Rund 300 Beschäftigte in Berlin gekündigt - Kipping kritisiert Lieferdienste wegen Entlassungen

Mehr als 300 Beschäftigte des Lieferdienstes Gorillas in Berlin wurden entlassen. Das veranlasste die Senatorin für Arbeit und Soziales, Katja Kipping dazu, das Unternehmen und das Geschäftsmodell allgemein zu kritisieren.
Nach der Ankündigung von Entlassungen hat die Berliner Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, Katja Kipping (Die Linke), Lieferdienste kritisiert. "Verschiedene Lebensmittel-Lieferdienste haben die Zeiten von Corona und Home-Office für eine aggressive Expansionsstrategie genutzt", sagte sie in einer Mitteilung am Donnerstag. Die Pandemiezeit sei für Lieferdienste eine Zeit hoher Nachfrage und damit auch großer Umsätze gewesen.
"Doch so schnell wie sie zu liefern versprechen, so schnell feuern sie auch", kritisierte Kipping. "Ich halte ein solches Geschäftsmodell weder für nachhaltig noch für sozial." Gute Arbeit bedeute sichere Beschäftigungsverhältnisse mit sicheren Arbeitsbedingungen, Mitbestimmung und guter Bezahlung.
320 von 600 Mitarbeitern in der Verwaltung müssen gehen
Gorillas hatte am Dienstag erklärt, sich aus Kostengründen von der Hälfte seiner Mitarbeiter in der Verwaltung trennen zu wollen. 320 Mitarbeiter aus der Hauptverwaltung in der Berliner Zentrale des Lieferdienstes sollen demnach gekündigt werden, wie die Gewerkschaft Gorillas Workers Collective dem rbb mitteilte. Ein Sprecher des Unternehmens widersprach dem am Freitag und sagte, es handele sich um 300 Entlassungen und diese beträfen Verwaltungsangestellte weltweit.
Die rund 14.000 Fahrerinnen und Fahrer, die für Gorillas arbeiten, sind nach Angaben des Unterehmens Stellenabbau nicht betroffen. In welchem Land die meisten Mitarbeiter gehen müssen, war zunächst nicht bekannt.
Das Unternehmen ist seit seiner Gründung im Jahr 2020 immer wieder aufgrund von Konflikten mit seinen Fahrerinnen und Fahrern in die Schlagzeilen geraten. Diese kritisierten vor allem die Arbeitsbedingungen und verliehen ihren Forderungen mit sogenannten wilden Streiks Nachdruck. Inzwischen haben die Fahrer einen eigenen Betriebsrat.
Kipping begrüßte die Betriebsratswahlen. "In dieser Branche gibt es echte Knochenjobs, wenn Fahrerinnen und Fahrer mit schweren Rucksäcken auf die Straße geschickt werden", wird sie zitiert.
Sendung: Inforadio, 26.05.2022, 17:25 Uhr