Hölzerne Sitzmöbel auf Parkplätzen - In Friedrichshain stehen jetzt weitere "Kiez-Parklets"

Vor Jahren polarisierten "Parklets" im Kreuzberger Bergmannkiez die Menschen in Berlin. In Friedrichshain wird dieser Versuch der Verkehrsberuhigung jetzt fortgeschrieben - mit Bänken und Tischen, die auf Parkplätzen installiert werden.
Zwei neue "Kiez-Parklets" sind am Montag im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg eingeweiht worden. Die hölzernen Tische und Bänke werden vom Land Berlin finanziert und sollen die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum verbessern, erhofft sich die Verkehrsverwaltung.
Die neuen Parklets in der Straßmannstraße und am Petersburger Platz (beide in Friedrichshain) wurden so wie alle anderen auf Autoparkplätzen installiert und sollen damit auch einen Beitrag zur Verkehrsberuhigung leisten. Bei ihrer Inbetriebnahme waren Verkehrssenatorin Bettina Jarasch und Bezirksverkehrsstadträtin Annika Gerold (beide Grüne) dabei.
Jarasch spricht von "grünen Oasen"
"Wo vorher der Platz von einem Auto blockiert wurde, können sich nun Anwohnende an grünen Oasen erfreuen und dort verweilen", lobte Jarasch die Einrichtung der neuen Parklets. "Mit unseren neuen Kiez-Parklets bringen wir mehr Grün in unsere Wohnquartiere und die dort wohnenden Menschen zusammen. Hausgemeinschaften werden sich gemeinsam um die Pflege ihrer Kiez-Parklets kümmern und somit den Gemeinschaftssinn in ihrem Quartier stärken. So entsteht mehr Flächengerechtigkeit in unserem dicht besiedelten Bezirk", fügte Gerold hinzu.
"Kiez-Parklets" können von Initiativen, Vereinen und öffentlichen Einrichtungen beantragt und realisiert werden. Derzeit beteiligen sich die Bezirke Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte und Charlottenburg-Wilmersdorf an dieser Aktion. Bislang wurden dort 30 "Kiez-Parklets" errichtet, etwa 65 solcher Modelle sollen es bis Mitte des Jahres werden. Entwickelt wurden die Parklets von den Vereinen NaturFreunde Berlin e.V. und Berlin 21 e.V., insgesamt stehen etwa 200.000 Euro aus der Landeskasse für diese Geräte zur Verfügung.
Kritik in Spandau, Lichtenberg und Neukölln
Derweil wollen sich offenbar manche Bezirke bewusst nicht an diesem Projekt beteiligen. Nach einem Bericht der "B.Z." sträubt sich beispielsweise Spandau dagegen: "Spandau steht kurz vor dem Verkehrskollaps. Angesichts des massiven Wohnungsbaus brauchen wir mehr Kapazitäten auf der Straße und nicht weniger", sagt CDU-Baustadtrat Thorsten Schatz dem Blatt. Parklets trügen dazu bei, "Berlins Ruf als Stau-Hauptstadt zu verschlimmern".
Auch der Lichtenberger Baustadtrat Martin Schäfer (CDU) hat demnach zwei Parklet-Anträge nicht genehmigt - aus Sicherheitsgründen, wie er der Zeitung sagte: "Der Fließverkehr war unmittelbar daneben, das war zu heikel, zu gefährlich." Laut "B.Z." gibt es auch in Neukölln Bedenken. "Mit der Beantragung, den straßenverkehrsrechtlichen Anordnungen etc. entstehen viele Arbeitsstunden, die andernorts dringlicher gebraucht werden", sagte Bezirksamtssprecher Christian Berg der Zeitung.
Parklets in Berlin erhitzen schon seit Jahren die Gemüter. Einer der ersten Versuche in der Bergmannstraße in Kreuzberg war nach einer einjährigen Testphase nicht weiterverfolgt worden. Damals hatten sich unter anderem Geschäftsbetreibende aus dem Kiez und Zulieferer gegen die Straßenumgestaltung gewehrt. Neben Sitzmöglichkeiten sollten Felsbrocken auf Parkplätzen sowie grüne Punkte auf der Fahrbahn den Verkehr beruhigen.
Sendung: rbb24, 16. Mai 2022, 22 Uhr