Ukrainischer Botschafter abberufen - Melnyk: Abschied aus Deutschland fällt schwer

So 10.07.22 | 22:14 Uhr
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Andrij Melnyk der ukrainische Botschafter in Deutschland im Portrait beim Fernsehinterview am Hauptbahnhof in Berlin. (Quelle: dpa/Jens Krick)
Audio: rbb24 Inforadio | 10. Juli 2022 | Guido Ringel | Bild: dpa/Jens Krick

In wenigen Wochen wird der abberufene ukrainische Botschafter Andrij Melnyk mit seiner Familie aus Deutschland ausreisen. In einem Interview erklärte der Diplomat, wie schwer ihm der Abschied fällt, trotz aller Kritik an der Bundesregierung.

Der Abschied aus Deutschland fällt dem abberufenen ukrainischen Botschafter Andrij Melnyk nach eigener Aussage nicht leicht. "Deutschland bleibt in unseren Herzen", sagte Melnyk der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" am Sonntag, "der Abschied fällt uns schwer". "Ich war zweimal in Deutschland auf Posten, ich habe eine sehr enge Beziehung zu diesem Land, die streckenweise auch eine Art Hassliebe war."

Andere ukrainische Botschafter ebenfalls abberufen

Seine Amtszeit werde formell "vermutlich in wenigen Wochen zu Ende gehen", zitierte die Zeitung ihn. Dann würden er und seine Familie in die Ukraine ausreisen. In seiner Zeit als Botschafter, also etwa seit Beginn des von Russland gesteuerten Krieges in der Ostukraine, habe er "andere Jobangebote abgelehnt", um seine Mission in Deutschland weiterführen zu können.

Die ukrainische Präsidentschaftskanzlei in Kiew hatte Melnyks Abberufung am Wochenende mitgeteilt. Melnyks Kollegen in Norwegen, Tschechien, Ungarn und Indien müssen ihre Posten ebenfalls abgeben. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem normalen Vorgang. Ob Melnyk nach seiner Entlassung für ein anderes hochrangiges Amt in Kiew oder anderswo vorgesehen ist, blieb zunächst offen. Ebenso blieb offen, wann genau Melnyk Berlin verlassen wird.

Scharfer Kritiker der Bundesregierung

Melnyk machte sich nicht erst seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine als scharfer Kritiker der Bundesregierung einen Namen. Immer wieder prangerte er insbesondere die deutsche Russland-Politik an.

In den vergangenen Monaten sparte er auch nicht mit scharfer Kritik an Kanzler Olaf Scholz (SPD). Dem SPD-Politiker und seinen Ministern warf er unter anderem vor, zu zögerlich Waffen für den Kampf gegen die russischen Angreifer in die Ukraine zu liefern. Einmal bezeichnete er den Kanzler als "beleidigte Leberwurst".

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39 Kommentare

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  1. 39.

    schon mal überlegt, ob vielleicht der RBB-Server auch mal an Problemgrenzen bei den riesigen Datenmengen stößt auf diesem nicht selbstverständlichen und zu nichts verpflichtendem Serviceportal? RBB, machen Sie weiter so, ihr seid super!

  2. 37.

    Ich übernehme mal kurz (Sie hätten das auch leicht selbst recherchieren können):
    https://www.merkur.de/politik/ukraine-krieg-deutschland-botschafter-melnyk-konflikt-russland-putin-waffen-berlin-scholz-news-91403425.html

    Hier die Rechtfertigung (stattt einer Entschuldigung):
    https://www.youtube.com/watch?v=scSYzBOyb_w

  3. 36.

    Nur in Kürze:
    Wer mit Schimpfwörtern ("Arschloch") und herabwürdigenden Formulierungen ("beleidigte Leberwurst", "what a bunch of pseudo-intellectual loosers")Personen öffentlich diffamiert, bedient sich einer gewaltätigen Sprache. Das letzte Beispiel zeitigt nicht zum ersten Mal, dass Melnyk es nicht schätzt, wenn Menschen anderer Meinung sind als er. Einem Zeit-Journalisten hat er auch schon mal einen Maulkorb verpassen wollen:
    https://twitter.com/melnykandrij/status/1503879338558730240?lang=de

    Dass Melnyk keinen Russen kennt, obwohl in der Ukraine etliche leben und mit UkrainerInnen oft familiär verbandelt sind, ist mindestens sonderbar (auch Tilo Jung hat sich offenkundig sehr gewundert).
    BTW: Melnyk konnte man auf Twitter gründlich kennenlernen.

  4. 35.

    Sie glauben mich in die rechte Ecke stellen zu können, weil ich das Wort Qualitätspresse verwende, ein Wort, das selbst die Süddeutsche Zeitung für sich verwendet? Wie traurig ist diese Welt geworden.

  5. 34.

    @immanuel

    Bitte recherchieren Sie selber, alle hier aufgeführten Aussagen über Herrn Melnyk sind belegt. Geben Sie in Ihre Suchmaschine einfach mal das A Wort und Melnyk ein.

  6. 33.

    "Tja, wir sind alle gegen Hass und Hetze! " Wir vielleicht, sie jedenfalls nicht wie sie mit dem in rechten Kreisen so beliebten Schmähwort "Qualitätspresse" beweisen.

    Mir hat die Wortwahl des Herrn auch nicht immer gefallen, viel weniger hat mir gefallen wie er einen Faschisten verehrt aber seinen "Job" hat er gemacht als sein Land von einem anderen Faschisten überfallen wurde.

  7. 32.

    Ich finde es gibt andere Gründe. Und nicht weil er sie "genervt" hat. Weil es völlig unerheblich ist wer sie "nervt".

  8. 31.

    Eva W.:
    "Tja, wir sind alle gegen Hass und Hetze!
    Aber ich habe jetzt gelernt, es gibt den „guten“ und den „bösen“ Hetzer. Herr Melnyk darf jemanden mit dem berühmten A-Wort heruntermachen, ..."

    Wann hat er das gemacht? Bitte konkret mit Beleg! Mir ist das entgangen.

  9. 30.

    Stef:
    "In keinem anderen Land hätte Melnyk eine solche Narrenfreiheit genossen, wie er sie in D ganz selbstverständlich für sich in Anspruch nahm, während er gleichzeitig andere Meinungen in einer ziemlich gewalttätigen Sprache abkanzelte."

    Wann war seine Sprache "gewalttätig"? Bitte konkret!

    Stef:
    "Mit einer unabhängigen Medienlandschaft und freier Meinungsäußerung hatte für jeden ersichtlich so seine Probleme."

    Bitte konkret belegen!

    Stef:
    "Was viele Talkshow-Journalisten und Leitmedien vor allem einfach nicht zur Kenntnis nehmen wollten, ist sein Ultra-Nationalismus. Da muss erst ein Tilo Jung kommen und Melnyk in Hinblick darauf auf den Zahn fühlen - peinlich!"

    Das ist tatsächlich kritikwürdig.

    Stef:
    "In dem Interview sagt Melnyk auf Nachfrage noch, er würde nicht einen einzigen Russen persönlich kennen. Wow, wie hat er das nur hinbekommen?"

    Ich kenne auch keinen Russen persönlich. Wo ist da das Problem?

  10. 29.

    Herr Melnyk sprach sehr direkt aus, welche Wünsche er im Auftrages der Ukraine hat auch wenn er dazu manchmal etwas die "höfliche" Form verließ. Aber hatte er dies nicht getan so hatte die Ukraine bis heute noch keine Waffen aus Deutschland erhalten und so ist dieses verlassen der höflichen Form voll zu entschuldigen.

  11. 28.

    Warum wird meine Antwort zensiert? Hier kann jeder seinen Unsinn von sich geben aber meine sachliche Antwort wird zensiert. Passt die etwa nicht?

  12. 27.

    Von welchem Deutschland reden sie. Von dem, dass sie aus ihrer linken Community heraus hasserfüllt sehen. Jeder ihrer Kommentare ist linksautonom und stellt die deutsche Regierung in Frage und damit unsere Gesellschaft.

  13. 26.

    Tja, wir sind alle gegen Hass und Hetze!
    Aber ich habe jetzt gelernt, es gibt den „guten“ und den „bösen“ Hetzer. Herr Melnyk darf jemanden mit dem berühmten A-Wort heruntermachen, wird bejubelt von der Qualitätspresse (bringt es mehr Klicks?) und den ÖRR und zu seinem Abgang jetzt auch von einigen Politikern. Auch scharfe Kritik muss keine Beleidigungen und Schimpfworte enthalten und deshalb hätte ich Kritik von allen Medien an seiner beleidigenden Wortwahl erwartet (oder sind wir doch nicht so sehr gegen Hass und Hetze?). Dies hätte auch verhindert, dass das Ego dieses Herrn irgendwann durch keine Tür mehr gepasst hat und er sich getraut hat, beim Interview mit Herrn Jung seine wahre Meinung zu formulieren. Mit Kritik hat er sicher nicht gerechnet, es war ja bekannt bei allen Lanz, Ilner, Feldenkirchen etc., dass er Bandera verehrt. Ich frag mich jetzt, ob es auch einen „guten“ und „bösen“ Faschisten gibt.

  14. 25.

    In keinem anderen Land hätte Melnyk eine solche Narrenfreiheit genossen, wie er sie in D ganz selbstverständlich für sich in Anspruch nahm, während er gleichzeitig andere Meinungen in einer ziemlich gewalttätigen Sprache abkanzelte. Mit einer unabhängigen Medienlandschaft und freier Meinungsäußerung hatte für jeden ersichtlich so seine Probleme. Was viele Talkshow-Journalisten und Leitmedien vor allem einfach nicht zur Kenntnis nehmen wollten, ist sein Ultra-Nationalismus. Da muss erst ein Tilo Jung kommen und Melnyk in Hinblick darauf auf den Zahn fühlen - peinlich! In dem Interview sagt Melnyk auf Nachfrage noch, er würde nicht einen einzigen Russen persönlich kennen. Wow, wie hat er das nur hinbekommen?

  15. 24.

    "Melnyk: Abschied aus Deutschland fällt schwer"
    Der Abschied von Deutschland oder vom gut dotierten Posten?
    Bei t-online ließt man, dass die Botschafter in Norwegen, Tschechien, Ungarn und Indien auch abgerufen wurden. Alles Länder, wo die militärische "Unterstützung" nicht so geklappt hat. Was hat man eigentlich von Indien erwartet?
    Einer muss ja Schuld sein und wenn man keinen findet sind es die Botschafter.

  16. 23.

    Ich habe ihn gemocht. Den Akzent in seiner Aussprache im Deutschen. Nur der Inhalt der Worte waren mitunter nicht so mein Fall.

  17. 22.

    Genau das! Wir Deutsche sind wieder mal äußerst pikiert, wenn uns jemand "belehrt". Dabei sind doch gerade wir es, die genau das ständig in der EU und auch weltweit tun, die alles besser wissen und die Moral für uns gepachtet haben. Ich find's fast schon wieder amüsant.

  18. 21.

    Nee, er hält den Deutschen nur gnadenlos den Spiegel der Doppelmoral vor! Das kann der Deutsche im Allgemeinen nicht so gut ab. Der Verärgerung über Deutschlands Zaudern, Nichteinhalten und Beschwichtigen macht(e) ja nicht nur Melnik Luft. Die Ukraine führt momentan einen Stellvertreterkrieg für unser aller Freiheit und Frieden, aber außer leeren Versprechungen und dem ach so gütigen Angebot der Flüchtlingsaufnahme haben wir wieder mal nicht viel zu bieten. Im Krieg ist kein Platz für diplomatische Nettigkeiten, insbesondere dann nicht, wenn es ums Überleben des eigenen Landes geht.

  19. 20.

    Er hat sein Gastland diskreditiert wo es nur ging. Er hat versucht mit primitiven Aussagen das deutsche Volk auf seine Seite zu ziehen, ich fühle mich dabei für dumm verkauft. Die militärischen Parolen sind gerade in Deutschland verwerflich. Ich hoffe auf eine seriöse Nachfolge.

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