Bilanz ein Jahr RGR in Berlin - Ein Hauch von Lob - ein Schwall an Kritik

Di 20.12.22 | 06:04 Uhr | Von Jan Menzel
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Archivbild: 29.11.2021, Vorstellung des Koalitionsvertrages von SPD, Grünen und Linken. (Quelle: dpa/Carsten Koall)
Audio: rbb24 Abendschau | 20.12.2022 | Bild: dpa/Carsten Koall

Die Berliner Koalition unter Franziska Giffey feiert ihren ersten Geburtstag. Die Opposition erkennt einzelne Erfolge der Regierung an. Doch bei einer wichtigen Frage sei sie katastrophal gefloppt. Von Jan Menzel

Es ist ein bisschen gemein, die Opposition danach zu fragen, was die Regierung gut gemacht hat. Und so stutzt und lächelt Kai Wegner, CDU-Fraktionschef im Berliner Abgeordnetenhaus, zunächst. "Das ist eine gute Frage", sag er dann. "Darüber muss man in der Tat ein bisschen länger nachdenken."

Aber dann fällt Wegner noch die Lehrerverbeamtung ein, die Rot-Grün-Rot richtigerweise wieder eingeführt habe. Womit allerdings eine alte Forderung seiner Partei erfüllt worden sei, wie Wegner nicht vergisst zu betonen.

AfD-Fraktionschefin Kristin Brinker will selbst nach längerem Nachdenken partout nichts einfallen. Der Senat und Erfolge - für Brinker gleicht das der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen. Und selbst bei Projekten, die auf den ersten Blick wie erfolgreiche Regierungspolitik aussähen, zeige sich bei näherer Betrachtung der Pferdefuß.

"Das 29-Euro-Ticket ist natürlich sehr erfolgreich. Klar, wollen viele Leute mit wenig Geld den ÖPNV nutzen", sagt Brinker. Die Koalition habe bloß keine Antwort darauf, wie das Ganze dauerhaft finanziert werden könne. "Das ist völlig offen", kritisiert die AfD-Politikerin.

Das Mietenbündnis? Ein Flop

Immerhin einen kleinen Erfolg kann der parlamentarische Geschäftsführer der FDP, Björn Matthias Jotzo, darin erkennen, dass kürzlich ein erstes Reformpaket für den völlig überlasteten Rettungsdienst der Stadt verabredet wurde. Aber das wiegt aus Jotzos Sicht nicht auf, was in einem Jahr Rot-Grün-Rot nicht gelungen sei.

"Der größte Misserfolg der Koalition liegt in der Wohnungsbaupolitik", sagt Jotzo. "Es ist nicht gelungen, die Ziele zu erreichen und es ist absehbar, dass die Wohnungsnot in Berlin sich noch weiter verfestigen wird."

Von einem gefloppten Mietenbündnis spricht auch Kai Wegner von der CDU. Er läuft sich gerade warm für die Wiederholungswahl und das Rote Rathaus. Für den Fall, dass er dort am Ende als Regierender Bürgermeister ankommen sollte, verspricht er eine andere Verkehrspolitik. "Wir sind Stau-Hauptstadt. Wir haben Verkehrschaos", sag er. "Ich möchte eine Verkehrspolitik wirklich für alle Berlinerinnen und Berliner machen, auch fürs Auto, weil zum mobilen Berlin auch das dazugehört."

"Wir können nicht mal Wahlen organisieren"

Berlin und Chaos: Auf diesen Nenner bringen auch die anderen Oppositionsparteien ihre Bilanz des ersten Jahres Rot-Grün-Rot unter Franziska Giffey. So sei die Bildungspolitik nach wie vor ein Debakel, sagt FDP-Politiker Jotzo und legt den Finger dorthin, wo vor mehr als einem Jahr alles begann: "Wir können nicht mal Wahlen organisieren, selbst die normalen Verwaltungsleistungen können nicht abgerufen werden. Das sind riesige Probleme und die Koalition hat nichts davon in den Griff bekommen."

Dass es nun zur Wiederholung der Abgeordnetenhauswahl kommt, wertet Kristin Brinker von der AfD als "den größten Misserfolg". Dass während der chaotischen Wahl und der Vorbereitung derselben der Vorgängersenat in der Verantwortung war, ficht nicht an. Die Zusammensetzung des Senats habe sich nach der Wahl ja nicht geändert, sagt sie.

Die FDP will die Berliner Bezirke abschaffen

Das würde die Regierende Bürgermeisterin Giffey sicher bestreiten. Sie kam schließlich erst danach ins Amt. Aber weil nun die Wiederholung der Pannenwahl ansteht, mischt sich in die Bilanz der Oppositionsparteien auch der Blick nach vorn, auf den Wahlkampf.

So propagiert die FDP den großen Wurf aus "Bezirke abschaffen und die Verwaltung neu aufstellen". Die AFD macht die steigenden Zahlen Geflüchteter zum Thema und sieht die Stadt allmählich mit der Aufnahme so vieler Menschen überfordert. Und CDU-Chef Wegner verspricht, dass es mit ihm keine Enteignungen von Wohnungskonzernen geben werde.

Sendung: rbb24 Abendschau, 20.12.2022, 19:30 Uhr

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Beitrag von Jan Menzel

73 Kommentare

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  1. 73.

    Lassen Sie es sein. Ohne Argumente und falsche Anschuldigungen kommt man nicht weiter. Man „verbrennt“ nur seinen Nick. Zum wiederholten male bei Ihnen.

  2. 72.

    Die Bundesrepublik gibt es seit 1949, und sie wurde zum großen Teil von der CDU und FDP regiert und siehe da, die soziale Marktwirtschaft samt Wohnungsmarkt funktionierte bis zu der Wende bestens, auch mit der SPD.
    Nach der Wende kamen zu diesen angestammte Parteien auf der Landes -und Bundesebene einige hinzu, tja, und diese grünen Fundis die rechts und links außen mit ihren Einfluss haben bewirkt, dass hierzulande nichts mehr ist, wie es einmal war, da der gesellschaftliche und als folge dessen der politischer Konsenz massiv am schwinden ist. Nun haben wir ewige Diskussionen und anschleßend "faule" Kompromisse.

  3. 71.

    Wossi:
    "Antwort auf [DePe] vom 20.12.2022 um 19:56
    #rbb24: Mögen Sie linke Unverschämtheiten ohne Grund? Warum veröffentlichen Sie, entgegen Ihrer eigenen Richtlinien, solche Kommentare in dieser Richtung? Was ist der Grund? Wollen Sie nicht doch besser Ihren Ruf verbessern statt Vorurteile Ihrer Kommentarauswahl immer wieder aufs Neue zu bestätigen?"

    Der von Ihnen kritisierte Kommentar wurde vermutlich aus den gleichen Gründen veröffentlicht, aus denen auch Ihr Kommentar veröffentlicht wurde. Die Forderung, Kommentare mit anderen Meinungen nicht zu veröffentlichen, nur weil SIE den Inhalt als "linke Unverschämtheit" empfinden, zeugt nicht gerade von einer sachlichen Diskussionskultur.

  4. 70.

    Ohje, die CDU will die autogerechte Stadt mit dann zwangsläufig noch mehr Staus! Und die FDP will eine Zentralregierung ohne Bezirke, also sehr bürgerferne Politik! Nee, sowas will ich nicht.

  5. 69.

    Heidekind:
    "Kann mich irren, aber ich glaube es war alles richtig ...
    ... mit meinem Wegzug aus Berlin. So mal als Besucher isses ja ganz ok."

    Sie sind dann wahrscheinlich kein Großstadtmensch. Ist ja auch in Ordnung so. Aber ich lebe gern in einer Großstadt wie Berlin. Ich mag zwar auch die Pampa, aber nur als Ausflugsgebiet. Leben müssen möchte ich dort nicht. Aber ist auch in Ordnung, dass nicht jeder gleich leben will wie die anderen. Eine Großstadt, die perfekt funktioniert, gibt es nirgends, kann es nicht geben. Natürlich ist es ärgerlich, wenn mal Bahn oder Bus ausfallen, dann muss man eben länger warten. Aber besser als dort, wo weder Bus noch Bahn fahren - jedenfalls für mich als Großstadtmensch.

  6. 68.

    Wenn Herr Wegner „das mit dem Auto“ über alle Koalitionsverhandlungen hinweg durchhält, DANN, DANN ist er mein Held … Aber leider hatte Frau Giffey das vor der letzten Wahl ähnlich formuliert … Und siehe da, nix da … Gaaaaar nix da … Ich wähle die CDU dafür erst, wenn sie die ganze Stadt damit plakatiert hat, das „Berliner Mobilitätsgesetz“ (das überwiegend ein politisches Programm ist und niemals hätte ein Gesetz werden dürfen) eliminieren will und diese Standpunkte als unumstößliche K.O.-Kriterien für jedwede Koalition benennt ... Hach ... Ich träume (davon).

  7. 67.

    Sie können nur nicht die Wahrheit vertragen und diffamieren diese als "linke Unverschämtheiten" ganz so im Stile eines FJS der politische Gegner als "Ratten und Schmeißfliegen" tituliert hatte.

    Das sagt ein ganze Menge über sie aus. Auch wenn sie sich dann auch noch weinerlich an den "Schiedsrichter" wenden.

  8. 66.

    Kann mich irren, aber ich glaube es war alles richtig ...

    ... mit meinem Wegzug aus Berlin. So mal als Besucher isses ja ganz ok.

  9. 65.

    #rbb24: Mögen Sie linke Unverschämtheiten ohne Grund? Warum veröffentlichen Sie, entgegen Ihrer eigenen Richtlinien, solche Kommentare in dieser Richtung? Was ist der Grund? Wollen Sie nicht doch besser Ihren Ruf verbessern statt Vorurteile Ihrer Kommentarauswahl immer wieder aufs Neue zu bestätigen?

  10. 63.

    Meinen die drei das ernst?

    Dann gehören sie erst recht abgewählt.
    Wer dieses Chaos in der Stadt als Erfolg verkauft, darf gerne in die Opposition.

    Blöd nur, das diese aktuell auch nicht besser ist. Ein Teufelskreis ;-)

  11. 62.

    Sie verwechseln in Unwissenheit oder ideologischer Verblendung die Begriffe liberal, neoliberal und libertär.

    Was sie sie wollen ist eine Bestenauslese, eine Elitenbildung wie unter den Nazis oder ähnlichen Systemen mit sozialdarwinistischen Weltanschauungen.

    So weit geht nicht ein mal die FDP, die will nur dass Wenige von der Allgemeinheit profitieren können, siehe Mövenpick, Bahr-Pflege usw.

    Die FDP will eine Ausplünderung des Staates zugunsten weniger Profiteuere, da wiederum sind sie sich ähnlich.

  12. 61.

    Sie verwechseln in Unwissenheit oder ideologischer Verblendung die Begriffe liberal, neoliberal und libertär.

    Was sie sie wollen ist eine Bestenauslese, eine Elitenbildung wie unter den Nazis oder ähnlichen Systemen mit sozialdarwinistischen Weltanschauungen.

    So weit geht nicht ein mal die FDP, die will nur dass Wenige von der Allgemeinheit profitieren können, siehe Mövenpick, Bahr-Pflege usw.

    Die FDP will eine Ausplünderung des Staates zugunsten weniger Profiteuere, da wiederum sind sie sich ähnlich.

  13. 60.

    So sehe ich das auch. RRG könnte ohne Jarrasch besser laufen. Aber unter einer CDU-FDP-Regierung könnte es alles auch viel schlimmer sein als heute...

  14. 59.

    Auch Frau Giffey persönlich ist untragbar. RRG duldet schwere Straftaten, es geht um über 10 Mio. EUR. Für das Gropiushaus wurde eine mehr als doppelt so hohe Miete genehmigt. Die öffentliche Förderung unterliegt dem Gleichheitsgrundsatz, wie alles öffentlich geförderte, damit dem GG. Das ist RRG völlig egal, Mieter werden vorsätzlich belogen. Keine der 3 Parteien haben es verdient gewählt zu werden.



  15. 58.

    "P.S. Liberale Positionen im Wohnungsmarkt kommt den Interessen aller Beteiligten am nächsten... Denken Sie mal positiv darüber etwas länger nach."

    Überall wo die FDP am Werk war wurde auf Teufel komm raus privatisiert, mit schweren Nachteilen für die Mehrheit der Bürger und zum Vorteil einer verschwindenden Minderheit.

    Die Liste ist zu lang oder 1.000 Zeichen zu wenig um hier alles aufzuzählen.

  16. 57.

    Meint die FDP sich selbst, wenn Sie sagt: "Wir können nicht mal Wahlen organisieren"? Dann is ja alles klar!

  17. 56.

    "P.S. Liberale Positionen im Wohnungsmarkt kommt den Interessen aller Beteiligten am nächsten... Denken Sie mal positiv darüber etwas länger nach."

    Überall wo die FDP am Werk war wurde auf Teufel komm raus privatisiert, mit schweren Nachteilen für die Mehrheit der Bürger und zum Vorteil einer verschwindenden Minderheit.

    Die Liste ist zu lang oder 1.000 Zeichen zu wenig um hier alles aufzuzählen.

  18. 55.

    Leute die nichtwissend „liberal“ als Kampfbegriff sehen scheiden sowieso aus. Es ist schon komisch, fast jeder mag liberale Nachbarn. In der Politik kommt man so erst recht weiter...

  19. 54.

    "Da stimme ich Ihnen voll und ganz zu, also wählen wir im März dementsprechend!"
    Sie sollten schon in Feb. im Wahllokal erscheinen, im März findet nur der Volksentscheid statt!

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