Hölzerne Sitzmöbel auf Parkplätzen - In Friedrichshain stehen jetzt weitere "Kiez-Parklets"

Di 17.05.22 | 12:28 Uhr
  30
Symbolbild: Ein Parklet in der Innenstadt. (Quelle: imago images/P. Schneider)
Bild: imago images/P. Schneider

Vor Jahren polarisierten "Parklets" im Kreuzberger Bergmannkiez die Menschen in Berlin. In Friedrichshain wird dieser Versuch der Verkehrsberuhigung jetzt fortgeschrieben - mit Bänken und Tischen, die auf Parkplätzen installiert werden.

Zwei neue "Kiez-Parklets" sind am Montag im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg eingeweiht worden. Die hölzernen Tische und Bänke werden vom Land Berlin finanziert und sollen die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum verbessern, erhofft sich die Verkehrsverwaltung.

Die neuen Parklets in der Straßmannstraße und am Petersburger Platz (beide in Friedrichshain) wurden so wie alle anderen auf Autoparkplätzen installiert und sollen damit auch einen Beitrag zur Verkehrsberuhigung leisten. Bei ihrer Inbetriebnahme waren Verkehrssenatorin Bettina Jarasch und Bezirksverkehrsstadträtin Annika Gerold (beide Grüne) dabei.

Jarasch spricht von "grünen Oasen"

"Wo vorher der Platz von einem Auto blockiert wurde, können sich nun Anwohnende an grünen Oasen erfreuen und dort verweilen", lobte Jarasch die Einrichtung der neuen Parklets. "Mit unseren neuen Kiez-Parklets bringen wir mehr Grün in unsere Wohnquartiere und die dort wohnenden Menschen zusammen. Hausgemeinschaften werden sich gemeinsam um die Pflege ihrer Kiez-Parklets kümmern und somit den Gemeinschaftssinn in ihrem Quartier stärken. So entsteht mehr Flächengerechtigkeit in unserem dicht besiedelten Bezirk", fügte Gerold hinzu.

"Kiez-Parklets" können von Initiativen, Vereinen und öffentlichen Einrichtungen beantragt und realisiert werden. Derzeit beteiligen sich die Bezirke Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte und Charlottenburg-Wilmersdorf an dieser Aktion. Bislang wurden dort 30 "Kiez-Parklets" errichtet, etwa 65 solcher Modelle sollen es bis Mitte des Jahres werden. Entwickelt wurden die Parklets von den Vereinen NaturFreunde Berlin e.V. und Berlin 21 e.V., insgesamt stehen etwa 200.000 Euro aus der Landeskasse für diese Geräte zur Verfügung.

Kritik in Spandau, Lichtenberg und Neukölln

Derweil wollen sich offenbar manche Bezirke bewusst nicht an diesem Projekt beteiligen. Nach einem Bericht der "B.Z." sträubt sich beispielsweise Spandau dagegen: "Spandau steht kurz vor dem Verkehrskollaps. Angesichts des massiven Wohnungsbaus brauchen wir mehr Kapazitäten auf der Straße und nicht weniger", sagt CDU-Baustadtrat Thorsten Schatz dem Blatt. Parklets trügen dazu bei, "Berlins Ruf als Stau-Hauptstadt zu verschlimmern".

Auch der Lichtenberger Baustadtrat Martin Schäfer (CDU) hat demnach zwei Parklet-Anträge nicht genehmigt - aus Sicherheitsgründen, wie er der Zeitung sagte: "Der Fließverkehr war unmittelbar daneben, das war zu heikel, zu gefährlich." Laut "B.Z." gibt es auch in Neukölln Bedenken. "Mit der Beantragung, den straßenverkehrsrechtlichen Anordnungen etc. entstehen viele Arbeitsstunden, die andernorts dringlicher gebraucht werden", sagte Bezirksamtssprecher Christian Berg der Zeitung.

Parklets in Berlin erhitzen schon seit Jahren die Gemüter. Einer der ersten Versuche in der Bergmannstraße in Kreuzberg war nach einer einjährigen Testphase nicht weiterverfolgt worden. Damals hatten sich unter anderem Geschäftsbetreibende aus dem Kiez und Zulieferer gegen die Straßenumgestaltung gewehrt. Neben Sitzmöglichkeiten sollten Felsbrocken auf Parkplätzen sowie grüne Punkte auf der Fahrbahn den Verkehr beruhigen.

Sendung: rbb24, 16. Mai 2022, 22 Uhr

30 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 30.

    "KP (...) sollen die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum verbessern, erhofft sich die Verkehrsverwaltung." Sollte man sie dann nicht besser Ambienteverwaltung nennen? "Parklets (...) sollen damit auch einen Beitrag zur Verkehrsberuhigung leisten." Parkplatzsuche in 3 statt 2 Runden um den Block! Gegenvorschlag: Parkraumbewirtschaftung hat nicht nur eine Lenkungswirkung, sondern kann je nach Preis profitabel für die Gemeinde sein. Siehe alle anderen westeuropäischen Hauptstädte.

  2. 29.

    Wie sieht es mit dem Brandschutz aus? Diese Holzelemente bringen unnötige Brandlast vors Haus und gefährden die Anwohner. Wenn Autos schon brennen sind die Teile ja noch riskanter….

  3. 28.

    Die Umfragefragen sind lenkend. Wenn man sich da "nicht wiederfindet" macht man nicht mit. Ist ein gutes Beispiel, dass ein Ergebnis nicht repräsentativ sein kann und noch besser: Fragesteller müsste man sein....(Wo bleiben die Anwohner?)

  4. 27.

    Ich finds gut.

  5. 25.

    Irgendwie läuft die Umfrage völlig konträr zu den Posts hier. Ist schon komisch - irgendwie.

  6. 24.

    In unserem Kiez gibt es statt der sowieso knappen Parkplätze nun auch ein paar von den Sitzgelegenheiten. Ich sehe dort niemand sitzen. Nur nachts feiern da Touristen oder es sitzen einige Drogendealer drin. Wieso werden wir Anwohner nicht gefragt, ob wir die Dinger haben wollen? Einfache Sitzbänke hatten es auch getan und wir hätten noch mehr Parkplätze. Was für eine Verschwendung von Steuergeldern!

  7. 23.

    Panzersperren, oder die berühmten Findlinge wären viel billiger. Da in diesen Kiezen auch gerne Schrott und Sperrmüll an die Straße geschmissen wird, empfehle ich kleine Müllplätze. Das wird dort garantiert besser genutzt als Parklets.

  8. 22.

    Brücken-Neubau in Berlin
    62 Kleingärten sollen neuer Rudolf-Wissell-Brücke weichen
    https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2022/05/rudolf-wissell-bruecke-kleingaerten-parzellen-weg-berlin.html

    Die Iniative "Berlin autofrei" möchte mit einem Volksbegehren nahezu den gesamten privaten Autoverkehr innerhalb des Berliner S-Bahn-Rings lahmlegen.
    https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2022/05/berlin-senat-erteilt-volksbegehren-berlin-autofrei-absage.html

    Irgendwie passt dies doch alles gut zusammen ;-)
    Kleingärten weg - Autos weg .. dafür gibt es dann ein paar "grüne" Oasen und viele Wege für Fahrräder + E-Roller
    Was passiert nur in dieser Stadt?

  9. 21.

    Wenn ich mir das Foto vom Graefekiez ansehe, kein Wunder daß die Eltern mit ihren Kindern auf der Straße sitzen und spielen. Die Parks werden ja von den Dealern in Besitz genommen.

  10. 20.

    Jawohl ,am besten schicken wir alle Obdachlose hin ,da da werden gleiche zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen

  11. 19.

    Da werden Steuergelder verschleudert für so einen Schwachsinn, die an anderer wichtiger Stelle dringendst benötigt werden.
    Wieder ein toller Versuch von Frau Jarasch die Autos aus der Stadt zu verbannen.

  12. 18.

    So what??? Wie weltfremd, naturbelassen und bekloppt muss man sein, um zu Lasten des Steuerzahlers auf solche Ideen zu kommen? So ist es, wenn Menschen nie gearbeitet und gelernt haben, wichtiges von unwichtigem zu trennen und Prioritäten zu setzen! Statt den - durch viele Baustellen im Bezirk verursachten - Verkehrsstau zu entwirren, indem endlich alle Baustellen zügig fertiggestellt werden, den ÖNPV auf Vordermann zu bringen und für JEDEN attraktiver zu machen, werden hier klammheimlich Parkflächen „entsorgt“, ohne über die Auswirkungen nachzudenken. Wieder einmal macht so ein realitätsferner Grüner den 3. Vor dem 1. Schritt.

  13. 17.

    Es ist unfassbar was sich steuernzahlende Bürger von der Politik gefallen lassen müssen, ich denke die nächste Wahl wird die Dankbarkeit zeigen, aber auf jeden Fall haben wohnungslose Menschen nun Betten in frischer Luft.
    Mit Gruß

  14. 16.

    Wer will denn bitte da sitzen und etwas essen oder trinken, Buch lesen ??? Wo 30? 50 cm an mir Busse und LKW vorbeidonnern, der Löffel auf dem Teller klappert und die mir die Abgase über den Kuchen pumpen? Besonders, wenn da auf dem freien Platz daneben jemand ein- oder ausparkt.
    Mir gefällt Beitrag 2 ganz gut.. es sind Stauletts, denn Parkletts.. was hat das mit parken zutun oder sollen die 3 Bretter ein Park sein?
    Ich zweifel langsam daran, ob die grünen überhaupt erwachsene Menschen sind. Und die Linken ja leider auch und dennoch regieren beide eine Weltstadt.

  15. 15.

    Ob bald die Mitarbeiter vom Ordnungsamt Knöllchen an die Dinger stecken, weil die ohne einen Parkschein oder eine Anwohnerplakette bezahlt zu haben wertvollen Parkraum blockieren? Parklets auf dem Standstreifen der Avus kann ich mir auch gut vorstellen. Die Instandhaltungskosten dann bitte direkt an die Grünen. Oder sehen die in zwei Jahren aus wie alles in Berlin? Versifft und kaputt, beklebt, vermüllt. Vielleicht stelle ich dann mein Auto in den Stadtpark, wenn wir die Verhältnisse umkehren. Da ist dann Platz während sich alle am Straßenrand viel wohler fühlen. Lasst uns ein riesiges Dorf aus der Stadt machen für alle, denen es nicht dorfig genug ist. Womit hier geborene Berliner eigentlich kein Problem haben.

  16. 14.

    Ich habe da eine etwas andere Vorstellungen von einer grünen Oase. Das Geld , was für diese Holzbarrikaden ausgegeben wird, wäre besser für die Instandhaltung bestehender grüner Oasen, nämlich Parks und Grünanlagen, angelegt.
    Außerdem wird die Verkehrswende nicht gelingen, wenn die Verantwortlichen das Pferd von hinten aufzäumen. Es kann nicht sein, dass die Autofahrer jetzt aus der Stadt geekelt werden sollen ( und nichts anderes bezwecken diese Holzverschläge) und die Projekte zur Verbesserung des ÖPNV erst in 10 bis 15 Jahren realisiert werden.

  17. 13.

    Gleich als ich diesen Artikel gelesen habe habe ich 11/2 Duzend Bekannte (aus Hellersdorf, Lichtenberg und Schöneberg) vorgeschlagen: Laßt uns in der Srassmannstrasse Begegnen und die tolle neu Aufenthaltsqualität nutzen.
    Die bereits Zusagenden bringen auch Getränke mit.
    Wir freuen uns schon riesig.

  18. 12.

    In der Haasestr. in F-Hain wurde auch so ein Dingen aufgestellt (ob genehmigt, dass kann ich nicht sagen) mitten auf einem markierten Parkplatz und somit den Anwohnern entsprechend von den bereits wenig vorhandenen Parkplätzen einer unnütz weggenommen - Des Weiteren haben die Hardcore Ökos hier ohne Genehmigung die Bäume mit billigem/splitternden Baumarktholz umzäunt, natürlich ohne Genehmigung und ohne Rücksprache mit den Anwohnern - schön ist was anderes. Berlin verkommt langsam, jeder darf seine unnützen Ideologien ausleben.

  19. 11.

    "........wann wird da eigentlich das Thema Abschaffung Kraftfahrzeugsteuer in Angriff genommen?"
    Die Frage stelle ich mir schon lange. Autos überall verbannen und weiter Steuer kassieren?
    Die einzige Lösung sehe ich, Berlin in nächster Zeit zu verlassen.


  20. 10.

    Lastenfahrrad - das SUV unter den Fahrrädern. Ein bissiger Artikel dazu heute in der
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/lastenraeder-in-berlin-die-rollende-pest-der-buergersteige-und-strassen-li.228147
    Aber zur Parkmöglichkeit ... was spricht dagegen sich einen vll. freien öffentlichen Parkplatz irgendwo am Straßenrand zu suchen? Ok ... die Nerven ;-).

  21. 9.


    Bei uns in der Richard-Sorge-Str. Wohnt jetzt ein Obdachloser in dem Parklet.
    Es wäre gut wenn die Dinger ein Dach bekommen dann ist Er besser vor Sonne und Regen geschützt.

  22. 8.

    Des Spießers kleinkarierte Oase ist: Augenkrebs! Viereckig bis zum Abwinken, mit ein wenig Deko-Grünzeug und natürlich total öko. Aber aufgeräumt, damit sich auch die Kehrwochenflüchtlinge aus Schwaben sofort heimisch fühlen.

    Mit Verlaub: Wenn den Verantwortichen nichts Besseres einfällt, sind bunte Autos imer noch schöner fürs Straßenbild.

  23. 7.

    Grüne Oasen?
    Man muss schon heftig an was leiden, sich freiwillig auf die Straße zu setzen und Abgase zu inhalieren, Lärm auf die Ohren prassen zu lassen.
    Bei allem Verständnis, den Kraftfahrzeugverkehr komplett abzuschaffen, Ausnahme die Fahrbereitschten Bund und Land, wann wird da eigentlich das Thema Abschaffung Kraftfahrzeugsteuer in Angriff genommen?

  24. 6.

    Und wo Parke ich mein Lastenfahrrad, wenn ich das Bedürfnis habe dort zu entspannen und Autoabgase und Feinstaub einzuatmen.

  25. 5.

    Was für ein Schwachsinn! Genau gegenüber, keine 20 Meter weg, ist der Petersburger Platz mit Bäumen, Büschen und Bänken. Wer setzt sich da freiwillig an eine vielbefahrene Straße?

  26. 4.

    In der Straßmannstraße gibt es doch auf der gesamten Länge überbreite Fußwege. Was soll denn dieser Unsinn dort?

  27. 3.

    Ich hoffe es wird auch ehrlich berichtet, was in 1 - 2 Jahren aus den Dingern geworden ist.

  28. 2.

    Parklets auf die Stadtautobahn und umbenennen in Staulets. So im Prime-Time-Chaos entspannt 'ne Runde Schach spielen, 'n schönen Skat dreschen, jemand latscht mit seinem Bauchladen von einer Ausfahrt zur Anderen und verkauft Kaltgetränke. P+R auf irgendwelchen fernen Industriebrachen und von dort mit 'nem Panjewagen zum nächsten Bahnhof. In den Tiefgaragen ist Platz für Fahrräder, Tretroller und auf der Leipziger Straße kann man 24/7 Fußball spielen. Hach ja.

  29. 1.

    Wer hat die Deutungshoheit was eine (gute) Verbesserung überhaupt ist?
    "Verkehrsberuhigung" - Wie hat Frau Jarasch gemessen? Durch ständiges erneutes "Anfahren" wird es viel lauter, deshalb baut man Schikanen auch zurück. (Die Breite der Fahrbahn hat einen größeren Einfluss)
    "Flächengerechtigkeit" - allergrößte Vorsicht, wenn Ideologen mit "Verteilkompetenz", ihre nicht verifizierten, einfachen Ideen, statt arbeitsintensiver Konzepte, durchsetzen. Denn auch hier wird offen gelassen, vermutlich nie ermittelt, was das ist.
    "grüne Oasen" - Ob das Bild dem gerecht wird?

Nächster Artikel