Für mehr Gerechtigkeit - Berliner Schulen werden in neue Kategorien eingeteilt

Fr 12.08.22 | 09:04 Uhr
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Schüler:innen einer Klasse sitzen im Unterricht.(Quelle:dpa/P.Pleul)
Audio: rbb24 Inforadio | Fr 12.08.22 | Bild: dpa/P.Pleul

Mit einem neuen Index-System will die Senatsbildungsverwaltung die Berliner Schulen künftig gerechter mit notwendigen Ressourcen wie etwa Personalstellen versorgen. Diese sogenannte Schultypisierung wurde gemeinsam mit der Universität Potsdam entwickelt.

Bislang wurden Schulen vor allem anhand von zwei Merkmalen beurteilt, wenn es um die Zuteilung etwa von zusätzlichen Personalstellen ging: der Zahl der Kinder nicht-deutscher Herkunftssprache und der Zahl der Kinder aus ärmeren Familien, die Lernmittel nicht selbst bezahlen müssen. Doch das System gilt als überholt und vor allem als nicht immer gerecht.

Neue Typisierung soll kleinen Schulen zu Gute kommen

Deshalb werden nun vier weitere Merkmale berücksichtigt und zu einem Index zusammengefasst. Berücksichtigt wird nun auch, wie viele Kinder sonderpädagogischen Förderbedarf haben, wie viele eine Klasse wiederholen mussten, wie die Schule grundsätzlich mit Personal versorgt ist und in welchem sozialen Umfeld sich die Schule befindet.

Diese neue Typisierung komme insbesondere kleinen Schulen zu Gute, sagte Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) bei der Vorstellung des Systems am Donnerstag. Sie seien bei der bisherigen Zumessung eher benachteiligt worden. Gleichzeitig betonte Busse: Die Kategorisierung sage nichts über die Qualität der jeweiligen Schule aus, sondern nur etwas über die Rahmenbedingungen.

Schultypisierung hat nun sieben Schulkategorien

Insgesamt hat die Schultypisierung nun sieben Schulkategorien von Stufe 1 mit "niedriger struktureller Belastung" bis Stufe 7 mit einer "sehr hohen strukturellen Belastung". Nach einer Auswertung der Bildungsverwaltung fallen 42 Prozent der Berliner Schulen in die Stufen 1 bis 3, rund ein Viertel in Stufe 4 und 34 Prozent in die Stufen 5 bis 7 mit hoher struktureller Belastung.

Die Schulen kennen ihre Einstufung bereits seit April. Da die Systemumstellung dazu führt, dass manche Schulen, etwa für die Sprachförderung, nun mehr Stellen zugemessen bekommen als bisher und andere weniger, soll es eine dreijährige Übergangszeit geben. Danach soll die Typisierung evaluiert werden.

Sendung: rbb24 Abendschau, 11.08.2022, 19:30 Uhr

32 Kommentare

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  1. 32.

    Sie sind hiermit herzlich zur Schulentwicklungsberatung eingeladen.

  2. 31.

    Das ist nicht korrekt. LRS und Dyskalkulie sind lediglich Teilleistungsstörungen und begründen keinen Förderstatus. Diese Kinder werden nicht mitgezählt. Für sie muss jede Schule eigene, kreative Lösungen finden im Rahmen des normalen Stundenkontingentes

  3. 30.

    Aber nein, die Legastheniker, ADHsler, und andere Kinder mit Lernschwächen kommen ebenso oft aus den gut gebildeten und fürsorglichen Elternhäusern, insofern ist diese neue Typisierung nur zu begrüßen, da ansosten diese Kinder vieleicht auf der Förderschule landen würden. Diese Maßnahme gehört auch zu dem Motto "Bildungsgerechtigkeit", ohne Benachteiligung.

  4. 29.

    Schule muss sich ändern.
    Multiprofessionelle Teams gibts an Regelschulen kaum. Förderung sozialer, personaler und lernmethodischer Kompetenzen muß nicht durch Lehrer erfolgen. Ein Blick über den eigenen Schul-Tellerrand, in andere Schulkonzepte, liefert Ideen.

  5. 28.

    Doch, rechnet einiges schön: Bsp. Schule mit vielen Problemschülern in gutsituiertem Wohnumfeld bekommt weniger Pkt.=Lehrerstunden. Werden Förderanträge ewig im Bezirk nicht bearbeitet, obwohl die Kids dringend Unterstützung brauchen =weniger Lehrerstunden usw. Die Mangelwirtschaft bestätigt sich so, dass sie keinen /einen geringeren Lehrermangel hat. Schreibt eine Schulleiterin.

  6. 27.

    Ein Taschenspielertrick: unberücksichtigt bleibt die Qualifikation des Personals (fehlt insbesondere an Grundschulen). Das Umfeld meint das Einzugsgebiet. Schicken bildungsbewusste Eltern aus dem Wohnumfeld ihre Kids woanders hin, werden sie trotzdem mitgezählt und verbessern den Index=weniger Förderstunden. Und nichtzuletzt brauchen die SIBUZ "wegen Corona" tw. ein Schuljahr, um den Antrag auf den Förderstatus zu bearbeiten. Unsere kleine Schule hat wg. o.a. Fakten jetzt weniger Förderstunden.

  7. 26.

    Seien wir ehrlich ... Es ist die selbe politische Show wie sonst auch in Berlin... Mit Potsdam entwickelt? Die Vorgaben kommen jedoch vom Berliner Senat ... In anderen Ländern wären Berliner Schulen ausnahmslos in den Kategorien 6 und 7 ... Wir wissen doch alle, in welchem Zustand dank der BIM sich Berliner Schulen befinden! Geld kann man jedoch nur einmal ausgeben ... Auf der politischen Agenda in Berlin stehen in erster Linie Radwege, freier Eintritt ins Museum, Frauentag ... Wow!

  8. 25.

    Vor allem - was wird sie bringen?
    Es ist ja trotz des schönen Konzepts nichts Zusätzliches da und nun plötzlich zu vergeben, weder Geld noch Lehrer.
    Ach so, doch, es gibt jetzt mehr Kategorien, das ist ja schon mal was... :-)

  9. 24.

    Genau...dejavu seit 40jahren....alles schon in den 1980ern in Berlin West abzusehen.....aber jeder in jeder Partei denkt höchsten 4Jahre weiter ..oder es ist eh Scheißegal:(

  10. 23.

    Das ist mir auch schon aufgefallen. Ich stand vorhin am geschlossenen Bahnübergang in Westerland/Sylt und das Verdeck vom Cabrio war offen. Leider ist das Handy nicht hell genug bei Sonnenlicht.

  11. 22.

    Wichtig ist auch, die SuS mit guten Schulnoten (1 & 2) nicht zu vernachlässigen und die ihr Niveau halten.
    Kommentar 20 "hoffentlich" ? kommt von Hoffnung. Ist es denn den SuS wichtig, in welcher Kategorie ihre Schule eingestuft wurde? Betrifft eher die Erziehungsberechtigten bei der Wahl der Schule zur Anmeldung der Schulpflichtigen.

  12. 21.

    Muss doch jetzt glatt mal der Rektorin der GrundSchule meines Kindes diesen Artikel vorlegen und ein paar schwere Fragen stellen. Trotz mehrfacher behördlicher Bestätigung und durchlaufender Diagnostikstellen die feststellten, dass mein Sohn keinen sonderpädagogischen Förderbedarf hat, hielt diese explizit an Ihren Forderungen nach demselbigen fest. Dabei wurde ich öffendlich denunziert, von Schulkonferenzen ausgeschlossen (man hatte im Coronastress vergessen eine Einladung zu schicken), mit Androhungen von Kinderschutzmeldungen überhäuft und noch vieles mehr. Was mein Sohn aushalten musste ist noch heftiger. Krass krass krass. Jetzt werd ich meinen Spaß haben. Ich schwöre bei Gott. Den er gibt uns, was wir brauchen. Wie wahr. Danke auch an den Autor! eine Alleinerziehende ;)

  13. 20.

    Ach Paul, sie haben Null Einblick und noch weniger Ahnung. Mit dieser Kategorisierung trauen sich die Schulen hoffentlich endlich wieder, nicht alle Schülerinnen und Schüler einfach nur mitzuschleifen bis zum letzten Schuljahr. Damit verbessert sich hoffentlich die Anstrengungsbereitschaft und der Leistungswille der Kinder allmählich. In der Folge verdienen dann die Berliner Schulabschlüsse wieder ihren Namen und über ein Berliner Abi wird in Bayern nicht mehr die Nase gerümpft.
    Als Lehrerin begrüße ich diesen Schritt.

  14. 19.

    "Wenn ich als Schule absichtlich versage und mehr Kinder "eine Klasse wiederholen mussten" wird in Zukunft belohnt."
    Abgesehen davon, dass das grammatikalisch falsch ist merkt man, dass Sie keine Ahnung davon haben, aus welchen Gründen ein/e Schüler/in eine Klassenstufe wiederholen muss. Vielleicht sollten Sie sich erstmal besser informieren, bevor Sie so einen Quark schreiben...

  15. 18.

    Für unsere Kinder kann man gar nicht genug nachdenken,weiter entwickeln,Geld investieren und sich auf neue Dinge einstellen. Wir alle werden später belohnt.

  16. 17.

    Also interessante Wortwahl für weiterhin vorhandene Mangelwirtschaft. Seit Jahren Personaldecke nur bei 60-80 ‰ der Lehrkräfte, in einem unreformierten, über 100 Jahre alten Schulsystem mit Fontalunterricht mit einer Lehrkraft. Aber wie sagen unsere Politiker, "daß sind wir unseren Kindern & Jugendlichen schuldig, daß sind sie uns wert". Fachkäftemangel wieso, wir haben da doch Gebäude, steht Schule dran, da kommen sie raus...

  17. 16.

    ...weil es sich auch oder vielleicht im Besonderen bei diesen Kindern um diejenigen handelt, welche unsere Gesellschaft tragen werden.

  18. 15.

    Bei der Bildung zu sparen ist völlig verrückt. Erstens geht sowas immer nach hinten los unf zweitens wurde bereits alles kurz unf klein gespart, jetzt ist es Zeit zu investieren. 15 bisb30 Milliarden müsste man zusätzlich im Jahr investieren wurde verlautete unter den jetzigen Bedingungen (Cotona +Ukraine) sollte immerhin nichts eingespart werden. Jeder Politiker unf Gutverdiener darf ja gerne auf 10% des Einkommens/Gehalts verzichten, warum mal nicht so?

  19. 14.

    Was hat die Planung und Ausarbeitung dieser neuen Sichtweise gekostet?

  20. 13.

    Wann ist etwas gerecht. Das hängt wohl immer vom subjektiven Blickwinkel ab. Insoweit kann es keine absolute Gerechtigkeit geben, schon gar keine politische.
    Ich halte das Geld an der falschen Stelle investiert. Es sollte eher dafür verwendet werden um Kinder von Migranten im Vorschulalter bildungsfaehiger zu machen

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