24 Urinale für 2,6 Millionen Euro - Berlin will kostenlose gendergerechte Toiletten in Grünanlagen testen

So 22.05.22 | 13:34 Uhr
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„Missoir“ steht am 19.11.2021 auf dem Boden einer öffentliche Damentoilette ohne Wasserverbrauch in der Berliner Hasenheide. (Quelle: dpa/Annette Riedl)
Video: rbb24 Abendschau | 22.05.2022 | Tom Garus, Rainer Unruh | Bild: dpa/Annette Riedl

Öffentliche Toiletten müssen gereinigt werden und kosten derzeit meistens 50 Cent Eintritt - es sei denn, man kann etwas mit einem Pissoir anfangen. Bald sollen nun auch Hockurinale für Frauen getestet werden - Nutzung kostenlos.

Wer auf eine klassische öffentliche Sitztoilette gehen möchte - meistens von Frauen genutzt - muss in der Regel 50 Cent bezahlen. Nutzer von Pissoirs können umsonst Wasser lassen. Berlin plant nun kostenfreie gendergerechte Toiletten im öffentlichen Raum. Der Haushaltsausschuss des Abgeordnetenhauses hat dafür 2,6 Millionen Euro aus dem Innovationsförderfonds für 24 Frauentoiletten in Berliner Parks bereitgestellt – zwei pro Bezirk.

Toiletten ohne Wasser- und Stromversorgung

Wie die Senatsverwaltung für Umwelt dem rbb am Freitag mitteilte, sei im Rahmen eines Projektes der Aufbau sogenannter autarkter Toiletten geplant. Autark, weil sie ohne Wasser- und Stromanschluss funktionieren, aber auch keine Chemietoiletten sein sollen. So sollen "bisher unterversorgte Gebiete im Berliner Grün mit öffentlichen Toiletten" bestückt werden, heißt es in der Mitteilung.

Es soll außerdem erprobt und ausgewertet warden, "welche Toilettensysteme die Anforderungen an eine klimaneutrale, ökologische, gendergerechte und barrierefreie Toiletteninfrastruktur am besten erfüllen können." Geplant sei auch, "Urinale für Frauen unterschiedlicher Bauart" zu erproben.

Die Linke pro Ausbau öffentlicher Toiletten

Katalin Gennburg, für die Partei Die Linke im Berliner Abgeordnetenhaus, findet, dass die geplanten Toiletten ein Schritt zu mehr Gerechtigkeit sind. Die Partei trete dafür ein, dass "es viel mehr Toiletten gibt, auch an nicht touristischen Hotspots. Und dass die kostenlos zur Verfügung stehen." Das heiße auch, man könne Toilettenprojekte wie Frauenpissoirs ausprobieren. "Aber insgesamt geht es um eine kostenlose Toilettenversorgung", so Gennburg.

Frauenpissoirs ab 2023

Berlin nahm Ende April dieses Jahres die 278. "City-Toilette" in Betrieb. City-Toiletten wurden von der Firma Wall GmbH im Auftrag des Landes Berlin in den letzten drei Jahren aufgebaut. Diese Form der öffentlichen Toilette kostet allerdings 50 Cent Eintritt.

Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) erklärte die Kosten für diese Sitztoiletten damals damit, dass diese saubergehalten werden müssten. Die Pissoirs dagegen seien unentgeltlich, da man mit ihnen vor allem die vielen wildpinkelnden Männer niedrigschwellig dazu bewegen wolle, eine Toilette zu nutzen. Nach Senatsangaben hat Berlin insgesamt 418 öffentliche Toiletten.

Wie die Umweltverwaltung am Freitag mitteilte, soll eine Ausschreibung für die gendergerechten Toiletten vorbereitet werden. 2023 sollen sie aufgestellt werden. Die Standorte stehen laut Mitteilung noch nicht fest – angedacht sind Grünanlagen, Badestellen, Wald- und Naherholungsgebiete, Rad- und Wanderwege.

Sendung: Abendschau, 22.05.2022, 19:30 Uhr

65 Kommentare

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  1. 65.

    Kann mir jemand erklären, warum die Dinger gebaut werden?
    Ist es weil Männer, die überall hin urinieren, kostenlose Pissoirs bekommen haben und Frauen, die das nicht machen, jetzt trotzdem damit abgestraft werden? Wo ist da der Lerneffekt? Wenn ich jeden Tag einen Apfel stehle, bekomme ich dann einen kostenlosen Apfelstand und wegen der Gleichberechtigung bekommen alle Menschen Äpfel? Warum erzieht man die Wildpinkler nicht? Warum keine harten Strafen? Hohe Geldbußen? Was für’n mieses Vorbild.

  2. 64.

    Wer kann und darf denn jetzt nun genau diesen Typ-Pissoir benutzen?

  3. 63.

    Der Gedanke, dass diese stinkenden Dinger irgendwo rumstehen, erzeugt bei mir einen Brechreiz.

  4. 61.

    Ich finde es .....lustig ...
    In vielen Ländern wird der dt. Tourist doof angeschaut wenn er nach dem Gang zur Toilette fragt, was kostet es !!
    selbst in Peru bezahlt man nur das Papier.

  5. 60.

    Die Grundprobleme treten doch hier in etlichen Kommentaren ganz deutlich hervor: fehlende Erziehung und kindlicher Trotz: Erwachsene gehen selbst oder mit Kindern in die Büsche oder in den See (!!), was lernen die Kinder daraus? Der Busch ist ein Klo! Endlosschleife, ich kann mich entleeren wo ich will und muss - warum stellt mir der Senat keine saubere, kostenlose Toilette vor die Nase?
    Der Gipfel war ein Erlebnis am Bahnhof Zoo, als ein Mann an der belebtesten Ecke (U-Bahnausgang zur Hardenbergstrasse) die Hosen runterließ und k.....
    Das zweite Thema ist der Vandalismus, der ja offenbar überhaupt nicht in den Griff zu bekommen ist. Unkaputtbar geht nur spartanisch und teuer.

  6. 59.

    Aber die Wörter für Toiletten im Plural sind doch immer geschlechtsneutral. Lassen Sie sich nicht durcheinanderbringend beeinflussen von Wenigen... die auch immer einsamer werden.

  7. 58.

    "das Männer für umme dürfen.... Sie DÜRFEN es ja nicht, tun es einfach, weil sie es KÖNNEN. Anstatt für eine saubere Toilette mit Handwaschbecken zu bezahlen, pinkeln sie von aussen an das Gebäude.

  8. 57.

    Ick find dit jut.
    Fahrradstraßen, Jendasprache, Jendaklos, bunte Fahn, ?
    Da iss man/frau ja richtisch jespannt, watt dit RotGrünDunkelrote Jespann noch so allet auspackt, um vonde wahren Probleme der Stadt abzulenken.
    Ick hoffe, dass der Spuk bald vorbei iss, wende Wahl, wejen der Unregelmägkeiten annulliert und wiederholt werden muss.

  9. 56.

    Kostenlose Toiletten gab es in Berlin massig. Die sogar von der BSR regelmäßig gereinigt wurden. Das kam dem Senat auf Dauer zu teuer. Schon wegen der ständigen Sanierungsmaßnahmen durch Vandalismus. Dann trat Mr.Wall auf den Plan und schon ging das Gezeter los wegen der Gebühr. Irgendwie scheint man es in heutiger Zeit keinen mehr recht zu machen was das“dringende Bedürfnis“ anbelangt. Stellt doch Dixi Klos auf. Aber das verschandelt ja das Aussehen der Stadt, denn schön ist was anderes.

  10. 55.

    Über 100.000 Euro Baukosten pro Toilette – und das ohne Strom- und Wasseranschluß?! Halb so viel wie für ein Einfamilien-Fertighaus. Das verstehe ich nicht. Überhaupt nicht. Das ist nicht das einzige Bauprojekt der öffentlichen Hand, bei dem die Kosten unerklärlich hoch sind. Sind die Haltegriffe vergoldet? Oder ist es der Handschlag zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer?
    Was sagt der Bund der Steuerzahler oder der zuständige Rechnungshof dazu? Leider hilft Kritik von dieser Seite ohnehin nichts, weil die im Nachhinein erfolgt. Das Geld wurde schon ausgegeben und kann nicht mehr zurückgeholt werden. Die für die Verschwendung Verantwortlichen werden wohl auch zur Rechenschaft gezogen – wer liest schon diese Berichte, und die Presse prangert das auch nicht an.
    Hier werden große Summen für ein zeitgeistiges Gender-Prestigeprojekt verpulvert, die anders sinnvoller eingesetzt werden können – auch für ökologische öffentliche Klos.

  11. 54.

    Hach ja ... die alten Römer.
    "Wo Fortuna wachte und Methangas zündete: Wer eine Gesellschaft verstehen will, kommt an ihren Latrinen nicht vorbei. Auch die römischen Kloaken lieferten überraschende Einblicke."
    https://www.spektrum.de/news/roemische-latrinen-geschichten/1416950

  12. 53.

    Ich möchte mir das auch gar nicht vorstellen. Himmel noch Mal,hat Berlin keine anderen Probleme.Es ist nur noch peinlich.Irgendwann muss auch Mal was gemacht werden.

  13. 52.

    Danke, liebe Linke. Wir haben in dieser Stadt keine anderen wichtigen Probleme. "Weil eben auch besonders Ältere Menschen ebendiese Toiletten brauchen." Wie soll sich denn bitte Oma Erna vom Rollator auf ein Hockklo schwingen? Ich hätte da gern ein paar Tests gesehen, wie man sich das vorstellt. Also echt. Macht doch die WALL-Klos sauber und kostenlos, fertig aus. Oder Plumpsklos, von mir aus. Dass es ungerecht ist, das Männer für umme dürfen, sehe ich ein. Aber warum jetzt zusätzlich zu den Bezahltoiletten noch mehr Hütten in der Stadt verteilen?

    Solange es immernoch irgendwelche Spacken toll finden, die Dinger nicht nur zu beschmieren, sondern bspw. die Goldeimer-Klos anzuzünden, haben wir aus meiner Sicht ganz andere Löcher, in die man die 2,6 Mrd stopfen könnte. In dieser Stadt gibt es so viele mehr echte Probleme, DIE müssen angepackt werden.

  14. 51.

    Im urbanen Raum müssen kostenlos und gepflegte Toiletten zur Verfügung stehen. Es darf nicht zugelassen werden aus einem elementaren Bedürfniss Kapital zu schlagen. Strassen werden ja auch kostenlos zur Verfügung gestellt-

  15. 50.

    Frauenpissoirs wurden wirklich Zeit. Ich finde das absolut, sehr richtig. Aber nicht aus der politischen oder Gender oder geschlechtsneutralen oder diskriminierenden Sicht, sondern grundsätzlich aus der hygienischen Sicht.
    Das sich die Frauen über ne Schüssel hängen müssen und hoffen, dass sie keinen Kuss des Poseidons bekommen "Das Zurück spritzen des kontaminierten klo- Wassers" oder durch Zurückspritzen des eigenen ablassenden druck.
    Frauen sind untenrum super empfindlicher. Ich persönlich finde ein Toiletten umdenken schon extrem lang als sehr wichtig.
    Mir geht es also mehr um eine hygienische Toilettenlösung der Frau / gendergerechte Toiletten, weil ich finde das es bei Männern gut gelöst ist, bzw. das Maximale an Konstruktion herausgeholt ist, was technisch sinnvoll ist, Wenn Mann im Stehen Wasser lassen muss.
    Ich freue mich auf Kommentare zu meiner Ansicht.

  16. 49.

    "da, wo die aufgestellt werden sollen, gibts meist Büsche oder einen See... ob man dort sowas braucht?" Bei solchen "Vorbildern" braucht man sich über die Jugend nicht wundern....
    Aber wehe, der Hundebesitzer lässt was vom Fiffi liegen.

  17. 48.

    Sowas von passend, Ihr Kommentar.
    Man fasst sich wirklich an den Kopf, ob die Verantwortlichen Politiker noch richtig ticken?

  18. 47.

    An erster Stelle, heute eine Notdurf verrichten, kaum möglich. Ein schrecklicher Zustand.
    Dann, sobald eine Tür zugeht, sollte der "Groschen" korrekt sein.
    Sieht man die Bilder von offenen, also einsehbaren WC, frage man sich tatsächlich, wer stellt sich da unvoreingenommen hinein?
    Jetzt fragwürdige Konstrukte für Weibliche? Korrekt dann auch ohne Tür?
    Und was schon jetzt vernehmbar, man will sich um Touristenhochburge kümmern, aber nicht um das Problem. Ergo, abgewählt!

  19. 46.
    Antwort auf [TRAMSR] vom 22.05.2022 um 22:54

    Da haben wir was gemeinsam. Plums Klos kenne ich noch aus meiner Kindheit sehr gut.

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