Start im Bezirksamt Mitte - Berliner Verwaltung beginnt Umstellung auf die digitale Akte

Mo 13.06.22 | 17:58 Uhr
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Symbolbild: Eine Beamtin arbeitet vor Regalen voller Akten. (Quelle: dpa/B. Pedersen)
Audio: rbb24 Inforadio | 13.06.2022 | Franziska Hoppen | Bild: dpa/B. Pedersen

Nur ein Viertel der Behördengänge können in Berlin online erledigt werden. Noch immer werden Aktenwagen über Flure geschoben. Nun will Innensenatorin Spranger mehr Zug in die Digitalisierung bringen.

Berlin will bei der Digitalisierung der Verwaltung in den nächsten eineinhalb Jahren deutlich vorankommen. In der jüngeren Vergangenheit gab es an den Behörden immer wieder Kritik, etwa daran, dass Termine bei Bürgerämtern wochenlang ausgebucht und zu wenig Dienstleistungen online möglich seien. Das Arbeiten mit digitalen Akten soll künftig vieles möglich und vor allem schneller machen, wie Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Montag ankündigte.

Nach Sprangers Angaben soll die elektronische Aktenführung bis 2024 flächendeckend eingeführt werden. Die "Digitale Akte" werde landesweit für etwa 70.000 PC-Arbeitsplätze in rund 80 Behörden zur Verfügung stehen, konkretisierte die Innensenatorin.

Als erste Behörde nutzt das Bezirksamt Mitte das neue System - bei rund 3.000 Mitarbeitenden des Amts wird es ab Donnerstag schrittweise eingeführt. Den Start macht der Steuerungsdienst.

Dokumente künftig mit wenigen Klicks digital verfügbar

"Für mich gehört die Digitale Akte zur Grundausstattung einer modernen Verwaltung dazu", so Spranger weiter. Sie kündigte an, dass noch in diesem Jahr 15 weitere Behörden auf die elektronische Aktenführung umsteigen sollen. Mitarbeiter des Landes Berlin sollen mit ihrer Hilfe Dokumente künftig mit wenigen Klicks digital anlegen können.

Möglich sei außerdem, auf die Akte ortsunabhängig zuzugreifen, etwa im Homeoffice, und sie mit Kolleginnen und Kollegen zu teilen, sagte Spranger. "Das wird vieles verändern und vereinfachen." Und es sei auch ein Beitrag für die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, so die SPD-Politikerin. Es trage außerdem dazu bei, die Verwaltung für junge Leute zu einem attraktiven Arbeitgeber zu machen.

Gothe: "Mit dem Aktenwägelchen über den Flur"

Bislang haben die Berliner Behörden eher ein verstaubtes Image. Der Stellvertretende Bürgermeister von Berlin-Mitte, Ephraim Gothe (SPD), beschrieb die Realität so: Im Sozialamt etwa müssten die Mitarbeiter immer noch mit Aktenwägelchen über die Flure schieben. Mit den Umlaufmappen, die von Büro zu Büro transportiert werden, soll mit der Einführung der Digitalen Akte Schluss sein. "Das ist ein großer Schritt für die Verwaltung, aber ein kleiner Schritt für die Menschheit", räumte Gothe ein - denn in vielen Unternehmen sei elektronische Aktenführung längst Alltag.

Berlins Staatssekretär für Verwaltungsmodernisierung, Ralf Kleindiek, wies darauf hin, dass Berlin im Ländervergleich nicht so schlecht dastehe: Die gesamte Verwaltung der Hauptstadt werde einbezogen in die Einführung der digitalen Akte - Hauptverwaltungen, Bezirke und nachgeordnete Behörden. "Das ist keineswegs selbstverständlich. Wir sind mit dieser Lösung in Deutschland einmalig", sagte Kleindiek.

Nur jeder vierte Behördengang digital möglich

Ankündigungen, die Verwaltung zu digitalisieren, gab es in Berlin schon viele. Inzwischen gibt es einen Zeitplan, wie es weitergehen soll: Bis Ende des Jahres sollen unter anderem die Innenverwaltung gemeinsam mit der Polizei, die Justizverwaltung, Bezirksämter wie Charlottenburg-Wilmersdorf, Tempelhof-Schöneberg, Steglitz-Zehlendorf und Marzahn-Hellersdorf folgen sowie die Landesämter für Flüchtlingsangelegenheiten und für Einwanderung, wie Kleindiek erläuterte - insgesamt 15 Verwaltungen. "Im nächsten Jahr sollen 25 weitere dazukommen, die übrigen dann 2024."

Bislang können Bürgerinnen und Bürger in Berlin, also weniger als ein Viertel der insgesamt 575 möglichen Behördengänge online erledigen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.06.2022, 17:50Uhr

26 Kommentare

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  1. 26.

    Haben heute 2 neue Persos für meinen Mann und mich bestellt. Völlig unkompliziert mit 10 min. Wartezeit. Nur die Terminbuchung könnte zeitnaher sein. Wünsche Ihnen auch soviel Glück. Kann die Bearbeitung in Biesdorf nur weiterempfehlen.

  2. 25.

    Gibt es - ganz ernsthaft - irgendwo irgendjemand, die/der ernsthaft glaubt, dass wir irgendwann in Berlin eine ernstzunehmende IT-Struktur der öffentlichen Verwaltung haben werden? In 33 Jahren als leitender Mitarbeiter im hiesigen öffentlichen Dienst habe ich ausschließlich unendlichen IT-Dilettantismus erlebt, mit dem ITDZ als Krönung der Inkompetenz. Ich habe keine Hoffnung.

  3. 24.

    Na langsam wirds ja auch Zeit, dass der Senat die Digitalisierung in Angriff nimmt. Seit Jahren sollte sie kommen die Digitalisierung aber geklappt hats bis heute nicht.
    Aber Frau Spranger wirds schon richten, sie will ja auch dem Reiterverein das Gelände wegnehmen und es HERTHA BSC zuschanzen.

  4. 23.

    "Berlins Staatssekretär für Verwaltungsmodernisierung, Ralf Kleindiek, wies darauf hin, dass Berlin im Ländervergleich nicht so schlecht dastehe:"
    ????
    Hier mal der Bericht aus der BZ von heute, NRW an der Spitze, Berlin vorletzter.....vor dem Bund!
    https://www.bz-berlin.de/berlin/beim-online-amt-liegt-berlin-auf-dem-letzten-platz

  5. 22.

    Die verschwinden nicht sondern kommen zum Scandienst. Außerdem gibt's bei den Jobcentern auch die Möglichkeit die Unterlagen digital (per App oder Mail) einzureichen. Somit spart man Zeit und Geld.

  6. 21.

    Akten digitalisieren ist eines - digitale Akten effektiv bearbeiten wohl nochmal ganz was Anderes: Kürzlich hörte ich gerüchteweise, die Berliner Wasserbetriebe hätten z.B. elektronische Anträge auf Wasseranschlüsse einfach zu Hunderten oder Tausenden komplett gelöscht, weil sie keinen Plan hatten, wie sie die zu den Sachbearbeitern ins Home Office kriegen sollten. Als Bearbeitungsfrist für Neuanträge sei dann zunächst mehr als ein Jahr in Aussicht gestellt worden. - Mal sehen, wie überrascht die Karteikarten-Ritter* in den verschiedener Ämtern von der nächsten Home-Office-Pflicht sein werden: Wird das dann wirklich Home-Office? Oder doch wieder (oft sicherlich unfreiwilliger) Home-Holiday?

  7. 20.

    Wenn die digitale Akte eingeführt ist und mehr Antragsverfahren online vom Kunden erledigt werden können, ist es ggfs auch möglich mehr Mitarbeiter im Home Office arbeiten zu lassen. In Bezug auf Arbeitskräftewerbung wäre das auch ein Plus Punkt. Mit der Bezahlung kann das Land Berlin im Bundesdurchschnitt schonmal nicht so punkten.

  8. 19.

    Ich finde es ja gut und wollte das mit dem Wort "mittelbar" auch ausdrücken... :-)
    Der Bericht erwähnt nur eben ausdrücklich im gleichen Atemzug die 575 verschiedenen Behördengänge - und die werden auch 2024 noch nicht zu viel mehr als dem heutigen Viertel möglich sein, ob die Akten nun auf einem Wagen oder im Computer liegen.
    Hier werden falsche Erwartungen geweckt. Finde jedenfalls ich. :-)

  9. 18.

    Unter Umständen wird der Antrag dann nicht mehr auf einem Wägelchen zum nächsten Sachbearbeiter gerollt, sondern gleitet dank modernster Hochtechnologie wie von selbst durch ein vollelektrisches Kabel... :-)

  10. 17.

    Glauben Sie es mir. Auch für uns Behördenmutarbeiter sind die unendlichen Papieraktenberge ein Grauen. 30% meiner Bürofäche gehen für Aktenberge drauf. Seid 15 Jahren warten wir auf Digitalisierung. Und ich bin sicher, dass wir uns auch in 10 Jahren noch durch vergilbtes Papier und unleserliche Notizen werden quälen müssen.

  11. 16.

    Sorry, aber Sie sind naiv. Allein in den JobCentern verschwinden LKW Weise persönlich vorbei gebrachte Unterlagen. Unzureichend oder falsch beschriftet. Unklar für welche Abteilung. Dann kajolen Unterlagen, bei denen keiner genau weiß in welche Fachabteilung die eigentlich gehören einmal durchs Rathaus. Auf Nachfrage kann ihnen dann niemand sagen wo ihre Unterlagen gerade unterwegs sind. Persönlich abgeben? Halleluja. Viel Spaß wünsche ich, beim Nachreichen und doppelt und dreifach ausfüllen.

  12. 15.

    Und in wenigen Wochen finden wir dann unsere Daten in irgendeinem Hackerforum wieder, so als Datenbank-Dump oder als komplettes Cloud-Backup. Lassen wir überraschen.

  13. 14.

    Fröhliche Cyberkriminalität. Und schwupps sind 10 E-Mails mehr im Postfach. Ich geh lieber aufs Amt und geb meine Daten persönlich ab.

  14. 13.

    Es soll doch jetzt erstmal darf gehen, dass die Behörden aufgepeppelt werden. Wie soll Digitalisierung dem Kunden nützen, wenn die Behörde gar nicht darauf ausgelegt ist?
    Also erst Behörde modernisieren, dann Verfahren für die Kunden vereinfachen.
    Es ist schon richtig und vor allem auch sehr wichtig, das die elektronische Akte hier eingeführt wird. Das spart nicht nur Tonnen an Papier sondern auch Geld (Akten müssen in ein Archiv etc). Zudem ist alles gleich zu finden und kann nicht verloren gehen.

  15. 12.

    WAAAAHNSINN! Die Überschrift und die Ankündigung ist der Brüller...Endlich, "schon" in 2022, wird mit der Digitalisierung in den Ämtern und Behördern begonnen. Wenn es nicht so traurig wäre, wie weit Berlin von einer modernen Verwaltung entfernt ist, könnte ich mich vor Lachen krümmen. Na mal sehen: ich muss mir zum Jahresende einen neuen Perso ausstellen lassen und bin gespannt, ob es für die Bürger/bürgerinnen Fortschritte gibt.

  16. 11.

    Ich habe selbst privat nur Erfahrungen mit Bürgerämtern und habe dort im freundliche Mitarbeiter gehabt. Ich bin im öffentlichen Dienst und hatte früher auch "schwierige" Kunden. Blieb aber stets freundlich und ruhig.

  17. 10.

    Also ich erkenne nicht wer da wem was "zollen" soll.
    "Ich erlebe soviel Übergriffe und Unfreundlichkeit" - als Antragsteller oder "die in einem Amt arbeiten".

  18. 9.

    Ich fände es wichtig, in Zusammenarbeit mit Menschen, die in einem Amt arbeiten, erst mal Respekt und Würde Antragstellern zollen. Ich erlebe soviel Übergriffe und Unfreundlichkeit.

  19. 8.

    "Nur ein Viertel der Behördengänge können in Berlin online erledigt werden." - Und damit wird sich auch mit dieser Nachricht nichts ändern.
    Es geht hier ja offenbar nur um behördeninterne Abläufe, also wie die Akten geführt werden, nun eben elektronisch (man denke nur!!) - mit dem Bürger und wie er seine Anliegen erledigen kann, hat es überhaupt nichts zu tun, oder nur irgendwann einmal mittelbar.
    Hier werden zwei ganz verschiedene Dinge vermischt: Allein davon, dass die Akten jetzt im Amtscomputer sind, kann noch lange kein zusätzlicher Behördengang von zuhause aus erledigt werden...

  20. 7.

    Hatten wir dieses nicht schon alles schon mal immer wieder diese leeren Versprechen die nie eingehalten wurden. Jeder Senat versucht sich an der Digitalisierung und jedesmal gibt's eine Bauchlandung.

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