Kurzfristige Umsetzung schwierig - Jarasch sieht kaum noch Chancen für kostenloses ÖPNV-Ticket

Der Berliner Senat wollte die ÖPNV-Nutzung im Sommer für Abonnenten kostenfrei anbieten. So sollten neue Kunden gewonnen werden. Es bleibt offenbar bei der Idee, die Umsetzung gestaltet sich schwierig.
Die Berliner Idee, im Sommer ein Null-Euro-Ticket als Werbemaßnahme für neue Abo-Kunden im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) anzubieten, ist offenbar vom Tisch. Das gab Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) am Dienstag bekannt.
Die Umsetzung gestalte sich - wegen der vielen Akteure - so kurzfristig schwierig, sagte die Politikerin. "Deswegen bin ich skeptisch, ob wir das hinbekommen, was ich sehr schade finde", fügte Jarasch an.
Jarasch äußert Kritik am 9-Euro-Ticket
Die Berliner Verkehrsverwaltung erwog, das geplante und durch den Bund finanzierte 9-Euro-Ticket zu nutzen, um den ÖPNV in den Monaten Juni, Juli und August für Abo-Kunden mit Monatsticket komplett kostenlos anzubieten. Der Senat hätte dann die verbleibende Differenz der Kosten übernommen - in der Hoffnung, mit der Aktion neue Kunden zu gewinnen.
Durch die Corona-Pandemie haben BVG und S-Bahn Stammkunden verloren und weniger Abonnements verkauft als in den Vorjahren.
Neue Kundinnen und Kunden werde man mit dem 9-Euro-Ticket aber nicht gewinnen, sagte Jarasch, da diese Aktion nur kurzfristig läuft. Es sei "nicht nachhaltig", fügte die Verkehrssenatorin an: "Was wir brauchen, ist ein massiver Zugewinn an Fahrgästen, die dauerhaft und endgültig auf den ÖPNV umsteigen."
Giffey erwartet Diskussionen
Erhältlich ist das 9-Euro-Ticket ab kommendem Montag an den Automaten und in Fahrgastzentren. Damit können Bürgerinnen und Bürger in den Monaten Juni, Juli und August den ÖPNV nutzen.
Aus mehreren Bundesländern kam zuletzt Kritik an dem stark vergünstigten Ticket auf. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) rechnet dennoch damit, dass der Bundesrat am kommenden Freitag die Einführung beschließt. "Trotzdem wird es bis zum Schluss Diskussionen darüber geben, welche Dinge damit zu verknüpfen sind", sagte Giffey am Dienstag.
Für beliebte Strecken, etwa zwischen Berlin und der Ostsee, erwarte man eine deutlich höhere Auslastung, sagte Jarasch. Darauf bereite man sich vor und plane unter anderem mit Verstärkerzügen.
Sendung: rbb24 Abendschau, 17.05.2022, 19:30 Uhr