Überlastung des Rettungsdienstes - Berliner Feuerwehr soll mehr Rettungswagen bekommen

Mi 29.06.22 | 17:45 Uhr
  10
Rettungswagen stehen an einem Oberstufenzentrum in Rummelsburg. (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Audio: Inforadio | 29.06.2022 | Christoph Reinhardt | Bild: dpa/Paul Zinken

Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und Landesbranddirektor Karsten Homrighausen haben sich auf einen Maßnahmen-Plan verständigt, um das Problem der Überlastung des Rettungsdienstes entgegenzuwirken, wie der Senat am Mittwoch bekanntgab.

Unter anderen sollen der Feuerwehr bis Ende des Jahres fünf zusätzliche Rettungswagen inklusive Personal von Hilfsorganisationen bereitgestellt werden, den ersten davon bereits zum 1. Juli.

Ausgebildete Notfallsanitäter aus Verwaltung wieder in den Rettungsdienst?

Neben dieser deutlich sichtbaren Maßnahme soll es auch interne Anpassungen bei der Feuerwehr geben. So könnten laut der Mitteilung des Senats die Einsatzpläne optimiert werden. Notfallsanitäter, die momentan in anderen Bereichen (zum Beispiel in der Verwaltung) tätig sind, sollen zwischenzeitlich wieder im Rettungsdienst eingesetzt werden.

Um Fälle zu vermeiden, in denen Rettungswagen von Krankenhäusern abgewiesen werden und damit länger als nötig belegt sind, soll außerdem die digitale Vernetzung von Krankenhäusern und Rettungsdiensten verbessert werden.

Laut Innensenatorin Spranger fehlen derzeit 19 Rettungswagen bei der Berliner Feuerwehr. Der Mehrbedarf könnte auch durch den temporären Einsatz privater Anbieter abgedeckt werden. Die Situation nachhaltig zu verbessern, sei eine "Mammutaufgabe", sagte Spranger. Sie wolle in einer Taskforce mit der Feuerwehr und den Gewerkschaften deshalb weiter nach Lösungen suchen. An die Berliner appellierte sie, mit der Notrufnummer 112 gewissenhaft umzugehen.

Ausnahmezustand wird zur Normalität

Die Gewerkschaft der Polizei äußerte sich bereits kritisch über den vorgestellten Plan. Die Änderungen würden zwar Sinn ergeben, aber wenig bis gar nichts an der aktuellen Notlage ändern, so Benjamin Jendro von der GdP. Er forderte eine Änderung des Rettungsdienstgesetzes. Es fehle beispielweise die Möglichkeit, eingehende Notrufe nach Zuständen wie lebensgefährdend oder minder schwer zu priorisieren.

Der Druck auf Feuerwehr und Rettungsdienst war in diesem Jahr massiv angestiegen. Bis gestern musste 167 Mal der Ausnahmezustand ausgerufen werden, weil alle Rettungswagen ausgelastet waren. Am vergangenen Sonnabend währte dieser Ausnahmezustand sogar 16 Stunden lang. Mehr als 100 Mitarbeitende des Rettungsdienstes hatten gefehlt, 27 Rettungswagen blieben deshalb unbesetzt. Am Ende musste Personal von Löschfahrzeugen sowie von sieben Freiwilligen Feuerwehren aushelfen.

 

Sendung: Inforadio, 29.06.2022, 18.20 Uhr

10 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 10.

    Vielleicht sollten Patienten, die (wie schon erwähnt)mit gepackter Tasche auf den RTW warten oder Familien wo das Kind Bauchweh hat und Vati dann mit dem Auto hinter dem RTW hinter fährt,mal als Selbstzahler eingepflegt werden. Das würde dann vielleicht auch den schnellen Anruf der 112 eindämmen! Denn echte Notfälle sehen anders aus!

  2. 9.

    Und wer bitte soll die Wagen besetzen? Der jahrelange Stellenabbau eines abhohobenen Rot-Roten- Senates hat dieses Chaos produziert. Die Bürger müssen es ausbaden! Vielleicht verschafft Frau G. sich mal einen Überblick...auf der Wache....im Blaumann....direkt vom Wagen aus?

  3. 8.

    Das Ganze hat sich über Jahre angebahnt und jetzt ist man ganz erschrocken, wo das Kind in den Brunnen gefallen ist. Vor Allem will man der Bevölkerung mit neuen 5 RTW‘s Sicherheit vorgaukeln. Auch dies ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, solange man nicht am Notruf zwischen echten Notfällen und Lappalien unterscheidet.

  4. 7.

    Diese Maßnahme hört sich für Außenstehende ersteinmal gut an…nur diese wird nichts an der Lage ändern. Es muss ganz einfach am 112er wieder von Lappalien und echten Notfällen unterschieden werden. Dies wäre die einzige schnelle Lösung. Die Anspruchshaltung der Bevölkerung bekommt man auf die Schnelle nicht geändert…da kann man auch 20 zusätzliche RTW‘s in Dienst nehmen und dies wäre nur eine Besserung für kurze Zeit. Wenn Rettungsfahrzeuge zu Bauchschmerzen, wo der Pat. schon seine Tasche fürs Krh. gepackt hat, Katheterwechsel, Zeckenstich usw. geschickt werden, ist dies ein gewolltes Ko für den Rettungsdienst…

  5. 6.

    Die Krankentransporte sind selber oft genug ausgelastet. Gerade vormittags, wenn die Dialysen gefahren werden, sind oft nicht mal KTWs verfügbar. Die tolle Feuerwehr hat sich schon versucht, die KTWs mit einzubinden. Die können sich ihr Personal ja genauso wenig backen. Es nützt wohl nix, nicht jeder umgeknickte Fuß muss von den Diensten gefahren werden. Erstmal selber überlegen, ob vielleicht mein Nachbar oder Freunde oder Familie vielleicht die Möglichkeit hat, mich ins Krankenhaus zu fahren. Nicht jeder muss gleich laut nach Hilfe schreien und erwarten, dass sie roten Taxis mich gratis in die rst meiner Wahl fahren.

    Dann würde es wieder was werden.

  6. 5.

    Warum bindet man den Krankentransport nicht bei der Feuerwehr ein? Die privaten Unternehmen können ja auch im Rettungsdienst fahren, sofern RTW vorhanden.

  7. 4.

    Aus der Ferne immer schlecht zu beurteilen, aber in Hamburg gab/ gibt es alle 10 Jahre eine Strukturuntersuchung, dort werden die Hilfsfristen für den Rettungsdienst und Brandbekämpfung analysiert und ggf neue Standorte , unter Einbindung der Hilfsorganisationen und neuerdings von Falck , festgelegt und in die Finanzplanung und Standortsuche aufgenommen. Nicht immer einfach, Geduld angesagt.

  8. 3.

    Ganze 5!!!! Wahnsinn!!!!

  9. 2.

    Schade um das Papier, einfach lächerlich.
    Das Rettungsdienst Gesetz muss geändert werden und der ärztliche Leiter muss auf den Boden der Realität geholt werden.
    Vorallem aus dem rückwärtigen Bereich, der ist doch aus maximal unterbesetzt.

  10. 1.

    Augenwischerei. Das Konzept der ärztlichen Leitung sowie die Notrufabfrage muss überarbeitet werden. Zwischenzeitlich könnten aber die NotSan gD ja vorne rechts sitzen… Die Staffel kann auch ein erfahrener Staffelführer mD, der kein NotSan ist führen…

Nächster Artikel