Hoffnung auf neue ÖPNV-Kunden - Berlin prüft Null-Euro-Ticket für Abonnenten

Mi 11.05.22 | 17:17 Uhr
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Fahrgäste steigen am Morgen am U-Bahnhof Friedrichstraße ein und aus. (Aufnahme mit langer Belichtungszeit) (Quelle: dpa/Christoph Soeder)
Video: rbb24 | 11.05.2022 | Konrad Spremberg | Bild: dpa/Christoph Soeder

Ab 1. Juni soll das bundesweite 9-Euro-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr kommen. Der Berliner Senat prüft derzeit Pläne, die sogar noch einen Schritt weiter gehen: Um neue ÖPNV-Abonnementen zu gewinnen, sollen diese drei Monate komplett kostenlos fahren dürfen.

Die Verkehrsverwaltung erwägt, alternativ zum 9-Euro-Ticket im Öffentlichen Personennahverkehr ein Null-Euro-Ticket für Abonnenten einzuführen. Das geht aus einem Bericht an den Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses hervor, der dem rbb vorliegt. Zuerst hatte der Tagesspiegel [www.tagesspiegel.de | Bezahlschranke] darüber berichtet.

Der Bund will das vergünstigte 9-Euro-Ticket ab Juni im Nahverkehr einführen. Es soll drei Monate gelten. Die Berliner Überlegungen gehen noch einen Schritt weiter. "Es wird gegenwärtig in Berlin diskutiert, als Alternative zum 9-Euro-Monatsticket die Preise für Abonnements in den Aktionsmonaten auf 0 Euro abzusenken", teilt die Verkehrsverwaltung dem Parlament in dem Schreiben mit.

Das verstehe man als Chance, neue Kunden zu gewinnen, heißt es weiter. Durch die Corona-Pandemie haben BVG und S-Bahn Stammkunden verloren und weniger Abonnements verkauft als in den Vorjahren.

Gespräche laufen noch - Berliner Sonderweg würde rund 22 Mio. Euro kosten

Die Verkehrsverwaltung weist in dem Schreiben aber darauf hin, dass die Gespräche mit dem Bund, den anderen Ländern, den Verkehrsverbünden und den beteiligten Unternehmen noch nicht abgeschlossen sind. "Es gibt verschiedene Modelle und daher viele Beteiligte, die einzubinden sind. Eine Entscheidung ist noch offen", erklärte der Sprecher der Verkehrsverwaltung Jan Thomsen gegenüber dem rbb.

Sollte Berlin einen Sonderweg gehen und ein Null-Euro-Ticket für Abo-Kunden anbieten, würden Kosten von etwa 22 Millionen Euro anfallen. Für die BVG wären das beträchtliche Mindereinnahmen, die durch das Land Berlin zu tragen wären, schreibt die Verkehrsverwaltung.

Beermann zum Null-Euro-Ticket: "Mir nicht bekannt"

Zurückhaltend zu der Null-Euro-Idee äußerte sich derweil der Brandenburger Verkehrsminister Guido Beermann (CDU). "Wir haben jetzt zunächst einmal drei Monate mit neun Euro, die werden auch umgesetzt. Andere Dinge sind mir nicht bekannt", sagte er am Mittwoch dem rbb. Falls es zu Null-Euro-Angeboten für Abonnenten komme, werde man auch diese Herausforderung meistern, fügte Beermann hinzu.

Zum Neun-Euro-Ticket ab 1. Juni sagte Beermann, Brandenburg sei bei den Vorbereitungen im Plan. Er erneuerte seine Forderung an den Bund, die Bundesländer rechtzeitig vor Start dieses Modells finanziell ausreichend auszustatten: "Das Geld muss vor der Aktion an die Länder fließen, damit wir das weitergeben können an die Verkehrsunternehmen."

Beermann verwies zudem auf die aktuell steigenden Bau- Energie- und Personalkosten. Auch deshalb brauchten die Länder mehr Regionalisierungsmittel für den Verkehr, "in diesem Jahr 1,5 Milliarden Euro zusätzlich", so Beermann.

Sendung: rbb24 Inforadio, 11.05.2022, 10:20 Uhr

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39 Kommentare

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  1. 39.

    Muss Berlin immer wieder einen Sonderweg einschlagen, der einen Geldbetrag verschlingt, der in öffentlichen Einrichtungen z.B. Schulen oder Kindergärten sehr gut für eine dringend notwendige Renovierung genutzt werden könnte.
    Und vielleicht sollte auch mal überlegen wie ungerecht es den vielen anderen Abonnenten gegenüber wäre?
    Aber das ist wahrscheinlich zu viel verlangt. Erst mal raushauen und eventuell später überlegen - wenn überhaupt.

  2. 38.

    Menschen, die sich vorwiegend (oder auch ausschließlich) mit dem Rad fortbewegen, arbeiten ebenfalls und zahlen Steuern … Was glauben Sie, wovon jetzt endlich(!) auch mal vermehrt sicherere Radwege geschaffen werden? Allein von den Steuern der Autofahrenden?

  3. 37.

    Die Fahrpreise sollten für jeden Bürger in den gesamten 12 Monaten des Jahres attraktiv niedrig sein und ja, die Mitfahrqualität muss dringend verbessert werden. Das fängt schon bei der gegenseitigen Rücksichtnahme an, in dem die bereits geltenden Richtlinien eingehalten werden wie der Nichtraucherbereich auf Bahnsteigen, das Verzehrverbot/sowie Trinkverbot innerhalb der öffentlichen Verkehrsmittel und der Fahrradraum /Gepäckabteil sollte nicht stetig von Fahrgästen ohne dem besetzt sein

  4. 35.

    Es ist einfach eklig und unattraktiv mit den Öffentlichen zu fahren. Man wird angepöbelt, es stinkt, es ist dreckig, Besoffene und anders Zugedröhnte liegen auf Bahnhöfen und in den Zügen. Die Liste könnte man noch weiter fortsetzen, aber das ist ja eigentlich alles bekannt. Es wundert mich nur, dass immer noch gerätselt wird, wieso Autofahrer nicht auf die Öffentlichen umsteigen. Wenn sich an den Zuständen nichts ändert wird man keinen normalen Autofahrer zum Umsteigen bewegen können.

  5. 34.

    "Der Senat plant, alle Berliner ÖPNV-Abonnenten umsonst durch den Sommer fahren zu lassen. "

  6. 33.

    Ist das kein Abo??
    "Der Senat plant, alle Berliner ÖPNV-Abonnenten umsonst durch den Sommer fahren zu lassen. "

  7. 32.

    In dem verlinkten Artikel steht das: "Der Senat plant, alle Berliner ÖPNV-Abonnenten umsonst durch den Sommer fahren zu lassen. " Das heißt doch wohl, auch für Bestandskunden, oder?

  8. 31.

    "Da bin ich bei dir, und wenn auch die Rotlichtverstöße von allen Radfahrer mitgeahndet werden (100 Euro + 1 Punkt), ist Berlin sein Schuldenproblem los."
    Vor allem die Punkte lösen das Schuldenproblem!
    Weise den Rotlichverstoß gerichtsfest beim Radfahrer nach, dann wirds auch was mit Bußgeldern. Und genau an der Stelle ist schnell Ende mit den Einnahmen, wenn man die Kosten, die ein gerichtsfestes Nachweisverfahren nach sich zieht, mit einberechnet.
    Also bitte erst überlegen und dann seinen Frust über radfahrende Leute in passende Worte kleiden.

    Beste Grüße

  9. 30.

    Warum kein Pflichtticket für alle Berliner. 10 € pro Monat und Ende ist. Aber wirklich für alle. Dann die Parkraumbewirtschaftung hoch für 10€ die Stunde und eine Pflicht für Autobesitzer einen Stellplatz in Berlin zu besitzen. Zudem eine City Maut von 10€ pro Stunde im Innenstadtgebiet und die Wildparker min 100€ Strafe. Außerdem nur noch einspurige Hauptstraßen. Schon haben wir einen finanzierten ÖPNV mit Rufbussen, sauber usw. Horror für jeden Autofahrer! Ich würde mein Auto abschaffen.

  10. 29.

    Bei 12 EUR Mindestlohn wären das etwas weniger als 3 Stunden arbeiten....im Monat.

  11. 28.

    Zwar fährt der HVV einen hohen Deckungsgrad ein, aber die "Schwarze 0 " wird auch nicht erreicht.
    Auch Theater, Museen hängen am Zuschusstropf, Kostendeckend gibt nun einmal nicht.

  12. 27.

    Sonst Schmarrn habe ich lange nicht gelesen.
    Wegen und Straßen werden von Zwangsbeiträgen der Anwohner bezahlt. Nennt sich Strassenbausatzung und wird von Kommunen oder Landkreisen nach Fertigstellung festgesetzt und eingetrieben.
    Die Maut, KFZ Steuer, Mineralölsteuer etc werden ebenfalls zur Finanzierung erhoben.
    Körperschaften, natürliche Personen, juristische Personen zahlen ebenfalls reichlich Steuern.
    Kostenlos ist bislang nur die Atemluft.

  13. 26.

    Studenten haben davon erstmal nix, die können weiter ihre 30€ pro Monat fürs Semesterticket (~180€/Semester) blechen. Die haben ja alle endlos Geld von Mama und Papa, was?

  14. 25.

    Natürlich haben sie sachliche Gründe, die allgemein bekannt sind, z.B. ggf. schnelleres Erreichen des Fahrtzieles, keine Belästigung durch unangenehme Mitmenschen, Abfahrtszeit je nach Wunsch, Temperatur/Lüftung/Geruch/Musik im Verkehrsmittel ist so, wie man es wünscht usw.. Selbst vor 35 Jahren, als im Osten das Fahren mit den Öffis fast nichts gekostet hat, sind schon Viele mit Trabi/Lada/Wartburg durch die Stadt gefahren. Warum wohl?

  15. 24.

    #12 Ren, kann hier nur zustimmen. Solange ich mit dem Auto mein Ziel in max. 25 Minuten erreiche, mit dem ÖPNV jedoch mind. 1,5 Stunden brauche, bzw. am Wochenende und außerhalb der Ferien gar nicht, werde ich den ÖPNV nicht nutzen, auch nicht, wenn er kostenlos wäre. Dafür muss er zeitlich attraktiver werden. Jetzt ist es jedoch auch so, dass die S- Bahn gerade weg ist, wenn der Bus ankommt oder umgekehrt. Da sollten die Verantwortlichen mal nach Wien schauen, die können ÖPNV .... auch in den Randbezirken und in WU.

  16. 23.

    Halte ich ehrlich gesagt für unmöglich. Setzt man den Preis niedriger an, um mehr Ticketkäufe zu provozieren, dann können regelmäßig nicht mehr alle transportiert werden, bleiben am Bahnsteig zurück und wenden demnächst dem öpnv den Rücken zu. Setzt man den Preis aber höher an, wird die Anzahl der Ticketverkäufe so sehr zurückgehen, dass man in der Bilanz weiterhin negativ performt.

  17. 22.

    Ach das böse Auto. Sonntag 9:30 Uhr von Zehlendorf nach Lankwitz. Der 285 fährt im 20-Minuten-Takt, na gut, man hat die App und richtet sich darauf ein und läuft rechtzeitig los. 10 Minuten zu Fuß und 5 Minuten Puffer. Aber der 285 fährt nicht durch sondern verkürzt. Umsteigen in den M85. 5 Minuten warten, das geht. Nun ist aber an der Wiesenbaude eine Dauerbaustelle. Für den Umbau der Post zu Luxuswohnungen wurde die Haltestelle um 200 Meter verlegt. Kurz vor der Ampel fahren beide Busse, M11 und X11 gleichzeitig. Ohne die Fahrgäste vom M85. 20 Minuten Warten war angesagt. Sind dann Taxi gefahren. Nach etwa einer Stunde waren wir zu Hause. Hätten wir das Auto da gehabt, wären wir in 11 Minuten zu Hause gewesen. Es lebe der Berliner Nahverkehr! Lösung: Autofahren teurer machen, bis es sich keiner mehr leisten kann.

  18. 21.

    Hat man an den gesamten VBB gedacht? Oder wenigstens an den Tarifbereich ABC? Oder wieder nur Berlin, oder nur innerhalb des S-Bahnrings?

  19. 20.

    "den Fahrpreis so festzusetzen, dass die BVG in ihrer Jahresbilanz - ohne staatliche Hilfszahlung - eine schwarze Null schreibt."

    Einen solchen Fahrpreis gibt es nicht, denn wenn man die Preise auf den Wert erhöhen würde der dafür nötig wäre, blieben die Fahrgäste weg weil sie sich das nicht leisten könnten, und dann würden die EInnahmen auch nicht ausreichen. Außerdem würde dann der Zweck des ÖPNV verfehlt, auch weniger Begüterten Mobilität zu erlauben. Die einzigen Optionen sind daher: Subventionierter ÖPNV, oder gar kein ÖPNV.

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