Aktionen der "Letzten Generation" - Bislang 600 Bußgeldbescheide gegen Klimaschutz-Aktivisten verhängt

Sa 24.12.22 | 11:03 Uhr
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Archivbild: Klimaaktivisten sitzen am 05.12.2022 mit ihren Händen zusammengeklebt auf einer Straße am Potsdamer Platz (Quelle: dpa/Jörg Carstensen)
Audio: rbb24 Inforadio | 24.12.2022 | Nachrichten | Pia Pentzlin | Bild: dpa/Jörg Carstensen

In knapp einem Jahr haben Klimaschutz-Demonstranten in Berlin 276 Mal Straßen blockiert. Dazu seien bis Mitte Dezember 42 weitere zum Teil strafbare Aktionen gekommen, sagte Polizeipräsidentin Barbara Slowik der Deutschen Presse-Agentur. Insgesamt gebe es bereits 2.200 Strafanzeigen und 600 Bußgeldbescheide.

Die Polizei habe 220.000 Einsatzkräfte-Stunden von Polizisten und Polizistinnen zu dem Thema gezählt. Das sei ein extremer Aufwand, betonte Slowik: beim Beobachten neuralgischer Verkehrsknotenpunkte und Gebäude, Ablösen angeklebter Demonstranten, Absperren von Kreuzungen und Umleiten des Verkehrs. Dazu komme noch die Arbeitszeit für Ermittlungen, Verfolgung von Straftaten und Ordnungswidrigkeiten und Bußgeldverfahren.

Rund 500 Aktive in Berlin

In der zweiten Januarhälfte 2022 hatte die Gruppe Letzte Generation mit den Blockaden begonnen. Die erste Welle der Aktionen zog sich bis ins Frühjahr, im Sommer gab es eine zweite Welle und eine dritte seit Oktober. Dann war die Gruppe auch schon in anderen Städten und an Flughäfen unterwegs.

In Berlin seien bislang etwa 500 aktive Anhänger der Letzten Generation von der Polizei erfasst worden, sagte Slowik. "Davon ist die Hälfte mehrfach in Erscheinung getreten und etwa 50 Personen sogar mehr als zehn Mal." In 251 Fällen wurden vorläufig festgenommene Aktivisten einem Richter vorgeführt. 56 mal wurde ein sogenannter Gewahrsam zur Gefahrenabwehr richterlich angeordnet - das bedeutet in Berlin eine Freiheitsentziehung durch Einsperren für maximal 48 Stunden, um weitere Taten zu verhindern.

Slowik befürchtet Eskalation

Die Polizei hatte zahlreiche Maßnahmen gegen Blockierer eingesetzt: verdeckt Autobahnausfahrten und Aktivisten observiert, Kreuzungen beobachtet, Streifenwagen mit Speiseöl zum Ablösen der angeklebten Hände ausgestattet und Leitern von Schildern an Autobahnen abmontiert.

Die Berliner Feuerwehr führte zudem eine separate Statistik darüber, wie oft Einsatzwagen durch Blockaden der Aktivisten behindert worden seien - was in der Politik zu heftiger Kritik führte. Hintergrund war der Unfall einer Radfahrerin, bei dem ein Spezialfahrzeug durch einen Stau aufgehalten wurde, den die Aktivisten mit einer Blockade verursacht hatten. Die Radfahrerin war später im Krankenhaus verstorben. Ob die Blockade für den Tod der Frau verantwortlich ist, ist bis heute umstritten, die Notärztin vor Ort war zu einer anderen Einschätzung als die Feuerwehr gekommen.

Natürlich sei sie besorgt, dass durch die Blockaden irgendwann Schwerwiegenderes passieren werde, sagte Slowik. Dass etwa Autofahrer noch aggressiver reagierten als bisher schon und Demonstranten verletzten könnten, dass es zu Auffahrunfällen komme oder dass Rettungswagen verspätet an Einsatzorten eintreffen würden.

Sendung: rbb24 Inforadio, 24.12.22, 10:40 Uhr

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25 Kommentare

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  1. 25.

    Ich persönlich reibe mir die Hände.

  2. 24.

    Zeichen setzen und lange Haftstrafen verhängen. Wenn der Staat das nicht schafft kann der Autofahrer auch selber aktiv werden. Das wird dann den Klebern aber weh tun!

  3. 23.

    Was ich mach?
    Mich nirgends festkleben.
    Meine paar Beispiele waren schon auf mich bezogen. Bäume pflanzen (ja, schon so einige), radeln (fast täglich), Smartphone (hatte noch nie eins, benötige auch keins) und Kleber brauch ich nur ganz selten mal (die letzte Kleberei ist schon Jahre her - ich glaube das war der Henkel von Tante Ernas Kaffeetasse – hält immer noch, als kleine Randnotiz). Und das und und und bedeutet noch vieles mehr, was ich hier jetzt aber nicht breittreten werde.
    Es gibt da so ein Spruch: es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Ist bissel mein Motto.
    Frohes Fest,
    Ottokar

  4. 22.

    Wie hat Luisa Neubauer neulich getwittert:
    "In Bayern wurden in 2022 mehr als dreimal so viele Klimaaktivist:innen verhaftet wie Windräder aufgestellt und vielleicht sollte das - zum Jahresabschluss - nachdenklich machen."

    Sagt eigentlich alles. Wir echauffieren uns lieber über unsere Jugend, als das eigentliche Problem, den Klimawandel, anzugehen.

  5. 21.

    Absolut irrwitzig, dass dieser Aufwand scheinbar immernoch lieber betrieben wird, als sich mit dem Anliegen ernsthaft auseinandersetzen. Warum gibt es keine Ministerkonferenzen, die sich mit der letzten Generation, Friday for future und Co. Inhaltlich auseinander setzten.

    Je länger sich das so hinzieht, desto mehr wachsen auch meine Sympathien für diese Gruppen.

  6. 20.

    Dass die Klimakleber ihre „Sponsoren“ haben, wissen wir ja nun. Vielleicht sollten sich die Kleblinge mal Gedanken darüber machen, warum dies so ist. Man munkelt, dass die „Letzte Generation“ der Lächerlichkeit preis gegeben werden sollen um damit genau das Gegenteil zu bewirken. Hatten wir doch gerade vor ca. zwei Jahren mit den Queerdenkern.

  7. 18.

    Was nützen Busgelder, wenn diese von wohl situierten bezahl werden. Wurden vor ein paar Tagen im RBB gezeigt. Jeder, der Geld vom Staat bekommt, muss auch dafür etwas leisten. Wir haben einen Mangel an Arbeitskräften und diese ankleber haben ja nichts zu tun, sonst könnten sie ja nicht andere am arbeiten hindern…..also ab in Parks, Straßen und sozial Stationen dort können sie sich ausdauern.

  8. 17.

    WENN es hier möglich ist als Exekutive umfassend aktiv zu werden (bin unschlüssig wegen Aktionen #klimakleber ob diese auch sinnvoll bzw effektiv sind), sollte es auch für Erreichen einer #VisionZero gg Falschparker ua Ordnungswidrigkeiten möglich sein. WENN politischer Wille seitens der Innensenatorin bzw RegBerlin vorhanden ist.
    Im Ggs dazu lässt Berlin Bußgelder bei Rasern verfallen, vollkommen irre --> https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2022/11/berlin-entgehen-bussgelder-raser-verjaehrung.html

  9. 16.

    Bußgeld nützt nichts . Für jeden einzelnen sozialstunden, es fehlen Leute überall in den Heimen, bei sozial benachteiligten Personen, Flüchtlinge, Parks und Straßen Dienst, usw. Damit wäre auch der Stadt geholfen.

  10. 15.

    220.000 Stunden Arbeit für die Polizei?
    Die Kosten die auf uns zukommen werden, werden diese Zahl lächerlich klein aussehen lassen.

    Das schlimme ist doch: wir wissen das was kommt und bereiten uns nicht darauf vor.

  11. 14.

    Wer sagt Ihnen, dass die Aktivisten dies nicht auch machen. Was machen Sie?

  12. 13.

    Wenn Bußgelder als Vorstrafen gelten, was machen denn die vielen Autofahrer ohne Job?

    Im Ernst: Bußgeld ergeht aufgrund einer Ordnungswidrigkeit und nicht einer Straftat wegen.

  13. 12.

    Bei diversen anderen politisch motivierten Aktionen mit auch eben anderer politischer Gesinnung die weniger radikal ausfallen wird meiner Beobachtung nach um einiges härter bebußtgeld (hihi) bzw. bestraft.
    So ist halt Recht und Ordnung (im Einklang mit Hilflosigkeit).
    Somit frohe Weihnacht weiter hin!

  14. 11.

    Gemeinnützige Arbeit wäre auf jedenfall besser als Geldstrafe. Die Tafel und die Bahnhofsmission brauchen dringend Personal. Dann lernt die "Letzte Generation" mal das wirkliche Leben kennen.

  15. 10.

    Es gibt mittlerweile viele Ex-FFFler, die sich von der scheinheiligen Laberei ihrer Mediengesichter, von widerlichen Aussagen prominenter "Aktivisten" und den Machenschaften der klebenden Radikalinskis distanzieren und stattdessen mit dem Föster in den Wald gehen und Bäume pflanzen. Ganze Ortsgruppen sollen weggebrochen sein.

  16. 9.

    Den Klebern würde ich jede einzelne Stunde an Einsatz mit allen Aufwand berechnen und in Rechnung stellen. So lange in dieser Stadt und im Bund die Grünen mitregieren werden diese Leute noch hofiert.

  17. 8.

    Statt sich überall festzukleben...
    ...lasse sich mehr mit Taten und Veränderungen im eigenen Leben bewirken…
    ...z.B. pflanzt lieber’s einen Baum, nutzt oft das Radel, kauft nicht jedes Jahr ein neues Smartphone, kauft nicht so viel Kleber und und und.

  18. 7.

    Hoffentlich werden die Bescheide auch eingerieben und nicht nur rumgequatscht. Was anderes als bla bla kommt von unseren Politikern nicht - damit auch alle schön still sind.

  19. 6.

    Bei den ganzen Vorstrafen, wünsche ich für später viel Spaß bei Job- und Wohnungssuche.

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