Politik hatte sich in diesem Jahr noch dagegen ausgesprochen, den 8. März so wie in Berlin zum gesetzlichen Feiertag zu erklären, obwohl vor rund zwei Wochen im Potsdamer Landtag ein entsprechender Antrag der Linksfraktion eingebracht worden war. Die Linken trafen hier auf wenig Zustimmung. Die Landtagsmehrheit aus SPD, CDU, Grünen sowie der oppositionellen AfD stimmte gegen den Antrag, Linke und BVB/Freie Wähler hatten dafür votiert.
Während die Grünen anführten, dass aktuell nicht die Zeit für einen solchen Feiertag sei, denn jetzt müsste erstmal die Pandemie überwunden werden, erklärten SPD-Vertreter, dass es sich zwar um einen Kampftag handele. Aber die Sensibilisierung für Gleichberechtigung müsse ständig geschehen und nicht nur am 8.März. Innenminister Michael Stübgen (CDU) lehnte den Vorstoß ebenfalls ab. Es gebe Morde an Frauen wegen ihres Geschlechts, es gebe Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt würden und solche, die wegen ihres Geschlechts nicht befördert würden, sagte er. Ein gesetzlicher, arbeitsfreier Frauentag helfe diesen Frauen allerdings null und nichts. Er sprach von einem "Show-Antrag". AfD-Vertreter nannten den Antrag "überflüssig, weil Frauen von der deutschen Mehrheitsgesellschaft eben nicht diskriminiert werden".
Laut Umfrage aus dem Jahr 2021 favorisiert jeder zweite Bundesbürger aber einen Feiertag
Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov aus dem vergangenen Jahr sollte der 8. März nach Ansicht jedes zweiten Bundesbürgers in ganz Deutschland gesetzlicher Feiertag sein. So sprachen sich 47 Prozent der Befragten für diesen Schritt aus. Nur 29 Prozent der Bundesbürger wäre nicht damit einverstanden.
Sendung: Abendschau, 08.03.2022, 19:30 Uhr