Nach Initiative von Bundesseite - Berlin macht neuen Vorstoß zur Legalisierung von Lebensmittelrettung

Di 03.01.23 | 15:58 Uhr
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Symbolbild: Brauchbare Lebensmittel werden aus einer Bio-Mülltonne entnommen. (Quelle: dpa/Schoening)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 11.01.2023 | Diana Azzam | Bild: dpa/Schoening

"Containern" bezeichnet, was bislang illegal ist: dass Menschen Lebensmittel nutzen, die von Händlern weggeworfen wurden. Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir hat erneut angekündigt, es legalisieren zu wollen - und bekommt dabei Unterstützung aus Berlin.

Die Berliner Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) und Justizsenatorin Lena Kreck (Linke) unterstützen den Vorschlag von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), das sogenannte Containern zu legalisieren. "Für die anstehende Agrarministerkonferenz haben wir einen entsprechenden Antrag eingereicht", teilte Jarasch mit. Eine Legalisierung sei überfällig. "Dafür setzt sich Berlin seit Jahren beim Bund ein." Kreck betonte: "Aus sozialen und ökologischen Gründen ist eine Entkriminalisierung zwingend erforderlich".

Özdemir: Verschwendung ist das Problem, nicht das Containern

Mit "Containern" ist gemeint, das Menschen noch genießbare Lebensmittel zum Beispiel aus Supermarkt-Abfallcontainern holen. Es kann nach geltender Rechtslage strafbar sein.

Özdemir hatte angekündigt, das sogenannte Containern von Lebensmitteln straffrei stellen zu wollen. "Wer noch verzehrfähige Lebensmittel aus Abfallbehältern retten will, sollte dafür nicht belangt werden", sagte der Grünen-Politiker der "Rheinischen Post" [Bezahlschranke]. In Deutschland landeten viel zu viele Lebensmittel im Müll, beklagte Özdemir. Dies seien insgesamt rund elf Millionen Tonnen jährlich - und mehr als die Hälfte in privaten Haushalten.

"Nicht das Containern ist das Problem - sondern das Verschwenden von Lebensmitteln, das unsozial und klimaschädlich ist", bekräftigte Jarasch.

Özdemir kündigte Legalisierung schon 2022 an

Ähnlich wie nun hatte sich Özdemir schon einmal zum Jahresbeginn 2022 im RND geäußert und nannte dabei auch die Hindernisse und Widerstände aus verschiedenen Lagern: "Es hat sich gezeigt, dass es nicht reicht, auf freiwillige Vereinbarungen zu setzen, wie es die Vorgängerregierung gemacht hat. Gerade im Handel geht es um die Erleichterung von Spenden, damit nicht mehr so viel weggeworfen wird."

Dafür müssten haftungs- und steuerrechtliche Fragen geklärt werden. So gebe es bei den Händlern Sorge um zivilrechtlichen Klagen, wenn sie etwa abgelaufene Lebensmittel günstiger verkaufen, sagte Özdemir damals: "Es könnte helfen, wenn die Umsatzsteuer bei Lebensmittelspenden auch dann wegfällt, wenn die Ware beispielsweise falsch etikettiert ist. Das mache es für den Handel attraktiver, sie zu spenden anstatt wegzuwerfen." Weiter Schritte für eine gesetzliche Legalisierung allerdings gab es 2022 nicht.

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14 Kommentare

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  1. 14.

    "Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir hat erneut angekündigt, es legalisieren zu wollen ..."
    LEGALISIEREN und nicht entkriminalisieren. Nur so nebenbei.
    Und, welche Bevölkerungsgruppen werden von der "Legalisierung" ihren Nutzen ziehen?
    Die Ärmsten, die Abgehangenen der Gesellschaft.
    Das dann auch noch mit "sozialen und ökologischen Gründen" zu etikettieren, ist armselig.
    Wirkliche sozialen und ökologischen Gründe wären, den Einzelhandel zu verpflichten, abgelaufene, angeschlagene Waren der Tafel zur Verfügung zu stellen. Da braucht keiner in Mülltonnen zu klettern und im Dreck nach Essbaren zu wühlen. Denn das ähnelt eher den Zuständen in der Dritten Welt, als dem in Europa.

  2. 13.

    Die Lebensmittel können bis zum Ladenschluss direkt im Geschäft gerettet werden. Oft bereits schon 1 oder 2 Tage vor MHD Ablauf. Ich kaufe selbst auch oft solche bereits heruntergesetzten Lebensmittel im Laden. Ich kenne keinen Supermakt indem das nicht so praktiziert wird. Hier geht es wohl eher ums Essen für Lau statt es ordnungsgemäß zu kaufen.
    Was das mit Profitgier zutun hat, dass Läden lieber wegschmeißen als verkaufen, wird wohl auch das Geheimnis der Idiologen bleiben.

  3. 12.

    "Sinnvoller als ein nutzloses T.limit ist dies allemal...." Was das Thema mit ihrem Lieblingsthema Tempolimit zu tun haben soll wird ihr Geheimnis bleiben.

    Zumal alles wissenschaftliche Erkenntnisse FÜR ein Tempolimit sprechen.

  4. 11.

    Aber es geht ja noch weiter, nicht nur dass die Verantwortung auf die Menschen, die im Müll nach Lebensmitteln wühlen übergehen muss, auch sollten eventuelle Erkrankungen, die auf den Verzehr dieser Lebensmittel zurückzuführen sind, dann bitte nicht auf Kosten der Allgemeinheit im Gesundheitswesen behandelt werden. Wir brauchen hier eine Stärkung der Eigenverantwortung auch in diesem Zusammenhang. Also mehr Selbstzahler, wenn das eigene Verhalten fahrlässig zu Erkrankungen und Unfällen führt - es muss Schluß sein mit Vollkasko in unserem aktuell bereits überlasteten Gesundheitssystem. Aktuell verhalten sich viele Menschen zu sorglos und ignorieren Kosten und Folgen für uns alle. Durch das umfassende Solidarprinzip muss man für die Folgen des eigenen Handelns ja nicht einstehen.

  5. 10.

    Welch seltsam verdrehte Logik! Ist es nicht eher unfassbar, dass man als Straftäterin gilt, wenn man sich weggeworfene LM nimmt. Hier wird nichts legalisiert, sondern endlich etwas entkriminalisiert!

  6. 9.

    Hintergründe und die Verfahrensweise in anderen Ländern:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Containern
    Auch ist dies Phänomenen wirklich nicht neu - es dauert nur wiedermal etwas länger bis der deutsche Politiker oder Amtsschimmel dies für sich entdeckt.

  7. 8.

    Was für ein Signal, was für ein politisches Versagen, wenn man das Leben aus einer Mülltonne legalisiert.

  8. 7.

    Solange die Verantwortung für Sicherheit und Qualität der "weggeworfenen" Lebensmittel nach dem "containern" auf die Plünderer übergeht, ist es ok - wenn die Herkunft der Nahrung den nachgeordneten "Nutzern" bekannt gegeben wird...

    Mal abwarten, wenn Menschen an "containerten" Nahrungsmitteln erkranken oder sterben, die aus gutem Grund in den Abfall geworfen - und danach "gerettet" wurden. Ob dann die "Nahrungsretter" dafür gerade stehen werden?

    Was soll man als Unternehmen mehr tun, als nicht mehr verzehrfähiges in den Abfall zu geben?
    Soll man auch noch EXTRA drauf schreiben "mit Absicht im Müll entsorgt"? - Nur damit das dann trotzdem ignoriert wird?

  9. 6.

    Tja, solange (systembedingt) der Profit über allem steht, werden selbst logische Dinge (wie genießbare Lebensmittel vor dem Müll retten) nicht möglich sein...

  10. 5.

    Einerseits klagen die Tafeln darüber, dass nicht ausreichend gespendete Lebensmittel zur Verfügung stehen, und anderseits werden noch immer eigentlich noch verwertbare Lebensmittel entsorgt. Wir reden darüber, Energie zu sparen, und werfen gleichzeitig mit Energie erzeugte Lebensmittel in den Müll. Das alles ist nicht nur sinnlose Verschwendung, sondern auch äußerst respektlos gegenüber den Erzeugern und gegenüber Bedürftigen.

  11. 4.

    Das Ziel sollte unbedingt sein, so viele noch verzehrbare Lebensmittel wie möglich vor der Vernichtung zu retten.

    Auf zwei Dinge möchte ich nach jahrelanger Erfahrung mit der Thematik jedoch hinweisen:
    - Es gibt oft gute Gründe, warum gut aussehende Lebensmittel niemandem, wirklich absolut niemandem gespendet werden sollen! Rückrufe wegen eventueller Glassplitter in Babybrei oder Verdacht auf Salmonellen in Wurst und Fleisch waren nur zwei der vielen Gründe, warum ich persönlich als Angestellter eines Supermarktes solche Lebensmittel nicht an die Tafel, den Zoo oder sonstige Abholer mitgegeben habe. Der Rest wurde alles gerne abgegeben und zumeist auch abgeholt.
    - Wenn der Raum um die Mülltonnen herum nach dem Containern übersät mit Abfall ist und dadurch u.a. Ratten angezogen werden, erhöht dies nicht gerade die Sympathie- und Zustimmungswerte gegenüber dem Containern.

  12. 3.

    Dann gebt doch eher den Unternehmen die Möglichkeit, Konzepte wie Lebensmittelrettertüten ohne Mehrwertsteuer abzugeben anstatt die Menschen nachträglich im Müll wühlen zu lassen. Da muss unser Bundeslandwirtschaftsminister bitte noch einmal über Alternativen nachdenken!

  13. 2.

    Es ist so entlarvend, dass die Legalisierung von Einstiegsdrogen so viel einfacher geht als die vom LEBENsmittel-Containern!

  14. 1.

    Sinnvoller als ein nutzloses T.limit ist dies allemal....

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