Debatte um Geschäftsordnung - Geisel: Expertenkommission zur Enteignung sollte nicht immer öffentlich tagen

Mo 23.05.22 | 21:30 Uhr
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Chritian Gäbler (l-r, SPD), Staatssekretär für Bauen und Wohnen, Andreas Geisel (SPD), Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, und Herta Däubler-Gmelin (SPD), Kommissionsvorsitzende, vor Beginn der Sitzung der Expertenkommission zur Prüfung der Möglichkeiten zur Umsetzung des Volksentscheids "Vergesellschaftung großer Wohnungsunternehmen“. (Quelle: Carsten Koall/dpa)
Bild: dpa/Carsten Koall

Der Berliner Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) hat sich dafür ausgesprochen, dass die Sitzungen der Expertenkommission zum Thema Enteignung großer Wohnungsunternehmen nicht generell öffentlich sein sollten. "Im Grundsatz soll die Arbeit so öffentlich wie möglich stattfinden. Das wird die Kommission auch einhalten", sagte Geisel am Montag.

Die ersten Anhörungen würden öffentlich sein, kündigte der Senator an. "SPD, Linke und Grüne haben gemeinsam vereinbart, dass die Kommission unabhängig arbeiten soll, sich eine eigene Geschäftsordnung gibt und ihre Arbeit selbstständig organisiert", sagte Geisel. Wenn im Grundsatz öffentlich beraten werde, heiße das aber auch, dass es Ausnahmen geben könne.

Initiative kritisiert Vorsitzende Däubler-Gmelin

"Wenn es eine Expertenkommission sein soll, die auch um neue Wege ringt, dann muss man sich auch mal irren dürfen, ohne dass man gleich öffentlich ans Kreuz geschlagen wird", sagte Geisel. "Unter anderen Rahmenbedingungen bekommen Sie nicht das Who is Who der Verfassungsrechtlerinnen und -rechtler in Deutschland zusammen."

Die Initiative "Deutsche Wohnen und Co. enteignen" beklagte am Montag in einer Mitteilung, die Vorsitzenden der Kommission, Herta Däubler-Gmelin, strebe einen Ausschluss der Öffentlichkeit bei den Beratungen an und wolle selbst an den Abstimmungen des Gremiums teilnehmen. Damit breche sie den Senatsbeschluss und sei nicht mehr überparteiisch.

Stadtentwicklungssenator Geisel betonte gegenüber rbb|24, SPD, Grüne und Linke hätten sich sich gemeinsam darauf verständigt, dass jedes Mitglied der Kommission volles Stimmrecht erhalten soll, "natürlich auch Frau Däubler-Gmelin". "Wir haben aber gesagt, dass die Vorsitzende unparteiisch und neutral die Sitzungen leiten soll und dass sie die Expertenkommission unabhängig nach außen vertreten muss", erklärte Geisel.

Die baupolitische Sprecherin der Grünen, Katrin Schmidberger, sprach sich für umfassende Transparenz bei der Arbeit der Kommission aus. Die Initiatoren des erfolgreichen Volksbegehrens "Deutsche Wohnen und co enteignen" wie auch die Öffentlichkeit müssten Zugang zu den Sitzungen bekommen, sagte Schmidberger. Ein Stimmrecht für die Vorsitzende sieht sie nach eigenen Angaben kritisch.

Debatte über Geschäftsordnung

In einem Beschluss des Landesvorstands der Berliner Linken heißt es, nicht-öffentliche Sitzungen seien mit den Vorgaben für die Kommission unvereinbar, wenn sie "im Grundsatz öffentlich" arbeiten solle.

Hintergrund der Debatte sind interne Gespräche zur Geschäftsordnung, die in der Kommission geführt wurden. Die Linke befürchtet in zentralen Punkten Abweichungen zu den Vereinbarungen, die die rot-grün-rote Regierungskoalition zuvor getroffen hatte.

Nach dem erfolgreichen Volksentscheid im vergangenen September hatte die rot-grün-rote Koalition verabredet, eine Expertenkommission einzusetzen. Sie soll ein Jahr lang prüfen, ob und gegebenenfalls wie Vergesellschaftungen privater Beständen von mindestens 3.000 Wohnungen rechtssicher möglich wären. Außerdem soll sie wirtschaftliche und finanzielle Fragen prüfen. Die nächsten Sitzungen der Kommission sind am 8. und 9. Juni.

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6 Kommentare

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  1. 6.

    Hallo Besserwisser,
    nun wird ja wohl nicht jeder Zuhörer brüllen oder dazwischenrufen, denn das verbietet sich wohl von selbst.
    Sie sollten auch mal an gutes Benehmen Ihrer Mitmenschen glauben.

  2. 5.

    Nein, auf keinen Fall sollten Bürger, insbesondere Ideologen, anwesend sein.

    Denn brüllen und beleidigt sein, sollte jemand eine andere Meinung vertreten, ist nicht zielführend.

  3. 4.

    Die Kräfte, die Ungesetzliches verlangen und damit kleine extreme Ränder der Gesellschaft „bedienen“ wollen, sollten sehr laut und deutlich gehört werden...Damit jeder versteht, wie man nicht leben möchte.

  4. 3.

    Vielleicht sollte man die Sitzungen ins Internet stellen. Dann kann jeder Bürger nachvollziehen, wie das Geschehen vorangeht.

  5. 2.

    Doch, es sollten weiterhin Bürger bei den Sitzungen anwesend sein um zuzuhören und evtl. Kommentare einzuwerfen.

  6. 1.

    Es spricht sicherlich wenig dagegen, dass bei den Beratungen die "Bürger" zuhören und sich in einem begrenzten Rahmen auch aüssern können. Aber selbst das, würde sicherlich schon zu chaotischen Zuständen führen, die der ganzen Sache sicherlich nicht dienlich sind und nur Endlosdebatten zur Folge hätten. Bei den Beratungen die öffentlichkeit teilnehmen zu lassen, halte ich für völlig abwegig. Die Kommission sollte ohne öffentlichen Druck beraten und entscheiden können. Warum ein Stimmrecht der Vorsitzenden die Überparteilichkeit brechen soll erschliesst sich mir nicht. Sie kann für sich frei die Entscheidung treffen, für oder gegen den Antrag zu sein.Hätte ein Herr Gysi oder eine Frau Kipping den Vorsitz, hätten die jetzigen Bedenkenträger wohl weniger oder eher gar keine Bedenken.

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