Schnellere Einbürgerung - Stübgen kritisiert geplante Reform des Staatsbürgerrechts

Mo 28.11.22 | 13:04 Uhr
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Archivbild: Michael Stübgen (CDU), Minister des Innern und für Kommunales Brandenburg. (Quelle: dpa/F. Sommer)
Audio: rbb24 Inforadio | 28.11.2022 | Bild: dpa/F. Sommer

Ausländer könnten den deutschen Pass in Zukunft schneller erhalten, das Bundesinnenministerium plant zurzeit eine Reform des Staatsbürgerrechts.

Kritisiert hat die geplante Reform nun der Brandenburger Innenminister Michael Stübgen (CDU). Er halte das für eine falsche Initiative zur falschen Zeit, sagte Stübgen am Montag im Interview mit dem Fernsehsender Phoenix. "Es geht mir nicht um die Frage, ob wir in unserem Staatsbürgerschaftsrecht auch Dinge vereinfachen können", sagte Stübgen. Er wisse, wie kompliziert das in den Landkreisen sei. Dort wolle jetzt eine "große Welle von Menschen, die 2015/16 nach Deutschland gekommen sind, eingebürgert werden".

Die Landkreise und Städte stünden aber weiterhin unter massivem Druck, weil sie die Flüchtlinge, die aus der Ukraine und über die Balkanroute nach Deutschland kommen, unterbringen müssten. Er fordere schon seit Monaten Maßnahmen der Bundesregierung und der Europäische Union, um den Flüchtlingsstrom zu begrenzen, da brauche es nun nicht das Thema Einbürgerungsrecht.

Einbürgerung schon nach fünf Jahren statt nach acht

SPD, Grüne und FDP hatten in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, dass Ausländer in Deutschland leichter eine deutsche Staatsangehörigkeit erhalten können. Innenministerin Faeser treibt das Thema nun voran. Ein Gesetzentwurf des Innenministeriums sieht vor, dass vor allem Menschen, die bereits mehrere Jahre in Deutschland leben, leichter deutsche Staatsbürger werden können.

Statt wie bislang nach acht Jahren soll man künftig bereits nach fünf Jahren Aufenthalt in Deutschland die Staatsbürgerschaft erhalten können. Bei "besonderen Integrationsleistungen" soll dies sogar schon nach drei Jahren möglich werden - etwa wenn Einwanderer besondere schulische oder berufliche Leistungen oder ehrenamtliches Engagement gezeigt haben oder über besonders gute Sprachkenntnisse verfügen.

Innenministerin Faeser hatte das Vorhaben in einem Gastbeitrag für den "Tagesspiegel" zuletzt verteidigt: Die Reform sei lange überfällig und "eine große Chance, unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken". Sie warnte in der Diskussion über das Staatsangehörigkeitsrecht vor Ressentiments. Es habe viele Menschen "tief verletzt", dass die Debatten in der Vergangenheit häufig von "Stimmungsmache" geprägt gewesen seien. Das werde einem modernen Einwanderungsland nicht gerecht.

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19 Kommentare

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  1. 19.

    Ich kann Ihnen nur zustimmen. Einbürgerung hat etwas mit Wertschätzung zu tun, mit Zugehörigkeit, Gruppendynamik. Wer schon Kontakt mit der Ausländerbehörde hatte, der weiß, wie hoch die Hürden und Wartezeiten tatsächlich sind. Und überhaupt, die verkürzte Einbürgerung gibt es eigentlich schon länger, es hapert nur an der Bürokratie.
    An alle, die den Unfug des Verramschens des Passes im Netz aufgeschnappt haben, geht raus ins Leben und konfrontiert euch mit der realen Welt, eure aus dem Netz gesaugten Weisheiten haben nichts mit der realen Situation der Migranten zu tun.

  2. 17.

    Zustimmung Herr Stübgen.
    Dabei darf man auch nicht den Zusammenhang mit dem geplanten "Chancen-Aufenthalt" für geduldete Migranten übersehen:
    https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/gesetzgebungsverfahren/DE/chancen-aufenthaltsrecht.html

  3. 16.

    Ich finde es gut mit der doppelten Staatsbürgerschaft. Meine Frau ist Ukrainerin und es macht vieles einfach leichter und sie lebt hier seit 10 Jahren.
    Seine Staatsbürgerschaft ablegen zu müssen im Heimatland, weil in der neuen Heimat eine 2. Bürgerschaft verboten wird, bedeutet auch das sich im Ursprungsland auf einmal rechtlich viel verändert, angefangen bei Visas um Verwandte und Familie im Ursprungsland zu besuchen bis hin zu Rentenansprüchen, die vielleicht dann insgesamt niedriger sein könnten.

    Warum will man die deutsche Staatsbürgerschaft, wenn man hier wohnt?
    politische Teilhabe, sichere Bleibe, mehr Schutz vor bürokratischen Gängelungen, etc.

    Wer etwas gegen die doppelte Staatsbürgerschaft hat, sollte mal einen Ausländer zur Ausländerbehörde, der Arbeitserlaubnis, Deutschtests, Heirat und dem Einbürgerungstest befragen.
    Außerdem braucht Deutschland Steuerzahler, wir können da keine Forderungen mehr stellen, wir müssen Menschen anwerben. Wir vergreisen.

  4. 15.

    Eigentlich nur ein logischer Schritt der Politik vergangener Jahre und der uns bevorstehenden Politik.
    Die Statistiken zu Krimminalität und Transferleistungsempfängern müssen wieder hingerückt werden.

  5. 14.

    Wer den deutschen Pass haben will, hat seinen bisherigen abzugeben. Keine Doppelstaatlichkeit, in Bln gibt es leider genug doppelte,die sich dann immer das gerade passende heraussuchen.
    Man muss sich schon entscheiden, wenn man in Deutschland leben und arbeiten will.

  6. 13.

    Ich hoffe, dass CDU / CSU und FDP , die Pläne zur "erleichterten Einbürgerung" nach DL, stoppen ! Gute Deutsch-Kenntnisse in Wort und Schrift, Nachweis eines festen Arbeits-Ausbildungsplatzes, Verzicht auf Inanspruchnahme des Deutschen Sozialsystems für z.B. acht Jahre, gute Integration, keine doppelte Staatsbürgerschaft (als Regel-Fall), das ist der richtige Weg zur Einbürgerung. Die Anerkennung von Berufsabschlüssen ect. sollte im Herkunft-Land geklärt werden. Wir sind kein Ramsch-Laden !!

  7. 12.

    Brandenburgs Innenminister von der CDU hat nachweislich auf meine Beschwerde - Ausstellung von Spendenbestätigungen als Ersatz für Strassenbeitragsbescheide durch die Stadt Bad Liebenwerda - als Rechtens hingestellt. Was ist dass für ein Brandenburger CDU-Innenminister? Ist ein solcher CDU Politiker überhaupt noch wählbar?

  8. 11.

    Ich kenne viele Drittstaatler, die sich für andere EU-Länder entschieden haben, da es vielerorts leichter ist eine Staatsbürgerschaft anzunehmen und Mehrstaatigkeit (doppelte Staatsbürgerschaft) akzeptiert wird. Mit einer Staatsbürgerschaft eines EU-Mitgliedlandes geniessen sie jetzt Freizügigkeit und können auch ohne Aufenthaltsprobleme in Deutschland leben und arbeiten und eingeschränkt sogar wählen. "Freizügigkeitsberechtigte Unionsbürger erhielten bis zum 28. Januar 2013 eine Freizügigkeitsbescheinigung; seitdem benötigen sie überhaupt kein Aufenthaltsdokument mehr. Ihre Familienangehörigen erhalten weiterhin eine Aufenthaltskarte. Bis zum Erwerb eines Daueraufenthaltsrechts (vgl. § 4a FreizügG/EU), das über eine Bescheinigung des Daueraufenthaltsrechts oder eine Daueraufenthaltskarte nachgewiesen wird, kann das Recht auf Einreise und Aufenthalt bei Wegfall der Freizügigkeitsvoraussetzungen verloren gehen."

  9. 9.
    Antwort auf [Müller's Detlef] vom 28.11.2022 um 14:34

    Was ist mit Ihnen eigentlich nicht richtig? Ich Glaube kaum das alle Menschen die nicht aus Deutschland kommen in Deutschland die gleichen Rechte haben. Denken Sie eigentlich das Sie im Ausland auch die gleichen Rechte haben?

  10. 8.

    Die Kehrseite könnte sein, dass vermehrt Staaten die Visapflicht für Deutsche einführen.
    Am besten noch den Pass kostenlos vergeben.
    So gräbt man Malta das Geschäft mit dem Passverkauf ab.

    Hier braucht ein Ausländer (zB. Russe) dann nur seinen Wohnsitz anmelden, die Behördenpost nachsenden lassen und die Zeit bis zur Antragstellung abwarten.
    Abgabe von Steuererklärungen nicht notwendig.
    Die Anwesenheit bis zur Antragstellung vortäuschen könnte ein Geschäftsmodell für Dienstleister werden.

    "... etwa wenn Einwanderer besondere schulische oder berufliche Leistungen oder ehrenamtliches Engagement gezeigt haben oder über besonders gute Sprachkenntnisse verfügen."
    Geld verdienen mit Gefälligkeitsbescheinigungen möglich.

    Es gibt keinen erforschten Zusammenhang zwischen Fachkraft und Staatsbürgerschaft. Das ist nur Wunschdenken.
    Für Migranten wird es mit deutschen Pass einfacher Kredit aufzunehmen oder Kosten für den ursprünglichen Pass zu sparen. Alles nur finanzielle Gründe.

  11. 7.

    Dann soll sich der Merz mal an die Merkel wenden, warum die CDU 2015 die Grenzen uffjemacht hat.
    Hinterher wieder so zu tun, als wär man nicht dabei gewesen. Schäbig.

  12. 6.

    Ich sage "willkommen"!

  13. 5.

    Ich finde, man sollte die deutsche Staatsangehörigkeit nicht auf'm Grabbeltisch anbieten. So sollte man damit nicht umgehen.

  14. 4.

    Gottseidank gibt es bei der FDP noch Leute. die bei der linksgrünen Erleichterung der Einwanderung nicht mitmachen. Wenn es um Einwanderung von Menschen ginge, die in Deutschland auch eine Erwerbstätigkeit annehmen würden, hätte niemand etwas dagegen. Doch die Erfahrungen der Einwanderung aus der Merkel-Zeit lehren, es wird in die Sozialsysteme eingewandert. Deutschland hat lt CDU Merz seinerzeit eine Million weitere Hartz 4 Empfänger erhalten. Bei der geplanten Reform des Staatsbürgerschaftsrechts bekommt Innenministerin Faeser nun auch innerhalb der Koalition Gegenwind. Jetzt sei "nicht der Zeitpunkt für eine Vereinfachung", sagte FDP-Generalsekretär Djir-Sarai.

  15. 3.

    Man zäumt das Pferd von hinten auf. Die Staatsbürgerschaft ist der zweite Schritt. Zuerst muss man sich Arbeit (!!) machen statt "gönnerhafte Papiere" voll schreiben.
    "eine große Chance, unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken" - ist nur dann möglich, wenn man hier arbeiten kann. Also muss man sich mit den Bildungsabschlüssen und deren Anerkennung auseinandersetzen. Frau Faeser hat eine Ideologie des Zuteilens statt des Schaffens.

  16. 2.

    Wir brauchen die Einwanderung von Fachkräften und nicht noch mehr Clanmitglieder etc.
    Darum sollt nicht das hier Leben, sondern der Beruf, neben dem Integrationswillen der Person, im Vordergrund stehen. Alles andere ist nur Einwanderung in unsere Sozialsystem, die schon jetzt überlastet sind.

  17. 1.

    Interessant, dass CDU und FDP sich erst jetzt gegen eine ungeregelte Migration nach DE aussprechen, wo doch seit 2015 mehr oder minder klar ist, dass die Vielzahl der Migranten eben keine "Fachkräfte" sind, die den Arbeitsmarkt stützen (im Sept. bestätigt, durch die BA für Arbeit), sondern in die sozialen Sicherungsnetze fallen. Bin gespannt, wann Anhänger der Grünen und SPD anfangen die Nazi-Keule zu schwingen und Vertreter der o.g. Parteien als Sympathisanten der AfD "brandmarken".

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