24 Urinale für 2,6 Millionen Euro - Berlin will kostenlose gendergerechte Toiletten in Grünanlagen testen

Öffentliche Toiletten müssen gereinigt werden und kosten derzeit meistens 50 Cent Eintritt - es sei denn, man kann etwas mit einem Pissoir anfangen. Bald sollen nun auch Hockurinale für Frauen getestet werden - Nutzung kostenlos.
Wer auf eine klassische öffentliche Sitztoilette gehen möchte - meistens von Frauen genutzt - muss in der Regel 50 Cent bezahlen. Nutzer von Pissoirs können umsonst Wasser lassen. Berlin plant nun kostenfreie gendergerechte Toiletten im öffentlichen Raum. Der Haushaltsausschuss des Abgeordnetenhauses hat dafür 2,6 Millionen Euro aus dem Innovationsförderfonds für 24 Frauentoiletten in Berliner Parks bereitgestellt – zwei pro Bezirk.
Toiletten ohne Wasser- und Stromversorgung
Wie die Senatsverwaltung für Umwelt dem rbb am Freitag mitteilte, sei im Rahmen eines Projektes der Aufbau sogenannter autarkter Toiletten geplant. Autark, weil sie ohne Wasser- und Stromanschluss funktionieren, aber auch keine Chemietoiletten sein sollen. So sollen "bisher unterversorgte Gebiete im Berliner Grün mit öffentlichen Toiletten" bestückt werden, heißt es in der Mitteilung.
Es soll außerdem erprobt und ausgewertet warden, "welche Toilettensysteme die Anforderungen an eine klimaneutrale, ökologische, gendergerechte und barrierefreie Toiletteninfrastruktur am besten erfüllen können." Geplant sei auch, "Urinale für Frauen unterschiedlicher Bauart" zu erproben.
Die Linke pro Ausbau öffentlicher Toiletten
Katalin Gennburg, für die Partei Die Linke im Berliner Abgeordnetenhaus, findet, dass die geplanten Toiletten ein Schritt zu mehr Gerechtigkeit sind. Die Partei trete dafür ein, dass "es viel mehr Toiletten gibt, auch an nicht touristischen Hotspots. Und dass die kostenlos zur Verfügung stehen." Das heiße auch, man könne Toilettenprojekte wie Frauenpissoirs ausprobieren. "Aber insgesamt geht es um eine kostenlose Toilettenversorgung", so Gennburg.
Frauenpissoirs ab 2023
Berlin nahm Ende April dieses Jahres die 278. "City-Toilette" in Betrieb. City-Toiletten wurden von der Firma Wall GmbH im Auftrag des Landes Berlin in den letzten drei Jahren aufgebaut. Diese Form der öffentlichen Toilette kostet allerdings 50 Cent Eintritt.
Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) erklärte die Kosten für diese Sitztoiletten damals damit, dass diese saubergehalten werden müssten. Die Pissoirs dagegen seien unentgeltlich, da man mit ihnen vor allem die vielen wildpinkelnden Männer niedrigschwellig dazu bewegen wolle, eine Toilette zu nutzen. Nach Senatsangaben hat Berlin insgesamt 418 öffentliche Toiletten.
Wie die Umweltverwaltung am Freitag mitteilte, soll eine Ausschreibung für die gendergerechten Toiletten vorbereitet werden. 2023 sollen sie aufgestellt werden. Die Standorte stehen laut Mitteilung noch nicht fest – angedacht sind Grünanlagen, Badestellen, Wald- und Naherholungsgebiete, Rad- und Wanderwege.
Sendung: Abendschau, 22.05.2022, 19:30 Uhr