Journalisten bei Pro-Palästina-Demo ausgeschlossen - Gewerkschaft der Polizei kritisiert Berliner Versammlungsgesetz

Mo 25.04.22 | 15:20 Uhr
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Pro-palästinensiche Demonstration in Berlin am 22.04.2022. (Quelle: dpa/Michael Kuenne)
Bild: dpa/Michael Kuenne

Bei einer pro-palästinensischen Demo am Samstag schloss die Polizei Pressevertreter auf Wunsch des Versammlungsleiters aus - daraufhin hagelte es Kritik. Die Gewerkschaft der Polizei beklagt hingegen Lücken im Berliner Versammlungsgesetz.

Nach dem umstrittenen Polizeieinsatz bei einer Demonstration am Sonnabend hat die Gewerkschaft der Polizei (GdP) Lücken im Berliner Versammlungsgesetz beklagt. Bei dem Einsatz hatte die Polizei auf Verlangen des Versammlungsleiters zwei Pressevertreter aus dem Demonstrationszug ausgeschlossen, nachdem diese von anderen Teilnehmern aggressiv angegangen worden waren.

In der Politik wurde der Polizei daraufhin Fehlverhalten vorgeworfen. Der innenpolitische Sprecher der Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Niklas Schrader, forderte die Polizei auf, die Entscheidung der Beamten aufzuarbeiten. nach seiner Ansicht wurde die Abwägung zwischen der Versammlungsfreiheit mit dem Grundrecht auf freie Berichterstattung nicht ausreichend vorgenommen.

GdP kritisiert "schwammige Formulierungen"

Der stellvertretende GdP-Landesvorsitzende Stephan Kelm dagegen kritisierte "viele ungeklärten Rechtsbegriffe und schwammige Formulierungen" im Versammlungsfreiheitsgesetz, das erst im vergangenen Jahr durch die rot-rot-grüne Koalition neu gefasst worden war. Man habe schon damals auf eklatante Lücken aufmerksam gemacht, sagte Kelm. "Selbstverständlich sind Presse- und Meinungsfreiheit Grundrechte, die es zu schützen gilt". Politiker, die von der Couch aus Bewertungen abgäben, wenn Einsatzkräfte in hitziger Lage ein fehlerhaftes Gesetz anwenden müssten, sollten besser dafür sorgen, dass ihre Gesetze lückenlos seien.

Das Versammlungsgesetz sieht in seiner jetzigen Form vor, dass der Versammlungsleiter auch Pressevertreter von der Teilnahme ausschließen darf, wenn diese die Ordnung der Versammlung "erheblich stören", wie es im Gesetz heißt. Körperliche Gewalt darf die Versammlungsleitung dabei aber nicht anwenden, so die Erläuterung in der Gesetzesbegründung - auch wenn sich die ausgeschlossene Person weigert, sich zu entfernen. Vielmehr liegt die Verantwortlichkeit für so einen Eingriff allein bei der Polizei – und nur, wenn ansonsten die Durchführung der Versammlung gefährdet ist.

Schrader: Polizei muss Pressefreiheit berücksichtigen

Niklas Schrader (Die Linke), Sprecher für Innenpolitik im Berliner Abgeordnetenhaus, kann keine Mängel im Gesetz erkennen: Die Verantwortung liege bei der Polizei, die selbst prüfen müsse, ob eine erhebliche Störung der Versammlung vorliege. "Der Versammlungsleiter darf nicht nach Gutdünken die Pressefreiheit aushebeln." Zudem müsse die Polizei bei ihrer Abwägung ausdrücklich die Pressefreiheit berücksichtigen. Dies sei im Fall vom Wochenende nicht zu erkennen gewesen.

Schrader zeigte sich aber offen, das Gesetz noch einmal auf den Prüfstand zu stellen und bei Bedarf Formulierungen nachzuschärfen. Dies sei bereits in der vergangenen Legislaturperiode verabredet worden. Zunächst müsse aber die Polizei ihr Vorgehen aufarbeiten. Eine Gelegenheit dazu dürfte die nächste Sitzung des Berliner Innenausschusses am kommenden Montag sein. Der FDP-Innenexperte Björn Jotzo hatte bereits angekündigt, den Polizeieinsatz auf die Tagesordnung zu setzen.

Sendung: radioeins, 24.04.2022, 9 Uhr

36 Kommentare

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  1. 36.

    In der Mitte von Rechtsextremen, ja. Sie vertreten und verbreiten hier unentwegt rechtsextreme Positionen.

    Sie merken es nur nicht mehr oder wollen es nicht wahrhaben. Alle anderen schon.

  2. 35.

    Nichts für ungut, aber Sie agieren generell so unsachlich. Fällt nicht zum ersten Mal auf...

  3. 33.

    Ansgar ich bin weder links noch rechts sagen wir mal irgendwo in der Mitte, ich sehe manche Dinge halt nicht nur von einer Seite und hinterfrage gewisse Themen und ecke deswegen auch mal an. Und manchmal gehen einem auch die Pferde durch das ist ihnen bestimmt auch schon mal passiert. MfG

  4. 32.

    Bleiben Sie auch gesund. Aber wenn Sie weiterhin mit rechter Polemik und haltlosen Unterstellungen arbeiten (#22, #24), würde ich nur ungern direkt mit Ihnen kommunizieren.

  5. 31.

    Na dann bis zum nächsten mal Ansgar, es wird glaube ich nicht das letzte mal gewesen sein das wir mit einander zu tun haben. Bis dahin bleiben Sie gesund und nicht nachtragend sein ,es gibt schlimmeres.
    Ps. Über das faktenresistent unterhalten wir uns dann in Ruhe nochmal. Bis denne, MfG

  6. 30.

    Natürlich sollte man nicht mit zweierlei Maß messen. Darauf wollte ich mit meiner ursprünglichen Frage hinaus.

  7. 29.

    Ich habe nicht vergessen das auf den Demos auch Bekloppte rumgelaufen sind und die sind genauso zu bestrafen wie die Demonstranten vom letzten Wochenende in Berlin . Da gibt es auch keine zweite Meinung ,Punkt. Aber bitte nicht mit zweierlei Maß messen sondern alle gleich egal welcher Herkunft, denn nur so bekommt man das Problem in den Griff. Man darf sich vor einer Seite nicht wegducken.

  8. 28.

    https://www.tagesschau.de/investigativ/antisemitismus-querdenken-ns-verharmlosung-101.html

    https://www.tagesschau.de/faktenfinder/ns-vergleiche-antisemitismus-103.html

    https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/verschwoerungsmythen-und-antisemitismus/

    https://www.land.nrw/pressemitteilung/von-querdenker-demonstrationen-bis-hin-zu-angriffen-auf-synagogen-antisemitismus

  9. 27.

    Die Kritik ist durchaus berechtigt, wenn das Gesetz tatsächlich Interpretationsspielraum lässt. Grundsätzlich ist aber auch die Möglichkeit Pressevertreter zu entfernen nicht im Sinne der Pressefreiheit.

  10. 26.

    Danke dafür, dass Sie mir zuvorgekommen sind. Ich habe auch wenig Lust, mich mit dem faktenresistenten Foristen "Michael" auseinanderzusetzen.

  11. 25.

    Davidstern, ungeimpft, sich mit verfolgten Juden vergleichen, gleichsetzen (z.B. Anne Frank)usw, schon vergessen?

  12. 24.

    Ansgar ich weiß ja nicht wie sie darauf kommen das Querdenker Demos etwas mit Antisemitismus zu tun haben. Bei diesen Demos ging es glaube ich hauptsächlich um die Corona Maßnahmen der Regierung. Das ÖR Fernsehen hat immer ausführlich über die Corona Demos berichtet und da habe ich keine Plakate mit irgendwelchen antisemitische Parolen gesehen,so wie am letzten Wochenende in Berlin. Und ich glaube auch nicht das uns das Fernsehen diese verheimlicht hätte. Also wenn es so wie sie sagen dort zu antisemitische Äußerungen gekommen ist, hätte jeder Fernsehsender in DE darüber berichtet. Und noch eins ich habe nie eine Seite in Schutz genommen Antisemitismus egal von welcher Seite ist nicht zu tolerieren, aber ich glaube sie tun sich schwer damit ,sie zeigen mit dem Finger immer nur in eine Richtung.

  13. 23.

    Ich fürchte, Sie haben dem falschen Foristen mit Ihrer Schimpftirade geantwortet. Ich habe lediglich eine Frage an einen anderen Foristen gestellt, da mir auffällt, dass nicht selten ein und dieselben Foristen sich über antisemitische Äußerungen im Rahmen von Pro-Palästina-Demos aufregen, den Antisemitismus im Rahmen der Querdenker-Demos aber nicht verurteilen, diese Demos teilweise sogar noch verteidigen. Insofern ist nicht meine Frage unpassend, sondern Ihre Unterstellungen, die Sie mal so einfach aus dem Nichts aufgestellt haben. Im Übrigen würde ich Sie bitten, Ihre Kommentare einigermaßen lesbar zu formulieren. Das wäre nur höflich gegenüber den anderen Foristen und schließlich wollen Sie ja auch verstanden werden, insofern das möglich ist.

  14. 22.

    Ansgar es wurden Querdenker Demos verboten, aber das ist nicht das Thema. Das Sie hier versuchen solche antisemitische und judenfeindlichen Demonstration zu rechtfertigen ist schon sehr bedenklich und wenn man sich nicht klar davon distanziert, sollte man seine Haltung gegenüber solchen Menschen ernsthaft hinterfragen. Nur alleine mit ihrem Satz verharmlosen sie diese Demos in Berlin,sie der hier immer Moral predigt. Viele dieser Demonstranten hat DE aufgenommen und Asyl gegeben und diese Menschen treten unser Gastrecht mit Füssen und nutzen unserm Land für solche nicht zu tolerierenden Demonstrationen. DE hat viel zu lange weg geschaut bei diesem Thema und war auf dem Auge blind wie sie eventuell auch. Man kann nur hoffen das unsere Politiker aus ihren Fehlern lernen und solche antisemitischen Demos in Zukunft mit aller Härte unterbinden. Und sie denken nochmal über ihren Satz zu diesem Thema nach, denn der war unpassend.

  15. 21.

    Also sollten auch Querdenker-Demonstrationen von vornherein verboten werden?

  16. 20.

    Dem kann ich mich nur anschließen.
    Eigenartig das dieses Problem sich seit 2015 stetig ausbreiten kann und unsere Politiker sehen zu.
    Das größte Problem was Berlin hat , Toleranz gegenüber allem was Probleme macht.
    Immer ruhig und keine Ärger haben wollen , dass ist ein Versprechen der Politik.

  17. 19.

    An der antisemitischen Demo in Berlin beteiligten sich auch Mitglieder der Linksjugend „solid“ Nord-Berlin. Sie bezeichneten den pro-palästinensischen-Protest als „richtig starke Demo“. Diesen Tweet ließen sie auch stehen, nachdem die antisemitischen Vorfälle bekannt wurden. Sie schrieben lediglich: „Wir verurteilen die antisemitischen Übergriffe auf Journalist*innen und andere Teilnehmer*innen aufs schärfste! Hamas-Slogans und Ausrufe wie „scheiß Jude“ haben auf einer solidarischen Demo nichts zu suchen!“. Und weiter: „Obwohl wir in unserem Block eine friedliche Stimmung wahrnahmen, werden wir diese Vorfälle aufarbeiten und darauf hinwirken, bei künftigen Demonstrationen für einen möglichst sicheren und fascho-freien Raum zu kämpfen“. Mitglieder der Linksjugend demonstrieren gegen die Corona-Proteste regelmäßig mit Slogans wie: „Mit Nazis spaziert man nicht“.

  18. 18.

    Ganz so einfach sollte es sich nicht gemacht werden! Bei den Demonstranten handelt es sich überwiegend um Palestinenser die hierher geflüchtet sind, weil sie ihr Land oder ihre Wohnungen verloren haben. Das diese eine besondere Beziehung zu Israel haben, muss aktzepiert werden. Und solange wir für Israel steuerfinanziert Uboote bauen, brauch sich auch kein Israel Fan beschweren!

  19. 17.

    Rot-Grün-Rot „delegiert Judenhass“ an ihre „palästinensichen Wunschwähler“?
    Ihren Kommentar kann man leider auch nur als „laienhaft“ bezeichnen – und das auch nur mit ganz viel gutem Willen … Was schwurbeln Sie denn da bitte für einen Schwachsinn zusammen?

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