Demonstration von Ukrainern - Giffey verspricht Aufarbeitung von pro-russischen Verstößen beim Flaggenverbot

Di 10.05.22 | 18:10 Uhr | Von Oliver Noffke
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Berins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (M.) und Innensenatorin Iris Spranger (r.) während einer Demosntration vor dem Roten Rathaus (Quelle: rbb/Oliver Noffke)
Audio: rbb24 Inforadio | 10.05.2022 | Statement Franziska Giffey (Englisch) | Bild: rbb/Oliver Noffke

Hat die Berliner Polizei ihr umstrittenes Flaggenverbot einseitig durchgesetzt? Videos sollen zeigen, dass russischen Flaggen wehten, wo ukrainische eingerollt werden mussten. Die Regierende Bürgermeisterin reagiert konsterniert. Von Oliver Noffke

In Berlin geht der Streit um das zeitweise gültige Flaggenverbot der vergangenen Tage weiter.

Die Berliner Polizei soll Bildmaterial auswerten, auf dem Verstöße von pro-russischen Demonstranten zu sehen sein sollen. Das versprach die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey am Dienstag während einer Demonstration vor dem Roten Rathaus. "Wir werden das gesamte Material der Polizei übergeben und prüfen, ob darauf etwas zu sehen ist, das bestraft werden muss", sagte Giffey auf Englisch.

Der Verein Vitsche hat Giffey und Innensenatorin Iris Spranger (beide SPD) mit entsprechenden Filmaufnahmen konfrontiert. Darauf waren Menschen zu sehen, die russische Flaggen schwenkten oder T-Shirts trugen, die dem russischen Präsidenten huldigten. Laut dem Verein seien die Aufnahmen am Montag im Umkreis des Sowjetischen Ehrenmals im Treptower Park entstanden sowie im Tiergarten. Dort galt ein entsprechendes Verbot.

Beide Politikerinnen reagierten sichtlich konsterniert auf die Videoaufnahmen.

Polizei soll Verbot einseitig durchgesetzt haben

"Unsere Leute und andere aus der ukrainischen Community hatten die Polizei darauf angesprochen, dass verbotene russische Symbole gezeigt wurden, aber niemand hat etwas dagegen getan", sagte Vitsche-Sprecherin Eva Yakubovska rbb|24. Der Berliner Verein organisiert unter anderem Proteste gegen das russische Kriegstreiben.

Etwa 300 Personen hatten sich vor dem Roten Rathaus versammelt, um ihrer Wut über das Verbot Luft zu machen. Der Polizei wurde vorgeworfen, das Verbot einseitig durchgesetzt zu haben. Während ukrainische Symbole und Flaggen rigoros beanstandet worden sein sollen, seien russische durchgewunken worden, so der Vorwurf.

Yakubovska fragte Giffey vor den Demonstranten, wie es sein könne, dass sie von Polizisten aufgefordert worden sei, ein blau-gelbes Armband zu verdecken, während Menschen unbehelligt blieben, die am gleichen Ort das russische "Z" trugen. Dabei handelt es sich um ein Zeichen, mit dem Unterstützung für die russische Armee ausgedrückt wird. Zuerst war es zu Beginn des Krieges auf russischen Panzern zu sehen. "So ein Armband können sie natürlich tragen", sagte Giffey darauf. Das hätten die entsprechenden Polizeibeamten zu unrecht kritisiert.

"So ein Armband können sie natürlich tragen"

Besonders emotional reagierte die Menge, als die Wortwahl des polizeilichen Verbots angesprochen wurde. Darin würden Täter und Opfer auf Stufe gestellt. "Es ist wirklich irrsinnig zu lesen, dass die russische Flagge und die ukrainische in einem Satz genannt werden. Wir sind nicht gleich", sagte Yakubovska. Schließlich würden ukrainische Städte von Flugzeugen unter russischer Flagge bombardiert. "Unsere Leute müssen fliehen."

Für Empörung sorgte ebenfalls, dass es am Montag den sogenannten "Nachtwölfen" gelungen war, trotz Verbot russische Flaggen zu zeigen. Die rechtsradikalen Rocker gelten als stramme Putin-Unterstützer. Sie provozieren seit Jahren mit Fahrten nach Berlin, bei denen immer wieder die Rolle der Sowjetunion in der Nachkriegszeit verklärt wird oder verbotene Symbole gezeigt werden.

Tag der Propaganda für den Kreml

Die Landespolizei hatte vergangene Woche verfügt, dass während der Gedenktage zur Kapitulation des Nazi-Regimes an 15 Gedenkorten keine russischen – aber auch keine ukrainischen Flaggen gezeigt werden durften. Verboten waren dort auch bestimmte Symbole sowie einige militärische Abzeichen.

Um das Flaggenverbot gab es in den vergangenen Tagen auch mehrere Eilentscheidungen von Berliner Gerichten. Am Montagabend entschied das Oberverwaltungsgericht schließlich, dass das Verbot rechtens sei. Der Generalsekretär der Berliner CDU Stefan Evers sagte dem rbb: "Diese Entscheidung des Senats ist eine Schande für Berlin."

In Russland ist der 9. Mai ein wichtiger Feiertag, mit dem der Sieg der Sowjetunion über Nazi-Deutschland begangenen wird. In diesem Jahr wurde der Tag allerdings insbesondere für Propagandazwecke vom Kreml missbraucht. Russlands Präsident Wladimir Putin rechtfertigt seinen Angriffskrieg auf das Nachbarland mit einer angeblichen Unterwanderung der ukrainischen Regierung durch Faschisten.

Sendung: Abendschau, 10.05.2022, 19.30 Uhr

Beitrag von Oliver Noffke

27 Kommentare

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  1. 27.

    Es ist aber so kommuniziert und auch umgesetzt worden, denn es wurden Menschen aufgefordert die Flagge der UDSSR nicht zu zeigen bzw. als diese gezeigt wurde, nicht weiter zu zeigen oder polizeilichen Maßnahmen zugeführt zu werden!
    Wenn Sie Recht haben, dann kannte nicht einmal die Berliner Polizei diese Verfügung oder deren Führung hat diese falsch interpretiert.

    Sie haben recht, zanken müssen wir deswegen nicht; meine Kritik an Sie war dagegen gerichtet, dass Sie in die Aussage von Herr Langguth reininterpretiert haben, was er nicht schrieb.

  2. 26.

    Es ist ein Merkmal Der Linken, das sie auch jetzt immer noch mit Putin liebäugelt.

  3. 25.

    Schön wie sich die Sprache unreflektiert weiter entwickelt.
    "prorussische Verstöße"
    Wir sollten den Vorgaben des Kriegskabinetts Selenskjy folgen: "prorussische Verstöße" sind hart zu verfolgen.
    "prorussisch"...das waren ja immer schon die Verräter des europäisch gutbürgerlichen Mittelstandes.
    Prorussisch. So weit kommts noch...

  4. 24.

    Zum Thema Gedenken: Wir gedenken unserer gefallenen Soldaten.
    Sowjetfahnen brauchen wir nicht.

  5. 23.

    Ähhm, doch. Zu den Gedenkfeiern war sie verboten. Lesen Sie die Nachrichten.

  6. 22.

    Das stimmt nicht. Am Mahnmal im Treptower Park wurden ausnahmslos alle Flaggen kassiert: UA, RU, DVR, Kasachstan und auch die rote Fahne mit Hammer und Sichel.

  7. 21.

    @Toberg(17)
    Ach so, deswegen, "Der aktuelle Präsident USA hält sich für meine Begriffe in diesem Konflikt erfeulich zurück ..." unterschreibt er wie am Fließband Dekrete, mit denen er Milliarden Dollar für Waffen freigibt. Damit qualifiziert er sich auch, wie dieser Obama, für den Friedensnobelpreis?

  8. 20.

    Die Bürgermeisterin gibt der Polizei Beweismaterial (Videos) und lässt die Polizei auch gegen sich selber ermitteln...
    Polizisten belasten sich nicht gegenseitig...das hat Tradition...macht der SPD nichts aus....tolles Bürgerverständnis...

  9. 19.

    Meine Frage ist: warum wurde ich von der Berliner Polizei daran gehindert eine Anti- Kriegs - Flagge (zerbrochenes Gewehr) zu zeigen? Das ist nicht in der Verordnung verboten. In Deutschland ist Kriegsdienstverweigererung ein Grundrecht, nicht mal den Aufruf dazu darf der Senat qua Verordnung verhindern.

  10. 18.

    Den Beitrag von Lena, habe im wesentlichen anders verstanden, von Waffen war nicht die Rede, sondern von Haltung allgemein, und da geht es in die Tiefe.

  11. 17.

    >"...sondern rennen einfach nur den USA hinterher"
    Eben nicht! Die USA haben in den letzten 30 Jahren auf vielen Erdteilen Kriege im eigenen Interesse angezettelt, deren Flüchtlichsströme dann Europa und oftmals mehr noch Deutschland aushalten mussten. Deshalb gibt es ja in Deutschland nicht diese polititsche Haudraufmenalität. Der aktuelle Präsident USA hält sich für meine Begriffe in diesem Konflikt erfeulich zurück und orientiert sich mehr an der Europapolitik.
    Mal so vom Thema dieses rbb Artikels abschweifend...

  12. 16.

    Ubd genau dieseroteFahne, mit Hammer und Sichel hat die Polizei Berlin verboten. Am 8. Und 9. Mai

  13. 14.

    In der Allgemeinverfügung derPolizei Berlinist das zeigen der UdSSR-Flagge verboten worden! Wenn man keine Ahnung hat, sollte man sich nicht äußern!

  14. 13.

    Das hatte ich schon mit meinem Kommentar als Widergabe der amtlichen Verfügung.
    Berlins Regierende wollte politische Demonstrationen und damit auch Eskalationen vermeiden, in dem allen Privatmenschen solche Zeichen verboten waren. Speziell war mit dieser amtlichen Verfügung übrigens die ehemals UDSSR Flagge nicht verboten.
    Im Übrigen streite ich mich da nicht. Das war amtlich so angeordnet und ich habe das mit meinem Kommentar nur mal richtig stellend sortiert.

  15. 12.

    "Videos sollen zeigen, dass russischen Flaggen wehten, wo ukrainische eingerollt werden mussten."
    "Es ist wirklich irrsinnig zu lesen, dass die russische Flagge und die ukrainische in einem Satz genannt werden. Wir sind nicht gleich",
    Es ging um ein Verbot und nicht um eine Bewertung von Russen und Ukrainern
    Kindergarten hoch drei - kein Wunder Wenn Giffey konsterniert ist.

  16. 11.

    Wie schon angesprochen haben wir Deutschen keine eigene Meinung, sondern rennen einfach nur den USA hinterher. Aber hinter fragen wir auch ernsthaft was die eigentlich wollen?

  17. 9.

    Es geht doch nichts über Symbolpolitik: Während die Welt den (trockenen) Bach runtergeht, diskutieren wir hitzig über gefärbten Stoff.

  18. 8.

    Aha.. so so...
    Sie würden also von Deutschland aus gleich alles gerade noch verfügbare Kriegsgerät in diesen Kreiegsherd werfen und Putin provozieren? Genau das will er ja! Der ist sowas von abgedreht, da muss man diplomatisch erstmal die Lage peilen.
    Sicher hätte es einiger schärferer Worte seitens unseres Kanzlers bedurft. Aber der muss immer die Lage nach allen Seiten in Europa inkl. unserer Energielage im Auge haben.
    PS: Wenn wir alle Panzer dort hin schicken, haben wir keine! Und die stehen nicht auf dem Verkaufshof rum wie beim Autohändler um die Ecke.

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