Vorabend zum 1. Mai - 2.500 Teilnehmerinnen bei Demo gegen Gewalt an Frauen in Berlin-Mitte

So 01.05.22 | 18:10 Uhr
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Begleitet von zahlreichen Polizeikräften findet am Vorabend des 1. Mai eine feministische Demonstration in Berlin statt. (Quelle: Sebastian Schneider /rbb|24)
Sebastian Schneider /rbb|24
Video: rbb|24 | 30.04.2022 | Material: TeleNewsNetwork, rbb24, rbb/Sebastian Schneider | Bild: Sebastian Schneider /rbb|24

Mieten-Demo in Wedding, Straßenfest in der Rigaer oder Protest gegen Gewalt an Frauen - in Berlin sind am Samstag zahlreiche Menschen zu den Walpurgis-Protesten gekommen. Es blieb weitgehend friedlich, am Abend kam es zu einzelnen Festnahmen.

Bereits am Vorabend des 1. Mai sind am Samstag in Berlin tausende Menschen zu verschiedenen Demonstrationen, Kundgebungen und Festen zusammengekommen. Die insgesamt elf Versammlungen seien "überwiegend störungsfrei" verlaufen, teilte die Polizei am Sonntag mit. Im Rahmen einer Demo gegen Gewalt gegen Frauen nahm sie drei Teilnehmerinnen vorübergehend fest.

Demo gegen Gewalt gegen Frauen

Die feministische Demonstration startete am Abend am Mauerpark in der Bernauer Straße und zog von dort aus durch Mitte. Die laut Polizei bis zu 2.500 Teilnehmerinnen protestierten unter dem Motto "Take Back The Night" unter anderem gegen Gewalt gegen Frauen. Eine Rednerin erinnerte an die sechsfache Mutter, die am Freitag in Pankow getötet wurde - mutmaßlich von dem Vater ihrer Kinder.

Ziel der Veranstalterinnen ist die Rückeroberung der Nacht für "Frauen, Lesben, Inter- und Transsexuelle". Die Teilnehmenden riefen laute Parolen wie etwa wie "Whose streets? Our streets!" oder "kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat", "Die Straße gehört uns".

Der Demonstrationszug, begleitet von einem großen Polizeiaufgebot, führte vom Mauerpark über die Kastanienallee, Torstraße und Alte Schönhauser Straße bis zur Münzstraße, wo die Demonstration von der Anmelderin beendet wurde.

Kurz nach Beginn des Protestzuges zündeten Teilnehmerinnen Bengalos, Flaschen wurden geworfen. Die Polizei stoppte daraufhin den Zug kurzzeitig. Die Stimmung sei aufgeheizt, aber die Demonstration verlaufe bislang störungsfrei, sagte Polizeisprecherin Anja Dierschke am späten Abend rbb24. Später soll es zu Sachbeschädigungen gekommen sein, Farbbeutel wurden gegen Ladenschaufenster geworfen, weshalb es auch zu den Festnahmen kam. Neben der vorübergehenden Festnahme von drei Teilnehmerinnen gab es laut Polizei auch Strafanzeigen, "unter anderem wegen schweren Landfriedensbruchs, tätlichen Angriffs, Körperverletzung und diversen Sachbeschädigungen".

Mieten-Demo in Wedding

Hunderte Menschen zogen bereits am Nachmittag friedlich durch Wedding, um gegen Kapitalismus und für gesellschaftliche Veränderungen zu demonstrieren. An dem Protest unter dem Motto "Von der Krise zur Enteignung! Die Reichen sollen zahlen!" nahmen in der Spitze bis zu 1.000 Personen teil, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. Nach Angaben der Veranstalter beteiligten sich mehr als 1.000 Menschen - angemeldet hatten sie 2.000. Wie in den vergangenen Jahren ging es über den Nauener Platz und die Osloer Straße quer durch Wedding.

Die Teilnehmer forderten etwa günstigere Lebensmitteln und einen Preisstopp für Energiekosten oder eine Reichensteuer. Zudem wurden geplante Milliarden für die Bundeswehr kritisiert.

Die Demonstration sei "störungsfrei und ohne Vorkommnisse" verlaufen, sagte eine Polizeisprecherin. Auch in den vergangenen Jahren war die Veranstaltung im Wedding weitgehend friedlich geblieben.

Protest gegen "Kotti-Wache"

Knapp 200 Menschen haben nach Polizeiangaben am Samstagnachmittag am Kottbusser Tor in Kreuzberg gegen die dort geplante Polizeiwache demonstriert. Es gab Redebeiträge und Musik. Zwischenzeitlich wurde ein Feuerwerkskörper gezündet - folgenlos, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. Ansonsten sie die Kundgebung "unauffällig" geblieben.

Das Kottbusser Tor gilt als ein Ort mit viel Kriminalität, Partyleben, Drogenhandel und einer teilweise polizeifeindlichen Szene. Die neue Polizeiwache ist ab Anfang 2023 in dem Hochhaus geplant, das über der Adalbertstraße am Kottbusser Tor steht. Anwohner begrüßen das Vorhaben, von linken Gruppen wird es jedoch abgelehnt.

Tausende Menschen demonstrierten weitestgehend friedlich am Vorabend des 1. Mai

Nach mehrjähriger Pause wieder Fest im Mauerpark

Zu einem Straßenfest in der Rigaer Straße im Stadtteil Friedrichshain kamen am frühen Abend nach Angaben der Polizei etwa 350 Besucher. Ein großes Polizeiaufgebot beobachtete das Geschehen. Die Veranstaltung wurde bis 24 Uhr angemeldet.

Im Mauerpark wurde nach einer mehrjährigen Pause wegen der Corona-Pandemie und Problemen mit den Genehmigungen wieder Walpurgis gefeiert - unter anderem mit Live-Musik, einer Feuer-Show und einem großen Lagerfeuer. "Die Leute sind hungrig, nach Corona wieder feiern zu dürfen", sagte Alexander Puell vom Verein Freunde des Mauerparks der rbb24 Abendschau.

Polizei beendet Besetzung eines leerstehenden Hostels in Berlin-Mitte

Außerdem kam es am Samstag zudem zu einer stundenlangen Besetzung eines leerstehenden Hostels in Mitte. Das Hostel in der Alten Schönhauser Straße war am Morgen gegen 10 Uhr von einer Gruppe, die sich "Hotels to Housing" nennt, besetzt worden. Die Gruppe forderte, das Gebäude am Rosa-Luxemburg-Platz für Geflüchtete Menschen zu öffnen.

Die Polizei räumte am späten Nachmittag das Gebäude, in dem sich den Angaben zufolge sechs Personen befanden.

Vor dem Haus fand zudem eine Kundgebung statt, an der laut der Polizei bis zu 90 Personen teilnahmen. Am späten Nachmittag hätten sich dort noch rund 20 Personen friedlich versammelt.

Spranger: Polizei auf mögliche Ausschreitungen vorbereitet

Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sagte am Samstag dem rbb, die Polizei verfolge rund um den 1. Mai eine Strategie "der ausgestreckten Hand" gegenüber den Demonstrierenden. "Aber wir schreiten natürlich - die Polizei schreitet natürlich - massiv ein, wenn es zu Ausschreitungen kommen sollte."

Laut Spranger sind 6.000 Einsatzkräfte der Polizei auf den Straßen. Die Berliner Polizei wird von Kräften der Bundespolizei und Beamten aus anderen Bundesländern unterstützt. "Natürlich wissen wir, dass es zu Gewalt kommen kann und höchstwahrscheinlich auch kommen wird", sagte sie rbb24 Inforadio.

Sendung: rbb24 Abendschau, 30.04.2022, 19:30 Uhr

15 Kommentare

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  1. 15.

    Auf den ersten Blick mag der Zusammenhang vielleicht nicht direkt ersichtlich erscheinen, aber wenn Sie meinen vorherigen Post lesen, sind Sie im Bilde.

  2. 14.

    Sehr gute Antwort, Herr Tim aus Neukölln, der im Prinzip nichts hinzuzufügen ist, außer das jeden zweiten Tag ein Femizid misslingt, weil das Opfer gerettet wird und/oder überlebt.

  3. 13.

    Wie die LBQT Szene hier einen Zusammenhang herstellen will zu dem Frauenmord, ist mir in der Tat auch ein Rätsel. Es wird sich wohl um Trittbrettfahrerei handeln.

  4. 12.

    „Hier werden unsachgemäß Themen vermischt, die nichts miteinander zu tun haben.“

    Beide Male geht es um Gewalt, die in der weit überwiegenden Zahl der Fälle durch Männer verübt wird. Morde an Frauen, die durch ihren Partner oder Ex-Partner verübt werden – sogenannte Femizide – geschehen in Deutschland im Schnitt alle zwei bis drei Tage. Andersherum hingegen kommt das nur höchstselten vor. Ganz einfach deshalb, weil Männer grundsätzlich gewalttätiger sind als Frauen, was ganz offensichtlich ein Problem darstellt; in 85% der aufgeklärten Mordfälle sind Männer die Täter. Gewalt gegen queere Menschen (und auch gegen andere Minderheiten) wird ebenfalls hauptsächlich durch Männer verübt. Insofern besteht da durchaus ein ziemlich deutlicher Zusammenhang, der auch als „Männergewalt“ bezeichnet wird.

    Warum fragen Sie nicht einfach mal nach, wenn Sie etwas nicht verstehen, anstatt direkt mit Behauptungen um die Ecke gepoltert zu kommen, die sich im Endeffekt als nicht richtig herausstellen?

  5. 11.

    Eine Gesellschaft, die einerseits Gewalt verharmlost, oder gar rechtfertigt, braucht sich über die steigende Gewaltbereitschaft nicht zu wundern.

  6. 10.

    Liebe Mädels, bitte mehr von diesen Demos... und die männlichen Schwurbler hier, einfach mal Klappe halten. In den 80ern konnten wir hier die Nächte in Berlin feiern und umarmen.... traurig was daraus geworden ist....

  7. 9.

    Interessant. Anzeige wegen schweren Landfriedendsbruch, Flaschenwürfe gegen Beamte, das finden Sie akzeptabel?

  8. 8.

    blöd, wenn dann auf einmal der böse arbeitgeber ganz verschwunden ist und man als hochqualifizierter kritischer theoretikerX keinen job mehr findet.

  9. 7.

    Eine Rednerin erinnerte an die sechsfache Mutter, die am Freitag in Pankow getötet wurde" . Und weiterhin ginge es um "Rückeroberung der Nacht für "Lesben, Inter- und Transsexuelle". Hier werden unsachgemäß Themen vermischt, die nichts miteinander zu tun haben.

  10. 6.

    Mein Gottchen, Dieter, was sind eine paar Pyros oder Farbbeutel im Vergleich zur traurigen Statistik, dass jeden dritten Tag in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet wird. Natürlich ist auch Sachbeschädigung keine schöne Sache, aber die Wut der Frauen ist doch durchaus verständlich.

  11. 5.

    das muss mir mal jemand erklären. Da demonstrieren Feministinnen gegen Gewalt gegen Frauen. Und dann werden einige von denen wegen Sachbeschädigung, also Gewalt und Pyrotechnik vorrüber gehend fest genommen. Waren nicht auch in der Rigaer Str. und dem Köpi diese Gruppe aktiv?

  12. 4.

    Dagmar BerlinSamstag, 30.04.2022 | 19:54 Uhr
    Die Wähler möchten, wenn notwendig schon eine Systemänderung so lange diese eine Demokratie ist.
    Doch Parteien die Sie und Ulrike n i c h t benannten, haben mit der Demokratie so ihre Schwierigkeiten, doch eines gemeinsam.
    Sie sind undemokratisch wegen ihres Systemwechsels - zu weit rechts und zu weit links.

  13. 3.

    Tja, die Wähler möchten keine Systemänderung, und die Radikalen kommen nciht zum "Zug", und das ist gut so.

  14. 2.

    Nur mal so am Rande für wen die Polizei das seit 2019 (!!!) leerstehende Hostel geräumt hat und warum das leersteht!

    https://taz.de/Mobbing-in-Hostel-Kette/!5592966/

    "Daher haben wir uns dazu entschieden, den Berliner Standort zum 31. 8. 2019 zu schließen."

  15. 1.

    Eigentlich sind diese Demos mehr oder weniger ZWECKLOS.
    CDU/SPD/GRÜNE/FDP wechseln sich in den Regierungen ab.
    Deren Politik ist in zentralen Fragen mehr oder weniger die gleiche.
    Die Armut wächst weiter.
    Die Schere zwischen Arm und Reich ebenso.
    Die einen betteln an der Tafel, die anderen kaufen sich Immobilien aus dem Katalog.
    Und Lobbygruppen bestimmen im Hintergrund, wo es langgeht.
    Und wehe, jemand wagt, bei einer Wahl dann was anderes zu wählen. Dann wird er als RADIKAL ABGESTEMPELT.

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