Angebliches Hotel auf ehemaligem Lagergelände - Gedenkstätte Sachsenhausen wehrt sich gegen Fake News

Di 12.07.22 | 19:39 Uhr | Von Stephanie Teistler
Baracken der Krankenstation, Gedenkstätte, KZ Sachsenhausen, Oranienburg am 06.06.2022 (Quelle: dpa/Ingo Schulz / Eibner-Pressefoto)
Bild: Eibner-Pressefoto

In einem Fake-Post wird behauptet, die Gedenkstätte Sachsenhausen biete ukrainischen Geflüchteten Unterkunft auf dem Gelände des ehemaligen KZs an. Diese geht dagegen vor und warnt vor Propaganda mit Bezug zur NS-Geschichte. Von Stephanie Teistler

Es sieht aus wie ein Instagram-Post der Gedenkstätte Sachsenhausen: Ein Foto zeigt die rekonstruierten Baracken 38 und 39 auf dem ehemaligen Lagergelände, an ihnen hängt je ein Banner mit der Aufschrift "Willkommen zu Hause" in den blau-gelben Farben der ukrainischen Flagge. Darunter steht ein Text, der angeblich von der Gedenkstätte stammt: Man habe sich dazu entschlossen, auf dem Gelände des Museumskomplexes ein "Hotel“ für ukrainische Geflüchtete einzurichten.

Gedenkstätte prüft rechtliche Schritte

Text, Foto, Absender – alles gefälscht. Das Foto ist eine Manipulation – an den Baracken auf dem Gedenkstätten-Gelände hingen nie Banner, die ukrainische Geflüchtete willkommen heißen sollen. Geflüchtete Ukrainer wurden und werden nicht auf dem ehemaligen Lagergelände untergebracht.

Die Gedenkstätte in Oranienburg (Oberhavel) hat sich dazu entschlossen, den Fake-Post am Dienstag öffentlich zu machen und den Sachverhalt richtigzustellen, so Horst Seferens, Sprecher der Gedenkstätte. Außerdem lasse man den Post gerade von der Polizei auf strafrechtliche Relevanz prüfen. "Die Gedenkstätte wird hier missbraucht, um in übler Weise politische Propaganda zu betreiben."

"Diese Propaganda ist auch Angriff auf Menschen, die hier gelitten haben"

Wer den Post gefälscht hat, wisse man nicht. Man sei von Fact-Checking-Seiten darauf aufmerksam gemacht worden. Vergangene Woche tauchte der Post auf mehreren Telegram-Kanälen auf, die Bezug zu russischer Propaganda haben. Auf einem deutschsprachigen Telegram-Kanal wurde der Fake-Post gut 6.000-mal angesehen.

Seferens geht davon aus, das mit dem Post Geflüchtete und Helfende in Deutschland verhöhnt werden sollen. Zum einen werde unterstellt, dass die deutsche Hilfsbereitschaft nicht ehrlich sei. "Aber auch die ukrainischen Flüchtlinge werden verhöhnt, wenn ihnen suggeriert wird, sie würden in einem ehemaligen Konzentrationslager untergebracht."

Die Gedenkstätte warnt vor Propaganda mit Bezügen zur NS-Geschichte. Gerade die ehemaligen Konzentrationslager seien zudem keine Orte der normalen politischen Auseinandersetzung. "Sie sind reale Friedhöfe, wo sich die Asche der Ermordeten überall findet – wenn man etwa Fotos von ihnen für seine Propaganda nutzt, ist das auch ein Angriff auf die Menschen, die hier gelitten haben", so Seferens.

Ehemalige Häftlingsbaracke in der Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg bei Berlin, aufgenommen am 06.06.2022. (Quelle: dpa/Ingo Schulz)
Ehemalige Häftlingsbaracke in der Gedenkstätte Sachsenhausen.Bild: dpa/Ingo Schulz

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