Kundgebung in Berlin - Demonstranten ziehen für mehr soziale Gerechtigkeit in Energiekrise durch Regierungsviertel

Sa 22.10.22 | 20:08 Uhr
  21
"Solidarischer Herbst" Demonstration in Berlin Mitte. (Quelle: rbb)
Audio: rbb24 Abendschau | 22.10.2022 | Thomas Rosteck | Gespräch: Bernd Rützel | Bild: rbb

Das Bündnis "Solidarischer Herbst" hat in mehreren deutschen Städten zu Demonstrationen aufgerufen. Unter dem Motto: "Solidarisch durch die Krise" sind am Samstag Demonstranten auch in Berlin auf die Straße gegangen.

Eine Demonstration für mehr soziale Gerechtigkeit in der Energiekrise ist am Samstag durch die Berliner Innenstadt gezogen. Am frühen Nachmittag setzte sich der Demonstrationszug vom im Invalidenpark nahe dem Hauptbahnhof aus in Bewegung. Er führte durch das Regierungsviertel zum Brandenburger Tor, wo die Abschlusskundgebung stattfand.

Auf Bannern forderten die Teilnehmer unter anderem "soziale Sicherheit" oder "Energiekonzerne enteignen". Die Polizei sprach von einer "ruhigen und entspannten" Situation und schätzte die Zahl der Teilnehmern auf etwa 2.800, eine rbb-Reporterin nannte als Eindruck eine Zahl in ähnlicher Höhe, sie sprach von knapp 3.000 Menschen. Die Veranstalter sprachen von 6.000 Menschen.

Demos auch in anderen Städten

Ein Bündnis aus Gewerkschaften, Sozial- und Umweltverbänden, darunter Verdi, BUND, Greenpeace und der Paritätische Gesamtverband, hatte zu der Demonstration aufgerufen. Die Veranstalter forderten angesichts der gestiegenen Energiepreise unter anderem zielgerichtete Entlastungen für Menschen mit geringem Einkommen, einen Mietenstopp, eine Vermögensteuer und den Ausbau erneuerbarer Energien, um unabhängig von Kohle und Gas zu werden.

Gleichzeitig waren Demonstrationen in Dresden, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hannover und Stuttgart geplant. Bundesweit waren die Kundgebungen für insgesamt 20.000 Teilnehmer angemeldet.

Vorsitzender des Sozialausschusses: Schnelle Maßnahmen können nicht immer zielgenau sein

Der Vorsitzende des Arbeits- und Sozialausschusses des Deutschen Bundestags, Bernd Rützel (SPD), hat angesichts der Energiekrise Verständnis für die Demonstrierenden geäußert.

Es sei berechtigt, dass Menschen auf die Straße gingen, sagte Rützel am Samstag der rbb24 Abendschau. Zugleich wehrte er sich gegen den Vorwurf, die Bundesregierung entlaste in der Energiekrise auch Menschen, die es gar nicht bräuchten.

Die Maßnahmen müssten schnell gehen, so der SPD-Politiker. Da sei es nicht immer möglich zielgenau zu helfen. Die Entlastungen der Bundesregierung müssten aber der Steuer unterliegen, betonte Rützel. Dann würden die am stärksten entlastet, die am wenigsten verdienten.

Sendung: rbb24 Abendschau, 22.10.2022, 19:30 Uhr

Die Kommentarfunktion wurde am 22.10.2022 um 17:44 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

21 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 21.

    Arbeitnehmer:innen und Soloselbstständige und kleine Betriebe sind seit Jahrzehnten die Gruppe die von ihrem Verdienst bzw. Umsatz prozentual die meisten Steuern und Sozialabgaben zahlen. Ab Januar 2023 werden wieder die Krankenkassenbeiträge erhöht. Wieder weniger netto zum Leben. Soziale Solidarität muss endlich von Konzernen die hier Milliardengewinne machen und von Kapitaleignern die riesige Vermögen besitzen eingebracht werden. Die gesetzlich ermöglichte Steuervermeidung muss endlich beendet werden!

  2. 20.

    Die Ursache für die steigenden Energiepreise ist der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, das Einstellen der Gaslieferungen über Nordstream 1 durch Putin inklusive der Zerstörung der beiden Gaspipelines. Die Fakten sollten hier nicht verdreht werden. Folgerichtig fordert die Demo einen raschen Ausbau der Erneuerbaren, um unabhängig von Energielieferungen aus Diktaturen zu werden.

  3. 19.

    Wenn die Wurzel des Übels, die zur Katastrophe führende Sanktionspolitik und der Wirtschaftskrieg nicht auf der Agenda stehen, dann verhallt so ein Aufruf als Placebo. Die Handwerker:innen u. ä. sehen da klarer und deshalb bringen sie mehr Menschen auf die Straße. So einfach ist das.

  4. 18.

    Mir stellt sich hier immer die Frage wer sich eigentlich als ‚Mittelschicht‘ bezeichnet bzw. so einsortiert wird und vor allem warum! Da dürften die Ansichten aber gewaltig auseinandergehen !

  5. 17.

    Lese gerade „Freiheitsgeld“ von Andreas Eschbach, also die Thematisierung eines bedingungslosen Grundeinkommens.
    Dieses Thema ist nicht neu und wurde von vielen Wissenschaftlern als Ausweg und Realisierung eines selbstbestimmten Lebens in der kommenden Industrialisierung 4.0 diskutiert.
    Leider lassen die üblichen deutschen Neiddebatten keinen objektiven Blick auf das Für und Wider zu und somit wird auch diese wichtige Zukunftsdebatte verschlafen.
    Schade.

  6. 15.

    Gibt es im Regierungsviertel nicht eine Bannmeile?

  7. 14.

    Die Politik dreht an den falschen Stellschrauben. Arbeit sollte attraktiv bleiben und deutlich über den Beträgen liegen, die durch den Staat in Notlagen zur Verfügung gestellt werden.
    Schan zeigt deutlich auf, dass die breite Mittelschicht erodiert und damit die Leistungsträger wegbrachten. Im Übrigen wo sind Ihre sachlichen Argumente die Ihre Behauptung stützen?

  8. 13.

    das ist fein beobachtet. Nennt sich versteckte Umverteilung und funktioniert solange bis sich die Menschen die sie beschreiben mal dagegen wehren ...

  9. 11.

    Warum auch zur Demo gehen. Lieber in den Flieger steigen und die ach so verdienten Herbstferien in fernen Ländern in der Sonne verbringen. Es scheint also doch nicht allen so schlecht zu gehen. Sofern man sich im Jahr noch mindestens zwei Urlaubsreisen, zwei Handyverträge und drei Streamingdienste leisten kann, ist dass Geschrei nach Unterstützung wegen steigender Energiepreise nur Gejammer auf sehr hohen Niveau.

  10. 10.

    Für mich stellt sich die Frage, ob die Politiker noch das Ganze übersehen? Da gibt es zB eine Entscheidung des BVerG, nachdem der Einkommensteuerfreibetrag so groß ist, dass damit die Grundbedürfnisse abgedeckt werden. Betrachtet man die aktuelle Höhe und die Höhe des neuen Bürgergeldes inclusive „Nebenleistungen“, dann zeichnet sich erneut ein verfassungswidrige Lage des Steuerrechts ab, da der Freibetrag deutlich unter dem Bürgergeld zzgl. Nebenleistungen zB für Miete und Heizung liegt.

  11. 9.

    Das ist so ganz einfach falsch von Ihnen dargestellt; Ihre Behauptung basiert nicht auf Fakten.

  12. 7.

    Was bedeutet und worauf zielt denn die soziale Gerechtigkeit letztendlich ab ? Jemand der eine lange Ausbildung gemacht hat, und jeden Tag, bei Wind und Wetter, fleißig seiner Arbeit nachgeht um seine Brötchen zu verdienen, sponsort den Schulabbrecher, Berufslosen u.ä. und alle die, die keine oder wenig Lust haben, sich selbst zu versorgen, es aber könnten ? Mit etwas Glück, steht er am Ende auch noch mit leeren Händen und einer geschrumpften Mini-Rente da. Ist das auch sozial gerecht? Unabhängig davon, muss man die Frage stellen, welchen Anteil die im Artikel genannten Bündnisse und die Parteien, die in den letzten Jahren in der Verantwortung waren, eigentlich daran haben ?

  13. 6.

    Wegen jedem Schei... wird in Berlin auf die Strasse gegangen. Es steht einem Oberkannte. Es interessiert einem auch nicht mehr. Vielleicht sollen die Medien einfach mal nix über irgendwelche Demos berichten. Dann ist das wie früher ohne Internet ,man bekommt nix mit und es wissen nur die ,die dort stehen und was demonstrieren.

  14. 4.

    Fun fact: Da ist man 20 Jahre Mitglied der Gewerkschaft IG-Metall und ist noch nie zu Demos informiert oder aufgerufen worden!
    80 Mio zu 800 sind eine Meldung wert? 1 von 100.000… Denen wird geholfen werden.

  15. 3.

    Tja, wenn man die Leistungsträger der Gesellschaft ständig vor den Kopf stößt, muss man sich nicht wundern. Hier dreht sich alles nur noch um Empfänger von Grundsicherung und die tägliche hart arbeitende Mittelschicht, die Steuern zahlt und nichts bekommt, spielt scheinbar keine Rolle mehr. Fragt sich nur, wer das dann alles bezahlen darf???

  16. 2.

    Etwa 800 Teilnehmer! Kann es sein, daß die Gewerkschaften kaum noch Leute auf die Straße bringen? Sollte den Gewerkschaften zu denken geben

Nächster Artikel