VBB muss noch zustimmen - Berlin will befristetes 29-Euro-Ticket einführen

Di 13.09.22 | 16:58 Uhr
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Archivbild: Fahrgäste steht am Berliner Bahnhof Ostkreuz am Bahnsteig, während ein Zug einfährt. (Quelle: dpa/C. Soeder)
Video: rbb24 Abendschau | Di 13.09.22 | Bild: dpa/C. Soeder

Senat und Koalition haben sich auf eine Nachfolge-Lösung für das Neun-Euro-Ticket in Berlin verständigt: ein 29-Euro-Ticket im Bereich AB. Nun muss noch der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg zustimmen. Am Donnerstag kommt er zusammen.

Senat und rot-grün-rote Koalition haben sich nach Informationen des rbb auf einen Nachfolger für das Neun-Euro-Ticket in Berlin verständigt. Nach dem Wunsch der Koalition soll von Oktober bis Dezember im Tarifbereich AB ein Ticket für 29 Euro im Monat angeboten werden. Das Berliner Umland, also der Tarifbereich C, bliebe außen vor.

Die Berliner Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) sprach in der Senatspresskonferenz am Dienstag von einer "Falschmeldung". Auch Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) meldete sich auf Twitter zu Wort und betonte, dass in der Senatssitzung kein Beschluss gefasst worden sei.

Giffey: VBB-Entscheidung muss Donnerstag fallen

Giffey bestätigte zwar, dass der Senat darüber beraten habe, wie das Anschlussticket aussehen könne. Sie betonte aber, dass die Entscheidung über ein solches Ticket nur vom Aufsichtsrat des Verkehrsverbunds VBB getroffen werden könne. "Wir haben im Senat unsere Position dazu beraten. Wir werden morgen eine Hauptausschussberatung haben im Berliner Abgeordnetenhaus", so Giffey.

Der rbb erfuhr jedoch aus zuverlässiger Quelle, dass es eine Einigung gab. Demnach hatten sich die Spitzen der rot-grün-roten Koalition bereits am Wochenende über das Nachfolge-Ticket und das weitere Vorgehen verständigt. Dazu gehört auch, dass sich am Mittwoch das Abgeordnetenhaus mit dem Ticket beschäftigten soll.

Am Donnerstag könnte dann die Entscheidung des VBB fallen. Der Verkehrsverbund kommt dann zu einer Sondersitzung zusammen, wie Giffey auf der Pressekonferenz sagte. An diesem Tag müsse eine Entscheidung fallen, denn die Verkehrsunternehmen bräuchten Vorbereitungszeit.

Kosten von rund 105 Millionen Euro

Das Berliner 29-Euro-Ticket würde den Landeshaushalt nach Informationen des rbb für die drei Monate bis Jahresende mit rund 105 Millionen Euro belasten. Das Ticket soll Teil eines größeren Entlastungspakets der rot-grün-roten Koalition sein, um die allgemeinen Preissteigerungen abzufedern.

Überlegungen für eine größere Lösung gemeinsam mit Brandenburg dürften vom Tisch sein. Sowohl die Landesregierung in Potsdam als auch die Landkreise hatten sich zuletzt gegen die vergünstigte Fahrkarte ausgesprochen. Von Brandenburger Seite werden vor allem finanzielle Gründe ins Feld geführt.

Auch der Bund der Steuerzahler ist gegen ein 29-Euro-Ticket für Berlin. Bereits jetzt werde der öffentliche Personennahverkehr zu einen hohen Anteil aus dem Landeshaushalt bezuschusst, sagte der Berliner Landesvorsitzende, Alexander Kraus. "Ein billiges Anschlussticket riecht förmlich nach einem Wahlkampfgeschenkt, für den Fall einer Wahlwiederholung zum Abgeordnetenhaus."

Übergangslösung oder dauerhaftes Ticket?

Ähnlich äußerte sich die Berliner AfD-Fraktionschefin Kristin Brinker: "Das 29-Euro-Ticket ist nichts anderes als vorgezogener Wahlkampf für die zu erwartende Wahlwiederholung im Frühling." Dafür würde die Regierende Bürgermeisterin Giffey die Einheit des Verkehrsverbunds mit Brandenburg opfern und unnötige finanzielle Risiken eingehen.

Ob das 29-Euro-Ticket über den Jahreswechsel hinaus angeboten wird oder ob es andere Ticketvarianten gibt, wird derzeit beraten. Die Berliner Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) plädierte mehrfach dafür, beim Nachfolger des Neun-Euro-Tickets zweigleisig zu fahren: ein 29-Euro-Ticket für Berlin und ein 69-Euro-Ticket, das bundesweit gilt. Giffey spricht bislang von einer Übergangslösung, bis ein bundesweites ÖPNV-Ticket kommt.

Die Ampelkoalition will für ein bundesweites Nahverkehrsticket 1,5 Milliarden Euro bereitstellen, verlangt aber, dass die Bundesländer sich mindestens in gleicher Höhe finanziell beteiligen. Ziel ist ein Preis zwischen 49 und 69 Euro im Monat.

Sendung: radioeins, 13.09.2022, 14:00 Uhr

Korrektur: In einer ersten Version dieses Beitrags hieß es, das 29-Euro-Ticket wird eingeführt. Korrekt ist aber, dass sich Senat und rot-grün-rote Koalition nach Informationen des rbb darauf verständigt haben. Beschlossen ist es noch nicht. Zudem muss der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg noch zustimmen. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

190 Kommentare

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  1. 190.

    Wieso kostet das mehr, wenn ich mich, nach diesen Entwurf und bei nicht Verlängerung des Billigtickets, vom Abo wieder abmelden kann. Es werden nicht Allzuviele hängenbleiben. Die die das Ticket eh brauchen haben dann gespart.

  2. 189.

    Richtig, das Schülerticket gilt im AB-Bereich. Wir wohnen gerade im C-Bereich. Wir zahlen jedes einzelne Ticket. Und sobald nicht einer alleine fährt, nehmen wir eben das Auto. Ist eine rein wirtschaftliche Entscheidung. Meine Kinder kennen nicht anders, auch wenn ich es ökologisch für nicht richtig halte. Ein vergünstigtes Fahren für Kinder würde doch etwas ändern.

  3. 188.

    Tja, wenn man es nach 3 Monaten problemlos und auf sofort kündigen kann und könnte, sieht es doch ganz anders aus. Habe ich aber bereits im Beitrag 165 im ersten Absatz erwähnt.

    Ansonsten wünsche ich ihnen auch einen schönen Abend und lasssen wir uns überraschen wie und was kommt.

  4. 187.

    "Wie gesagt, ich bin jetzt von ihrer Rechnung ausgegangen."
    Für mich war dabei natürlich klar, dass die allermeisten Kunden zum Ende der drei Monate kündigen, was ja sehr einfach möglich sein soll.
    Das hatte ich aber nicht erwähnt, weil es für mich selbstverständlich war - das tut mir leid.
    Daher interessieren mich aber überhaupt nicht die Zahlen auf das Jahr gerechnet - wer ein Abo zum normalen Preis haben will (wie dann ab Januar), der hätte es ja schon längst haben können. Und wer es schon hat, fährt nun ja drei Monate billlger und kriegt Geld zurück.
    Von daher sehe ich für kaum jemanden einen Grund, es länger als drei Monate laufen zu lassen. Aber damit kann ich ebenso falsch liegen wie vielleicht Sie mit ihren Annahmen - wir werden es beide im Januar sehen... :-)))
    Einen schönen Abend...

  5. 186.

    PS:

    Ist genauso wie mit dem 9,00 € Ticket. Hätte man es zum Null-Tarif gemacht, wären die Kosten sogar noch geringer gewesen.

  6. 185.

    Und schon wieder liegen sie falsch. Es ist nicht die Rede davon woher das Geld kommt. Sondern davon, das diese Kosten von 105 Millionen von den ABOs mehr als nur gedeckt sind.
    Und das was sonst noch war, spielt hierbei auch keine Rolle, da dies wie sie selber sagen sonst schon war. Und somit keine Rolle spielen. Und auch nicht das Thema sind.

    Außerdem habe ich keine Kritik gemacht, sondern nur verdeutlicht, das durch die Trickserei es einen am Ende mehr kostet.

  7. 184.

    Diese 105 Mio. sind zusätzlich zu den bisherigen Zuschüssen zum ÖPNV, die mehr als die Hälfte der laufenden Kosten ausmacht. https://www.berlin.de/sen/uvk/verkehr/verkehrsplanung/oeffentlicher-personennahverkehr/finanzierung/ Dazu kommen noch Investitionskosten. Das soll keine Kritik an diesen Subventionen sein. Nur Ihre Kritik liegt jenseits jeder Realität.

  8. 183.

    Ihre Denkweise ist leider falsch, denn ihre Anzahl von 1,2 Millionen Abos bezieht sich auf 3 Monate, aber ein Abo ist immer ein Jahr lang und nicht nur 3 Monate. Deswegen bezieht sich meine Rechnung auf ein Jahr.

    Aber ich gehe mal auf ihre 1,2 Millionen Abos ein. Sie beziehen es auf 3 Monate, wenn man das auf ein Jahr bezieht, sind es nur noch 300.000 Abos. Sie gehen von 29,00 € aus. Obwohl die 29,00 € nur die ersten 3 Monate sind, ab da sind es Minimum 50,00 € bis 87,00 €. Und schon wären es weit weniger als 150.000 Abos und der Staat hätte das Geld wieder drin. Und würde ab dann Gewinne machen. Wie gesagt, ich bin jetzt von ihrer Rechnung ausgegangen.

  9. 182.

    Sie wissen aber schon, dass Sie bei dieser Rechnung 1,2 Millionen Abonnenten brauchen?
    Kurzer Griff zum Taschenrechner hat schon genügt - 105 Millionen Euro durch 87 Euro (für drei Monate AB à 29 Euro).
    Außerdem hätten etliche der Abonnenten ja sonst sowieso bezahlt, nur eben mehr - nennt man Mitnahmeeffekt.
    Aber klar, das Ganze trägt sich total selber und macht die Stadt sogar noch reich... :-)

  10. 181.

    "einen Monat AB fahren für 29 Euro." Für MICH wie für viele andere IST das eine Ersparnis, und darüber freue ich mich. Nun muss ich aber nicht - wie viele andere - in JEDEM Artikel den gleichen Text kommentieren.

  11. 180.

    Sorry, kleiner Rechenfehler. Es sind etwas mehr, die ein ABO abschließen müssen. Macht von der Sache her aber keinen Unterschied.

  12. 179.

    Die 105 Millionen Euro kommen von denen die das Abo abschließen. Wenn nur 55.000 dieses Abo abschließen, sind über das Jahr die 105 Millionen Euro schon mehr als drin und kostet den Statt gar nichts. Und jeder weiterer Abschluss sind sogar Mehreinnahmen für den Staat.

    Aber wie üblich wird nur erwähnt was das den Staat kostet, aber die Einnahmen und der Gewinn wird verschwiegen. Ist übrigens bei allen Sachen so.

  13. 178.

    Meine 5 Kilometer in der City, fahre Ich mit dem Rad und das 9 Euro Ticket war ein guter länderübergreifendes Ticket.

  14. 177.

    "Berlin hat genug Baustellen in die das viele Geld investiert werden müsste."
    Aber ganz genau!! Schulen sind nur das eine, Polizei und Gerichte wären auch wichtig. Soweit ich mich erinnere, gab es hier auch schon etliche Berichte zur schlimmen Lage bei der Feuerwehr.
    Allein schon Straße sauber halten wäre ein löbliches Unterfangen; bin heute durch Friedrichshain gegangen - was da in den Straßen an Dreck herumlag!
    Alles Bereiche, in denen man mit über 105 Millionen Euro (!!!! Wo kommen die eigentlich her??) eine Menge ausrichten könnte, was allen Berlinern zugute käme.
    Okay, ehe ich jetzt ganz dolle Schimpfe kriege - das mit den Schulen kommt natürlich "nur" den Kindern zugute... :-)

  15. 175.

    Das Ergebnis entspricht meinem subjektivem Gefühl zu den Pendlern, wenn ich allein in Ffo den Pendlerverkehr (wohl viel für die Behörden) morgens und abens und deren Kennzeichen ansehe.

  16. 174.

    Der Standortvorteil - guter ÖPNV zu Dumpingpreisen, wird sich schon in anderen Preiserhöhungen (Miete, Nebenkosten, usw.) in Berlin widerspiegeln. Das haben Sie sehr gut erkannt. Ist ungefähr so wie: steigende Löhne und Gehälter = steigende Preise.

  17. 173.

    Wieso? Der Gedanke und Querverweis ist gar nicht so verkehrt. Berlin verbessert damit seinen Standortvorteil des vergleichsweise guten ÖPNVs indem es diesen nun auch noch zu Dumpingpreisen verkauft.
    Also kann man als Vermieter auch diesen geschenkten Standortvorteil einpreisen. Natürlich nicht mit 30€/Monat.
    Das werden die Berliner gar nicht mitbekommen. Kommt einfach so.
    Wenn irgendjemand glaubt, dass der Bürger von diesen Geschenken unterm Strich einen echten nachhaltigen Vorteil hat, grenzt das schon an Naivität.
    Das solche Geschenke notwendig sind ist das Problem. Da muss man ran. Unterm Strich sind das derzeit Geschenke an die Gasproduzenten und niemand anderem.

  18. 172.

    Da erinnere ich mich an einen Briefmarkenautomat an irgendeinem Bahnhof.
    Eine Münze rein, Rückgabe gedrückt und mehr Geld kam raus. Der einarmige Bandit des Ostens.
    Hat auch mal für ein Eis gereicht.

  19. 171.

    Genauso sehe ich das auch, ALLES sollte so bleiben wie es vor der Einführung dieses überflüssigen 9-Euro-Tickets war.
    Berlin hat genug Baustellen in die das viele Geld investiert werden müsste was für das Anschlussticket von 29 € rausgehauen werden soll z.B. Renovierung der Schulen usw..
    Aber unsere Kinder scheinen dem Berliner Senat völlig egal zu sein.

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