Zahlen der Bildungsverwaltung - Verbeamtung von Lehrkräften kostet Berlin Milliarden

Mo 14.11.22 | 16:57 Uhr
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Lehrkräfte nehmen am Festakt zur Verbeamtung von neu eingestellten Lehrkräften teil. Die rot-rot-grüne Koalition hatte beschlossen, nach vielen Jahren Pause wieder in die Verbeamtung einzusteigen. (Quelle: dpa/Fabian Sommer)
Audio: rbb24 Inforadio | 14.11.2022 | Sebastian Schöbel | Bild: dpa/Fabian Sommer

Die Rückkehr zur Verbeamtung soll den Lehrerberuf in Berlin wieder attraktiver machen und verhindern, dass Lehrkräfte in andere Bundesländer abwandern. Aktuelle Zahlen der Bildungsverwaltung zeigen: Das kommt der Landeskasse teuer zu stehen.

Durch die Verbeamtung von Lehrkräften wird das Land Berlin in den kommenden Jahrzehnten erhebliche Mehrausgaben zu stemmen haben. Das teilte die Bildungsverwaltung auf Nachfrage der FDP mit. Demnach steigen laut einer aktuellen Prognose die zusätzlichen Ausgaben vor allem ab dem Jahr 2036 rapide an und belaufen sich im Jahr 2049 auf rund 641,7 Millionen Euro. Zuerst hatte die "Berliner Morgenpost" darüber berichtet.

Vier Milliarden Euro bis 2049

Der Posten der Versorgungsbezüge für Lehrkräfte im Land Berlin wird demnach durch die Verbeamtung weiter wachsen. Allein in diesem Jahr beträgt er laut Bildungsverwaltung insgesamt rund 2,2 Milliarden Euro. Im Jahr 2036 rechnet der Senat bereits mit rund 2,9 Milliarden Euro. Steigen die Kosten weiter wie prognostiziert, kostet die Versorgung der Lehrkräfte im Jahr 2049 insgesamt mehr als vier Milliarden Euro.

Allerdings spart der Senat auch Geld ein, weil für Beamte keine Sozialversicherungsbeiträge anfallen. Die Bildungsverwaltung spricht von rund 292 Millionen Euro.

Der sozialpolitische Sprecher der FDP, Tobias Bauschke, bezeichnete die Kosten für die Lehrkräfteverbeamtung als "sehr kostspielige Bürde für Berlin". Das verhindere Investitionen in andere, wichtige Bereiche. "Finanzpolitisch ist dies fatal, bildungspolitisch der falsche Ansatz." Laut Bauschke sollte der Senat mehr tun, um die Zahl der ausgebildeten Lehrkräfte zu erhöhen. "Die Verbeamtung wird kein Problem lösen, sondern die Probleme Berlins nur verschärfen", so Bauschke.

Verbeamtung bis zum 52. Lebensjahr möglich

Die Bildungsverwaltung rechnet damit, dass bis zu 16.000 Lehrkräfte verbeamtet werden können. In der rot-grün-roten Koalition pochte vor allem die SPD auf die Verbeamtung, um den Lehrkräftemangel zu bekämpfen. Grüne und vor allem Linke hatten zunächst Vorbehalte, auch wegen der Kosten. Dennoch hatte der Senat zuletzt die Verbeamtung bis zum 52. Lebensjahr beschlossen.

Die hohen Kosten der Lehrerverbeamtung sind seit langem bekannt, auch aus diesem Grund wurde sie einst in Berlin beendet. Allerdings fehlen Berlin seit Jahren Lehrkräfte, viele ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer zieht es in andere Bundesländer. Mit der Verbeamtung hofft der Senat, den Beruf in Berlin wieder attraktiver zu machen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 14.11.2022, 17:00 Uhr

63 Kommentare

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  1. 63.

    Verbeamtung bis 52, mehr kann die Stadt nicht sparen. Noch ca. 15 bis zum Ruhestand, ,damit werden die vollen Versorgungsbezüge nicht erreicht
    Somit tritt die Rentenkasse ein, den er/sie waren bisher Angestellte im Schuldienst. Und bei mindestens. 60 Beitragsmonaten haben er/sie Rentenanspruch, der auch nicht abgelehnt werden kann.
    Ich war 8 Jahre im Beruf, einschl. Lehre, dann 37 Jahre Feuerwehrbeamter. Meine Pension wird um die monatliche Rente wegen "Überversorgung " gekürzt.
    Aber beides darf ich versteuern. Danke Herr Kohl

  2. 62.

    Gern darf sich die FDP dafür STARK machen, dass auch angestellte Lehrer in Berlin angemessen bezahlt werden und bezahlt werden, im Rahmen des nun anstehenden Verbeamtungsprojektes, und zwar langfristig - im Vergleich zu den verbeamteten oder zu verbeamtenden Lehrkäften.

    Der hierzu im Raum stehende Nachteilsausgleich ist nämlich eine "Lachnummer", und wird nicht zuletzt deswegen (?) fiskalisch offenbar sogar schon mal "ausgespart".

    Es gibt aber eine durchaus nennenswerte Zahl von Lehrern, die ihrer Arbeit gerne weiter motiviert nachgehen würden, ohne dabei auf den Beamtenstatus zu schielen.

    Darunter sollen sogar solche sein, die die Argumentation der FDP GRUNDSÄTZLICH nachvollziehen können und in der Wahrnehmung mancher bereits heute zu den "Besserverdienenden" gehören, also auch klassisches FDP-Klientel.

    Am Ende kommt es immer auf die Glaubwürdigkeit an, bei jeder Wahlentscheidung,
    die stets NEU bedacht sein will.


  3. 61.

    Okay, und dass Schüler aus bildungsfernen Schichten notorisch schlechtere Leistungen bringen, ist Ihnen in ihrer neoliberalen Binsenweisheit wohl entgangen?

    Sollen diese Lehrer dann schlechter bezahlt werden?

    Oder sorgen Sie persönlich also neoliberaler Phrasendrescher dafür, dass zuhause auch gelernt wird?

    Gerne können Sie ein entsprechendes Programm ins Leben rufen und dann als pädagogischer Sonderbeauftragter in den Familien dieser Schüler für adäquate Lernverhältnisse sorgen.

  4. 60.

    Ich bleibe dabei; solange (nicht nur in Berlin) die Infrastruktur "Schule" nicht stimmt,werden die meisten Probleme auch durch Verbeamtung von Lehrkräften immer noch nicht gelöst.
    Dazu gehören eben mehr qualifiziertes Personal und deren Weiterbildung,technische Ausstattung und deren Wartung,angemessene Bezahlung,vernünftige äußere Bedingungen...usw.
    Klar kostet Bildung immer viel Geld .Aber am Zustand vieler Schulen sieht man in Berlin/BRB/D, wievielt Wert Schule in der Gesellschaft so hat...

  5. 59.

    Verbeamtung muss nicht sein.Bezahlt Lehrer/innen anständig. Inklusionsschulen sind nicht Durchdacht. Quereinsteiger werden vom wahren Schulalltag überrascht.Total Überfordert. Altlehrer mit Berufserfahrung halten diesen Schulbetrieb am laufen.Und ja viele sind Beamte,und sie haben es sich verdient.In Fünf Jahren bricht dieses System,durch Altersrente zusammen.Ein Staat der Bildung über Jahre Ignoriert,hat es nicht besser verdient.Im Land der Gallier Kann nix,tut nix, versteht nix,macht nix.

  6. 58.

    Ich habe es noch nie verstanden warum Lehrer/innen verbeamtet werden ( müssen ?).
    Lehrer sind sowieso spezielle Spezies.
    Ich erkenne nach zwei Setzen was ein Lehrer ist. Die haben Recht und alle anderen insbesondere die Kinder sind doof.
    Die verdienen doch schon überdurchschnittlich.


  7. 57.

    Sehr geehrte Frau Kathrin B.
    Wie ihre Kinder habe auch ich die Schule vor knapp 20 Jahren mit Abitur beenden können. Ich muss sie an vielen Stellen verbessern: Lehrer/innen, die ihre Kinder unterrichtet haben waren in der Regel verbeamtete LuL, da diese erst ab 2004 nicht mehr verbeamtet wurden. Ihre Aussagen suggerieren u.a., dass die LuL damals motivierter waren. Sie widersprechen sich damit folglich selbst: ihrer Feststellung nach würde dann ja die M. wieder steigen, wenn wieder verbeamtet wird. In meiner eigenen SZ habe ich kein besseres oder weniger verkorkstes Schulsys. vorgefunden: Es gab engagierte und gute sowie vermeintlich faule und sogar rassistische Lehrkräfte, völlig marode Toiletten, Turnhallen und natürlich kaum Computer o.ä.Heutzutage hat sich die Ausstattung natürlich nicht groß verbessert, aber ich erlebe durch meine Kinder viel offenere, zugewandtere LuL, die an der Lebenswirklichkeit ihrer SuS sehr interessiert sind und immer einen Gegenwartsbezug im U. herstellen

  8. 56.

    Verbeamtung von Lehrern grundfalsch! Warum nicht die Lehrer einfach nach Leistung bezahlen? Es lässt sich doch anhand der Ergebnisse der Schüler einer Klasse leicht feststellen, ob ein Lehrer gute Arbeit macht oder nicht.

  9. 55.

    Was wirklich geholfen hätte, wäre mehr Lehrer auszubilden und die Lehrinhalte der Wirklichkeit anzupassen.

  10. 54.

    Ich bin heute so froh, dass unsere Kinder bereits 2000 die Schule in Berlin mit einem Realschulabschluss bzw. Abi beenden konnten. Vor ca. 20 Jahren war die Welt rund um die Schule noch nicht so verkorkst, wie es heute der Fall ist. Die Schule war noch nicht marode, die Klassenlehrer/innen waren motiviert, obwohl sie nicht verbeamtet waren, sondern "nur" Angestellte des Öffentlichen Dienstes (mit sehr gutem Gehalt!). Viele der damaligen Lehrer sahen ihren Beruf noch als Berufung an. Wie sieht´s heute aus? Es muss sich meiner Meinung nach in den Strukturen generell etwas ändern: Bereits bei der Vergabe von Studienplätzen sollte mehr auf Bedarf geachtet und bei der Studienberatung darauf hingearbeitet werden. Studienplätze für Design, Mediengestalter, Betriebswirt etc., gibt es genug, mehr braucht die Gesellachaft nicht. Stattdessen Lehrer, FACHärzte, soziale Berufe etc., also Berufsrichtungen, die einen Nutzen für die Gesellschaft bringen und Arbeitsplätze garantieren.

  11. 53.

    Komisch, dass unter den Quereinsteigern eine nicht unerhebliche Zahl gern auf die Verbeamtung verzichten würde und nur deshalb diese jetzt wählt, damit neben der Arbeitsüberlastung nicht auch noch monatlich über 1000 EUR weniger auf dem Konto landen, während wir eine Inflation von 10% haben und jede andere Berufsgruppe derzeit für Gehaltserhöhungen kämpft.

    Die Verbeamtung ist ein typisches Strohmannargument. Sie wird recht sicher nicht mehr Personal an die Problemschulen Berlins locken.

  12. 52.

    Vielleicht teurer, aber auch effektiver, für einen Lehrenden sind kleine Klassen auch angenehmer!

  13. 51.

    Welche „Neoliberalen“? Sie wirken böswillig.
    Liberale Tugenden und Ansichten führen und haben immer zu den besten Bildungsergebnissen geführt. Und schneller auch. (Ausbildung verkürzen)
    Welche politischen Farben sorgen dafür, dass man im Bildungsranking letzte Plätze nie verlässt?

  14. 50.

    Für die jetzt anfallenden Pensionen wurden dann ja auch früher SV-Beiträge gespart ... und wie schon vermerkt, auch ein geringeres Bruttogehalt gezahlt, da ja auch der Arbeitnehmeranteil z.B der Renzenbeiträge entfällt. Die Rechnung ist nicht so eindeutig negativ, wie es z.B. eine FDP ständig behauptet.

  15. 49.

    Aus Gründen der Erkenntnis möchte ich Sie darauf hinweisen, dass das Streikrecht (für direkte Belange des Beschäftigungsverhältnisses) und die Teilnahme an Protestveranstaltungen außerhalb der Arbeitszeit durchaus zwei verschiedene Sachen sind.

  16. 48.

    Der Steuerzahler zahlt beide Varianten der Gehälter. Immer.
    Was ist günstiger? Pensionen erreichen nicht alle. Sie sind ein Belohnungssystem für geringere Einkommen als Vergleichbares woanders, für die Beamtenpflichten und Ausgleich für ein „modernes Sklavenhaltertum auf Länderebene“.
    Die Arbeitsbedingungen sind trotzdem die Nr.1, wenn man attraktiv sein will. Und sie sind entscheidend dafür, wie lange man durchhält.

    P.S. Wenn durch die Verbeamtung die finanzielle Belastung in die Zukunft verlagert wird, wie kann dies jetzt Kosten verursachen? Es müssten Einsparungen sein. Schummelt der Senat?
    Hoheitliche Aufgaben: Zeugnisse, Beurteilungen, Dienst-u. Treueverhältnis (Maulkorb?), Erziehungsauftrag gegen den Elternwillen (Kinder sind kein Eigentum)ist besser von Beamten ausführen zu lassen, Arbeitsort nach Sozialstrukturen u.ä.

  17. 47.

    Wer "A" sagt, muß auch "B" sagen. So ist das, wenn man sich ein Berufsbeamtentum leisten will. Daran wird auch das Problem der deutschen "Kleinstaaterei" sichtbar. Wer sich 16 Bundesländer mit eigenen Innen-, Bildungs-, Gesundheits-, Kultur-, Verkehrs-, Bau-, Landwirtschaftsministern leistet, darf sich auch über die Unbeweglichkeit dieser teuren Staatsapparate nicht wundern. Doch der "Förderalismus" soll ja so eine tolle Errungenschaft sein, der ewig bestehen muß.

  18. 46.

    Man sieht an der gegenwärtig sehr schlechten Situation der Berliner Schulen, wohin der aus Spargründen erfolgte Wegfall der Verbeamtung geführt hat. Die besten Absolventen gingen selbstverständlich dorthin, wo anständig bezahlt wird, und das war eben nicht Berlin.
    Als Party- und Studienstadt war Berlin willkommen. Als Lebensmittelpunkt für Erwachsene, die womöglich eine Familie gründen, bezahlbaren Wohnraum suchen, eher nicht.
    Es funktioniert eben nicht, dass in einer Stadt mit Metropolenpreisen für anständige Arbeit schlecht gezahlt wird.
    Das gilt langfristig auch für andere Bereiche, denke ich.
    Das fortwährende Gejammer über angeblich nicht vorhandene Fachkräfte ist zum Teil in der Übersetzung: "Wir wollen einfach nicht anständig bezahlen, bekommen deshalb niemanden, der für Billiglohn bei uns arbeitet will."
    Gut so!

  19. 45.

    Wissen ist so ziemlich die einzige Ressource die dieses Land hat. Selbst die Neoliberalen müssten ein Interesse haben diesen Rohstoff abzubauen. Klar, Besitzstandswahrung ist hier schwieriger als bei anderen Ressourcen, aber Probleme sind ja nur dornige Chancen...

  20. 44.

    weil Lehrer in anderen Bundesländern verbeamtet werden und dies anscheinend einen Standortvorteil darstellt!
    Man könnte dies auch dadurch ausgleichen, dass in Berlin die Klassen kleiner, die Arbeitszeiten kürzer und die Ausstattung der Schulen besser wäre, aber das wäre bedeutend teurer als die Verbeamtung in Berlin wieder einzuführen...

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