15 Versammlungen geplant - 5.000 Polizisten sollen Demos am 1. Mai in Berlin sichern

Mi 27.04.22 | 08:58 Uhr
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Polizisten laufen am 1. Mai 2021 am Görlitzer Bahnhof in Berlin Kreuzberg über die Straße. (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Audio: rbb 88,8 | 27.04.2022 | Silke Mehring | Bild: dpa/Paul Zinken

In den vergangenen Jahren war vor dem 1. Mai das Hauptthema die Pandemie und ihre Auswirkungen auf die Demonstrationen. In diesem Jahr redet niemand mehr über Masken und Abstände. Es geht wieder um Demo-Routen, Polizeitaktik und Ausschreitungen.

Die Straßen in Berlin-Neukölln werden am Abend des 1. Mai voraussichtlich richtig voll werden. Die Behörden rechnen mit mehreren zehntausend Demonstrierenden. Insgesamt rund 5.000 Polizisten sollen bei den zahlreichen Demonstrationen im Einsatz sein.

Etwa die Hälfte davon kommt zur Unterstützung aus anderen Bundesländern und von der Bundespolizei, wie Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Dienstag sagte. Diese Zahl entspricht etwa der Größenordnung der vergangenen Jahre.

15 Demonstrationen sind angemeldet

Insgesamt 15 Demonstrationen seien angemeldet, sagte Spranger, die erst seit einigen Monaten im Amt ist. Der allergrößte Teil der Menschen werde friedlich demonstrieren. An Abend bei der traditionellen 18.00 Uhr-Demonstration der linken und linksextremen Szene sei aber "höchstwahrscheinlich" mit Gewaltausbrüchen zu rechnen. 500 Teilnehmer aus der linksextremen Szene würden laut Spranger erwartet.

Spranger hoffe, dass der Maifeiertag friedlich ablaufe. "Aber das wird sich dann entsprechend entscheiden, weil solche Kundgebungen zum 1. Mai eben auch immer die Plattform für radikale bis extremistische Proteste bieten", so Spranger. Ein kleiner Teil der Demonstranten werde wohl die Lage ausnutzen für "Stein-, Pyrotechnik- oder Flaschenwürfe".

Polizei plant Konzept der "ausgestreckten Hand"

Die Polizei sei "sehr, sehr gut vorbereitet". Sie verfahre wieder nach dem Prinzip der "ausgestreckten Hand". Das bedeutete immer, dass die Polizei auf Kommunikation setze, solange es friedlich bleibt. Details der Polizeitaktik wollte Spranger nicht nennen, um nicht "weitere Konfliktpotenziale" zu schaffen.

Zur Frage, ob die Polizei Wasserwerfer bereithalte, sagte sie, das sei angesichts der Straßenfeste nicht erstrebenswert. "Mit Wasserwerfern bin ich sehr vorsichtig. Da muss man sehr aufpassen." Sie rate da eher ab, aber die Polizei entscheide letztlich über solche Einsätze.

Streckenverlauf der "Revolutionären 1. Mai-Demo" noch unklar

Die genaue Strecke der sogenannten "Revolutionären 1. Mai-Demonstration" durch Neukölln steht laut Spranger immer noch nicht fest, weil der Bezirk auf der Sonnenallee und dem Hermannplatz Straßenfeste geplant habe. Die Polizei führe noch Gespräche mit den Anmeldern der Demonstration, unter Umständen müsste ein Gericht entscheiden.

Beginnen soll die linke und linksextreme Demonstration am Abend in diesem Jahr auf dem Hertzbergplatz an der Sonnenallee in Neukölln. Der Endpunkt ist in Kreuzberg auf dem Oranienplatz geplant. Ob die Demonstranten dort ankommen, ist allerdings völlig offen.

Gerechnet wird mit 5.000 bis 20.000 Teilnehmern, wie am Montag vom Verfassungsschutz mitgeteilt wurde. Der Titel lautet: "Revolutionärer Erster Mai: Yallah Klassenkampf - No war but classwar!". Besonders thematisiert wird auf Plakaten wohl auch die geplante Polizeiwache am Kottbusser Tor.

Ein Hubschrauber, der am Montag und Dienstag lange über Kreuzberg, etwa im Bereich der Oranienstraße, flog, hat laut Polizei keinen Bezug zu den geplanten Demonstrationen. Es gehe um Luftaufnahmen in ganz Deutschland zum Thema Gewässer- und Umweltschutz, sagte eine Sprecherin.

Gewerkschaft der Polizei sieht sich vor "großer Herausforderung"

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht sich vor einer großen Herausforderung, die es zu meistern gelte. Durch den weitgehenden Wegfall der Infektionsschutzmaßnahmen erwartet die Gewerkschaft viele Menschen auf der Straße, gleichzeitig fehle mit dem abgesagten Myfest ein wichtiges deeskalierendes Vehikel. Auch die Lücken im Versammlungsfreiheitsgesetz würden Extremisten in die Karten spielen, sagte GdP-Landesvize Stephan Kelm am Mittwochmorgen.

Es wird kein Kindergeburtstag.

Stephan Kelm, Stellvertretender Vorsitzender der GdP-Berlin

"Wir werden keinen 1. Mai wie in den späten 1980ern erleben, aber es wird eben auch kein Kindergeburtstag", so Kelm. Man erwarte ein "durchaus spürbares Gewaltpotential". Man werde für die diversen Versammlungslagen alle verfügbaren Einsatz- und Alarmhundertschaften (5) in den Dienst rufen. Der Personalansatz sei damit mit dem aus den letzten Jahren vor der Pandemie vergleichbar. Man werde beim Blick auf die aktuellen politischen Konfliktlagen und die Ankündigungen aus dem linksextremen Szenebereich "jede und jeden Einzelnen brauchen", sagte Kelm, "Berlin wird sicher sein, auch wenn vielleicht mal irgendwo ein Müllcontainer etwas länger brennt“, sagte er.

Großes Fahrradkorso am Nachmittag durch Grunewald

Schon am Nachmittag des 1. Mai werden mehr als 10.000 Demonstranten bei einem großen Fahrradkorso durch den Villen-Stadtteil Grunewald erwartet. Am 30. April sind am Nachmittag und Abend eine große linke Demonstration durch Wedding, ein Straßenfest in der Nähe des von Linksautonomen teilbesetzten Hauses in der Rigaer Straße und eine feministische Frauen-Demonstration von Prenzlauer Berg nach Mitte geplant.

Im vergangenen Jahr demonstrierten mehrere Tausend Menschen in Neukölln. An einigen Stellen kam es zu Gewaltausbrüchen, die Polizei löste die Demonstration auf. Gewalt von kleineren Gruppen aus der linksautonomen Szene und Angriffe auf die Polizei gehörten in den vergangenen Jahrzehnten zum üblichen Ablauf der Demonstration. Die großen Straßenschlachten der 80er- und 90er-Jahre gab es allerdings schon lange nicht mehr.

Zahlreichen Verkehrseinschränkungen am gesamten Wochenende

Der Berliner Senat hat derweil über zahlreiche Verkehrseinschränkungen informiert: Schon ab Samstag, ca. 12:00 Uhr wird die Straße des 17. Juni zwischen Yitzhak-Rabin-Straße und Brandenburger Tor gesperrt. Auch die Ebertstraße zwischen Behrenstraße und Scheidemannstraße wird ab diesem Zeitpunkt bis zum Sonntagabend, ca. 20:00 Uhr voll gesperrt sein.

Für den traditionellen Aufzug des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) werden am Sonntag auch die Alexanderstraße in Mitte, die Karl-Liebknecht-Straße und Unter den Linden gesperrt werden. Der Demonstrationszug startet gegen 10:00 Uhr.

In Neukölln finden mehrere Straßenfeste statt. Gesperrt werden unter anderem die Karl-Marx-Straße im Bereich Rathaus Neukölln, der Hermannplatz inklusive des Kreuzungsbereiches Urbanstraße/Sonnenallee/Kottbusser Damm sowie die Sonnenallee zwischen Reuterstraße und Pannierstraße.

Für die Dauer der Straßensperrungen werden auch die betroffenen Bus- und Tramlinien unterbrochen oder umgeleitet - die BVG werde kurzfristig darüber informieren, heißt es in einer Senatsmitteilung.

Sendung: Abendschau, 26.04.22, 19:30 Uhr

23 Kommentare

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  1. 23.

    Stimmt. Die Polizei wirft nicht mit Steinen, die werfen mit Wasser ;-).Also Leute, was ist denn nur mit euch los? Der Deutschlehrer wettert gegen den Geschichtslehrer, alles wird auf die Goldwaage gelegt. Warten wir doch mal in Ruhe ab. Bis jetzt haben wir doch immer den 1. Mai überstanden und ich glaube, dass wir das auch dieses Jahr schaffen. Entspannt euch doch alle mal. Und wenn es zu bunt wird, dann greift die Polizei doch auch durch.

  2. 22.

    So unterschiedlich kanns sein:
    Werden die Rechten Idioten bei einer Schweinerei erwischt
    -Unschuldsvermutung
    -Verfahren abwarten
    -False Flag
    uswusf
    Droht eine linke Demo am 1. Mai, in den vergangenen Jahren immer weitaus friedlicher als herbeigeschrieben, tobt hier schon vorsorglich der Spießerbär.

  3. 19.

    Hmm, nun gehen aber die Pferde ein bisschen mit Ihnen durch. Ich habe Ihre Angabe lediglich korrigiert und Sie gefragt, warum Sie bekannte Inhalte immer und immer wieder posten. Und ich habe Sie bereits mehrfach gebeten, dass Sie Ihre Kommentare halbwegs lesbar verfassen. Dafür, dass Form und Inhalt Ihrer Kommentare so fehlerhaft sind, kann ich nun wirklich nichts.

  4. 18.

    Was ist passiert ich dachte wir gehen jetzt alle toleranter miteinander um,warum jetzt diese Schimpftiraden ,oder gilt das nicht für Sie sondern immer nur für die Anderen ? Ich war jetzt jedenfalls nicht ausfällig ihnen gegenüber.

  5. 17.

    Witzbold. Das ist alles soweit bekannt. Ändert nichts daran, dass es Ende des 19. Jahrhunderts war, nicht des 18. Jahrhunderts. Und warum posten Sie den Inhalt Ihres Beitrags immer und immer wieder? Und Ihr laienhafter Auftritt als Geschichtslehrer wäre weniger peinlich, wenn Sie zumindest etwas Wert auf Rechtschreibung und Grammatik legen würden...

  6. 16.

    Da wir hierzulande die Soziale Marktwirtschaft haben, bleibt solcher Wunsch unerfüllt, ergo, zum Protest dort hin gehen wo man entsprechendes vorfindet.

  7. 15.

    Guten Morgen Ansgar
    1.Mai der Ursprung geht zurück auf die US amerikanische Arbeiterbewegung, am 1.Mai 1886 riefen Arbeitergewerkschaften zu einem Generalstreik auf,dem sogenannten Moving Day da liefen traditionell die alten Arbeitsverträge aus und es wurden neue abgeschlossen. Der Streik dauerte mehrere Tage und es gab danach auch Tote und Verletzte. Seit dem 1.Mai 1890 haben die US Amerikaner den 8 Std Tag. Jetzt zu Deutschland, im April 1919 beschloss die national Versammlung der Weimarer Republik den 1.Mai zum Feiertag zu erklären besser bekannt zum Tag der Arbeit. Das wäre jetzt die Kurzfassung, so besser? Zu meiner Verteidigung ich wollte den Kommentar eigentlich nur einmal schreiben und da er nicht zeitnah erschienen ist dachte ich er wurde nicht veröffentlicht und hatte ihn dann noch einmal verfasst , man kann über alles reden. MfG

  8. 14.

    Der Ursprung liegt im Ende des 19. Jahrhunderts. Vielleicht verwechseln Sie da was mit der Französischen Revolution? Ihre Kommentare klingen etwas verwirrt...

  9. 13.

    So ist es. Wir spendieren der Polizei ja auch durch unsere Steuern tolle neue Aufruhrausrüstung inklusive Wasserwerfern. Wäre doch schade, wenn der Krempel vor sich hin gammelt, wie die Panzer bei Rheinmetall. So können die das ganze Zeug wenigstens mal auf Funktion prüfen. Es ist ja leider auch so, dass die Krawallmacher noch weniger Gehör für ihre Anliegen finden als diejenigen, die friedlich demonstrieren. Eigentlich könnte man wirklich besser mit der Familie ins Grüne fahren oder gechillt zuhause ein gutes Buch lesen. Ich wüsste ehrlich gesagt auch nicht, ob Demonstrationen in den letzten Jahren etwas bewirkt hätten. Vielleicht erübrigt sich auch das ganze geunke, weil alles wegen schlechtem Wetter ins Wasser fällt. Einen entspannten und friedlichen 1. Mai wünsche ich. :-)

  10. 12.

    Nachdem Demonstrationen im Prinzip über 2 Jahre verboten wurden wird es sicherlich voll werden, um das verlorene Gut der Meinungsvielfalt kund zu tun.

  11. 11.

    Sie sollten vielleicht wissen, dass viele Beamte sich freiwillig melden für den 1. Mai in Berlin, weil es da endlich mal die Gelegenheit gibt, gegen "Chaoten" vor zu gehen. Ansonsten würde ich mir auch wünschen, dass Kritik am Kapitalismus wieder in den Fokus gerät...

  12. 10.

    Viele haben vergessen für was der 1.Mai steht, Ende des 18. Jahrhunderts haben amerikanische Arbeiter für den 8 Stunden Tag demonstriert ,das war der Ursprung. Heute wird er zum Teil als Gewalttag ausgenutzt. Die Polizisten/innen sind wie mir des öfteren erklärt wurde die Bösen und die von ihnen sogenannten Chaoten die Guten weil sie für die gute Sache stehen. Wir werden es sehen. Ich wünsche allen einen friedlichen 1.Mai und wer sie noch hat die rote Mainellke, bitte anstecken . In diesem Sinne

  13. 9.

    Gott sei Dank braucht sich die Polizei nur auf die Rechtsextremen konzentrieren, da die linksextreme keine Gefahr darstellen. Laut Bundesinnenministerin. Aber ich bin mir sicher, dass wir eine ausgezeichnete Polizei haben. Zumal bei dem Rückhalt durch die Politik.

  14. 8.

    Jeden Mai pubertäre Keilerai um nichts wichtiges.

  15. 7.

    Sollen sie sich alle die Köpfe einhauen, werden wenigstens ein paar Wohnungen frei.

  16. 6.

    Ach wissen Sie, die Polizei muss Ihnen eigentlich das ganze Jahr über leid tun. Die ärgern sich immer nur mit Chaoten herum. Aber sehen Sie es mal positiv, selten sind die Chaoten so komprimiert auf einem Haufen versammelt, da hat's die Polizei doch einfacher alle hochzunehmen, als wenn die über das ganze Stadtgebiet verteilt sind. Überlassen Sie das mal alles beruhigt den Beamten/innen, die haben bestimmt Erfahrung mit den Chaoten. Und wenn die ihre Arbeit gut machen, dann sollten Ihnen vielleicht die Chaoten leid tun, die sich mit der ganzen Polizei rumärgern müssen. ;-)Bisschen Spaß muss sein, nicht immer alles so verbissen betrachten .

  17. 5.

    Ich schreibe meinen Kommentar nochmal neu, die Polizisten/innen sind die bösen und die wie Sie sie nennen Chaoten sind die Lieben wurde mir schon des öfteren erklärt. Die wahre Bedeutung des 1. Mai haben die meisten schon vergessen, nämlich das die Arbeiter Ende des 18. Jahrhunderts für den 8Stunden Tag auf die Straße gegangen sind,aber was weiß ich schon. Ich wünsche aber trotzdem allen einen friedlichen 1. Mai und nicht vergessen wer sie noch hat bitte die rote Mainelke anstecken. In diesem Sinne

  18. 3.

    Die Polizisten/innen sind die Bösen und die wie Sie sie nennen Chaoten sind die Lieben wurde mir schon des öfteren erklärt. Das der 1. Mai mal einen anderen Bedeutung hatte, nämlich das in den USA die Arbeiter Ende des 1900 Jahrhunderts für den 8 Stunden Tag auf die Straße gegangen sind, haben die meisten vergessen, aber was weiß ich schon. Ich wünsche allen einen friedlichen 1.Mai und wer sie noch hat, bitte die Mainelke anstecken. In diesem Sinne

  19. 2.

    Mir tun die vielen Polizisten/innen leid die sich wieder mit solchen Kaoten rum ärgern müssen.

  20. 1.

    Diese Information klingt so ähnlich, wie Verlautbarungen aus der alten Hauptstadt im Ostteil Berlins: "Es gehe um Luftaufnahmen in ganz Deutschland zum Thema Gewässer- und Umweltschutz, sagte eine Sprecherin." Rund um den Oranienplatz ;)

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