Überlastung des Rettungsdienstes -

Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und Landesbranddirektor Karsten Homrighausen haben sich auf einen Maßnahmen-Plan verständigt, um das Problem der Überlastung des Rettungsdienstes entgegenzuwirken, wie der Senat am Mittwoch bekanntgab.
Unter anderen sollen der Feuerwehr bis Ende des Jahres fünf zusätzliche Rettungswagen inklusive Personal von Hilfsorganisationen bereitgestellt werden, den ersten davon bereits zum 1. Juli.
Ausgebildete Notfallsanitäter aus Verwaltung wieder in den Rettungsdienst?
Neben dieser deutlich sichtbaren Maßnahme soll es auch interne Anpassungen bei der Feuerwehr geben. So könnten laut der Mitteilung des Senats die Einsatzpläne optimiert werden. Notfallsanitäter, die momentan in anderen Bereichen (zum Beispiel in der Verwaltung) tätig sind, sollen zwischenzeitlich wieder im Rettungsdienst eingesetzt werden.
Um Fälle zu vermeiden, in denen Rettungswagen von Krankenhäusern abgewiesen werden und damit länger als nötig belegt sind, soll außerdem die digitale Vernetzung von Krankenhäusern und Rettungsdiensten verbessert werden.
Laut Innensenatorin Spranger fehlen derzeit 19 Rettungswagen bei der Berliner Feuerwehr. Der Mehrbedarf könnte auch durch den temporären Einsatz privater Anbieter abgedeckt werden. Die Situation nachhaltig zu verbessern, sei eine "Mammutaufgabe", sagte Spranger. Sie wolle in einer Taskforce mit der Feuerwehr und den Gewerkschaften deshalb weiter nach Lösungen suchen. An die Berliner appellierte sie, mit der Notrufnummer 112 gewissenhaft umzugehen.
Ausnahmezustand wird zur Normalität
Die Gewerkschaft der Polizei äußerte sich bereits kritisch über den vorgestellten Plan. Die Änderungen würden zwar Sinn ergeben, aber wenig bis gar nichts an der aktuellen Notlage ändern, so Benjamin Jendro von der GdP. Er forderte eine Änderung des Rettungsdienstgesetzes. Es fehle beispielweise die Möglichkeit, eingehende Notrufe nach Zuständen wie lebensgefährdend oder minder schwer zu priorisieren.
Der Druck auf Feuerwehr und Rettungsdienst war in diesem Jahr massiv angestiegen. Bis gestern musste 167 Mal der Ausnahmezustand ausgerufen werden, weil alle Rettungswagen ausgelastet waren. Am vergangenen Sonnabend währte dieser Ausnahmezustand sogar 16 Stunden lang. Mehr als 100 Mitarbeitende des Rettungsdienstes hatten gefehlt, 27 Rettungswagen blieben deshalb unbesetzt. Am Ende musste Personal von Löschfahrzeugen sowie von sieben Freiwilligen Feuerwehren aushelfen.
Sendung: Inforadio, 29.06.2022, 18.20 Uhr