Polizei will intensiv kontrollieren - Gerichte bestätigen Verbot pro-palästinensischer Demonstration in Berlin

Fr 29.04.22 | 17:26 Uhr
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Pro-Palästina Demonstration am 23.04.2022 in Berlin. (Quelle: dpa/Michael Kuenne)
Video: rbb24 Abendschau | 29.04.2022 | Eva-Maria Lemke | Bild: dpa/Michael Kuenne

Zuletzt ist es bei pro-palästinensischen Demonstrationen in Berlin zu antisemitischen Parolen und Gewalt gekommen. Das soll nun mit einem Versammlungsverbot verhindert werden. Ein Eilantrag gegen das Verbot scheiterte vor zwei Gerichten.

Die für Freitagnachmittag angekündigte pro-palästinensische Demonstration in Berlin bleibt verboten. Sowohl das Verwaltungsgericht als auch der Oberverwaltungsgericht lehnten einen Eilantrag gegen das von der Polizei erlassene Versammlungsverbot ab, wie eine Gerichtssprecherin mitteilte.

Die Organisatoren hatten nach der Niederlage vor dem Verwaltungsgericht Beschwerde bei der nächsten Instanz eingelegt. Am Nachmittag entschied auch das Oberverwaltungsgericht, dass das Verbot bestehen bleibe.

Aus Sorge vor erneuten antisemitischen Vorfällen hatte die Polizei die geplante Demonstration palästinensischer Initiativen in Berlin verboten.

Bislang ist es ruhig an geplanter Demo-Strecke

Entlang der geplanten Demonstrationsroute blieb es bis zum Abend ruhig. Die Polizei war eigenen Angaben zufolge mit rund 900 Kräften aus drei Bundesländern im Einsatz, um mögliche Ansammlungen von Demonstranten zu verhindern und das Verbot durchzusetzen. Zum Abend hin nahm die Polizeipräsenz dann deutlich ab.

Mehrere palästinensische Initiativen hatten ab 16 Uhr eine "Protestdemonstration gegen die israelische Aggression in Jerusalem" angemeldet. Die Demonstration sollte demnach vom Oranienplatz bis zum Hermannplatz führen. "Wir haben Einsatzkräfte insbesondere in Nordneukölln und Kreuzberg, die darauf achten werden, dass sich Menschen gar nicht erst zusammenfinden. Notfalls werden Platzverweise ausgesprochen", sagte Polizeipressesprecher Thilo Cablitz am Freitag im rbb-Sender Radioeins.

Cablitz verteidigte das Verbot pro-palästinensischer Demonstrationen bis zum 1. Mai. Bei solchen Protestveranstaltungen war es am vergangenen Wochenende in Berlin zu antisemitischen Parolen sowie zu Gewalt gegen Polizeikräfte und auch Journalisten gekommen. Prognosen besagten, dass es auch nun wieder zu solchen Vorfällen kommen könnte, so Cablitz. "Wir können antisemitische Ausrufe nicht dulden, das ist nicht kompatibel mit unserem Rechtsstaat und mit der Versammlungsfreiheit. Das Versammlungsgesetz stützt das Verbot", so Cablitz.

Polizeigewerkschafter sieht hohes Gefährdungspotenzial

Der Sprecher der Berliner Polizeigewerkschaft GdP, Benjamin Jendro, rechnet damit, dass es antisemitische Äußerungen auch bei Demonstrationen am 1. Mai geben könnte. "Wir haben schon im letzten Jahr gesehen, dass sich pro-palästinensische Organisationen an der sogenannten revolutionären 1.-Mai-Demo beteiligen", sagte Jendro am Freitag im rbb24 Inforadio. "Nur weil man zum Al-Quds Tag heute nicht auf die Straße gehen kann und keine eigenen Veranstaltungen machen kann, heißt das nicht, dass man sich an woanders anschließen kann."

Zugleich verteidigte auch er das Verbot der pro-palästinensischen Demonstrationen: Man erlebe hier ein Klientel, was sehr gewaltbereit sei. Man sehe deshalb ein hohes Gefährdungspotenzial. "Die Berliner Polizei hat aber ausreichend Einsatzerfahrung, so dass man auch auf dynamische Lagen die richtigen Antworten finden wird. Und wir werden am Sonntag viele dynamische Lagen haben", sagte Jendro.

Palästinensische Initiativen wollten am Freitag demonstrieren

Am Donnerstagabend hatte die Berliner Polizei aus Sorge vor erneuten antisemitischen Vorfällen eine für diesen Freitag geplante Demonstration palästinensischer Initiativen in Berlin verboten. Das Verbot gilt auch für "jede Ersatzveranstaltung bis zum 1. Mai 2022 in Berlin".

Am vergangenen Freitag und Samstag hatte es bei vergleichbaren Demonstrationen mit einigen hundert pro-palästinensischen Teilnehmern Stein- und Böllerwürfe auf Polizisten gegeben. Die Polizei sprach auch von antisemitischen Rufen und volksverhetzenden Parolen. Besonders aggressiv sei eine Gruppe von 40 Jugendlichen gewesen. In einer Videosequenz vom Hermannplatz riefen junge Männer Äußerungen wie "Drecksjude". Mehrere Demonstranten wurden festgenommen.

Sendung: Radioeins, 29. April 2022, 7:40 Uhr

15 Kommentare

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  1. 15.

    Als jüdischer Berliner, der für die Rechte der Palästinenser demonstriert, werde ich von nicht-jüdischen Deutschen als Antisemit bezeichnet. Mit Ihrem Scham- und Schuldkomplex ist der Gerechtigkeit nicht gedient, und das hilft mir sicher auch nicht. Sie zeigen lieber auf ein paar (ausländische) Kinder auf der Straße, als sich mit dem Antisemitismus in Ihren Institutionen, einschließlich der Polizei, auseinanderzusetzen.

  2. 14.

    Ick meene die Zeit wo DKP/KPW noch den Kommunismus in den "alten" Bundesländern verwirklichen wollten. Die ausgebeutete Arbeiterklasse hatte jedoch nicht verstanden, dass sie von ihren Ketten berfreit werden sollten.

  3. 12.

    Warum gehen diese Personen nicht nach Palestina und unterstützen dort aktiv die armen Leute die unter der dortigen unguten Situation leiden? Weil es denen nicht um die Sache geht. Die haben ihren A.... imtrockenen und wollen zum Zeitvertreib ihren Frust loswerden. Die Kommunisten in der ehemaligen BRD wollten auch überall hin, nur nicht in Länder wo der Kommunismus/Sozialismus bereits Realität war.

  4. 11.

    Na Sie sind gut.
    Erstens ersticken wir irgendwann an der selbstverordneten linksgrünen Toleranz, und zweitens sind linksextreme Demonstranten und ihre "Seelenverwandten" aus der Palästinenser-Szene für Medien und Senat auch immer "Aktivisten". Soll heißen, was sie tun und von sich geben, ist mehr oder weniger positiv und natürlich sind Linksextreme auch Wählerpotential. Ganz wichtig bei einem RGR-Senat.

  5. 10.

    Bin voll Ihrer Meinung ! Es wird nach dem Grundgesetz gejammert , gleichzeitig wird sich an keinerlei Gesetz gehalten ...wie heuchlerich .

  6. 9.

    Jahrzehnte mit falscher Akzeptanz und politisch einseitigem Blick. Wenn für deutsche Staatsbürger Rassismus verboten ist, dann für alle und Sprüche wie: Andersgläubige sind ungläubig und kommen in die Hölle ! muss man auch nicht wirkluich gut finden.
    Es fängt klein an und endet mit Drohungen und tätlichen Angriffen. Die Politik muss endlich reagieren. Für alle, die hier gerne miteinander leben.

  7. 8.

    Und ich begrüße ausdrücklich die Meinungsfreiheit.
    Ja, die alljährliche 1.-Mai-Randale ist ärgerlich und ich würde es sehr zu schätzen wissen, wenn man diesbezüglich eine Null-Toleranz-Strategie einführen und wieder Wasserwerfer und Tränengas verwenden würde.
    Leider aber verstecken sich Pöbler und Chaoten gern unter dem Schirm der Meinungsfreiheit (auch wenn sie diese womöglich selbst verachten) und leben ihre Aggressionen gern auf offener Straße aus.
    Und auch als jemand, der Demonstrationen generell dumm und sinnlos findet, kann ich keine Möglichkeit finden, sie im Voraus zu verbieten, wenn jemand einer Versammlung gewaltaffiner Krakeeler mal wieder ein falsches Etikett angeklebt hat.

  8. 7.

    Das liegt vielleicht daran, dass wir irgendwie überall unsere Finger mit drin haben. Über die USA oder über die Nato. Hier ist es Staatsräson, das Elend und Unrecht an den Palestinensern nicht zu sehen. Das ganze erinnert mich irgendwie an den Donbas, wo wir auch weggesehen haben und immernoch wegsehen.

  9. 6.

    Ich teile die Meinung der ersten 5 Kommentatoren. Leider versuchen viele, aber nicht alle Gruppen den 1.Mai für ihre Zwecke zu politisieren, instrumentalisieren und mit Pöbeleien bzw. Gewalt zu missbrauchen. Der Ursprung des 1. Mai als Feiertag geht auf friedliche Demonstrationen für die Rechte sowie Durchsetzung, der inzwischen scheinbar heutzutage selbstverständlichen sozialen Erfolge, aller Menschen u. Arbeitnehmer im eigenen Land zurück. Aber es ist kein Platz und Grund für Randale u. Gewalt

  10. 5.

    Sie haben vollkommen Recht. Inzwischen wird jeder Konflikt in der Welt auf unseren Straßen ausgetragen. Wer nicht gewillt ist unsere Rechtsordnung zu akzeptieren und dazu gehört für mich die Einhaltung eines Demonstrationsverbots gehört bestraft (deutsche Staatsbürger) oder ausgewiesen und abgeschoben. Auch die Vergabe der deutschen Staatsbürgerschaft sollte neu geregelt werden und restriktiver gehandhabt werden.

  11. 4.

    Meiner Meinung nach rächen sich diesbezüglich zwei Fehler:

    1. Das Vorurteil, dass jeder, der zu uns kommt, wohlmeinend ist.
    2. Das Messen von zweierlei Maß, was "Hassrede" und wie mir ihr umzugehen ist (Wer sich korankritisch im Internet äußert und das womöglich sogar begründet, wird gebannt. Der in diesem Bericht zitierte Antisemitismus hat hingegen für die Agitatoren garantiert keine dauerhaften Folgen).

    Übrigens bin ich kein Fan von Euphemismen:

    Derlei Demos sind nicht pro-irgendwas, sondern einfach nur Gelegenheiten für Veranstalter und Teilnehmer, Dampf abzulassen.
    Und damit meine ich auch ausdrücklich das, was übermorgen mal wieder in Kreuzberg so geschehen wird.
    Es geht um keine irgendwie konstruktive Botschaft, sondern nur um Wut und Hass.
    Auf irgendwen. Denn Selbstkritik ist diesen Leuten fremd.

  12. 3.

    Warum lässt sich unsere Regierung das gefallen?
    Scheinbar lernen die Herrschaften überhaupt nichts dazu.

  13. 2.

    Ich begrüße ausdrücklich das Verbot von extremistischen, demokratiefeindlichen Demonstrationen!

    Warum findet jedes Jahr eine Demonstration von Extremisten, Linken Demokratiefeinden am 1.Mai in Kreuzberg statt, die IMMER mit Gewalt endet statt?

  14. 1.

    tja so ist das, wenn man zu liberal regieren will. Die Gewalt nimmt immer mehr zu. Keiner hat mehr vor irgendetwas Respekt. - Danke Frau Merkel für Ihre jahrelange Kuschelpolitik. Daumen nach unten!
    Ich denke, das wird noch schlimmer werden!

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