Im Alter von 78 Jahren - Ehemaliger Berliner Wissenschaftssenator Christoph Stölzl gestorben

Mi 11.01.23 | 16:34 Uhr
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Archivbild: Christoph Stölzl spricht am 25.01.2022 im Deutschen Nationaltheater. (Quelle: dpa/Martin Schutt)
Video: rbb24 | 11.01.2022 | Material: rbb24 Abendschau | Bild: dpa/Martin Schutt

Der Kulturhistoriker, Publizist und Politiker Christoph Stölzl ist tot. Er war Berliner Senator und erster Direktor des Deutschen Historischen Museums - und Wegbereiter für neue Museumsprojekte. Am Dienstag verstarb er im Alter von 78 Jahren.

Der ehemalige Berliner Wissenschaftssenator und erste Direktor des Deutschen Historischen Museums (DHM), Christoph Stölzl, ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Das bestätigte die Berliner CDU am Mittwoch dem rbb.

"Berlin verliert eine starke Stimme der Kultur und die Berliner CDU einen besonderen ehemaligen Landesvorsitzenden", teilte der Landesvorsitzende Kai Wegner mit. Unvergessen sei bis heute eine Zeile aus seiner Bewerbungsrede als Landesvorsitzender: "Passe mir auf den Bären auf." In wenigen Worten habe er damit sein "geradezu herzliches Verhältnis" zu Berlin auf den Punkt gebracht, heißt es weiter.

Der gebürtige Augsburger war im Jahr 1987 Generaldirektor des DHM geworden. Zuvor hatte er sich schon an den Planungen des Museums beteiligt. Dabei verfolgte Stölzl das Museumskonzept einer nüchternen "Aufklärung und Verständigung" über die gemeinsame Vergangenheit von Deutschen und Europäern. 1999 verließ er das Museum und wurde stellvertretender Chefredakteur der Tageszeitung "Die Welt".

Auch Vorsitzender der Berliner CDU

Im Jahr 2000 schlug der Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen (CDU), ihn als Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur vor. Kurz darauf wurde Stölzl als Quereinsteiger in das Amt gewählt.

Für überregionale Schlagzeilen sorgte er unter anderem, indem er half, den Dirigenten der Berliner Staatsoper, Daniel Barenboim, in Berlin zu halten. Aber schon ein gutes Jahr später endete seine Zeit als Senator.

Dem Regierenden Bürgermeister Diepen wurde das Vertrauen entzogen, und so musste auch Stölzl gehen. In der Folgezeit bekleidete Stölzl zahlreiche weitere Ämter und war Parteivorsitzender der Berliner CDU.

Nach seiner Zeit in der Politik engagierte sich Stölzl wieder mehr in der Kultur, war Präsident der Musikhochschule in Weimar und Vertrauensperson des Stiftungsrats im Jüdischen Museum Berlin. Zwischen 2005 und 2006 moderierte er im Wechsel mit dem "Zeit"-Herausgeber Michael Naumann die Talksendung "Im Palais" im rbb-Fernsehen.

Wegbereiter für geplantes Exilmuseum

Zudem brachte er ein weiteres Museum mit auf den Weg: das geplante Exilmuseum in Berlin, das die Geschichte der Menschen erzählen will, die in der NS-Zeit fliehen mussten. "Mit Christoph Stölzl haben wir nicht nur unseren weithin geschätzten Gründungsdirektor verloren. Er war viel mehr als das: Engagierter Mitstreiter, kluger Berater, erfahrener Ausstellungsmacher, aber vor allem: unser Freund", teilte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Exilmuseum, André Schmitz, mit.

Auch die DHM-Stiftung reagierte bestürzt auf den Tod ihres Gründungsdirektors. Bis heute prägt die Handschrift von Christoph Stölzl das Museum. "Wir haben mit Christoph Stölzl einen vor Ideen sprühenden und stets optimistischen Kulturhistoriker und Kurator, einen großartigen Ermutiger - und einen fantastischen Menschen verloren", teilte Raphael Gross, Präsident der Stiftung mit.

Sendung: rbb24 Inforadio, 11.01.2022, 16:00 Uhr

1 Kommentar

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  1. 1.

    Ein hochintelligenter Mann, von dem man sehr viel lernen konnte. Ihm zuzuhören war stets ein Genuß. Danke dafür. Machen Sie's gut, Herr Stölzel.

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