Kurzfristige Umsetzung schwierig - Jarasch sieht kaum noch Chancen für kostenloses ÖPNV-Ticket

Di 17.05.22 | 18:45 Uhr
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Bettina Jarasch (Bündnis90/Die Grünen), Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz (Quelle: dpa/Annette Riedl)
Audio: Inforadio | 17.05.2022 | Sebastian Schöbel | Bild: dpa/Annette Riedl

Der Berliner Senat wollte die ÖPNV-Nutzung im Sommer für Abonnenten kostenfrei anbieten. So sollten neue Kunden gewonnen werden. Es bleibt offenbar bei der Idee, die Umsetzung gestaltet sich schwierig.

Die Berliner Idee, im Sommer ein Null-Euro-Ticket als Werbemaßnahme für neue Abo-Kunden im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) anzubieten, ist offenbar vom Tisch. Das gab Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) am Dienstag bekannt.

Die Umsetzung gestalte sich - wegen der vielen Akteure - so kurzfristig schwierig, sagte die Politikerin. "Deswegen bin ich skeptisch, ob wir das hinbekommen, was ich sehr schade finde", fügte Jarasch an.

Jarasch äußert Kritik am 9-Euro-Ticket

Die Berliner Verkehrsverwaltung erwog, das geplante und durch den Bund finanzierte 9-Euro-Ticket zu nutzen, um den ÖPNV in den Monaten Juni, Juli und August für Abo-Kunden mit Monatsticket komplett kostenlos anzubieten. Der Senat hätte dann die verbleibende Differenz der Kosten übernommen - in der Hoffnung, mit der Aktion neue Kunden zu gewinnen.

Durch die Corona-Pandemie haben BVG und S-Bahn Stammkunden verloren und weniger Abonnements verkauft als in den Vorjahren.

Neue Kundinnen und Kunden werde man mit dem 9-Euro-Ticket aber nicht gewinnen, sagte Jarasch, da diese Aktion nur kurzfristig läuft. Es sei "nicht nachhaltig", fügte die Verkehrssenatorin an: "Was wir brauchen, ist ein massiver Zugewinn an Fahrgästen, die dauerhaft und endgültig auf den ÖPNV umsteigen."

Giffey erwartet Diskussionen

Erhältlich ist das 9-Euro-Ticket ab kommendem Montag an den Automaten und in Fahrgastzentren. Damit können Bürgerinnen und Bürger in den Monaten Juni, Juli und August den ÖPNV nutzen.

Aus mehreren Bundesländern kam zuletzt Kritik an dem stark vergünstigten Ticket auf. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) rechnet dennoch damit, dass der Bundesrat am kommenden Freitag die Einführung beschließt. "Trotzdem wird es bis zum Schluss Diskussionen darüber geben, welche Dinge damit zu verknüpfen sind", sagte Giffey am Dienstag.

Für beliebte Strecken, etwa zwischen Berlin und der Ostsee, erwarte man eine deutlich höhere Auslastung, sagte Jarasch. Darauf bereite man sich vor und plane unter anderem mit Verstärkerzügen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 17.05.2022, 19:30 Uhr

36 Kommentare

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  1. 36.

    Steuergeld-schon mal was davon gehört.
    Warum sollen Menschen die Öffentliche benutzen, ihre Tankfüllung mitbezahlen ?

  2. 34.

    Haben Sie Freunde oder Verwandte? 170 Euro für Fahrtkosten im Monat ist bei den aktuellen Spritpreise schnell gemacht. Freut mich das Sie (!) mit sowenig auskommen, aber ist das repräsentativ? By the way. Ich komme mit noch weniger aus. Alle 4 Monate 60 Euro. Aber das Glück hat eben nicht jeder

  3. 33.

    Kein 9 Euro Ticket, dann auch keine Hilfe beim Spritpreis.

  4. 32.

    Es ist aber schon bekannt, dass der ÖPNV Berlins jährlich mit 535 Millionen Euro bezuschusst wird?!

  5. 31.

    Wer gibt bitte 170€ für das Tanken(!) monatlich aus? Wir zahlen etwa 40-50€. Maximal. Wir fahren effizient, selten und dann stets kombiniert, sodass mehrer Aufgaben erledigt werden. Da mein Arbeitgeber und die BVG seit 5 Jahren nicht in der Lage sind, für gelegentliche Fahrten, die ich nicht mit dem Fahrrad erledigen mag, das 70€ Ticket anzubieten, habe ich bereits eine flache Stirn vom andauernden Draufklatschen.

  6. 30.

    Gute Idee! Umlandpendler verpesten massiv unsere Luft, verstopfen unnütz die Straßen und zahlen Steuern stattdessen im Umland.
    Belegen mit Strafsteuern oder Abzug der Pendlerpauschale. Die sollen arbeiten, wo sie wohnen.

  7. 29.

    Vielleicht sollten Sie nicht nur von der von Ihnen benutzen Linie ausgehen?

  8. 28.

    Es geht nicht nur ums Geld, verdammt nochmal! Taktung, Barriefreiheit, Sicherheitsgefühl, saubere und konsumentenfreie Bahnhöfe, dann muss auch nichts gesenkt werden, dann zahlen einige (vielleicht sogar viele) gerne etwas mehr. Radwege sanieren oder alternativ mehr Fahrspuren reservieren! Wenn ich mir alleine den von Wurzeln durchsetzten Radweg zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule ansehe. Parallel verläuft eine DREIspurige Straße, auf der man dennoch angehupt und geschnitten wird, wenn man völlig zu Recht, auf diese ausweicht. "In Berlin Fahrrad fahren? Sorry, aber ich hänge zu sehr an meiner Gesundheit." - Kann ich total verstehen und ich setze sie trotzdem täglich auf Spiel, weil ich auf Ölsardinesein und "Unregelmäßigkeiten im Betriebsablauf" keine Lust habe.

  9. 27.

    Hallo Jörg,
    ich hoffe, dass Sie diesen SCHWACHSINN nicht ernst meinen.
    Damit Sie kostenlos fahren können, soll der Steuerzahler die Zeche zahlen?
    Wir sind ein Glück nicht in der DDR wo es so viel kostenlos gab, dass die DDR pleite gegangenen ist.

  10. 24.

    Mensch sollte lieber über einen kostenlosen ÖPNV dauerhaft nachdenken. Finanziert durch Steuern, Touristen-Abgabe und Umlandpendler Pauschale.

    Linke übernehmen Sie Forderung der 80er Jahre AL.

  11. 23.

    Typisch Politiker in Deutschland - lange diskutieren und Wähler verwirren. Die haben mit Fahrkosten keine Probleme, Ihre Diäten sind höher als mein Gehalt! Ich wünsche grünen, schwarzen, gelben, roten, dunkelroten Vertretern schöne Lobbyisten Abende mit Champagner und Scampi.

  12. 22.

    Einfach machen mag vlt in Ihrem Wirkungshorizont gehen aber auf der finanzpolitischen Ebene braucht es eben Abstimmung. Beispielsweise die Frage der nachhaltigen Finanzierung muss geklärt werden. Im übrigen fahre ich auch als Mann aus den von Ihnen genannten Gründen nicht mit Öffis, bin mit Sicherheit nicht der Einzige. Aber gut das Sie bei Ihnen offensichtlich nur Frauen Angst haben.....komisches Weltbild

  13. 21.

    Gerade in Berlin sind die Preise für AB doch gering, wer bisher 150 Euro für das tanken ausgegeben hat um in der Stadt von A nach B zu kommen sollte auch in der Lage sein 70 Euro für ein Ticket zu zahlen. Man spart immer noch. An alle Befürworter des 9 Euro Tickets. Wie soll es denn nachhaltig finanziert werden??

  14. 20.

    Ich frage mich außerdem, woher Frau Jarasch die Busse, Bahnen und das Fahrpersonal für die Zeit des 9-Euro-Tickets von Juni bis August herzaubern will.
    Das sollte man diejenigen fragen, die hier so lauthals schimpfen, das es typisch sei, das 9 Euro Ticket ausgerechnet in der Urlaubszeit einzuführen, wenn die Stadt eh leer sei.

  15. 19.

    Sehe ich genauso. Ich freue mich darauf, die nächsten 3 Monate, wenn es für uns nach 2 Jahren Homeoffice wieder zurück ins Büro geht (ab 01.06.) erstmal nur 9€ im Monat zahlen zu müssen. Und da ich als Steuerzahler ja auch immer alles andere wie Kitas, Autoverkehr und was sonst noch alles mitfinanzieren muss, obwohl ich weder Kitakind noch Auto habe, kann mein 9€ Ticket ruhig auch mal von anderen mitfinanziert werden :-)

  16. 18.

    So-so Frau Jarasch. Warum fahren Senat und Regierung nicht mit Rufbussen wie für uns Bürger angedacht ? Es ist zum kotzen: Im Winter droht die kalte Wohnung und Duschen nur mit 20° Wasser 2 min. Klopapierzuteilung und dann das "Lauterbachvirus". Wie wird aber ihr Leben verändert sein und dann das der Reichen im Land ? Obendrein Kriegsgefahr; was sind dagegen 9 € ? Das Geld wird doch immer wertloser. Wir werden wohl auf Tauschwirtschaft wie in der Ukraine heute üblich umsteigen...wenn das noch möglich ist ..Grün war für mich schon immer linkes Gift.

  17. 17.

    Und weil Ihr Kommentar hier leider völlig untergeht gibt es von mir einen Fullquote:

    "Witzig, wie hier in den Kommentaren Stimmung gegen den Nahverkehr gemacht wird. Hauptsache der Steuerzahler finanziert die Besserverdienenden mit ihrem Tankrabatt."

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