Bundesparteitag - Chrupalla und Weidel führen AfD künftig als Doppelspitze

Sa 18.06.22 | 18:29 Uhr
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Tino Chrupalla, AfD-Bundesvorsitzender und Fraktionsvorsitzender der AfD, und Alice Weidel, Fraktionsvorsitzende der AfD, stehen vor Beginn des Bundesparteitag der AfD in der Sachsenarena auf der Bühne. Beide wurden auf dem Parteitag zu neuen Doppelspitze gewählt. (Quelle: dpa/Sebastian Kahnert)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 18.06.2022 | Andreas B. Hewel | Bild: dpa/Sebastian Kahnert

Tino Chrupalla und Alice Weidel sind auf dem AfD-Bundesparteitag im sächsischen Riesa zur neuen Doppelspitze gewählt worden. Norbert Kleinwächter aus Brandenburg scheiterte zwar mit seinem Vorstoß, allerdings weniger deutlich als erwartet.

Tino Chrupalla und Alice Weidel sind auf dem Bundesparteitag der AfD im sächsischen Riesa zu neuen Vorsitzenden ihrer Partei gewählt worden. Chrupalla setzte sich am Samstag mit 53,45 Prozent der Stimmen gegen den einzigen Gegenkandidaten, den Brandenburger Bundestagsabgeordneten Norbert Kleinwächter, durch. Für Kleinwächter votierten 36,31 Prozent der Delegierten.

Weidel wurde mit 67,3 Prozent der Stimmen zur zweiten, gleichberechtigten Bundessprecherin gewählt. Sie setzte sich gegen den Berliner Nicolaus Fest durch, er war ebenfalls der einzige Gegenkandidat.

Fest wurde AfD-Bashing vorgeworfen

Fest, mittlerweile EU-Abgeordneter der Fraktion "Identität und Demokratie", ging in seiner Rede hart mit der AfD ins Gericht. Programmatisch habe die Partei zwar keine Fehler gemacht, so Fest, und sei inhaltlich exzellent aufgestellt. Dennoch verliere sie an Relevanz und werde kaum zur Kenntnis genommen. Der Grund: "Eine Kabale auf unterstem Niveau. Putinisten gegen Transatlantiker, Flügelaner gegen Meuthianer, Zeltpinkler gegen Jogginghose. Ein dauerndes Gehacke und Gehetze." Dieser Zustand herrsche Tag für Tag. Die Wähler seien deshalb frustriert und wendeten sich ab.

Der Applaus für die Bewerbungsrede des Politikers fiel mäßig aus. Eine Frage aus dem Publikum warf Fest AfD-Bashing vor. Ein weiterer Fragesteller kritisierte, dass der frühere Vizechefredakteur der "Bild am Sonntag" zuletzt im Januar den verstorbenen Präsidenten des EU-Parlaments, David Sassoli, in einer Wahtsapp-Chat-Gruppe beleidig hatte: "Endlich ist dieses Dreckschwein weg", soll Fest geschrieben haben. Das dürfe kein Stil in einer Partei werden, die sich bürgerlich zeigen will, so der Fragesteller. Fest hingegen betonte, er habe sich sofort für diese Beleidigung entschuldigt.

Des Weiteren sprach sich Fest in seiner Bewerbungsrede für eine differenziertere Haltung der Partei zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und zum Umgang mit den Corona-Pandemie aus. Fest fiel letztlich mit 20,8 Prozent der Stimmen durch und musste Weidel den Vortritt lassen.

Fortsetzung der Doppelspitze

Vor der Wahl hatten sich die Delegierten dafür entschieden, für weitere zwei Jahre eine Doppelspitze beizubehalten. Chrupalla führt mit Weidel bereits die Bundestagsfraktion an. Der 47-Jährige hatte der Partei seit dem Rückzug des ehemaligen Co-Chefs Jörg Meuthen allein vorgestanden.

Die Delegierten hatten am Freitag zwar die Satzung der AfD geändert, so dass künftig theoretisch auch eine Einzelspitze möglich ist. Der Thüringer Landesschef und Partei-Rechtsaußen Björn Höcke hatte sich dafür stark gemacht. Der Parteitag stimmte aber am Samstag dafür, es dieses Mal noch bei einer Doppelspitze zu belassen.

Stimmenverluste bei Wahlen in jüngster Zeit

Auf dem Delegiertentreffen, das noch bis Sonntag dauert, wird der gesamte, zuletzt 13-köpfige Bundesvorstand neu besetzt. Damit wird auch über den künftigen Kurs der AfD entschieden - je nachdem, wie viele Vertreter der jeweiligen Parteiströmung sich einen Posten in dem Gremium sichern können.

Chrupalla steht seit November 2019 an der Spitze. Bei seiner ersten Wahl hatte er 54,5 Prozent der Stimmen geholt. Der Handwerksmeister aus Sachsen führte die AfD nach dem Weggang von Ex-Co-Chef Jörg Meuthen zuletzt alleine.

Meuthen hatte der AfD einen zunehmend radikalen Kurs bescheinigt. Der Verfassungsschutz hat die Partei als rechtsextremistischen Verdachtsfall eingestuft. Parteiinterne Kritiker, die sich selbst dem gemäßigten Lager zurechnen, hatten nach den jüngsten Stimmenverlusten bei mehreren Landtagswahlen den Parteichef offen angegriffen und ihm unter anderem vorgeworfen, im Westen nicht punkten zu können. Man müsse "weg von der Wutbürgerpartei". Sie kritisieren Chrupallas Kurs auch als zu russlandfreundlich und bringen Parteiaustritte damit in Verbindung.

Kleinwächter mit Achtungserfolg

Chrupallas Gegenkandidat Kleinwächter sagte in seiner Bewerbungsrede, "wir müssen aus dem Tief, in dem wir sind, dringend rauskommen". Er sprach sich für Professionalisierung, Einigkeit, Disziplin und einen neuen Stil in der Kommunikation nach außen aus und pochte auf einen "liberal-konservativen" Kurs der AfD. "Wir vertreten eigentlich die Mehrheit der Bevölkerung in unserem Land. Sie weiß es nur nicht und wir müssen sie darüber informieren." Als Vertreter der gemäßigten Strömung erzielte er auf dem Parteitag einen Achtungserfolg.

Chrupalla warb für Abgrenzung zu Union und FDP. "Wir wollen CDU und FDP überflüssig machen", sagte er. CDU-Parteichef Friedrich Merz sei ein "grüner Wolf im schwarzen Schafspelz." Die AfD mache nicht mit bei "Impfpflicht, Krieg und offenen Grenzen". Der 47-Jährige will die AfD in den kommenden zwei Jahren nach eigenen Angaben auf einen "freiheitlich-sozialen" Kurs führen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 18.06.2022, 12 Uhr

24 Kommentare

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  1. 24.

    Hans-Werner Sinn erzählt viel wenn der Tag lang ist. Hauptsache wirtschaftsliberal. Gerade was die Klimapolitik und Elektromobilität angeht sogar viel Unsinn. Was gerne von Gegner der Energiewende aufgegriffen wird.

    https://www.wiwo.de/technologie/mobilitaet/ist-das-e-auto-ein-rueckschritt-was-hans-werner-sinn-bei-seiner-elektroauto-studie-uebersehen-hat/24237236.html

  2. 23.

    Ihre braune Truppe hat heute wieder geliefert, man sind das Vollpfosten!!!
    Gerne weiter so!!!

  3. 22.

    Der dunkelbraune Haufen zerlegt sich weiter und der faschistische "Flügel" feiert weiter Triumphe.

    https://www.tagesschau.de/inland/afd-parteitag-285.html

  4. 21.

    Leider haben die "Spezialisten " nicht auf den Professor und seine fundierte Expertise gehört. Warum auch, wenn nur dass Parteibuch und die Kunst jede Frage zu beantworten, als Befähigungsnachweis für höhere Positionen ausreicht. Die dramatischen Folgen und Ergebnisse kann und muss man jetzt hautnah mit erleben.

  5. 20.

    "Alles für die Katz?" Sieht fast so aus. Windkraft deckte im vergangenen Jahr lediglich 3,4 Prozent des deutschen Primärenergiebedarfs, Photovoltaik 1,4 Prozent. Grund: Es mangelt an der Speichermöglichkeit. Die "Speicher im Netz" der Völkerrechtlerin gibt es nicht. Das hat aber Professor Sinn den Leuten schon vor fünf Jahren erzählt.

  6. 19.

    So ist das niemals! Wer afd mag mag auch die npd und freie sachsen und dritter eeg und andere nazi parteien.

  7. 18.

    Wieso unbedacht ? Da waren doch jahrelang abgeblich die klügsten Köpfe dabei. das Land noch besser zu machen und für die Zukunft zu rüsten. Es gab Aussschüsse, Gremien, Kommisionen usw. die, nach eigenen Angaben, alle hervorragende Ideen entwickelt und Ergebnisse erzielt haben. Lobhudelein, Dankesreden, bauchpinseln u.ä. sind und waren politisch Usus. Alles für die Katz ?

  8. 17.

    Ich würde auch sagen, Austieg aus Atom und Kohle und Abschalten von North-Stream ist wohl etwas unbedacht. Warum liefert Deutschland nicht die Ersatzteile an Russland um North-Stream zu renovieren? Die Situation sei ernst, sagt Habeck, Seine Bemühungen in Katar haben augenscheinlich nichts gebracht. Nun sollen lt. Habeck Kohlekraftwerke „stärker zum Einsatz kommen“. Und gleichzeitig werden moderne funktionsfähige Atomkraftwerke abgeschaltet.

  9. 16.

    Oh ja, sie ist als Tiger gestartet und wird, wenns so weiter geht, als Bettvorleger landen

  10. 15.

    Ich habe gerade gelesen das die AFD sozial ist.
    Danke für den kleinen Ausflug in die Satire.

  11. 14.

    Zitat: "Gruengelbroten oekogenderbunter Vielfalt wird gefährlich und teuer für die meisten Bürger.. Die AfD ist gekommen um zu bleiben.."

    Aha, mit der anti-oekogenderbuntervielfalts Partei AfD wird's in Deutschland zukünftig ungefährlicher(?) und billiger für die meisten Bürger? Sorry, aber das scheint mir doch etwas blauäugig zu sein, Paul.

  12. 13.

    Nach neun in Folge verlorenen Wahlen + (leider nur) 1× aus dem Landtag geflogen sollten Sie den Ball flach halten. Die Menschen merken das der braune Haufen alles ist, nur keine Alternative.....

  13. 12.

    für seine alleinige "Führer"schaft in zwei Jahren."
    Wenn man die letzten Wahlergebnisse der afd sieht, scheinen mir zwei Jahre doch sehr optimistisch zu sein. Manchmal gehts ganz schnell-so z.B. bei den Republikanern oder der dvu. Vom Dämmerschlaf der npd wollen wir gar nicht erst reden-da interessiert der aktuelle Föhrer auch nur den zuständigen Sachbearbeiter des Verfassungsschutzes.

  14. 11.

    Doppelspitzen sind ja schon länger in Mode, nun auch bei Rechts. Mal schauen, ob was bei herauskommt. So richtig sympathisch sind beide nicht. Aber ist ja egal, Höcke führt im Hintergrund. Das muss jeder Wähler im Hinterkopf behalten. Es fehlt weiter eine wirkliche Alternative für Deutschland

  15. 10.

    Da haben Sie vielleicht recht. Ich bezog mich auch eher auf die Fülle an rassistischen Aussagen und die ganzen Rechtsextremisten in der Partei...

  16. 9.

    Gute Wahl.. Alternativen sind wichtig und richtig.. Im Leben und erst recht in der Politik.. Gruengelbroten oekogenderbunter Vielfalt wird gefährlich und teuer für die meisten Bürger.. Die AfD ist gekommen um zu bleiben..

  17. 8.

    Ein wichtigen Punkt haben Sie vergessen, Höcke hat die Voraussetzung durchgesetzt für seine alleinige "Führer"schaft in zwei Jahren.

  18. 7.

    Hab mir die Veranstaltung bei Phönix angesehen. Sehr unterhaltsam, zanken, Zoff ,Hetze und gegenseitige Beleidigungen. Die Vorsitzenden mit 50/60 % gewählt, sagt schon alles über den Haufen. Macht gerne so weiter,ausser euch selbst braucht euch niemand.

  19. 5.

    Eine Partei, die "Faschisten" und "gesichert Rechtsextreme" in ihren Reihen beherbergt, wird mich niemals vertreten!

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