Lange Wartezeiten in Berlin - Berlins Digitalchef kündigt kurzfristige Bürgeramtstermine bis Ende 2023 an

Sa 02.07.22 | 13:10 Uhr
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Blick in einen Warteraum im Berliner Bürgeramt Pankow. (Quelle: dpa/Jörg Carstensen)
Audio: rbb24 Inforadio | 02.07.2022 | Mario Bartsch | Bild: dpa/Jörg Carstensen

Lange Wartezeiten bei Berliner Bürgerämtern sind ein Dauerärgernis: Nur rund 30 Prozent aller Terminanfragen werden innerhalb von 14 Tagen bearbeitet. 2023 soll sich das ändern, verspricht Berlins Chief Digital Officer Ralf Kleindiek.

Berlins Staatssekretär für Digitales und Verwaltungsmodernisierung, Ralf Kleindiek, geht davon aus, dass im Verlauf des kommenden Jahres endlich alle Menschen in der Hauptstadt innerhalb von 14 Tagen einen Termin beim Bürgeramt bekommen.

"Mein festes Ziel ist, dass das spätestens Ende 2023 der Fall ist", sagte der Politiker, der als Chief Digital Officer für die Digitalisierung und Modernisierung der Verwaltung zuständig ist, der Deutschen Presse-Agentur. "Dann muss das auch verlässlich und stabil funktionieren."

Im Moment könnten ungefähr 30 Prozent aller Terminanfragen innerhalb von 14 Tagen erledigt werden, so Kleindiek. "Wir wissen aus Umfragen, dass 60 Prozent aller, die mit ihren Anliegen zum Bürgeramt gehen, gerne innerhalb von 14 Tagen einen Termin hätten. Wir sind also im Moment bei der Hälfte."

Ein Fünftel der gebuchten Terminen wird nicht wahrgenommen

Kleindiek verwies darauf, dass unter seiner Federführung im Senat diverse Maßnahmen zur Verbesserung der Situation eingeleitet worden seien. Ein großes Problem sei, dass ein Fünftel derjenigen, die einen Termin gebucht haben, zu diesem dann nicht erscheinen, ohne vorher Bescheid zu sagen. Oftmals haben Betroffene mehrere Termine in verschiedenen Ämtern vereinbart und erscheinen nur zu einem davon.

"Daran müssen wir arbeiten, und das tun wir auch", so der Staatssekretär. So würden nun Erinnerungsmails zwei Tage vor dem Termin versandt, sofern Bürgerinnen und Bürger ihre E-Mail-Adresse angegeben haben. Hierbei werde auch auf die Stornierungsfunktion hingewiesen. Diese war vor kurzem bereits bei dem Versand der Terminbestätigung verbessert worden. Dazu wurde ein entsprechender Button in der automatisch versendeten Bestätigungsmail nach einer Terminvereinbarung klarer positioniert.

Bis Ende Januar 2023 werde außerdem ein breiteres Konzept erarbeitet. "Wir planen fünf neue Bürgerämter", kündigte Kleindiek an. "Der Senat wird 100 zusätzliche Mitarbeitende für die Bezirksämter bereitstellen." Zudem soll "ein Springerpool" getestet werden, zunächst mit 20 bis 30 Mitarbeitenden. Spitzenlasten in einem Bürgeramt, so die Annahme, könnten dann unbürokratisch ausgeglichen werden. "Das ist ein gesamtstädtisches Experiment", so Kleindiek.

Situation seit 2016 ein Dauerthema

Generell unterstrich der Staatssekretär sein Ziel, die Digitalisierung der Verwaltung voranzutreiben, damit die Bürgerinnen und Bürger immer mehr Dienstleistungen online erledigen können. "Jede Digitalisierung beschleunigt den Prozess, macht es für die Bürgerinnen und Bürger einfacher und schneller und entlastet auch die Beschäftigten bei ihrer konkreten Arbeit in den Ämtern."

Die unbefriedigende Situation an Bürgerämtern ist in Berlin schon seit Jahren Quell steten Ärgernisses. Das Ziel, einen Termin innerhalb von 14 Tagen für jeden zu garantieren, hatten sich die Regierungsparteien SPD, Grüne und Linke schon 2016 vorgenommen. Die Umsetzung gelang allerdings trotz diverser Bemühungen bislang nicht. Während der Corona-Pandemie verlängerten sich die Wartezeiten in vielen Fällen wieder deutlich.

Sendung: Inforadio, 02.07.2022, 10 Uhr

44 Kommentare

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  1. 44.

    Das Zitat

    "Im Moment könnten ungefähr 30 Prozent aller Terminanfragen innerhalb von 14 Tagen erledigt werden, so Kleindiek"

    ist übrigens kompletter Schwachsinn. In der Regel sind schlichtweg für alle bereits freigegeben Monate exakt 0 (in Worten: Null) Termine zur Buchung verfügbar.

    Wer dort versucht zu buchen und keinen Termin buchen kann kann auch nicht erfasst werden, also sind die 30% wohl mal wieder komplett erfunden.

  2. 43.

    Nun, das ist lange planbar und damit alles andere als ein Notfall. Außerdem gibt es genügend Bürgerämter, die nicht mal eine besetzte Rezeption haben, da nützt es dann auch nichts, hinzugehen.

    Sie können ja mal versuchen einen Termin zu buchen, in der Regel ist alles über Monate ausgebucht. Nur wer nicht Vormittags arbeiten muss und Zeit hat, jeden Tag die kurzfristig eingetragenen Termine einzusehen, bekommt einigermaßen pünktlich einen Termin.

    Für meine Ummeldung habe ich es immerhin am 13.Tag nach dem Umzug (also noch einen Tag vor Ablauf der Frist) einen Termin zu bekommen - 10 Wochen später.

    Als 2018 mein Perso auslief bekam ich im März einen Termin für August.

    Das mir am nächsten gelegene Bürgeramt ist übrigens seit 2009 für den normalen Publikumsverkehr geschlossen, nicht seit 2016.

  3. 42.

    ... und womöglich wurden auch noch externe Berater hinzugezogen. Der Steuerzahler hat's ja! Und zwar - ganz im Gegensatz zu den Behörden - immer pronto!

  4. 41.

    Ein Button in einer automatisierten Mail wurde klarer positioniert.
    Also wenn das keine Realsatire ist, weiß ich auch nicht. Womöglich haben noch Arbeitsgruppen für diese Änderung getagt.

  5. 40.

    Na dann warte ich eben bis Ende 2023 und verlängere erst dann meinen abgelaufenen Perso, tausche meinen Führerschein um ...und so lange drucke ich diese Mitteilung aus und verweise darauf.

  6. 39.

    Na da bin ich ja gespannt, ich warte seit ungefähr 11 Monaten auf eine Antwort vom Straßenverkehrsamt.
    Selbst muss man alles sofort machen sonst wird man bestraft, aber der Staat kommt seinen Rechten und Pflichten nicht nach, eine Frechheit und dafür bezahle ich auch noch 50% meines Gehaltes jeden Monat.
    Eigentlich wäre man damit auch automatisch Steuer befreit.

  7. 38.

    Sie könnten diese bürgernahen und durch freundliches Zuvorkommen gekennzeichneten Amtsleute ja mal diskret daran erinnern, dass sie von uns Bürgern durch diverse Steuern und Abgaben alimentiert werden. Dann erst erleben Sie die wahren Charaktere... Schade, wie sehr man BürgerSERVICE missverstehen kann, sobald man auf einem hohen Ross sitzt...

  8. 36.

    Als ich 2011 einen neuen Personalausweis beantragen musste, ging das online problemlos. Was ist nur geschehen? Im Jahre 2021 ging das absolut nicht. Nur durch einen Trick bekam ich einen Termin - aber nicht online und auch nicht durch das Bürgertelefon. Dort bekam ich nur freche Antworten - sehr bürgernah!

  9. 35.

    Auch bei doctolib läuft nicht alles glatt. Zwei Tage nach meiner Corona Erstimpfung schrieb doctolib, ich hätte den Termin nicht wahrgenommen und auch nicht abgesagt, daher wird der Folgetermin gestrichen oder ich bestätige ihn. Bestätigung geht nur mit Passwort , Impftermin war telefonisch gebucht und ich habe kein Passwort vergeben. Es hat mich diverse Zeit, Nerven und Mühe gekostet meine Zweitimpfung telefonisch bestätigen zu lassen.

  10. 34.

    @CD (1.): Erstens habe ich mit keinem Wort erwähnt, dass ich das so mache noch finde ich Mehrfachbuchungen/Nichtabsagen toll.
    Ich sprach davon, dass sich Aktionismus zur Beseitigung von Folgeerscheinungen das Problem der katastrophalen Berliner Verwaltungsarbeit nicht löst. Die Energie ist in die Verbesserung zu stecken, nicht in die Symptombehandlung.
    Sie können mit Ihren Beleidigungen also aufhören.

  11. 33.

    Auch wenn es jetzt einen Digitalisierungsbeauftragten für die Berliner Verwaltung gibt heißt es zwangsläufig nicht, dass es auch funktioniert und wirklich viel schneller geht mit der Terminvergabe.

  12. 32.

    Falsche Richtung Herr Digitalisierungsbeauftragter. Digitalisierung bedeutet, dass ich NICHT MEHR HIN MUSS ins Bürgeramt. Und nicht, dass es schneller Termine gibt. Heiliger!

  13. 31.

    Merkwürdige Einstellung. Sie finden es also völlig in Ordnung, mehrfach Termine zu buchen und dann dort bzw. wann man nicht hingeht, auch nicht abzusagen? Ihnen ist überhaupt nicht bewusst, dass Sie damit zum Problem beitragen, dass nämlich von den eh schon knappen Terminen auch noch viele unnötig belegt und dann auch nichtmal genutz werden. Sie werden blockiert und es gibt nichtmal die Möglichkeit für andere, nachzurücken, wenn Sie dann doch nicht erscheinen. Leute wie Sie verknappen die Termine doch erst recht!

  14. 30.

    Abwarten, es wurde schon viel versprochen........
    "Situation seit 2016 ein Dauerthema"
    Und die ganze Zeit war die SPD in Regierungsverantwortung. Das die Umstellung in einer Stadt, nicht etwa in Europa, 6-7 Jahre dauert ist doch ein Witz!
    Also: die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube! (Zitat von J. W. v. Goethe)

  15. 29.

    An Alle, die Mehrfachbuchungen unterdrücken bzw. Nichtabsagen ahnden wollen: Diese sind eine Folge der katastrophalen Bedingungen und das Ahnden würde nicht ein einziges Problem lösen! Symptombehandlung nennt man sowas und der Wert Ihres Beitrages hier, läuft gegen Null.

  16. 28.

    Mit dem hochtrabenden Titel „Chief Digatal Officer“ wird die Situation auch nicht besser. Können wir uns nicht angewöhnen wieder deutsche Bezeichnungen zu verwenden? Nur weil einige Spinner meinen alles mit englischen Bezeichnungen belegen zu müssen, wird uns dieser Quatsch aufgezwungen. Einhaltung und Absagen von Terminen hat etwas mit Anstand und Achtung zu tun, Achtung auch der Arbeit anderer Menschen, aber davon sind wir seit langer Zeit ganz weit entfernt. Fordern und beleidigen ist besser!

  17. 27.

    Mir ist ja an sich egal, wie Sie Ihre Termine verwalten, Sie machen das offenbar ganz mustergültig - ich habe geschildert, wie woanders (Doctolib) in einer vergleichbaren Lage (sicherstellen, dass Termine eingehalten werden) verfahren wird.
    Anlass waren Ihre eigenen Worte: "Bei der Terminbuchung muss man doch nur den Namen angeben. Wie soll das Bezirksamt ahnden...? ...beim Buchen müssten viel mehr Daten abgefragt werden..."
    Ob man das nun zum Erinnern oder zum Ahnden verwendet, ist dann fünftrangig. Mit dem Erinnern anzufangen schiene mir persönlich praktischer. :-)

  18. 26.

    Naja, ich frage desegen, weil der "Chief Digital Officer" bisher wohl mit Digitalem wenig Berührungspunkte hatte, weder beruflich, noch ausbildungsmäßig. Er ist Jurist und hatte bisher in einer Reihe von Verwaltungen gearbeitet.

  19. 25.

    Zunächst mal nennen wir ihn (oder sie) "Chief Digital Officer". Und schon ist die Qualifikation gar nicht mehr wichtig, da bereits dieser ehrfurchtgebietende Titel jeden etwaigen Zweifel an der Kompetenz eines solchen Amtsträgers im Keim erstickt.
    In einer Stellenausschreibung stände vermutlich unter Anforderungen, "sicherer Umgang mit Kalender-Datenbanken"...

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