Gestiegene Kosten und Fachkräftemangel - Wittstock stoppt Bildungscampus-Projekt

Do 24.11.22 | 14:11 Uhr
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Die ehemalige Tuchfabrik in Wittstock wird vorerst doch nicht zum Bildungscampus umgebaut. Die derzeitige Dachsanierung wird aber noch abgeschlossen. (Quelle: rbb/Haase-Wendt)
Audio: Antenne Brandenburg | 24.11.2022 | O-Ton Burkhard Schultz | Bild: rbb/Haase-Wendt

Das Bildungscampus-Projekt in Wittstock (Ostprignitz-Ruppin) soll vorerst gestoppt werden. Das hat am Mittwochabend der Hauptausschuss der Stadt entschieden.

Die Stadt wollte für das Projekt die seit über 30 Jahre leerstehende Industrieruine der ehemaligen Tuchfabrik umfangreich sanieren. Dort sollten unter anderem eine Grund- und Oberschule, ein Hort, sowie eine Musik- und Volkshochschule untergebracht werden.

"Finanzierungslücke von mindestens 35 Millionen Euro"

Nach den nun vorliegenden Planungen steigen die kalkulierten Baukosten auf rund 65 Millionen Euro. Zuletzt hatte die Stadt noch mit Kosten von 53 Millionen Euro gerechnet. Auch seien zuvor in Aussicht gestellte Fördergeldzusagen nicht erfolgt - etwa vom Brandenburger Bildungsministerium sowie im Rahmen der Nationalen Projekte des Städtebaus, teilte die Stadtverwaltung mit. "Damit entsteht eine Finanzierungslücke von mindestens 35 Millionen Euro", sagte Wittstocks Bürgermeister Jörg Gehrmann (CDU/Freie Wählergemeinschaft) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.

Die Mitglieder des Hauptausschusses und die Stadtverwaltung haben deshalb am Mittwochabend einstimmig beschlossen, die Arbeiten am Projekt mit sofortiger Wirkung einzustellen. "Es sind die allgemeinen Kostensteigerungen am Bau und dann kommt noch der Fachkräftemangel für das Projekt hinzu. Das ist das gute Recht aller Beteiligten so eine Entscheidung zu treffen", sagte Gehrmann dem rbb.

Arbeitsgruppe soll über Alternativen beraten

Wittstock sieht aber weiterhin einen grundlegenden Bedarf, die Schulinfrastruktur in der Stadt zu verbessern. In den kommenden Monaten soll eine Arbeitsgruppe bestehend aus Mitgliedern der Stadtverordnetenversammlung, der Stadtverwaltung und externen Fachleuten beraten, welche Alternativen zum bisherigen Bildungscampus-Projekt möglich sind. "Es ist schon sehr viel Zeit von sehr vielen Leuten investiert worden, die sich wirklich intensiv Gedanken gemacht haben, wie die Schullandschaft gestaltet werden kann", sagte der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung, Burkhard Schultz (KBV).

Die Arbeitsgruppe soll ausloten, ob der Umbau der Tuchfabrik reduziert werden kann, ob die bestehenden Schulen saniert werden oder ob ein kompletter Neubau ins Auge gefasst wird. Die Stadtverordnetenversammlung im Dezember muss der Neuausrichtung beim Bildungscampus-Projekt noch zustimmen.

Die derzeit laufenden Sicherungsmaßnahmen am Dach der ehemaligen Tuchfabrik sollen vom Stopp nicht betroffen sein und sollen im April 2023 abgeschlossen werden.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 24.11.2022, 19:30 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    Dieses Objekt ist traumhaft!
    Es wäre schön, wenn es von der Stadt als Bildungscampus genutzt würde, am besten sogar mit weiteren Hochschulqualifizierungsmöglichkeiten und entsprechenden Studierenden, die die Stadt beleben! Ansonsten wird langfristig schon ein Hai kommen, der es privatwirtschaftlich zur persönlichen Ausbeute nutzt. Absehbar .. schade!

  2. 3.

    Anstatt Schulen und Hort hat die Stadt nach den schon geleisteten Bauarbeiten jetzt wenigstens eine "wertvolle " Ruine.

  3. 1.

    Au ja, au ja, au ja, nach so vielen Jahren, so vielen tollen Ideen und so viel investiertem Geld: stoppt die Baumaßnahmen! Yeah! Das Ganze war von Beginn an zum Scheitern verurteilt, musste schließlich ja auch jeder (zwanghaft) mitwirkten wie z.B. an Wittstocker Schulen unterrichtende LehrerInnen, deren hochqualifizierten SchulleiterInnen und natürlich der Superbürgermeister himself - Sarkasmus-Ende

    Ein neues Gebäude macht noch lange keine bessere Schule daraus!!!

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