Hoffnung auf neue ÖPNV-Kunden - Berlin prüft Null-Euro-Ticket für Abonnenten

Ab 1. Juni soll das bundesweite 9-Euro-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr kommen. Der Berliner Senat prüft derzeit Pläne, die sogar noch einen Schritt weiter gehen: Um neue ÖPNV-Abonnementen zu gewinnen, sollen diese drei Monate komplett kostenlos fahren dürfen.
Die Verkehrsverwaltung erwägt, alternativ zum 9-Euro-Ticket im Öffentlichen Personennahverkehr ein Null-Euro-Ticket für Abonnenten einzuführen. Das geht aus einem Bericht an den Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses hervor, der dem rbb vorliegt. Zuerst hatte der Tagesspiegel [www.tagesspiegel.de | Bezahlschranke] darüber berichtet.
Der Bund will das vergünstigte 9-Euro-Ticket ab Juni im Nahverkehr einführen. Es soll drei Monate gelten. Die Berliner Überlegungen gehen noch einen Schritt weiter. "Es wird gegenwärtig in Berlin diskutiert, als Alternative zum 9-Euro-Monatsticket die Preise für Abonnements in den Aktionsmonaten auf 0 Euro abzusenken", teilt die Verkehrsverwaltung dem Parlament in dem Schreiben mit.
Das verstehe man als Chance, neue Kunden zu gewinnen, heißt es weiter. Durch die Corona-Pandemie haben BVG und S-Bahn Stammkunden verloren und weniger Abonnements verkauft als in den Vorjahren.
Gespräche laufen noch - Berliner Sonderweg würde rund 22 Mio. Euro kosten
Die Verkehrsverwaltung weist in dem Schreiben aber darauf hin, dass die Gespräche mit dem Bund, den anderen Ländern, den Verkehrsverbünden und den beteiligten Unternehmen noch nicht abgeschlossen sind. "Es gibt verschiedene Modelle und daher viele Beteiligte, die einzubinden sind. Eine Entscheidung ist noch offen", erklärte der Sprecher der Verkehrsverwaltung Jan Thomsen gegenüber dem rbb.
Sollte Berlin einen Sonderweg gehen und ein Null-Euro-Ticket für Abo-Kunden anbieten, würden Kosten von etwa 22 Millionen Euro anfallen. Für die BVG wären das beträchtliche Mindereinnahmen, die durch das Land Berlin zu tragen wären, schreibt die Verkehrsverwaltung.
Beermann zum Null-Euro-Ticket: "Mir nicht bekannt"
Zurückhaltend zu der Null-Euro-Idee äußerte sich derweil der Brandenburger Verkehrsminister Guido Beermann (CDU). "Wir haben jetzt zunächst einmal drei Monate mit neun Euro, die werden auch umgesetzt. Andere Dinge sind mir nicht bekannt", sagte er am Mittwoch dem rbb. Falls es zu Null-Euro-Angeboten für Abonnenten komme, werde man auch diese Herausforderung meistern, fügte Beermann hinzu.
Zum Neun-Euro-Ticket ab 1. Juni sagte Beermann, Brandenburg sei bei den Vorbereitungen im Plan. Er erneuerte seine Forderung an den Bund, die Bundesländer rechtzeitig vor Start dieses Modells finanziell ausreichend auszustatten: "Das Geld muss vor der Aktion an die Länder fließen, damit wir das weitergeben können an die Verkehrsunternehmen."
Beermann verwies zudem auf die aktuell steigenden Bau- Energie- und Personalkosten. Auch deshalb brauchten die Länder mehr Regionalisierungsmittel für den Verkehr, "in diesem Jahr 1,5 Milliarden Euro zusätzlich", so Beermann.
Sendung: rbb24 Inforadio, 11.05.2022, 10:20 Uhr
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