Zwischenfall am Brandenburger Tor - Giffey bei DGB-Kundgebung beschimpft und mit Eiern beworfen

So 01.05.22 | 18:39 Uhr
  55
Eierwurf auf Franziska Giffey (Quelle: Ben Kriemann/Geisler-Fotopress)
Video: rbb|24 | 01.05.2022 | Material: ARD aktuell, Finn Andorra, Lars Hermes & Leon Montero | Bild: Ben Kriemann/Geisler-Fotopress

Erst wurde die Regierende Bürgermeisterin Frankziska Giffey bei ihrer Rede auf der DGB-Abschlusskundgebung am 1. Mai ausgebuht, dann mit Eiern beworfen - ihre Rede musste sie abbrechen.

Die Berliner Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) ist bei der Mai-Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) am Sonntag beschimpft und mit Eiern beworfen worden. Die Eier hätten die SPD-Politikerin aber verfehlt, sagten Sprecherinnen des Senats und des DGB auf Anfrage. Das ist auch auf Video-Mitschnitten zu sehen, unter anderem wird Giffey von einem Sicherheitsdienst rechtzeitig abgeschirmt.

Giffey: "Ich lasse mich in meiner politischen Arbeit davon nicht beirren"

"Beim Abschluss meiner Rede und an der Stelle, an der ich der Polizei für ihren Einsatz heute gedankt habe, kam es zu dem Eierwurf", sagte die SPD-Politikerin später. "Solche Aktionen sind weder hilfreich, noch politisch wertvoll. Sie lenken von dem ab, worum es am heutigen Tag eigentlich geht: Solidarität mit der Ukraine, faire Arbeitsbedingungen und Bezahlung und die gemeinsame Bewältigung der Krisen unserer Zeit." Giffey fügte hinzu: "Jeder von uns weiß: Proteste am 1. Mai gehören nun mal dazu, Gewalt jedoch nicht. Ich lasse mich in meiner politischen Arbeit davon nicht beirren."

Ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur (DPA) berichtete, dass Giffey wegen der Proteste ihre Rede zeitweise unterbrechen musste. Aus der Menge wurde lautstark gefordert, den Berliner Volksentscheid zur Enteignung von Wohnungsbauunternehmen umzusetzen.

In ihrer Rede dankte Giffey nach Angaben der Senatskanzlei allen, die während der Corona-Krise unter schwierigen Bedingungen weiter ihre Arbeit getan hätten. Ihnen sei es zu verdanken, dass das Land gut durch die Krise gekommen sei. Gute Arbeit verdiene faire Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen. Der Berliner Senat leiste seinen Anteil durch Erhöhung des Landesmindestlohns auf 13 Euro.

Jarasch: Eierwürfe respektlos und daneben

Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) nahm Giffey in Schutz. "Eierwürfe gegen die Regierende Bürgermeisterin sind einfach respektlos und daneben", schrieb Jarasch auf Twitter. "Und bringen sicher nicht mehr Gerechtigkeit." Der Pressesprecher der Berliner Gewerkschaft der Polizei, Benjamin Jendro, nannte den Umgang mit Giffey bei dem Zwischenfall auf Twitter "absolut abartig".

SPD-Landeschef Raed Saleh erklärte, von einer kleinen Gruppe von Chaoten ließen sich demokratische Parteien nicht beirren. "Mit Beleidigungen und Eierwürfen disqualifizieren sich die Akteurinnen und Akteure selbst und schaden ihrem eigentlichen Anliegen."

Verdi fordert sachliche Auseinandersetzung

Auch die Gewerkschaft Verdi Berlin-Brandenburg verurteilte die Beschimpfungen und Eierwürfe. Niemand habe das Recht, Andersdenkende tätlich anzugreifen, auch wenn man eine andere Meinung vertrete, sagte Landesbezirksleiter Frank Wolf laut einer Mitteilung vom Sonntag. "Wir finden derartiges Verhalten verabscheuungswürdig und distanzieren uns von den Taten einzelner", so Wolf.

Die stellvertretende Verdi-Landesbezirksleiterin Andrea Kühnemann begrüßte die Bereitschaft der Regierenden Bürgermeisterin, bei der Gewerkschaftskundgebung zu sprechen. Der Dialog mit den demokratischen Parteien und der politischen Führung der Stadt sei für die Gewerkschaften "sehr wertvoll". In Berlin gebe es viele Probleme, so Kühnemann weiter - als Beispiele nannte sie etwa den Personalmangel in Gesundheitseinrichtungen und bezahlbaren Wohnraum. "Nur dann, wenn wir gut und sachlich miteinander arbeiten, können wir als Gewerkschaften mehr für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erreichen." Pöbeleien und persönliche Angriffe auf politische Repräsentanten und Repräsentantinnen würden schaden und keinen Schritt weiter bringen.

Auch DGB-Chef wurde von Sprechchören unterbrochen

Bei derselben Kundgebung wurde auch DGB-Chef Reiner Hoffmann teils mit Sprechchören unterbrochen. Der Gewerkschaftschef wandte sich gegen eine dauerhafte Erhöhung des Verteidigungshaushalts auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts, wie in der Nato zugesagt. Das Geld werde stattdessen für den Sozialstaat und den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft gebraucht. "Deshalb sagen wir heute klar und deutlich Nein zu einer massiven Aufrüstung", sagte der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds.

Sendung: rbb24 Inforadio, 01.05.2022, 14:40 Uhr

Die Kommentarfunktion wurde am 01.05.2022 um 18:30 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

55 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 55.

    Soso ... wenn man derlei dystopisches Gerede nicht auch schon vor 30 Jahren gehört hätte. Sie können sich Ihre revolutionäre Zukunft herbeiträumen oder sich aktiv in die Lösung von Problemen einbringen. Scholz und Giffey sind dabei nur die sichtbaren Aushängeschilder, an denen sich abzurackern auch nicht all zu viel bringt außer dass man Zeit und Energie verschwendet.

  2. 53.

    Super hat sie reagiert. Sehr mysteriös, dass man heute oft den Eindruck bekommen könnte, dass Politik nur noch für schreiendlaute Minderheiten gemacht würde, anstatt für die schweigende Mehrheit. Pfui dem Eierwerfer. Zum Volksentscheid: Dadurch wird die Stadt nur unnütz verschuldet und keine einzige neue Wohnung errichtet, im Gegenteil.

  3. 52.

    Hallo KHGG,
    ich frage Sie ernsthaft, wer nimmt denn Kinder auf die Veranstaltung einer Gewerkschaft mit!!!!
    Frau Giffey muss sich nicht über den Unmut der Menschen wundern, denn was macht sie denn für Berlin.
    NICHTS - sie eiert nur herum und trifft keine Entscheidungen.
    Es ist natürlich kein Grund für einen Eierwurf.

  4. 51.

    Frau Giffey, was hat der Tag der Arbeit und die "Solidarität mit der Ukraine" zu tun? Eier werfen ist bestimmt nicht richtig, aber die Bürgermeisterin möchte sich gern selbst feiern. Aber bei den städtischen Kliniken sind die neuen Tarifverträge immer noch nicht umgesetzt? Da kann sie als oberste Verantwortliche zeigen, was sie von der geleisteten Arbeit der Angestellten hält. Hilfreich wäre mal ein Blick ohne die rosarote Brille. Es brodelt so langsam in der Bevölkerung, die steigenden Mieten und Preise, die Gesetze für Hartz IV und der Senkung der Renten durch die sPD. Massenweise Geringverdiener, die Kinderarmut steigt, immer mehr Menschen brauchen die Tafeln. Noch Fragen Frau Giffey? Schönen Feiertag wünsche ich noch allen.

  5. 50.

    Wie wahr. Sehr guter Kommentar! Ich denke mal, die Stimmung kippt.

  6. 49.

    Ich fing bei der Deutschen Post 1991 an. Schon einige Jahre später wurde der DPG unbenannt. Es gab einen immer guten Kontakt zu VERDI und die Betriebsräte waren alle schwer in Ordnung. Einer ganz besonders. Nur leider ist mir jetzt sein Name entfallen. Er sitzt zumindest heute mit im Vorstand. Was ich allerdings weiß ist, dass sich damals und bis heute besonders die Befristenden Arbeitskräfte aus dem Osten schwer getan haben mit der Gewerkschaft. Am Ende aber froh waren endlich einen Mindestlohn zu erhalten. Noch heute kämpft die Gewerkschaft dafür, das Befristete Kräfte nach einer Übergangsphase einen unbefristeten Vertrag erhalten. Was die Post AG vehement ablehnt.

  7. 48.

    Liebe "Martina" Der Unterschied zwischen Rußland und Deutschland ist unter anderem der, dass sie hier ihre Ergüsse verbreiten könneohne Gefahr zu laufen verhaftet zu werden.

  8. 46.

    Eier werfen ist nicht nett. Auftritte von Bürgermeistern auf der DGB-Demo haben zwar in Berlin Tradition, sind aber auch Quatsch. Eine DGB-Maifeier ist eben keine Regierungsvveranstaltung - das sollten die DGB-Oberen eigentlich wissen.

  9. 45.

    Stören, pöbeln, Eier schmeißen, wer mit solch unzivilisierten Mitteln Politik machen will, muss in die Schranken verwiesen werden. Auf diese Weise werden sie nichts erreichen. Erschreckend ist auch die Zustimmung einiger Foristen zu diesen Aktionen. Das sagt viel über diesen Personenkreis aus!

  10. 44.

    Lieber Kollege Lothar.
    Das Meiste, was bei der Post erreicht wurde, haben wir def DPG zu verdanken. Bei Verdi waren doch 5!
    .Rad am Wagen. Findest Du heute noch einen Mann wie Rüdiger Schulze,der immer ein offenes Ohr für jeden Kollegen hatte ? Vergleiche mal die Mitgliederzeitschriften. Wir sind doch untergebuttert von der ÖTV.

  11. 42.

    Sollte Deutschland und unsere Regierung vor Putin einfach so klein beigeben und die Füße still halten? Ist es das was Sie hier fordern? Und glauben Sie mir, ich bin überhaupt nicht begeistert von dieser Situation in der unsere Regierung jetzt steckt. Schon gar nicht der Bundeskanzler. Ok, schicken wir all die Ukrainischen Flüchtlinge dorthin wo sie hergekommen sind. Letzter Satz ist natürlich ironisch gemeint.

  12. 41.

    In einem Land wo Politiker wie Olaf Scholz Bundeskanzler werden können (s. Unnötige Milliardenverluste bei der HSH Nordbank oder sein entspanntes Vergnügen in der Elbphilharmonie während Hamburgs Polizisten rücksichtslos Angegriffen und Teile der Stadt zerstört wurden) sollte man froh sein das nur wenige Menschen auf die Straßen gehen und ihren Unmut kundtun. Frau Giffey und Herr Scholz haben eins gemein, sich medienwirksam als nahbar inszenieren und über ihre begangenen Fehler großzügig hinwegsehen. Die paar Buhrufe prallen an denen ab wie Teflon und wird auf die Einfachheit des Pöbels geschoben, Selbstreflexion Fehlanzeige. Was passiert wenn aus dem lauen Lüftchen ein Sturm wird, bei Inflation in zweistelligen Bereich und Wohlstandsverlust in der immer kleiner werdenden Mitte? Deutschland hat in allen Jahrzehnten eins bewiesen, Grauzonen werden nicht geduldet. Entweder extrem dafür oder dagegen.

  13. 40.

    Ich glaube nicht das Kindern auf der Demo irgendeine Gefahr drohte.
    Weshalb wollen Sie in welchem Interesse hier den Eindruck erwecken es sei anders?
    Das klingt, als müsse man der Propaganda Putins oder des nationalistischen Kriegskabinetts Selenskyj folgen.
    Ist weit gekommen in diesem Land. Wer sich hier inzwischen mit was für Abgründen, für die demokratischsten aller demokratischen Vertreter und Ziele ausgibt.

  14. 39.

    Die Verdi-Jugend hatte es angekündigt. Ich habe keine Reaktion des Vorstands darauf vernommen.
    Wie sagte der Gewerkschafter Holger Börner:'Auf dem Bau haben wir das mit der Dachlatte erledigt! '
    Heute wjäre eine Warnung des Vorstands das Mindeste gewesen. Ich habe mich seit dem Zusammenschluß schon öfter geärgert, aber irgendwann läuft das Fass über.

  15. 38.

    ...und während man in der Presse die vereinzelten Kritiker des offenen Briefes an Kanzler Olaf Scholz als wichtige Stimmen feiert, können die Initiatoren bereits nach weniger als drei Tagen über 120.000 Unterzeichner des Aufrufs gegen die allgegenwärtige Kriegstreiberei vorweisen:

    https://www.change.org/p/offener-brief-an-bundeskanzler-scholz?redirect=false

  16. 37.

    Das ist natürlich nicht vernünftig, Fr. Giffey mit Eiern zu bewerfen aber wer keine Entscheidungen treffen will und nur schwafelt, der muss auch mit dem Unmut der Menschen zurechtkommen.

  17. 36.

    Behandelt man so Gäste? Sicherlich hat sie sich nicht selbst eingeladen. Die Gewerkschaften müssen sich nicht wundern, wenn die Mitglieder weglaufen. Das war doch angekündigt.
    Nun muss man schon warnen,Kinder zu Gewerkschaftskundgebungen mitzunehmen. Das gab's noch
    nie.

    .

Nächster Artikel