29-Euro-Ticket für Berlin - Landrat legt Veto gegen Dringlichkeit von VBB-Sondersitzung ein

Mi 14.09.22 | 21:47 Uhr
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Symbolbild: Die Fahrgäste im U-Bahnhof (Quelle: IMAGO/Wolfgang Maria Weber)
Video: rbb Abendschau | 14.09.2022 | Thomas Rostek | Bild: IMAGO/Wolfgang Maria Weber

Wird es am Donnerstag eine Entscheidung zugunsten eines 29-Euro-Tickets geben oder nicht? Wenige Stunden vor einer geplanten Sonder-Videoschalte des VBB ist unklar, wie sich das Veto des Landkreises Märkisch-Oderland für Berlins Plan auswirkt.

Das 29-Euro-Ticket für den Personennahverkehr ab Oktober in Berlin steht auf der Kippe. Gegen die Dringlichkeit der für Donnerstag geplanten Sondersitzung des Aufsichtsrates vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) hat der Landrat von Märkisch-Oderland, Gernot Schmidt (SPD), Einspruch eingelegt. Das bestätigte der Sprecher des Landkreises, Thomas Berendt, dem rbb am Mittwochabend. Zuvor hatte der Tagesspiegel berichtet.

Schmidt hatte bis Mittwochnachmittag keine Unterlagen erhalten

Der Grund für den Einspruch von Landrat Schmidt liegt laut seines Sprechers darin, dass er bis zum Mittwochnachmittag keine Unterlagen für die Sitzung erhalten habe. Dies sei nicht fristgemäß und zu wenig Zeit, um sich inhaltlich vorbereiten zu können.

Gleichwohl könne trotzdem eine Einigung noch zustande kommen, wenn vor einer Abstimmung genügend Zeit für die Prüfung der Unterlagen eingeräumt werde, so Berendt. Stand jetzt halte Schmidt aber an seinem Veto fest.

Auch andere kritisieren Berlins möglichen Alleingang

Neben Schmidt kritisierte auch der Landrat von Elbe-Elster, Christian Heinrich-Jaschinski (CDU), am Dienstag den Alleingang der Stadt Berlin. Mit den Verkehrsbetrieben in Brandenburg arbeite man daran, "dass wir das Angebot, was jetzt da ist, soweit aufrechterhalten können – auch unter der Beachtung der Preissteigerungen". Die Politik könne nicht suggerieren, dass diese Leistung preiswerter auch weiter in Anspruch genommen werden könne, sagte er rbb24 Brandenburg aktuell.

Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) schlägt in die gleiche Kerbe. In einem Verkehrsverbund wie dem VBB sei es schon angezeigt, dass man solche Ideen zunächst zusammen entwickelt. "Und deshalb fühlt man sich dann etwas erpresst und wir werden sehen, wie jetzt der VBB damit umgeht", so Steinbach.

Berlin will nichts unversucht lassen

Auf Berliner Seite wertet man Schmidts Einspruch als Veto gegen die Sondersitzung, nicht als Einspruch gegen das vergünstigte Ticket. Man werde alles versuchen, um die Sondersitzung des VBB dennoch stattfinden zu lassen, erfuhr der rbb aus der Senatskanzlei.

VBB sieht Beschlussfähigkeit gefährdet

Der Sprecher des VBB, Joachim Radünz, sagte dem rbb, die Sitzung werde wie geplant stattfinden. In dieser müsste allerdings die Beschlussfähigkeit des Gremiums festgestellt werden. Dies könnte an einem Veto von Schmidt scheitern. Die nächste Möglichkeit, über das 29-Euro-Ticket in Berlin abzustimmen, wären dann erst Ende September in der nächsten turnusgemäßen Sitzung des Aufsichtsrates - damit wäre eine Einführung des Tickets schon zum 1. Oktober nicht mehr zu realisieren.

Berlin dringt auf die Insellösung

Der Berliner Senat und die rot-grün-rote Koalition hatten sich eigentlich auf den Nachfolger für das bundesweite 9-Euro-Ticket, das für die Monate Juni, Juli und August erhältlich war, geeinigt. Die finale Entscheidung, ob ein 29-Euro-Ticket eingeführt wird, obliegt jedoch dem VBB.

Nach dem Wunsch der Koalition sollte von Oktober bis Dezember im Tarifbereich AB ein Ticket für 29 Euro im Monat angeboten werden. Das Berliner Umland, also der Tarifbereich C, bliebe außen vor. Das Berliner 29-Euro-Ticket würde den Landeshaushalt für die drei Monate bis Jahresende mit rund 105 Millionen Euro belasten. Das Ticket soll Teil eines größeren Entlastungspakets der rot-grün-roten Koalition sein, um die allgemeinen Preissteigerungen abzufedern.

Was macht der Bund?

Ob das 29-Euro-Ticket über den Jahreswechsel hinaus angeboten werden würde oder ob es andere Ticketvarianten gibt, wird weiterhin beraten. Die Berliner Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) plädierte zuletzt mehrfach dafür, beim Nachfolger des Neun-Euro-Tickets zweigleisig zu fahren: ein 29-Euro-Ticket für Berlin und ein 69-Euro-Ticket, das bundesweit gilt. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) spricht bislang von einer Übergangslösung, bis ein bundesweites ÖPNV-Ticket kommt.

Die Ampelkoalition will für ein bundesweites Nahverkehrsticket 1,5 Milliarden Euro bereitstellen, verlangt aber, dass die Bundesländer sich mindestens in gleicher Höhe finanziell beteiligen. Ziel ist ein Preis zwischen 49 und 69 Euro im Monat.

Sendung: rbb24 Abendschau, 14.09.2022, 19:30 Uhr

39 Kommentare

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  1. 39.

    Upps. Sorry. Wirklich falsch verstanden.
    Aber den Rest finde ich trotzdem nicht schlecht ;-).

  2. 36.

    Da würde ich Ihnen zustimmen, wenn es sich um ein privates Medium handeln würde.
    Der öffentlich-rechtliche RBB wird aus Gebühren finanziert. Er hat einen öffentlich-rechtlichen Zweck zu erfüllen, weshalb ich mir nicht so sicher wäre, dass er das Nichtveröffentlichen nicht begründen muss, Bei Beleidigungen und anderen Straftaten ist das sicher unstrittig. Bei allem, was nicht darunter fällt, dürfte das nicht so einfach und rechtlich schwieriger sein.

  3. 35.

    >Warum und auf welcher Rechtsgrundlage

    Der RBB braucht keine besondere Rechtsgrundlage um Kommentare nicht zu veröffentlichen. Das ist die Webseite des RBBs, da kann er im wesentlichen tun was er will. Es gibt keinen Rechtsanspruch auf Kommentarspalten.

  4. 34.

    Märkisch Oderland hat knapp 195.000 Einwohner. Der Landrat Schmidt hatte seit Wochen Zeit sich mit der Nachfolge des 9€-Tickets zu beschäftigen, was er anscheinend nicht getan hat. Jetzt sollen mehrere Millionen Menschen noch weitere Monate seine "angemessene Frist" für Überlegungen teuer bezahlen. Die Grenze des bürgernahen sozialen Handelns überschreitet Herr Schmidt hier ganz klar.

  5. 33.

    "Je 1,5 Mrd. sind für die Länder BRB und Berlin ein Batzen Geld."

    Hier scheint etwas nicht verstanden worden zu sein. Oder Absicht?
    Die Mehrbelastung im ÖPNV in der GESAMTEN BRD beträgt ca. 3 Mrd. Euro.
    Hiervon würde der Bund 1.5 Mrd. übernehmen und die 16 Bundesländer den Rest.
    Also ca. 1,5 Mrd. Euro, - je nach Finanzbedarf, - aufgeteilt auf die 16 Bundesländer.

  6. 32.

    Wer sagt, dass wir keine preiswerte Energie bekommen? Gas und Kohle kosten nunmal. ÖPNV ist auch seinen Preis wert. Von Straßen und Autobahnen mal ganz zu schweigen, die sind einen noch viel höheren Preis wert, als von den Nutzern aktuell bezahlt wird. Da meckert aber niemand. Würde für alles der wahre Wert berechnet und dann die Wirtschaftlichkeit berücksichtigt, wären die meisten Orte nur auf Trampelpfaden erreichbar. Und fließend Wasser vermutlich nur in Städten. Deshalb gibt es "linke Tasche, rechte Tasche". Hat die eine ein Loch, steckt man das Geld in die andere. Hauptsache es ist Geld in der Tasche, um über die Runden zu kommen...

  7. 31.

    Haben Sie den Eindruck, dass das rbb-Hausrecht manchmal zu einseitig, gegen den rbb-Finanzierer (Gebührenzahler), ausgelegt wird, wenn es nicht ganz der „Schreiberideolgie“ gefällt? Da hilft nur dokumentieren, denn dies verstößt auch gegen die eigenen rbb-Richtlinien. Vorausgesetzt Sie werden nicht persönlich, was bei Ihnen nicht auffällig ist. Manche persönliche Angriffe kommen dann doch „durch“... Ist menschliches Versagen.

    P.S. Versuchen Sie mal, bei sehr auffälligen Artikeln, gegen die Verwendung des falschen Plurals anzuschreiben... Da spürt man eine erzieherische Note...

  8. 29.

    Werter @ Brandenburger
    einfach mal oben bevor man einen Kommentar schreibt die Benimmregeln durchlesen. Der rbb24 hat Haurecht da brauch es keiner Rechtsgrundlage.

  9. 28.

    49 Euro mit C sind auch okay, warum nicht verhandeln? Aber doch mit jedem Landkreis einzeln...

  10. 27.

    Es soll ein Billigticket geben und einen pünktlichen, sauberen, gut ausgebauten und sicheren ÖPNV mit viel Personal.....dass wird nicht funktionieren. Entweder das eine oder das andere, da für beides zusammen kein Geld da ist.
    Was nützt euch allen das billige Ticket wenn ihr anschließend wieder nur am meckern seid, das der ÖPNV so "Grottenschlecht " ist.

  11. 26.

    Ich finde es immer erstaunlich wie sehr sich darüber aufgeregt wird das die armen armen Pandler nicht beachtet werden, die oft auch offen klarstellen dass sie nicht einmal für 0€ vom Auto umsteigen würden.
    Natürlich wäre ein ABC Ticket besser, aber warscheinlich würde dies den Preis auch wieder nach oben schrauben. Es handelt sich um eine weitere Übergangslösung, die wenn man sich darüber noch aufregt wieder im Sande verlaufen wird.
    Das 30€ Ticket ist endlich etwas in Richtung 365€ Ticket, es ist absolut vernünftig der gesamtent Bevölkerung günstig mobilität anbieten zu können, gerade den ärmeren. Das der Rest der Bevölkerung das mitfinanziert ist auch in Ordnung wir zahlen wesentlich mehr für weitaus weniger Sinnvolles. (zum Beispiel dem Dienstwagenprivileg)

  12. 25.

    Ich habe ein Jahresabo des Umwelttickets AB und warte immer noch auf die Erstattung der Differenzen zu den 9,- € in den Monaten Juni, Juli, August. Unabhängig davon war die ganze Angelegenheit weder für die Entlastung der Umwelt (lediglich minus 3 % weniger Autoverkehr) noch die täglichen Pendler (viele Bekannte stiegen wieder auf das Auto um wegen der katastrophalen Zustände in den überfüllten unpünktlichen Regionalzügen, wenn sie überhaupt fuhren) eine gute Idee. Die Milliarden sollten besser in den Ausbau und das Angebot der Infrastruktur investiert werden.

  13. 24.

    Gute Entscheidung Hr. Schmidt, entweder alle gemeinsam oder gar nicht!!!!

  14. 23.

    Hallo Katze, das 29 Euro Ticket soll nur für die Bereiche AB in Berlin gelten. C und BRB sind außen vor.

  15. 22.

    Einfach mal überlegen. Wer bezahlt diese Entlastungen? Die Gaserzeuger, Kraftwerke? Nein wir alle die Steuerzahler oder unsere Kinder. Linke Tasche, rechte Tasche, mehr ist das nicht.
    Wir Bürger und die Wirtschaft benötigen keinen billigen ÖPNV, wir benötigen preiswerte Energie. Der Rest ergibt sich von ganz allein.

  16. 21.

    Ich hatte hierzu in allen dazu existierenden Beiträgen ZWANZIGMAL geschrieben "keinen Cent für Berliner Prestigeobjekte, die dem Großteil der brandenburger Bevölkerung nichts bringt und wo sie nur Zahlender ist", Alle Beiträge wurden bisher zensiert. Warum und auf welcher Rechtsgrundlage?

  17. 20.

    > ... weniger nachdenken was alles passieren könnte oder wie sagt man ...
    Damit haben Sie die Politik des Senats schonmal sehr gut zusammengefasst.

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