Bilanz zum 1. Mai - Berliner Polizei zählt 29 leicht verletzte Kräfte und 74 Festnahmen

Mo 02.05.22 | 19:38 Uhr
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Ein Demonstrant steht bei der «Revolutionären 1. Mai-Demonstration» im Gegenlicht. (Quelle: dpa/Christoph Soeder)
Audio: Inforadio | 02.05.22 | Franziska Hoppen | Bild: dpa/Christoph Soeder

Kleinere Scharmützel gab es auch in diesem Jahr, doch unterm Strich blieb die "Revolutionäre 1. Mai"-Demo friedlich. Polizeipräsidentin Slowik und Innensenatorin Spranger lobten die Polizei. Die präsentierte am Montag ihre Zahlen zu den Einsätzen.

Die Berliner Polizei hat sich nach dem Großeinsatz zum 1. Mai zufrieden gezeigt und vom friedlichsten Maifeiertag seit Jahrzehnten in der Hauptstadt gesprochen. Polizeipräsidentin Barbara Slowik sagte am Montagmorgen, man habe eine noch geringere Gewaltbereitschaft festgestellt als im Vorjahr. Der Abend habe sich "friedliebend" gestaltet, so Slowik auf rbb24 Inforadio.

Sie führte dies unter anderem auf "gute Konzepte der Polizei" zurück, so auch am Kottbusser Tor - aus ihrer Sicht ein "neuralgischer Punkt", da dort eine neue Polizeiwache entstehen soll. Es habe zudem sehr intensive Kooperationsgespräche mit den Veranstaltern gegeben. Man habe bei der geänderten Route auch deren Interessen berücksichtigt. "Gleichzeitig haben wir mit sehr strengen Auflagen sehr klar gemacht: Wir werden auch eindeutig durchgreifen und auflösen", so Slowik.

Polizei zählt 29 leicht verletzte Kräfte

Eine positive Bilanz zog auch Innensenatorin Iris Spranger (SPD). Sie betonte, dass die Polizei seit Monaten an dem Einsatzkonzept gearbeitet habe und die Routen der Demonstrationszüge sehr genau analysiert worden seien. Auch die Walpurgisnacht sei ruhig verlaufen, betonte die Innensenatorin. Auch die Straßenfeste in Neukölln hätten einen Beitrag "zum sehr guten Verlauf des 1. Mai" beigetragen, sagte Spranger am Montagabend in der rbb24 Abendschau.

Die Berliner Polizei veröffentlichte am Montagnachmittag ihre Bilanz zum 1. Mai. Derzufolge sicherten insgesamt 5.830 Polizistinnen und Polizisten auch aus anderen Bundesländern insgesamt 18 Versammlungen. Alle seien "überwiegend störungsfrei" verlaufen, heißt es in der Pressemitteilung der Polizei. An den Versammlungen nahmen demnach rund 40.000 Menschen teil.

Laut Polizei wurden insgesamt 63 Männer und elf Frauen vorläufig festgenommen, 37 kamen in Polizeigewahrsam, davon wurden 26 Personen einem Richter vorgeführt. Insgesamt wurden 123 Ermittlungsverfahren eingeleitet, unter anderem wegen Landfriedensbruchs, Widerstands gegen und tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte, Gefangenenbefreiung und gefährlicher Körperverletzung. 29 Einsatzkräfte wurden durch Prellungen und Stauchungen verletzt.

Schwerpunkt war die "Revolutionäre 1. Mai-Demo"

Knapp die Hälfte der Festnahmen sowie 96 Ermittlungsverfahren stehen in Zusammenhang mit der "Revolutionären 1. Mai-Demo", die um 18:30 Uhr am Hertzbergplatz in Neukölln gestartet war. Der Großteil der Festnahmen ereignete sich laut Polizei am Ende der Demonstration - am Zielpunkt Oranienplatz.

Ermittlungsverfahren wurden auch in Zusammenhang mit dem Eierwurf auf die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) am Nachmittag während ihrer Rede auf einer DGB-Kundgebung am Brandenburger Tor eingeleitet. Ermittelt wird wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung sowie wegen gegen Personen des politischen Lebens gerichteter Beleidigung, übler Nachrede und Verleumdung. Die Polizei sucht noch den Täter. Dazu würden Zeugen befragt und auch Videos gesichtet, sagte eine Sprecherin der Polizei.

Vereinzelte Rangeleien in Kreuzberg

Rund 14.000 Menschen waren nach Schätzungen der Polizei bei der traditionellen 1. Mai-Demonstration linker und linksradikaler Gruppen durch Berlin gezogen. Die Veranstalter sprachen von etwa 20.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Größere Ausschreitungen blieben dabei aus.

Vereinzelt kam es aber zu Rangeleien zwischen Demonstranten und Polizei, zum Finale am Oranienplatz in Kreuzberg kippte die Stimmung. Es flogen Flaschen und es gab Böllerwürfe auf Polizisten, wie rbb-Reporter beobachteten. Einsatzkräfte der Polizei setzten Reizgas ein. Auch bengalische Feuer waren zu sehen. Slowik sprach von rund 500 gewaltbereiten Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus dem linksextremistischen Spektrum.

Innensenatorin Spranger hatte einige Tage vor dem 1. Mai noch gesagt, dass sie am Abend auch mit Gewaltausbrüchen rechne. Im vergangenen Jahr gab es mehr als 350 Festnahmen und fast 100 verletzte Polizisten.

Etwa 200 pro-palästinensische Demonstranten

Der Protestzug vom Hertzbergplatz in Neukölln zum Oranienplatz in Kreuzberg wurde angeführt von einem Block vor allem türkisch- und arabischstämmiger Migranten als "Migrantifa". Zudem beteiligten sich zahlreiche pro-palästinensische Gruppen. Diesen galt ein besonderes Augenmerk der Polizei. Denn die Behörden hatten aus Sorge vor antisemitischen Vorfällen eine für Freitag geplante Demonstration pro-palästinensischer Initiativen verboten - die Gerichte hatten diese Entscheidung bestätigt.

Viele Menschen schwenkten am Sonntag Palästina-Fahnen, andere skandierten "Free Palestine". In mehreren Reden wurde scharfe Kritik an der Politik Israels geäußert. Auch die Parole "Palestine will be free from the river to the sea" (deutsch: "Palästina wird vom Fluss bis zum Meer frei sein") war zu hören.

Es habe einen Block von etwa 200 pro-palästinensischen Demonstranten gegeben, sagte Slowik. Sie habe im Netz "einzelne israelfeindliche Videos natürlich wahrgenommen". Die Polizei arbeite das nun auf, "Null Toleranz bei antisemitischen Äußerungen", bekräftigte Slowik. Ob wie vor dem 1. Mai weitere Demonstrationen von pro-palästinensischen Gruppen verboten werden, ließ sie offen.

Derweil wurden laut Polizei keine strafrechtlich relevanten Ereignisse wie antisemitische Parolen bei der Demonstration am 1. Mai festgestellt, wie die Behörde am Montagnachmittag mitteilte. Hinweisen zu solchen etwaigen Vorkommnissen werde aber weiter nachgegangen.

Koalition und auch Opposition bewerten Verlauf positiv

Politiker aus der rot-grün-roten Koalition und auch aus der Oppostion zeigten sich überwiegend zufrieden mit dem Verlauf des Maifeiertages.

Der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Frank Balzer, lobte die Polizei. Sie hätte den Demonstrationszug souverän begleitet. Die Strategie der Umlenkung der Route durch engere Straßen habe funktioniert. Im Vorfeld hatte es Bedenken gegeben, dass es dadurch zu Problemen kommen könnte. Allerdings sagte Balzer auch, dass man angesichts brennender Autos, Festnahmen und verletzter Polizisten "noch weit von einem friedlichen ersten Maifeiertag entfernt" sei. Von der FDP hieß es, man habe gemerkt, die Polizei habe sich gut auf den 1. Mai vorbereitet.

Der innenpolitische Sprecher der Linksfraktion, Niklas Schrader, sagte, er begrüße, dass die Polizei zurückhaltender und ruhiger vorgegangen sei als zuletzt. Im vergangenen Jahr sei der Einsatz massiver und teilweise unverhältnismäßig gewesen.

Der Berliner AfD-Innenpolitiker Karsten Woldeit betonte dagegen, die Mai-Demo sei "zwar friedlicher als in den Vorjahren, aber eben nicht wirklich friedlich" gewesen. Berlin sei "von normalen Zuständen bei der inneren Sicherheit immer noch weit entfernt".

Sendung: Abendschau, 02.05.22, 19:30 Uhr

46 Kommentare

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  1. 46.

    Ansgar Sie tragen hier zur Diskussion sehr wenig bei, sondern belehren in einer Tour. Können Sie das nicht verstehen oder wollen Sie es nicht. Ich glaube der einzige der hier am Thema vorbei diskutiert sind Sie. Ich würde mal sagen wir lassen das jetzt denn Klu.........ser gibt es in diesem Land schon genug. MfG

  2. 45.

    Öhm, daran, dass Sie sich nicht die höfliche Mühe machen, Ihre Kommentare einigermaßen leserlich und somit auch verständlich zu formulieren, störe ich mich eher geringfügig bzw. habe mich damit abgefunden. Mehr stört mich, dass Sie auf Kommentare antworten, die Sie überhaupt nicht verstanden haben und als Folge anderen Foristen Aussagen in den Mund legen, die diese so gar nicht gemacht haben. Textverständnis hat jetzt nicht wirklich viel mit dem Beherrschen von Rechtschreibung und Grammatik zu tun. Dass Sie den hier stattfindenden Diskussionen inhaltlich nicht folgen können und Aussagen anderer Foristen gar nicht begreifen, diese dann missverstehen und Ihren deplatzierten Senf dazugeben, ist für jede sachliche Diskussion kontraproduktiv.

  3. 44.

    Und wieder einmal der Ansgar in seinem unermüdlichen Kampf für Satzbau,Rechtschreibung und Grammatik. Was ist eigentlich ihr Beitrag zur Sache außer nur belehren und zu korrigieren. Wissen Sie was Ansgar es gibt wichtigeres im Leben.

  4. 43.

    Hallo, RBB, irgendwie ist das sehr unbefriedigend für mich, einem ehemaligen Kommunisten, für den damals der 1. Mai so etwas wie Weihnachten war. Gewalt habe ich nie ausgeübt, war auf den Demos Mitläufer. Bin jetzt für die Polizei. Und bin irgendwie erschüttert, dass 29 verletzte Polizisten ein Erfolg sein sollen. Diese Randale, die inzwischen schon böse Tradition ist. Wir sollten und damit, denke ich, auf keinen Fall zufriedengeben. Ich glaube auch, dass wir uns durch dieses Gewährenlassen an Unrecht gewöhnen. Ich will mich aber nicht daran gewöhnen. Weder bei linken noch bei rechten Gewalttaten.

  5. 42.

    "Insgesamt scheint es aber ja – erfreulicherweise – ganz gut gelaufen zu sein!" Soso
    Jetzt wären nur noch die 18 verbrannten Autos und die verletzten Polizisten zu klären. Die Autos waren bestimmt e-Autos, die sich beim Laden entzündet haben - gab es auch schon bei Handys. Und die Polizisten haben sich bestimmt beim Dienstsport verletzt.
    20:10/20:27/20:55/09:48

  6. 40.

    "Könnte es vielleicht sein, dass Sie einfach bloß etwas überängstlich sind?"

    Bewusst bei Anderen Ängste schüren wollen wäre leider auch noch eine Option...

  7. 39.

    Warum stellen Sie eigentlich Polizisten immer als Idioten hin.....passen die nicht in Ihre Weltanschauung??? Dann haben Sie leider Pech.

  8. 38.

    „Und da erleben wird doch ein extremes Versagen der Politik.“

    Oder macht die Polizei da vielleicht auch einfach nur keinen „guten Job“, wie Sie es nenen?
    Das wissen wohl nur Leute, die sich alles so zurechtlegen, wie es ihnen gerade passt …

    Fühlen Sie sich wirklich so dermaßen unsicher in dieser Stadt, oder was soll diese ständige Panikmache?
    Ich persönlich habe noch niemanden getroffen, der sich hier in besonderem Maße unsicher fühlen würde … und daher auch die Vermutung, dass Sie damit ziemlich allein sind. Wir leben hier in einer relativ großen Stadt mit vielen Menschen und ab und zu passiert auch mal irgendwo was – das Risiko für den einzelnen und die einzelne ist aber quasi verschwindend gering. Könnte es vielleicht sein, dass Sie einfach bloß etwas überängstlich sind?

  9. 37.

    Und einmal mehr sind Sie an Ihrem defizitären Textverständnis gescheitert und legen anderen Foristen falsche Aussagen in den Mund, angemessen verpackt in einer kaum lesbaren Form...

  10. 36.

    "man musste die Polizei, die abriegelte, lediglich freundlich bitten" Offenbar waren da sehr unterschiedliche Beamte im Einsatz. O-Ton an "unserer" Straßensperre auf dem Oranienplatz: "Brauchst gar keinen Ausweis rausholen, Du kommst hier nicht durch!" Ähnliches haben einige meiner Nachbarn berichtet, die kurz nach Ankunft des Demozuges auf dem Oranienplatz nach Hause wollten.

  11. 35.

    Die Politik braucht sich überhaupt nicht SELBST FEIERN!
    1. Die Polizei hat einen guten Job gemacht.
    2. Die Demonstranten haben sich auch zurückgehalten.
    3. Wie der 1. Mai in Berlin läuft, ist kein Gradmesser, ob Berlin sicher ist, auch wenn sich die Politik an weniger brennenden Autos wieder Wochen lang berauscht.
    4. Wichtiger wäre, ob die Politiker*innen auch einen Plan gegen die massive Alltagskriminalität haben:
    - Wohnungnot
    - Menschenhandel
    - Drogenhandel
    - Straßenmorde
    - Messerstechereien
    - Angriffe auf LGBT / Frauen / Herkunftsbezogen
    - Arbeitslohnausbeutung
    Und da erleben wird doch ein extremes Versagen der Politik.

  12. 34.

    Martina jetzt hier zu behaupten der G 20 Gipfel war Kindergarten und die Polizisten /innen sind über ihre eigenen Beine gestolpert ist etwas makaber. Es gab genug Bildmaterial wo man sehen konnte das die Polizisten/innen gezielt von Dächern mit Steinen und anderen Gegenstände beworfen wurden. Jetzt mal anders rum, stellen sie sich vor Sie wären das, wie würden Sie sich fühlen. Also Verletzungen in Kauf zunehmen egal von wem geht gar nicht, weder von Demonstranten noch von Polizisten/innen. Und noch eins stellen Sie sich vor es wäre ihr Auto und sie brauchen es um jeden Tag auf Arbeit zukommen. Jeder sollte sich an die Regeln halten.

  13. 33.

    Stimmt, man musste die Polizei, die abriegelte, lediglich freundlich bitten (habe ich gemacht).

    Allerdings wollten viele Demoteilnehmer auch gar nicht erst „raus“, sondern zur Abschlusskundgebung.

    Der geilste Typ war ein Anwohner, der wirklich die Polizisten darauf ansprach, dass er jetzt mit seinem Auto weg müsste und diese doch den Weg frei machen sollte.

    Autsch…

  14. 31.

    Über 100 Festnahmen und 29 verletzte Polizisten klingt nicht nach einem ruhigen Abend. Und Autos zünden sich wahrscheinlich auch von allein an. Klingt für mich nach Verlogenheit

  15. 30.

    "hatte die Polizei den Platz besetzt." Falsch: sie haben den Platz abgeriegelt, damit nicht noch mehr Menschen dazu kommen, runter konnte man.

  16. 29.

    Wir leben nun Mal im Kapitalismus.Ich hatte da für dich Alternativen,Nordkorea,China oder gar Russland.Dein Traumland ist Wunschdenken und Frau Giffey ist unsere gewählte Bürgermeisterin.Also deine anarchistisches Gedankengut kannste stecken lassen.Du könntest dich hier deine Meinung äußern und das habe ich auch getan,ohne Angst vor weggesperrt zu werden.

  17. 28.

    Noch bestimmen hierzulande die Gewaltbereiten nicht, was als eine Körperverletzung etc.zu gelten hat.

  18. 27.

    Ich muss Ihnen leider widersprechen, ich war dabei und konnte nichts dergleichen feststellen.

    Feststellen konnte ich, dass sich vereinzelt Demoteilnehmer untereinander (leicht) prügelten (Direkt unter U3 Kottbusser Tor).

    Viele der Teilnehmer provozieren einfach nur relativ billig (es sei Ihnen angetrunken gegönnt), die Polizisten sind immer so gut wie stumm.

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