Berliner Polizei - Innensenatorin Spranger dementiert Absage an Einsatz von Tasern

Mi 17.08.22 | 14:30 Uhr
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Ein Polizeibeamter zeigt die Handhabung einer Elektroimpulswaffe (Taser) (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Bild: dpa/Paul Zinken

Seit 2017 setzt die Berliner Polizei Elektroschocker zur Probe im Dienst ein. Dass damit bald Schluss ist, dementierte am Mittwoch Innensenatorin Iris Spranger (SPD). Ob der Taser-Einsatz offiziell wird, wolle man in den nächsten Monaten entscheiden.

Die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hat am Mittwoch Presseberichten widersprochen, wonach künftig keine Elektroschocker – sogenannte Taser – mehr bei der Berliner Polizei genutzt werden sollten.

Es gebe "keine Absage an den Einsatz des Tasers", stellte Spranger klar. Stattdessen beginne die Evaluierung, und dann werde "über einen künftigen Einsatz des Tasers entschieden". Diese Evaluierung solle im nächsten halben Jahr abgeschlossen sein.

In die Bewertung werde vor allem auch der Abschlussbericht der Polizei einfließen, der ebenfalls in einigen Monaten vorliegen soll. Mehrere Medien hatten berichtet, das Projekt stehe in Berlin – anders als in anderen Bundesländern - vor dem Aus.

Taser seit 2017 auf Probe im Einsatz

Seit 2017 werden Taser in drei Berliner Polizeidienststellen im täglichen Dienst eingesetzt – als Probelauf. Dazu zählen laut Senatsinnenverwaltung die Polizeiabschnitte A 53 und A 57 sowie die Brennpunkt-Einheit der Direktion 5. Hier werden Beamtinnen und Beamte speziell für den Einsatz mit den sogenannten "Distanz-Elektroimpulsgeräten" (DEIG) ausgebildet.

Unabhängig von diesem Probetrieb nutzt das Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei Berlin bereits seit 2001 Taser. Diese Praxis werde auch fortgeführt, hieß es.

Schreiber fordert Priorisierung von Tasern

Tom Schreiber, innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, nennt den Taser auf rbb-Anfrage ein "weiteres Einsatzmittel für die Berliner Polizei", für das er "eine große Offenheit" habe. Wichtig sei, die Aus- und Fortbildung an diesem Gerät sicherzustellen.

Schreiber spricht sich für eine klare Priorisierung des Einsatzes von Tasern aus: Der Elektroschocker mache Sinn beispielsweise bei Spezialdienststellen oder in ausgesuchten Einsatzhundertschaften, "wo es um körperlich Auseinandersetzungen geht und darum, mit dem Taser etwas runterzufahren."

Kritik von CDU und FDP

Kritik an einem möglichen Aus für den Einsatz von Tasern hatte es in der Opposition gegeben. Frank Balzer, innenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, nannte es "geradezu abenteuerlich", wenn Berlin den Modellversuch dieser Distanzwaffen zum Jahresende einstellen würde. FDP-Innenpolitiker Björn Jotzo fordert eine Debatte über "Nutzen und Grenzen" des Taser-Einsatzes.

Genau diese Debatte soll es geben, sobald die Evaluierungen abgeschlossen sind, und der Bericht der Polizei vorliegt, heißt es aus der Innenverwaltung.

Sendung: rbb24 Abendschau, 17.08.2022, 19:30 Uhr

23 Kommentare

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  1. 23.

    Meine Erfahrung sagt mir, wenn ich mich zivilisiert benehme, nicht kriminell bin, niemanden angreife oder gefährde, dann brauche ich mir weder um die Gefährlichkeit eines Tasers, noch um eine andere Waffe Gedanken machen. Wer sich nicht danach richtet, muß damit rechnen, Bekanntschaft damit zu machen und u.U. verletzt zu werden oder sogar das Leben zu riskieren. Mir als normaler Bürger bereitet ein verletzter oder im Extremfall, getöteter Täter, erheblich weniger Bedauern, als ein Polizist, der sein Leben und Gesundheit für die Sicherheit unserer Gesellschaft riskiert.

  2. 22.

    Ja, Autos sind auch gefährlich, es sollen schon Menschen dadurch ihr Leben verloren haben. Ich denke, die Polizei könnte auch zu Fuß laufen.

  3. 21.

    Taser sind gefährlich und es gibt zahlreiche Beispiele, wo Menschen durch Taser getötet wurden. Die Polizei benötigt keine Taser für ihre Arbeit!

  4. 19.

    Sie haben vollkommen recht. Polizisten müssen sich schützen, denn sie verteidigen sich nur. Der Angriff kommt immer von aussen. Die Reaktion muss immer mit der vollen Haerte des Gesetzes erfolgen, nur so wird es Gesetzesbrechern klar gemacht, wer hier das Sagen hat.

  5. 18.

    Das mag zwar zutreffen. Aber Messer und weitere Angriffswaffen führen ganz sicher zu mehr Todesfällen. Und Polizisten müssen sich einfach wirksam zur Wehr setzen können, auch wenn dabei ein Angreifer verletzt oder gar getötet werden sollte. Das finde ich jedenfalls weniger falsch als die umgekehrte Variante.

  6. 17.

    Ich mache mir eher Sorgen über Einsätze der Bundeswehr im Inland. Denn einige Stellungnahmen und Vörgänge legen dies nahe. Wo steuern wir nur hin?????????

  7. 16.

    Es scheint nicht bekannt zu sein, dass auch Taser zu diversen Todesfällen geführt haben. In den USA zu hunderten. Sie sind sehr gefährlich für Menschen mit Schrittmacher, Herzkranke, Menschen, die Psychopharmaka einnehmen, solche, die unter Drogeneinfluss stehen... Gerade die letztgenannten sind ja oft in Ausnahmesituationen, zu denen die Polizei gerufen wird. So richtig milder sind die Taser nicht wirklich.

  8. 15.

    @ Karin B, woher stammt ihre reichhaltige Erfahrung und Ihr Wissen über Trainingsmethoden der Polizei? Können Sie wirklich eine Gefahrenlage einschätzen und beurteilen, wann ein Polizist zu schnell zur Waffe greift?


  9. 14.

    @ Erschrockener und Gerd Glaudino, ich kann mich Ihren Einschätzungen nur anschließen. Klar kann man trainieren, einen Messerangriff abzuwehren, wenn man großes Glück hat, kann man den Täter entwaffnen, in der Regel wird man Pech haben und schwere Schnittverletzungen erleiden. Wer das beim Training mit Kindern oder Erwachsenen nicht kommuniziert, handelt grob fahrlässig.
    Polizisten müssen Gefahr für Leib und Leben abwenden, das heißt im Zweifel ist der Gebrauch der Schusswaffe erlaubt.
    Ausserdem ist bei der ganzen Diskussion Ursache und Wirkung vertauscht. Erst gibt es einen Angreifer mit Messer oder anderer Waffe, dann reagiert die Polizei.

  10. 13.

    Zitat: "Selbst unsere inzwischen erwachsenen Kinder haben in Selbstverteidigungskursen gelernt, jmd. der mit einem Messer vor einem steht, zu entwaffnen."

    Ich würde dringend davon abraten, einen mit einem Messer bewaffneten Angreifer aktiv zu entwaffnen versuchen. Stich- Und Schnittverletzungen sind mit die gefährlichsten überhaupt, da dadurch massive innere Blutungen hervorgerufen werden können, die selbst bei zeitnahem Eintreffen von Rettungskräften u. U. nicht mehr zu versorgen sind. Uns dass was man in gestellten Situationen in Selbstverteidigungskursen beigebracht bekommt, entspricht kaum realen Gewaltsituationen mit einem nicht einschätzbaren Gegenüber. Das beste ist immer, Distanz herzustellen.

  11. 12.

    Wer mit einem Messer auf Polizisten losgeht, der sollte unbedingt damit rechnen, dabei erschossen zu werden! Es kann doch nicht sein, dass Leib und Leben eines Polizisten zur Disposition gestellt werden, um möglicherweise einen Angreifer vor Schaden zu bewahren...

  12. 11.

    Also ihre Bemerkung zeigt eine völlige Fehleinschätzung der Realität. Sie scheinen keine Ahnung zu haben, was ein Angriff mit einem Messer bedeutet. Sie sollten sich mal mit Kampfsportlern unterhalten. Ein Angriff mit einem Messer kann so gut wie gar nicht abgewehrt werden. Selbst erfahrene Kämpfer wissen um die akute Lebensgefahr in so einer Situation. Wenn jemand mit Messer auf die zurennt, haben sie überhaupt keine Chance. Erschreckend, wenn Kindern das Gefühl vermittelt wird, sie hätten eine Chance.

  13. 10.

    Ich wäre dafür, den Beamten nicht nur den sinnvollen Umgang mit dem Taser beizubringen, sondern vielleicht auch generell das sportliche Ausbildungskonzept zu überdenken. Aufgrund einiger Meldungen der letzten Zeit erhält man den Eindruck, dass unsere Beamten aus Angst schneller zur Waffe greifen als unbedingt erforderlich.
    Bsp. Selbst unsere inzwischen erwachsenen Kinder haben in Selbstverteidigungskursen gelernt, jmd. der mit einem Messer vor einem steht, zu entwaffnen. Dann sollte man das von unserer Polizei erst recht erwarten können. Regelmäßige sportliche Trainings sollten ein MUSS sein. Aber wahrscheinlich ist dafür kein Geld vorhanden.

  14. 9.

    So ist es, der Taser ist im Vergleich zur Schusswaffe das mildere Mittel.

  15. 8.

    Schade, dass das Ergebnis der Evaluation nicht abgewartet wird, sondern gleich von Opositionsseite Kritik kommt.
    Taser haben Vor- und Nachteile. Und sie sind auch kein Allheilmittel bei Einsätzen. Eine gute Schulung ist Grundvoraussetzung. Wird interessant, wie die Auswertung ausfeht.

  16. 7.

    Taser für die Gute Sache! Taser oder Schlagstock? Bitte abstimmen! ich stimme für die Tracht Prügel.

  17. 6.

    Die Taser sind ein weiteres Mittel um verhältnismäßig einzugreifen. So kann gegen agressive Angreifer die Knarre im Holster bleiben und ein (für beide Seiten) sanfteres Mittel gewählt werden.

  18. 5.

    So ein Blödsinn. Die Polizei wird sehr genau über Wirkung und Grenzen des Tasers aufgeklärt. Dass die Bürger durch Taser mehr Rechte verlieren als geschützt werden, ist vollkommener und unbelegbarer Quatsch.

  19. 4.

    Mich interessiert ist so ein Taser eigentlich teurer als eine Pistole und ist ein Taser nachdem er genutzt wurde wieder gebrauchsfähig. Kann man bzw. muss man ihn aufladen?

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