Brücken-Neubau in Berlin - 62 Kleingärten sollen neuer Rudolf-Wissell-Brücke weichen

Für die marode Rudolf-Wissell-Brücke will Berlin einen Neubau errichten - bei laufendem Verkehr. Die Autobahnbrücke soll mehr Platz und einen besseren Lärmschutz bekommen. Für Dutzende Kleingärtner bedeutet das aber den Verlust ihrer Parzellen.
Für den geplanten Neubau der Berliner Rudolf-Wissell-Brücke werden 62 Kleingärten dauerhaft weichen müssen. Das gab die zuständige Autobahngesellschaft Deges am Dienstag bekannt.
Die Besitzer der Gärten würden entschädigt, hieß es von der Deges. Ausweichparzellen an einem anderen Ort könne man keine anbieten. Am stärksten betroffen ist die Kleingartenkolonie "Schlackeloch".

Die marode Autobahnbrücke mit einer Länge von etwas mehr als 900 Metern stammt aus den 1960er Jahren und gehört zu den meistbefahrenen Autobahnabschnitten Deutschlands. Sie liegt im Berliner Nordwesten und führt die A100 und die A111 über der Spree zusammen. Ausgelegt war die Brücke einst für 20.000 Fahrzeuge am Tag, inzwischen sind es knapp 180.000 Fahrzeuge täglich.
Bauvorbereitungen sollen 2024 starten
Die Deges will frühestens 2024 mit den Bauvorbereitungen beginnen, ab 2025 das alte Bauwerk Stück für Stück abreißen und durch einen Neubau ersetzen. Entstehen soll ein zweiteiliger Brücken-Neubau nach Entwurf des Ingenieurbüros Leonhardt, Andrä und Partner. Um ein Verkehrschaos zu verhindern, sollen die Bauarbeiten bei laufendem Verkehr und in mehreren Etappen stattfinden: So soll zunächst der östliche neue Brückenarm gebaut werden, während die ursprüngliche Brücke in Betrieb bleibt. Sobald der östliche Brückenarm fertiggestellt ist, soll der Verkehr dort entlanggeführt werden, damit die alte Brücke abgerissen und durch den neuen, westlichen Brückenarm ersetzt werden kann. Das gesamte Bauwerk soll laut Deges frühestens 2031 fertiggestellt sein.
Die neue Brücke soll dann auch einen besseren Lärmschutz bieten, der vor allem die Anwohner entlastet. Geplant sind abgestufte Lärmschutzwände entlang der Fahrbahnen. Die Deges verspricht, die Lärmbelästigung durch die Autobahn damit um fast die Hälfte zu senken.
Die Kosten des Baus belaufen sich laut Deges auf rund 300 Millionen Euro. Ob es dabei bleibt, ist allerdings unklar: Die Deges rechnet wegen der stark steigenden Baupreise bereits damit, dass es teurer werden könnte. Noch in diesem Jahr soll das Planfeststellungsverfahren beginnen.

Sendung: Abendschau, 17.05.2022, 19:30 Uhr