Nachfolge des Neun-Euro-Tickets - Verkehrsminister schlagen bundesweites 49-Euro-Ticket vor

Do 13.10.22 | 17:05 Uhr
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Symbolbild: Straßenbahnen und Fahrgäste an einer Haltestelle in Brandenburg.(Quelle:dpa/M.Skolimowska)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 13.10.2022 | Jana Wochnik-Sachtleben | Bild: dpa/M.Skolimowska

Die Verkehrsminister der Länder haben sich nach zweitägigen Beratungen auf eine Nachfolgelösung für das Neun-Euro-Ticket geeinigt. Die Frage, wie das Vorhaben finanziert werden soll, bleibt aber weiterhin offen.

Die Verkehrsminister von Bund und Ländern haben sich für ein bundesweites Nahverkehrsticket für monatlich 49 Euro als Nachfolger des Neun-Euro-Tickets ausgesprochen. Das teilte Bundesverkehrsminister Volker Wissing am Donnerstag nach zweitägigen Beratungen mit.

Der FDP-Politiker kündigte ein papierloses ÖPNV-Ticket an, das deutschlandweit genutzt und monatlich gekündigt werden kann. Eine Einführung des Tickets wie angestrebt zum 1. Januar 2023 "soll unser Ziel sein", sagte Wissing.

Finanzierung weiter unklar

Bevor das Ticket tatsächlich eingeführt werden kann, müssen sich die Finanzminister und die Ministerpräsidentenrunde allerdings noch darauf einigen, wie das Vorhaben finanziert werden soll. Bei der Finanzierung "sind wir nicht nah genug beieinander, um es ohne die Finanzminister und die Ministerpräsidenten zu machen", sagte Wissing. Die Verkehrsministerkonferenz habe aber wichtige technische Fragen klären können.

Die Ampelkoalition hatte im Rahmen des dritten Entlastungspakets Anfang September für ein bundesweites Ticket im öffentlichen Nahverkehr plädiert. 1,5 Milliarden Euro will sie dafür bereitstellen - wenn sich die Länder in gleicher Höhe beteiligen. Die Länder fordern im Gegenzug vom Bund einen Finanzierungsplan zum Ausbau des ÖPNV, vor allem im ländlichen Raum.

Die Länder hätten von Anfang an klar gemacht, dass "zwingende Bedingung für ein deutschlandweites Ticket die Erhöhung der Regionalisierungsmittel ist", betonte Brandenburgs Verkehrsminister Guido Beermann (CDU). Er wünsche sich hier mehr Entgegenkommen vom Bund. Notwendig seien zusätzliche 1,5 Milliarden Euro schon ab 2022, wie Beermann nach der Sitzung in einer Mitteilung erklärte. Außerdem müsse der Bund die energiepreisbedingten Mehrkosten abfedern. "Ohne auskömmliche Bundesmittel rücken nicht nur die Ziele der Verkehrswende in weite Ferne. Vielmehr müssen wir sonst unser ÖPNV-Angebot zurückfahren. Das kann und darf nicht das Ziel sein."

Jarasch für weitere Vergünstigungen in Berlin

Die Berliner Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) sagte am Donnerstag im rbb, sie sei optimistisch, dass sich die Ministerpräsidenten auf eine Finanzierung verständigten. "Klar ist, wir finanzieren als Länder dieses Ticket mit, wenn es auch Mittel für den Erhalt des Verkehrssystems gibt, denn es kann ja niemandem nützen, wenn man ein günstiges Ticket hat, aber die Straßenbahn oder der Bus dann nicht mehr so häufig kommt." Sie sei "sehr zuversichtlich", dass es zu einer solchen Einigung komme.

Jarasch kündigte erneut an, der Senat wolle in der Hauptstadt ein differenziertes Preismodell einführen. "In Berlin gibt es viele Menschen, die 49 Euro im Monat nicht aufbringen können. Daher werde ich ein Konzept erarbeiten, wie wir in Berlin das 49-Euro-Ticket nutzen, um sozial gestaffelte Angebote einzuführen, die dann auch bundesweit gelten." So werde aus dem Nahverkehrsticket "für alle ein echtes ökosoziales Produkt".

Bereits am Mittwoch hatte Jarasch im rbb die Möglichkeit ins Spiel gebracht, dass der Senat das Ticket in Berlin für einige Gruppen günstiger anbieten könne. Als Beispiele nannte sie mögliche Job-Ticket-Angebote in Zusammenarbeit mit großen Arbeitgebern (wie bisher) und vergünstigte Tickets in Zusammenarbeit mit der Sozialverwaltung für Menschen, die aktuell den Berlin-Pass nutzen könnten. Seit Anfang Oktober gilt in Berlin bereits ein monatliches 29-Euro-Ticket für den ÖPNV.

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.10.2022, 14:45 Uhr

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90 Kommentare

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  1. 90.

    Gerade für die Landbevölkerung ist das, ein sehr gutes Ticket: mit dem Fahrrad oder Auto zum nächsten Bahnhof und ab mit dem Regio nach Berlin oder Wohin man will oder muss.

  2. 89.

    Ist mir noch gar nicht aufgefallen, das es nur als Online-Ticket geben soll? Ist ja Klasse. Dann habe ich ja noch nicht mal die Möglichkeit, da ich ein Handy-loser bin.

    Anscheinend braucht und sammelt man wieder mehr Daten über die Menschen, das man es an solche Bedingungen knüpft. Aber ging es nicht mal darum, was für die Umwelt und Klima zu tun.

  3. 88.

    Der Staat möchte wirklich wieder den Leuten ein günstiges Ticket von Steuermitteln finanzieren die den ganzen Tag nichts zu tun haben und aus Langeweile spazieren fahren? Genau mein Humor!

  4. 87.

    Super ich befürworte das Ticket für Deutschland und nicht mehr das komplizierte System hier musst du das Ticket haben im nächsten das usw.
    Endlich vorbei dieses durcheinander.
    Es wird noch mehr Spaß machen mit dem ÖPNV super der Antiautofahrer trotz Führerschein keine Staus Werkstatttermine,TÜV,Reifenwechsel etc.

  5. 86.

    Nun, wenn Ihnen 49€ zu günstig sind, weil sie damit weiter fahren dürften als sie wollen:

    Der VBB hat da ein Angebot für Sie, dass an der Verbundgrenze endet. Kostet 93,60 € als Monatskarte, 936 € im Abo mit monatlicher Abbuchung, 908€ im Abo mit jährlicher Abbuchung und 982€ als Jahreskarte. Besser?

  6. 85.

    "Die" Landbevölkerung nutzt doch ebenso den ÖPNV zum Pendeln. Mit dem Auto zum nächsten Bahnhof und dann ab in dem Zug

  7. 84.

    Dann ist doch gut.
    Wenn Sie mit 42EUR/Monat mobil sind, werden über 1mio Brandenburger neidisch sein.
    Billiger dürfte nur noch Radfahren oder gehen sein.
    Haben Sie erwartet, dass es für alle billiger werden soll?

  8. 83.

    Allerdings reicht für keinen der angegeben Orte ein Berliner ABC-Ticket aus (damit sind sie im Großteil Brandenburgs ein Schwarzfahrer!) - eine Monatskarte mit den dafür notwendigen Waben dürfte noch etwas teurer sein…..

  9. 82.

    Wie viele sozial schwache Menschen und [große Differenzierung] wie viele Jammerer und Meckerer
    gibt es in dieser Stadt? 30 Prozent? Wenn man die Kommentare liest scheint es die Hälfte der Berliner
    Bevölkerung zu sein? Ein gebrauchter Kleinwagen kostet mit allen Kosten ohne Kraftstoffe über 300 Euro
    im Monat. Ein Abendessen mit frischem Fisch oder Fleisch 40 - 50 Euro.
    Ein Privatfernsehabo oder Handyvertrag oder Clubmitgliedschaft 29 - 99 Euro.
    Für 49 Euro in ganz Deutschland für 49 Euro fahren ist doch fast geschenkt!
    Und das bei weiter langfristig steigender Inflation und Rezession.

  10. 81.

    Echter Durchbruch für die bevorzugten Stadtmenschen! Billig auf Arbeit und zum Einkaufen fahren! Schöne warme Wohnungen 0,12€ die KWh bis 80% vom Vorjahr! Und das alles bis ins Frühjahr 2024! Die Landbevölkerung muss mit dem Auto auf Arbeit ( ca. 120km pro Tag) die Busse fahren zweimal am Tag! Öl und Gas muss gekauft werden wenn die Tanks sind. Zur Zeit kostet 1 kWh mit Öl 0,16€ das ist in einen Winter eine Mehrbelastung von 800,00€. Aber wenn das alles zurück bezahlt werden muss, sind wir auch wieder voll dabei mit der neuen Grundsteuer! Naja wir sind ja laut Gesetz alle gleich! Die Superampel

  11. 80.

    Finde Ich auch so: der Wohn-und Studienstandort Brandenburg, wird vom 49 Euro Ticket sehr stark profitieren. In Brandenburg preiswerter und großzügiger Wohnen und Studieren und dazu noch preiswert nach Berlin pendeln. Brandenburg wird der Gewinner dieser ,,Klimapolitik und Verkehrspolitik,, sein.

  12. 79.

    Das Angebot ist vergiftet.
    Nur wer ein OnlineTicket nutzen kann, soll das bekommen.
    Die Pressekonferenz eben war eine tontechnische Farce, aber das ist war eine der Aussagen.
    Nun gilt es im Bund dafür zu sorgen, das das Ding nicht an so ein Schnüffelphone gebunden wird.

  13. 78.

    Und Frau Jarasch will später schon wieder sozial staffeln …. Man zeige sein Ticket vor und Jeder darf sehen, wie es Dir finanziell gerade geht … Na Danke … Nee und das ist auch nicht diskriminierungsfrei, finde ich.

  14. 77.

    Für Brandenburger:innen ein tolles Ticket, fehlt jetzt nur noch der weitere Ausbau des ÖPNV. Aber war nicht irgendwie vom 9 Euro Ticket, immer die Rede - Bei 49 Euro im Abo, bleiben wahrscheinlich die Meisten beim eigenen Pkw ?

  15. 76.

    Benutze ich trotzdem nicht.
    Außerdem war die Subvention im Ursprung 3-monatlich für die Kfz-fahrer vorgesehen wegen des Mineralölpreissprungs. Ich weiß gar nicht weshalb man den ÖPNV überhaupt billiger macht. Die Beförderungsfälle zahlen doch schon fast gar nichts ggü dem Technikaufwand. Das ist DDR-mäßig...

  16. 75.

    Ja, natürlich! Warum einfach, wenn es auch umständlich geht?
    Anders formuliert: Wenn ich für einen bestimmten Monat ein Ticket haben möchte, gehe ich zum Schalter (bzw. Automat oder online) und kauf mir eins. Wenn ich kein Ticket haben möchte, kauf ich mir eben keins. So einfach ist das!!!
    Warum das Ganze jetzt unbedingt an ein ABO gekoppelt werden muss, verstehe ich widerum nicht und ist auch mit Logik nicht zu erklären. Was jedoch den Preis betrifft, da gibt es überhaupt nichts auszusetzen!!!

  17. 74.

    Ich verstehe die Abo falle nicht ist doch monatlich kündbar aber es gibt Leute die über alles meckern

  18. 73.

    Man merkt, dass sie den ÖPNV selten nutzen. Sonst wüssten Sie, dass der Spaß sich in Grenzen hält.

  19. 72.

    Es gibt genügend Leute, die zum Arbeiten, Studieren oder Lernen das Bundesland wechseln. Was denken Sie, wieviele werktäglich allein zwischen Frankfurt/Oder, Fürstenwalde, Brandenburg, Luckenwalde oder Eberswalde nach Berlin fahren (oder umgekehrt)? Umweltkarte Berlin ABC kostet im Monatsabo derzeit 107,00, Berlin AB 86 Euro. Da sind 49 Euro wohl viel attraktiver.

  20. 71.

    Dazu jetzt noch das „1-Euro-60-24-Stunden-Ticket“ am Automaten gegen Bares … Das wäre extrem niederschwellig, komplett barrierefrei, gerecht, fair und gleich „teuer“ … Im Ernst !

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