Reach-Out-Bilanz für Berlin - Opferberatung zählt 353 Gewalttaten

Mi 04.05.22 | 14:28 Uhr
ein mann mit Kippa in Berlin (Quelle: www.imago-images.de/STEFAN ZEITZ)
Bild: www.imago-images.de/Stefan Zeitz

Die Beratungsstelle Reach Out hat im vergangenen Jahr mehr als 350 Angriffe und Bedrohungen gezählt, die vor allem rassistische oder politisch motivierte Hintergründe hatten. Unter den Opfern waren auch viele Kinder und Jugendliche.

Die Opferberatungsstelle Reach Out zählt 353 rassistische, homosexuellenfeindliche und antisemitische Bedrohungen und Angriffe im vergangenen Jahr. Im Vorjahr 2020 waren es 357 Taten, davor 390 Fälle.

Mindestens 620 Menschen seien durch die registrierten Fälle von Angriffen und Drohungen bedroht, beschimpft oder verletzt worden, sagte Sabine Seyb von der Beratungsstelle Reachout am Mittwoch. Die Dunkelziffer solcher Taten sei aber sehr groß. "Wir erfahren nur von einem Bruchteil".

Besonders viele Kinder beteiligt

Der größte Anteil der Taten geschehe aus rassistischen Motiven. Mehr als 60 Prozent der registrierten Fälle waren Bedrohungen oder tätliche Angriffe, die durch die ethnische Herkunft des Opfers motiviert gewesen seien. Die Angriffe hätten sich in diesem Jahr durch eine besondere Brutalität ausgezeichnet, sagte Seyb. Ein Großteil seien laut Reach Out Fälle von Körperverletzung oder sogar gefährlicher Körperverletzung gewesen. Die stadtweit meisten Angriffe registrierte die Opferberatung mit 61 Fällen im Bezirk Mitte.

51 Kinder und 44 Jugendliche waren der Beratungsstelle zufolge unter den Opfern. Mindestens 13 weitere Kinder hätten mit anschauen müssen, wie ihre erwachsenen Begleitpersonen geschlagen wurden. "Dass die Zahl der betroffenen Kinder und Jugendliche so angestiegen ist, lässt auf eine erschreckende Brutalität der Täterinnen und Täter schließen“, so Seyb.

Juristische Einordnung nicht relevant

Reachout sammelt die Daten nach eigenen Angaben anhand von Mitteilungen der Polizei, Medienberichten sowie Meldungen von Zeugen und Betroffenen. Hinzu kommen Angaben anderer Initiativen in den Bezirken. Damit werden auch Ereignisse und Taten erfasst, die nicht bei der Polizei angezeigt wurden. Entscheidend für die Erfassung ist die Wahrnehmung des Opfers und nicht die juristische Einordnung als Gewaltdelikt.

Sendung: Radioeins, 04.05.2022, 12:04 Uhr

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