Pläne des Berliner Senats ab Oktober - Wirtschaftsminister Steinbach fühlt sich beim 29-Euro-Ticket "erpresst"
Berlin will ein Abo-Ticket zum Preis von 29 Euro für die Tarifbereiche AB beschließen – Brandenburg fühlt sich abgehängt. Der Wirtschaftsminister erneuert im rbb seine Kritik am Senat, während der Berliner Fahrgastverband dem Nachbarland Blockade vorwirft.
In der Brandenburger Landesregierung hält die Kritik an den Berliner Plänen für eine Nachfolgelösung für das Neun-Euro-Ticket an. Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) sagte am Mittwochdem rbb, bei einem Verkehrsverbund wie dem VBB, der zwei Bundesländer miteinander verbindet, hätte man vorher miteinander sprechen müssen. "Man fühlt sich etwas erpresst. Wir werden sehen, wie jetzt der VBB damit umgeht", so Steinbach im rbb24 Inforadio.
Zuletzt hätten die Behörden in Berlin und Brandenburg grundsätzlich gut miteinander zusammengearbeitet. Die Entwicklung beim 29-Euro-Ticket sei nun "ein Rückfall in alte Zeiten", so Steinbach.
Steinbach: Bereich C muss eingeschlossen werden
Wichtig für Brandenburg sei, dass der Bereich C eingeschlossen werde, so der SPD-Politiker. Denn es gehe in Brandenburg vor allem um die vielen Berufspendler, die täglich von und nach Berlin fahren. Steinbach schloss nicht aus, dass es doch noch eine gemeinsame Lösung geben kann – gefragt sei nun besonderes Verhandlungsgeschick des Brandenburger Verkehrsministers Guido Beermann (CDU), so Steinbach.
Der Berliner Senat plant eine befristete Abo-Lösung nur für den AB-Bereich. Das geht aus Unterlagen der Finanzverwaltung hervor. Das entsprechende Ticket soll 29 Euro kosten und von Oktober bis einschließlich Dezember gelten. Wie es danach damit weitergeht, ist unklar.
Wieseke sieht "Hartleibigkeit" in Brandenburg
Zuspruch finden die Berliner Pläne von Jens Wieseke, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Berliner Fahrgastverbands IGEB. Dies sei "eine schöne Entscheidung für Berlin", sagte er dem rbb. Kritik übte er allerdings an der Haltung Brandenburgs: "Es ist mehr als schade, Brandenburg nicht davon überzeugen zu können, obwohl auch dort die Möglichkeiten vorhanden wären", so Wieseke.
Der Brandenburger Landespolitik bescheinigte er eine "Hartleibigkeit", Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) habe am Dienstag "die Berliner Landespolitik abgekanzelt, was ich sehr merkwürdig fand. Woidke sagte, Berlin müsse sich mit den Landkreisen auseinandersetzen, als hätte die Landesregierung keinen Gestaltungsspielraum", kritisierte Wieseke auf Radioeins vom rbb. Durch Ausfälle im Brandenburger Regionalverkehr sei genügend Geld da, "und wenn da gar nichts kommt, dann heißt es 1:0 für Giffey und Jarasch", so Wieseke weiter. Brandenburg solle "endlich über seinen Schatten springen, mitmachen und nicht ewig mauern".
Sendung: rbb24 Inforadio, 14. September 2022, 7:25 Uhr