Brücken-Neubau in Berlin - 62 Kleingärten sollen neuer Rudolf-Wissell-Brücke weichen

Di 17.05.22 | 19:00 Uhr
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Ersatzneubau der Rudolf-Wissell-Brücke im Zuge der Berliner Stadtautobahn A 100 und den Umbau des Autobahndreiecks Charlottenburg. (Quelle: DEGES)
Audio: Inforadio | 18.05.2022 | Sebastian Schöbel | Bild: DEGES

Für die marode Rudolf-Wissell-Brücke will Berlin einen Neubau errichten - bei laufendem Verkehr. Die Autobahnbrücke soll mehr Platz und einen besseren Lärmschutz bekommen. Für Dutzende Kleingärtner bedeutet das aber den Verlust ihrer Parzellen.

Für den geplanten Neubau der Berliner Rudolf-Wissell-Brücke werden 62 Kleingärten dauerhaft weichen müssen. Das gab die zuständige Autobahngesellschaft Deges am Dienstag bekannt.

Die Besitzer der Gärten würden entschädigt, hieß es von der Deges. Ausweichparzellen an einem anderen Ort könne man keine anbieten. Am stärksten betroffen ist die Kleingartenkolonie "Schlackeloch".

Ersatzneubau der Rudolf-Wissell-Brücke im Zuge der Berliner Stadtautobahn A 100 und den Umbau des Autobahndreiecks Charlottenburg. (Quelle: DEGES)
| Bild: DEGES

Die marode Autobahnbrücke mit einer Länge von etwas mehr als 900 Metern stammt aus den 1960er Jahren und gehört zu den meistbefahrenen Autobahnabschnitten Deutschlands. Sie liegt im Berliner Nordwesten und führt die A100 und die A111 über der Spree zusammen. Ausgelegt war die Brücke einst für 20.000 Fahrzeuge am Tag, inzwischen sind es knapp 180.000 Fahrzeuge täglich.

Bauvorbereitungen sollen 2024 starten

Die Deges will frühestens 2024 mit den Bauvorbereitungen beginnen, ab 2025 das alte Bauwerk Stück für Stück abreißen und durch einen Neubau ersetzen. Entstehen soll ein zweiteiliger Brücken-Neubau nach Entwurf des Ingenieurbüros Leonhardt, Andrä und Partner. Um ein Verkehrschaos zu verhindern, sollen die Bauarbeiten bei laufendem Verkehr und in mehreren Etappen stattfinden: So soll zunächst der östliche neue Brückenarm gebaut werden, während die ursprüngliche Brücke in Betrieb bleibt. Sobald der östliche Brückenarm fertiggestellt ist, soll der Verkehr dort entlanggeführt werden, damit die alte Brücke abgerissen und durch den neuen, westlichen Brückenarm ersetzt werden kann. Das gesamte Bauwerk soll laut Deges frühestens 2031 fertiggestellt sein.

Die neue Brücke soll dann auch einen besseren Lärmschutz bieten, der vor allem die Anwohner entlastet. Geplant sind abgestufte Lärmschutzwände entlang der Fahrbahnen. Die Deges verspricht, die Lärmbelästigung durch die Autobahn damit um fast die Hälfte zu senken.

Die Kosten des Baus belaufen sich laut Deges auf rund 300 Millionen Euro. Ob es dabei bleibt, ist allerdings unklar: Die Deges rechnet wegen der stark steigenden Baupreise bereits damit, dass es teurer werden könnte. Noch in diesem Jahr soll das Planfeststellungsverfahren beginnen.

Ersatzneubau der Rudolf-Wissell-Brücke im Zuge der Berliner Stadtautobahn A 100 und den Umbau des Autobahndreiecks Charlottenburg. (Quelle: DEGES)

Sendung: Abendschau, 17.05.2022, 19:30 Uhr

41 Kommentare

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  1. 41.

    Kann es sein, dass sie eine Kleingartenanlage mit einem Zoo oder öffentlichen Park verwechseln? Sowas ist das bisschen Grün des "kleinen Mannes" und dem Grunde nach mit dem Blick aufs Klima auch immer wichtiger. Wenns nicht so wäre, hätte der Gesetzgeber wohl kaum seinerzeit das Bundeskleingartengesetz verabschiedet, auch wenn es inzwischen etwas in die Jahre gekommen ist.

  2. 40.

    Wieso? Völlig normal.
    Wer keine Windmühlen braucht, braucht auch keine grünen Lungen.

  3. 39.

    *loool* "streng nach den Regeln der Kleingärtner"...wo bitte gibt es das in Berlin, dass hier auch nur irgendwie das Bundeskleingartengesetz gilt, erkennt man nirgends. und ja, ich kann verstehen, dass man um das Stückchen Grün kämpft, aber es ist nunmal kein Eigenturm und der Platz meist schon seit Jahrzehnten im Bebauungsplan für etwas anderes vorgesehen.
    Zudem was habe ich von den Gärten, obwohl für die Öffentlichkeit zugänglich zu sein, wird man allenthalben noch verscheucht, wenn man in solchen Kolonien spazieren geht oder doof angeguckt, weil man ja da nicht "hingehört"....Das Grün ist schön, aber eben eine sehr noneligitäre Angelegenheit und um ehrlich zu sein, in einer wachsenden Stadt sind viele Bereiche einfach auch nicht mehr erklärbar, dass dort Platz und Natur für wenige, die Möglichkeiten anderer beschränkt!

  4. 38.

    Also wenn das ein Problem ist, dass die Parzellen unter einer Autobahn sind, wie wäre es mit einer Umwidmung zur Fahrradbahn oder Erweiterung des ÖPNV? Ein paar Ausbesserungen und die E- Busse und der E- Transport Verkehr könnten die Brücke prima nutzen. Leute, letztes Jahr war das mit den meisten Naturkatastrophen...das wird sicherlich noch laufend getoppt.

  5. 37.

    Immer weg mit den Grünen Lungen von Berlin.
    Das ist ja wieder mal super und das bei einer teils grünen Regierung.

  6. 35.

    Es ist natürlich bedauerlich, dass der Rückzugsort für so viele Menschen wegfällt. Das wird allerdings für einige nur der räumliche Ausgleich zur Mietwohnung gewesen sein. Von einer ruhigen Wohlfühloase kann man bestimmt nicht sprechen: Autobahn über den Köpfen und ansonsten eingesperrt von Gleisen, die gefühlt dauerhaft befahren werden (Ringbahn sowie Regional- und Fernverkehr nach Spandau, Richtung Nordring bzw. Richtung Süden und in X Jahren sogar noch die Siemensbahn). Die Brücke bildet nunmal eine wichtige Verkehrsachse, die auch in den nächsten Jahrzehnten, ja, auch von E-Autos oder E-LKW (für die Versorgung der Stadt) stark befahren wird und den Verkehr in Charlottenburg und Wedding entlastet. Eine Umfahrung scheint mir nahezu unmöglich, denn einen Tunnel zwischen Westend und Tegel wird man keinesfalls umgesetzt bekommen. Durch die örtlichen Gegegebenheiten (Höhenunterschied, Gleise, Spree)müssen die Gärten nunmal weichen.

  7. 34.

    „Da sich jetzt zu dieser Uhrzeit die meisten Straßenbenutzer am Arbeitsplatz befinden oder im Transporter auf dem Weg zum Kunden, ist schon klar, wer hier so durchorganisiert kommentiert. Laute Minderheiten, die vermutlich nichts (mehr) zum Allgemeinwohl beitragen.“

    Na, das ist ja mal eine Selbstbezichtigung …

  8. 33.

    Das Einzige was hilft ist eine Bürgerinitiative. Der Einfluss ist auf Grund der hohen Hürden begrenzt. Sie sprechen etwas komplex Schwieriges an: Das Verwaltungsrecht. Wie chancenlos man da, gegenüber der Verwaltung, ist, erkennt man immer zu spät, wenn alles entschieden ist. Was folgt sind "Schein- oder Alibigefechte".
    Verwaltungen, Planer, Deges usw. dürfen über die Köpfe hinweg und auch ohne Ortskenntnisse so agieren. Sie dürfen es. Und wenn sie es dürfen, dann machen sie das auch. Und wenn jemand anderer Meinung ist, vielleicht Fehler aufdeckt, Verbesserungen anmahnt, ja dann "lernt man die Arroganz, jahrelang gebildet aus dem ungerechten "Status" des Verwaltungsrechtes", erst richtig kennen... und die Gebührenordnung hilft gewaltig dabei.

  9. 32.

    Wenn man alle von Ihnen aufgezählten Dienste zusammennimmt machen die sicher nichtmal 10% des Verkehrs aus. Einfach mal aus dem Fenster gucken und zählen wie viele Autos mit 1.2 Insassen vorbefahren für jeden Krankenwagen, Lieferwagen inclusive LKW, oder Handwerker. Übrigens: Ein Amazon Lieferauto, was 100 Päkchen in einem Bezirk verteilt erzeugt weniger Verkehr als 50 Leute die mit dem privaten PKW zum Kaufhaus und zurück fahren.

  10. 30.

    Da sich jetzt zu dieser Uhrzeit die meisten Straßenbenutzer am Arbeitsplatz befinden oder im Transporter auf dem Weg zum Kunden, ist schon klar, wer hier so durchorganisiert kommentiert. Laute Minderheiten, die vermutlich nichts (mehr) zum Allgemeinwohl beitragen.

  11. 29.

    Einfach mal dort entlangfahren, dann entdeckt man live, dass das eine UMFAHRUNG der gesamten Stadt IST! So unwissend kann man sich doch nicht anstellen…

  12. 28.

    Vielleicht weniger bei Amazon und Lieferando bestellen?! Elektroautos verteufeln und niemals den Notarzt rufen. Supermärkte ohne Waren bevorzugen und Handwerker-Einsätze verweigern. Brücken nach 70 Jahren einfach einstürzen lassen, alles äußerst intelligent.

  13. 27.

    Schon vor Corona hatten die Kleingartenvereine jahrelange Wartezeiten auf eine Parzelle. Der Run setzte bereits um 2013 ein, und Corona hat die Situation nochmals erheblich verstärkt.

  14. 26.

    Ob nun Krieg oder nicht, deswegen sollte man keine Bauvorhaben verschieben. Das ist ja lächerlich. Von der Baumaßnahme R-W-Brücke bin ich nicht wirklich betroffen, allerdings voll und ganz vom Umbau AD-Funkturm und den neuen bzw. gestrichenen Ausfahrten.
    Fakt ist doch: Wenn die A100 hustet, hat die City West eine Grippe. Und Fakt ist auch, dass die Brücke hin ist.
    Und das heißt im Ergebnis, dass man den Neubau im Sinne der Mehrzahl der Bürger überhaupt nicht anders durchführen kann…

  15. 25.

    Läuft mit der Verkehrswende.

  16. 23.

    Das ist auch meine Meinung. Manche Kleingärtner haben schon jahrzehntelang ihre Parzelle, sind mit Herz und Seele dabei ...
    Das kann man mitunter nicht mit Geld ersetzen.
    Aber es ist egal, wohin man auch schaut, der letzte Flecken Grün wird platt gemacht, es ist so traurig.
    Als ehemalige Kleingärtnerin kann ich nachvollziehen, wie schwer es fällt, eine solche Oase zu verlassen.

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