Pläne des Berliner Senats ab Oktober - Wirtschaftsminister Steinbach fühlt sich beim 29-Euro-Ticket "erpresst"

Mi 14.09.22 | 10:15 Uhr
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Symbolbild: Eine Menschengruppe steht vor den Ticketautomaten der BVG am Bahnhof Zoologischer Garten. (Quelle: dpa/M. Skolimowska)
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Audio: rbb24 Inforadio | 14.09.2022 | Jörg Steinbach | Bild: dpa/M. Skolimowska Download (mp3, 8 MB)

Berlin will ein Abo-Ticket zum Preis von 29 Euro für die Tarifbereiche AB beschließen – Brandenburg fühlt sich abgehängt. Der Wirtschaftsminister erneuert im rbb seine Kritik am Senat, während der Berliner Fahrgastverband dem Nachbarland Blockade vorwirft.

In der Brandenburger Landesregierung hält die Kritik an den Berliner Plänen für eine Nachfolgelösung für das Neun-Euro-Ticket an. Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) sagte am Mittwochdem rbb, bei einem Verkehrsverbund wie dem VBB, der zwei Bundesländer miteinander verbindet, hätte man vorher miteinander sprechen müssen. "Man fühlt sich etwas erpresst. Wir werden sehen, wie jetzt der VBB damit umgeht", so Steinbach im rbb24 Inforadio.

Zuletzt hätten die Behörden in Berlin und Brandenburg grundsätzlich gut miteinander zusammengearbeitet. Die Entwicklung beim 29-Euro-Ticket sei nun "ein Rückfall in alte Zeiten", so Steinbach.

Steinbach: Bereich C muss eingeschlossen werden

Wichtig für Brandenburg sei, dass der Bereich C eingeschlossen werde, so der SPD-Politiker. Denn es gehe in Brandenburg vor allem um die vielen Berufspendler, die täglich von und nach Berlin fahren. Steinbach schloss nicht aus, dass es doch noch eine gemeinsame Lösung geben kann – gefragt sei nun besonderes Verhandlungsgeschick des Brandenburger Verkehrsministers Guido Beermann (CDU), so Steinbach.

Der Berliner Senat plant eine befristete Abo-Lösung nur für den AB-Bereich. Das geht aus Unterlagen der Finanzverwaltung hervor. Das entsprechende Ticket soll 29 Euro kosten und von Oktober bis einschließlich Dezember gelten. Wie es danach damit weitergeht, ist unklar.

Wieseke sieht "Hartleibigkeit" in Brandenburg

Zuspruch finden die Berliner Pläne von Jens Wieseke, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Berliner Fahrgastverbands IGEB. Dies sei "eine schöne Entscheidung für Berlin", sagte er dem rbb. Kritik übte er allerdings an der Haltung Brandenburgs: "Es ist mehr als schade, Brandenburg nicht davon überzeugen zu können, obwohl auch dort die Möglichkeiten vorhanden wären", so Wieseke.

Der Brandenburger Landespolitik bescheinigte er eine "Hartleibigkeit", Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) habe am Dienstag "die Berliner Landespolitik abgekanzelt, was ich sehr merkwürdig fand. Woidke sagte, Berlin müsse sich mit den Landkreisen auseinandersetzen, als hätte die Landesregierung keinen Gestaltungsspielraum", kritisierte Wieseke auf Radioeins vom rbb. Durch Ausfälle im Brandenburger Regionalverkehr sei genügend Geld da, "und wenn da gar nichts kommt, dann heißt es 1:0 für Giffey und Jarasch", so Wieseke weiter. Brandenburg solle "endlich über seinen Schatten springen, mitmachen und nicht ewig mauern".

Sendung: rbb24 Inforadio, 14. September 2022, 7:25 Uhr

71 Kommentare

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  1. 71.

    Doch wegen unserer Landesregierung!!! Mit einem Versteck-Woidke & einem Strukturminister, der glaubt Klein-Machnow sein Wohnort, wäre das flache Land. Millionen werden in schwachsinnigen Straßenbaustellen verpulvert. Auf drei Verbindungsstraßen nebeneinander und die Menschen sollen für 6 km 74 km Umweg fahren. Die Monatskarte von Seelow nach Strausberg kostet für Schüler 68 für Erwachsene 93 Euro, es handelt sich um 38 km. Das ist absolut inakzeptabel.

  2. 70.

    Gibt es eigentlich schon unabhängige und verlässliche Zahlen, ob das 9 Euro Ticket irgendwas gebracht hat oder es nur zur just for Fun war.
    Oder müssen wir 10 Jahre warten um dann die Antwort zu bekommen, hat nicht den gewünschten Effekt gehabt.....

  3. 69.

    "Warum soll es das AB 29 € - Ticket nir im Abo-Verfahren und nicht am Automaten geben?" Weil es für die Berliner ist und man hofft, das im Anschluss viele beim Abo bleiben. Es soll ein Sonderkündigungsrecht zum 31.12.22 geben.
    "Schon mal an Touristen gedacht,".... Touristen können sich über jeden anderen Tarif ihre Fahrscheine kaufen.

  4. 68.

    Äh nein jedes Bundesland kann nicht machen was es will. Es gibt einen gemeinsamen Verkehrsverbund, einen gemeinsamen Tarif, grenzüberschreitende S-Bahn-, Regionalbahn- und Buslinien, und Pendlerströme in beiden Richtungen. Das Problem ist auch nicht Berlin, sondern die westdeutschen Grünen die leider im Senat sitzen und das alles nicht wissen.

  5. 66.

    Werner Rothenburger:
    Wenn die Preise nicht fallen, werden sehr viele weiterhin das Auto nutzen...ich auch...getankt wird in Polen...29 € ...ABC..lasse ich Auto stehen..."

    Ich denke, wenn Sie mal die Fahrtkosten und den Zeitaufwand der Einsparung beim Benzinpreis gegenüberstellen, dann lohnt sich eine Fahrt von Berlin nach Polen zum Tanken überhaupt nicht.

  6. 65.

    Ich tanke nur noch in Polen und warte jetzt darauf, das sehr viele Berliner:innen das günstige AB Ticket benutzen - AB Bereich sollte am besten nur 9 Euro kosten.

  7. 64.

    Wenn die Preise nicht fallen, werden sehr viele weiterhin das Auto nutzen...ich auch...getankt wird in Polen...29 € ...ABC..lasse ich Auto stehen...

  8. 63.

    Im Normalfall kostet die Umweltkarte AB 86 € pro Monat, wenn der Senat mit der 29 € Idee durchkommt, fährt man im AB-Bereich die nächsten 3 Monate für den Preis von einem Monat - unbestreitbar eine spürbare Entlastung. Nicht besonders klug von der Landesregierung Brandenburg, hier nicht mitzuziehen. Weiterer Kritikpunkt: Warum soll es das AB 29 € - Ticket nir im Abo-Verfahren und nicht am Automaten geben? Schon mal an Touristen gedacht, für die sich das ebenfalls rechnen würde und über den Verkauf am Automaten die Einnahmen steigen würden? Oder braucht man weniger Einnahmen um im Dezember sagen zu können, es würde sich nicht rechnen?

  9. 62.

    Guter Witz, auch beim HVV gibt es ständig Stress.
    Besonders wenns um eine Erweiterung geht unf auch sonsz bei der Finanzierung und und und.

  10. 61.

    Mit dem Anspruchsdenken mögen Sie Recht haben. Allerdings möchte ich zu Bedenken geben, dass die Pendler die Frühschicht in Berlin arbeiten, nicht einmal im sogenannten "Speckgürtel" mit den Buslinien zu einem U oder S Bahnhof in Berlin zu diesen Zeiten kommen. Dadurch müssen viele mit dem PKW zum ersten Bahnhof in Berlin fahren. Der VBB ist da noch Verbesserungswürdig. Alleingänge von einem oder anderen Partner ist da auch nicht wirklich gut. Und das gegenseitige Ausspielen der Pendler schon garnicht. Berlin braucht die Pendler und umgedreht BB auch. Dafür sind beide viel zu eng verflochten. Vielleicht gibt es ab 1. Januar eine einheitliche Lösung für das gesamte Deutschland??

  11. 60.

    Nicht wegen unserer Landesregierung, wegen der dämlichen Alleingänge des Berliner Senats.

  12. 59.

    Erich aus Chile ist tot, und ÖPNV in Brandenburgs auch?
    Aber das werden Sie auch nicht wissen ….
    Da wo ich bisher war hat er gut funktioniert.

  13. 58.

    Witzbold!
    Brandenburg hat die Beteiligung am vbb-Ticket abgelehnt, weil angeblich kein Geld dafür da ist :-(

  14. 57.

    Diplomatie ist nicht die Sache des Berliner Senats.
    Einfach vorpreschen und denken, dass alle dem Vorschlag zustimmen. Gut, dass die Brandenburger Regierung ablehnend darauf reagiert.

  15. 56.

    Das sollten Sie mir bitte mal erklären.Weshalb sollten sich die Steuerzahler freuen, wenn die Umsatzsteuer um 3% erhöht wird? Ich zahle Steuern und würde mich nicht freuen.

  16. 55.

    Da lobe ich mir den HVV, keine Zickenkriege zwischen HH, Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

  17. 54.

    Ja ja, manche Leute möchten alles auf Kosten der Steuerzahler umsonst haben.
    Dies ist aber kein Wunschkonzert und Leistung hat halt seinen Preis.

  18. 53.

    "Und auch Berliner aus dem B Bereich müssen ständig C Karten kaufen, wenn die Streckenführung durch C geht, auch wenn das Ziel wieder in B liegt."
    Sie haben völlig recht, an dem Beispiel sieht man was das für ein Quatsch ist.
    Also C Tarif abschaffen und somit eine Vereinfachung für die Nutzer des ÖPNV!

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