Stadtautobahn - Streit um A100-Ausbau im Berliner Abgeordnetenhaus

Do 07.04.22 | 13:56 Uhr
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Bauzfahrzeuge stehen an der im Bau befindlichen Trasse der Verlängerung der Autobahn 100 zwischen dem Dreieck Neukölln und der Anschlussstelle in Treptow. (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Video: rbb24 Abendschau | 07.04.2022 | Dorit Knieling | Bild: dpa/Paul Zinken

Der umstrittene Ausbau der Stadtautobahn A100 entzweit das Berliner Abgeordnetenhaus. Bei der Debatte am Donnerstag sprachen sich die Senatsparteien erneut gegen das Vorhaben aus - die Opposition dagegen unterstützt die Pläne.

Das Berliner Abgeordnetenhaus hat am Donnerstag über Verkehrspolitik und insbesondere die vom Bund vorangetriebene Verlängerung der Autobahn A100 debattiert. Wenn die A100 verlängert werde, wäre es "die erste Autobahn, die komplett an der zuständigen Landesregierung vorbei" vorangetrieben werde, sagte Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (B’90/Die Grünen).

Sie erwarte, dass Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) auf den Senat zukomme. Sie stellte außerdem klar, dass Berlin durchaus Mittel für Autobahnen benötige. Das Geld werde aber gebraucht, um die vorhandenen Abschnitte und Brücken zu sanieren und nicht, um neue Trassen zu bauen.

Autobahnbau kein Beitrag zum Klimaschutz

Alexander Kaas Elias (Grüne) bestätigte, dass die Finanzierung ein Problem darstelle. "Wir haben gar nicht das Geld dafür", sagte er und verwies auf das Klima-Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Die Richter hatten die Politik verpflichtet, die natürlichen Lebensgrundlagen für kommende Generationen zu schützen. Berlin müsse daher schnell den CO2-Ausstoß gerade im Verkehrssektor reduzieren. Die A100-Verlängerung sei da kontraproduktiv, argumentierte der Kaas Elias: "Eine Autobahn kann gar kein Beitrag zum Klimaschutz sein".

Der verkehrspolitische Sprecher der SPD, Stephan Machulik, stellte die Idee "Betonpisten zu bauen" als veraltet und "aus dem letzten Jahrtausend" dar. Wenn die FDP wirklich etwas bewegen wolle, müsse sie dafür sorgen, dass im Bund die Regionalisierungsmittel erhöht werden. Dieses Geld werde laut Maulik für bessere Schienenverbindungen in Berlin gebraucht.

Linke kündigt Widerstand an

Massiven Widerstand gegen die Autobahnpläne kündigte die Linke an. "Wir sind bereit zu eskalieren", sagte der Verkehrsexperte Kristian Ronneburg. Seiner Fraktion gehe es jetzt darum, Wege zu finden, "wie wir die FDP aufhalten können".

Mehrere Optionen lägen auf dem Tisch, darunter eine "Rückholung" der Planungsbehörde vom Bund zum Land. Ronneburg sprach sich auch dafür aus, zu prüfen, die A100-Verlängerung aus dem Flächennutzungsplan zu streichen.

FDP verteidigt Bundesinitiative bei A100

Der FDP-Abgeordnete Felix Reifschneider betonte indes die Wichtigkeit des Autobahnausbaus. Die A100 schließe eine Lücke im Verkehrsnetz, sie entlaste Wohnquartiere vom Durchgangsverkehr und sorge für eine bessere Anbindung des Flughafens BER und umliegender Gewerbegebiete, sagte er. Dass der Bund die Initiative übernehme, sei "vollkommen richtig", lobte Reifschneider. Die rot-grün-rote Koalition forderte er auf, das Vorhaben nicht zu blockieren.

CDU lehnt neue Radwege ab

Die CDU stehe für eine Verlängerung der Stadtautobahn A100 nach Friedrichshain und bringe dazu auch einen Antrag ins Parlament ein, teilte der CDU-Verkehrspolitiker Oliver Friederici mit. Außerdem hielt er der SPD vor, den angekündigten Ausbau der U-Bahn und neue Schienenverbindungen nach Brandenburg zu verschlafen.

Er warf der Koalition auch die Anschaffung von Elektrobussen vor, da diese doppelt so teuer seien wie Dieselbusse. Den Bau neuer, breiter Radstreifen an Hauptstraßen lehnte Friederici als "Verzwergung" Berlins und einer Hauptstadt nicht würdig ab.

Bund trägt alleinige Verantwortung für Planung

Die rot-rot-grüne Koalition kann sich derzeit nicht auf ein klares Ja oder Nein zum Ausbau der Stadtautobahn einigen. Im Koalitionsvertrag verabredete Senat deshalb einen Kompromiss: Bis zum Ende der Legislaturperiode 2026 sitzt er das Thema aus, beteiligt sich nicht an weiteren Planungen. "Diese Vereinbarung, die wir mit unseren Koalitionspartnern geschlossen haben, ist für mich auch bindend", sagte Giffey.

Seit 2021 ist die Bundesregierung allein für Planung, Bau und Instandhaltung der Autobahnen zuständig, damit solche Großprojekte schneller ablaufen können.

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.04.2022, 12:51 Uhr

39 Kommentare

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  1. 39.

    Neben der Disskusion ob Auto oder Fahrrad (dazwischen scheint es nichts mehr zu geben) bin ich aus den Folgen Punkten gegen die A100 und habe an der heutigen Fahrrad Demo teilgenommen.

    1. Kosten von über 7 Mrd Euro (dieses werden bei der aktuellen Inflation mit ganz Sicherheit nicht reichen)
    2. Flächenverdichtung
    3. Abriss von Wohnraum und Kleingärten (so wie jetzt bereits geschehen)

  2. 38.

    Also einfach alle Straßen durch Autobahnen ersetzen für maximalen Klimaschutz. Mann mann mann was hier für Argumente vorgetragen werden...

  3. 37.

    "Wie hier ein anderer schon schrieb: Nahezu jede andere Metropole Europas beneidet uns um diesen (Fast-) Autobahnring um die Innenstadt herum, da dieser massiv Staus innerhalb der City selbst reduziert."

    Fake News. Es gibt weder Metropolen, die uns deswegen beneiden, im Gegenteil alle Metropolen sind dabei den MIV einzuschänken, noch wird der Verkehr reduziert. Ich kann Beispiele nennen, sie natürlich nicht. Sonst hätten sie es ja getan.

    Mehr Straßen zieht mehr Verkehr an, man verlagert nur den Stau. Mal abgesehen vom jahrzehntelangen Stau während der Bauzeit, von den Kosten ganz zu schweigen. Das wird ein zweiter BER.

    "Langjährige Erfahrungswerte in der Verkehrsplanung zeigen: Gibt man dem Auto mehr Platz, ist das Ergebnis nicht selten mehr Autoverkehr. "

    https://www.vcd.org/artikel/mehr-strassen-gleich-mehr-autoverkehr/

  4. 36.

    "Wohl ein wenig schlicht, diese Argumentation vom Diplompolitiker. Das Verkehrsaufkommen ist da, desewegen werden Autobahnen gebaut."

    "Schlicht" sind eher die Scheinargumente und Fake News der Autofanatiker hier. Das Verkehrsaufkommen wird durch den Bau der A 100 nochmals verstärkt, deswegen ist die Aussage vollkommen richtig.

    Die Mehrheit der Berliner hat die Verkehrswende befürwortet und da hat sich die Minderheit zu fügen.

  5. 35.

    Richtig! Die Aussage des Grünen-Politikers hat mit der Realität rein gar nichts zu tun, denn die Stadtautobahn ist sehr wohl ein Teil des Klimaschutzes, denn sie vermeidet Stop-and-Go-Verkehr in der Stadt selbst, weil die meisten Autofahrer für weitere Entfernungen lieber die A100, statt den geraden Weg mitten durch die City nutzen. Sie kommt damit sowohl der Wohnqualität als auch dem allgemeinen Spritverbrauch zugute.
    Wie hier ein anderer schon schrieb: Nahezu jede andere Metropole Europas beneidet uns um diesen (Fast-) Autobahnring um die Innenstadt herum, da dieser massiv Staus innerhalb der City selbst reduziert. Viele Anwohner an bisher noch viel genutzten Innenstadtquerungen, vor allem im Ostteil, würden einen vollständigen Ring als Entlastung sehr begrüßen.

  6. 34.

    "Vorsicht mit diesem, unser Beider und Aller Porzellan, bitte!" Falsch, das ist das Porzellan der Autofanatiker. Wir werden, nein, wie haben uns entschieden uns nicht mehr unter das Diktat des goldenen Kalb Auto zu unterwerfen.

    Ihre "Veränderung der Antriebstechnik" ist nicht weiter als eine Verlagerung von Dreck, Lärm und Müll. Außerdem plant niemand die "Abschaffung des Verkehrsträgers PKW", sondern nur die gerechte Verteilung von knappen (Straßen-) Raum.

    Die 1950 Jahre sind vorbei, finden sie sich damit ab.

  7. 33.

    Hoffentlich bekommt Berlin wieder die Zuständigkeit für den Autobahnbau. "Sie stellte außerdem klar, dass Berlin durchaus Mittel für Autobahnen benötige. Das Geld werde aber gebraucht, um die vorhandenen Abschnitte und Brücken zu sanieren." Warum will sie die vorhandenen Autobahnen sanieren? Wir sollten lieber was sinnvolles mit diesen Flächen anfangen: Wohnungsbau, Grünflächen, teilweise auch Verkehrsanlagen erweitern. Letzteres bietet sich an, weil sich die Stadtautobahnen häufig neben Bahnanlagen befinden. @5-8+10-12+18+20+23+25 stimme ich zu. @30. "Das Verkehrsaufkommen ist da," Ja, es muß aber mit richtigen Verkehrsmitteln bewältigt werden.

  8. 32.

    Befor Sie sisch uber die rattfshrerfrrundliche Bolidig aufregend, sollte man sich der sternchenfreien und überhaupt der deutschen Orthographie befleissigen.

  9. 31.

    Es ist vorallem wichtig die vorhanden Radwege zu sanieren. Außerdem sollen sie auf die Dtrase damit die autpfahrer*innen die radfahrer*innen wahrnehmen . Und wegen der Räumung von Scherben und Dreck. Wenn durch sie Autobahn weniger Autos in der Stadt fahren schön.

  10. 30.

    Die A100-Verlängerung sei da kontraproduktiv, argumentierte der (güne) Kaas Elias: "Eine Autobahn kann gar kein Beitrag zum Klimaschutz sein".

    Wohl ein wenig schlicht, diese Argumentation vom Diplompolitiker. Das Verkehrsaufkommen ist da, desewegen werden Autobahnen gebaut.

  11. 29.

    Zwei spannende Verkehrsnachrichten im rbb an einem Tag:
    1. Debatte über die A 100 im Abgeordnetenhaus
    2. Radschnellverbindung von Hönow bis Spandau
    Beide Projekte, Weiterbau der A 100 und Radschnellverbindung stehen überhaupt nicht in Konkurrenz zueinander, sie bedienen unterschiedliche Verkehrsbedürfnisse.
    Aber während Linke, Grüne und SPD seit Tagen mit Schnappatmung rumrennen, die erste Demos (natürlich wieder unter der schikanösen Einbeziehung der A100 mitten im Berufsverkehr) zusammen mit ihnen zugeneigten Vereinen organisieren, werden die Autofahrer wohl kaum ähnliche, polemisierende Initiativen gegen die Radschnellverbindung starten.
    Ich frage mich, warum die basisdemokratisch orientierten Linken und Grünen nicht mal ein Volksbegehren mit dem Ziel einer Volksabstimmung über den Weiterbau der A 100 starten. Dann könnte sich zeigen, wie die Stimmungslage zu diesem emotionsgeladenen Thema in Berlin wirklich ist. Aber wahrscheinlich haben sie Angst vor dem Ergebnis.

  12. 28.

    Der Bund sollte auch wieder die volle Verantwortung und Kontrolle über die Bundesstraßen übernehmen

  13. 27.

    Ein Glück, dass der Berliner Senat überhaupt nicht zuständig ist für den Weiterbau der A100 sondern die Bundesregierung.

  14. 26.

    Pardon … Die Mobilitätswende ist für mich nicht das, was Sie da beschreiben … Nur mit den Verkehrsträgern Fahrrad, ÖPNV und ein ganz bisschen Auto … Nein, sie ist eine Veränderung der Antriebstechnik unserer Fahrzeuge mit denen wir unser ALLER Mobilitäts- und Transportbedürfnis sicher, wetter- und krisenfest auf gut ausgebauten Verkehrswegen befriedigen können bzw. müssen … DAS ist die Mobilitätswende … Genau wie die Energiewende … Nicht gar kein Strom, sondern lediglich anders, besser erzeugt ... Im Übrigen würde man bei der Abschaffung des Verkehrsträgers PKW auch gleich noch einen Großteil unseres Wohlstands mit abschaffen … Vorsicht mit diesem, unser Beider und Aller Porzellan, bitte!

  15. 25.

    Die Freiheit der (Verkehrsmittel- und Wegstrecken-)Wahl wird nicht unterbunden, sie wird erst richtig eröffnet - und zwar genau dadurch, dass anderen, die anderes wollen als Sie, deren Wahlmöglichkeit faktisch nicht weiter genommen wird. Das eine hat untrennbar mit dem anderen zu tun, da, wo städtischer Platz nicht vermehrbar, sondern nur aufgeteilt werden kann.

    Allenfalls geht es um die Konfrontation mit den Ergebnissen eigenen Tuns. "Ihr steckt nicht im Stau, Ihr seid der Stau" war bspw. eine der Parolen 1989/90.

  16. 24.

    Wie absurd die Diskussion ist, zeigt sich auch hier: " ...Rückbau des Straßennetzes, Ausbau BVG..."Wo fährt mandann mit den Bussen der BVG?
    "Das Steuergeld für den Autobahnausbau sollte mal lieber ins Schienennetz gesteckt werden, da haben wir mehr von." Zerpflügen dann Bahntrassen die Stadt?
    Letztendlich befürworte ich die Autobahn, entlastet sie dann nicht die Innenstadt von den klimaneutral Lastenfahrrädern?
    Und wie sich die umweltfreundlichen Radfahrer freuen, wenn man ihnen mal erlaubt, die Autobahn zu bevölkern. Da zaubert man ihnen ein glückseliges Lächeln auf das Gesicht.
    Das wäre dauerhaft der Fall, wenn man die Autobahn fertig baut.

  17. 23.

    Es fällt Ihnen nicht auf, aber Straßen sind heute schon verteilt: fast komplett an Autofahrer.

  18. 22.

    Was für ein Glück für Berlin dass der Bund für den Aus- und Weiterbau der Autobahnen zuständig ist.

    Die Linke kündigt mal wieder an: "Wir sind bereit zu eskalieren"...
    Was anderes als sinnlos zu eskalieren und randalieren kann die Linke und ihre Klientel von Hausbesetzern auch nicht.
    Im Bund ist die Linke bereits in der Bedeutungslosigkeit versunken, das kommt in Berlin auch noch.

    Der weiterhin zunehmende Verkehr muss aus den Wohngebieten rausgehalten werden und bei jährlich rund 45.000 zusätzlichen Pkw in Berlin ist eine leistungsfähige Autobahn das einzig sinnvolle.

  19. 21.

    Das Geld welches vom Senat in Radwege auf den Straßen investiert wird sollte schnellstens wieder für den Weiterbau der A100 freigegeben werden.

  20. 20.

    Es ist schon richtig, dass Berlin mal in die Puschen kommen muss beim Ausbau des ÖPNVs, grade in den Speckgürtel. Aber Autobahnen braucht die Stadt wirklich nicht. Lieber sollten die existierenden zu normalen Straßen zurückgebaut werden. Das Steuergeld für den Autobahnausbau sollte mal lieber ins Schienennetz gesteckt werden, da haben wir mehr von.

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