Schärfere Töne, mehr Mitbestimmung - Kandidat Jan Redmann will neues Wir-Gefühl für Brandenburger CDU

Mi 15.02.23 | 15:29 Uhr | Von Nico Hecht
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Archivbild:Jan Redmann am 04.09.2021.(Quelle:dpa/S.Stache)
Audio: Antenne Brandenburg | 15.02.2023 | Ronald Schleif | Bild: dpa/S.Stache

Jan Redmann ist einziger Kandidat für die Wahl des Landesvorsitzenden der CDU in Brandenburg. Bei einer Online-Vorstellung grenzt er seine Partei mit scharfen Worten gegen die AfD ab und stellt das Ölembargo gegen Russland in Frage. Von Nico Hecht

  • Der Landesvorsitzende wird erstmals durch Mitgliederbefragung gewählt
  • Redmann sieht Energiepolitik entscheidend für Aufschwung
  • Kündigt Initiativen für ein neues Wir-Gefühl in CDU an

Für Jan Redmann sind es wichtige Tage. Momentan ist er fast ununterbrochen im Land unterwegs, um sich und sein Programm in seiner Partei bekannter zu machen. Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag will im März den Sprung an die Landesspitze schaffen.

Erstmals wird die Partei dann mit einem Mitgliederentscheid ihren neuen Vorsitzenden bestimmen. Zwar gibt es nach dem Rückzug des jetzigen Parteichefs Michael Stübgen keinen Gegenkandidaten. Doch nach zuletzt enttäuschenden Ergebnissen bei den Landtags- und Bundestagswahlen braucht Redmann ein möglichst starkes Ergebnis zum Einstand, um in der Partei für Aufbruchstimmung zu sorgen.

Am Dienstagabend nun die große Bühne: Adenauer-Haus Berlin, zusammen mit einer Moderatorin stellt er sich live per Online-Schalte den Fragen der Brandenburger Parteimitglieder. Zuallererst baut er die eigene Rampe: Er sehe Brandenburg nach einigen sehr erfolgreichen Jahren vor einem Scheideweg. Es gehe jetzt darum, die richtigen Weichen zu stellen, um den Anschluss zu schaffen an andere Metropolregionen in Europa. "Also nicht nur Anschluss zum westdeutschen Durchschnitt, sondern zu Regionen wie Greater London, Ile-de-France oder Lombardei", sagt Redmann.

Erneuerbare Energien allein werden auf absehbare Zeit nicht reichen

Die Frage danach, wie er diese Vision in Brandenburg schaffen will, lässt nicht lange auf sich warten. Ein entscheidendes Thema dabei sei die Wirtschafts- und Energiepolitik, antwortet Redmann. Die Energiewende sei zwar notwendig. Aber das Land werde noch länger einen hohen Energiebedarf haben.

Ihm fehlten dabei die schlüssigen Konzepte anderer Parteien, wie das in Brandenburg künftig allein mit erneuerbaren Energieträgern gesichert werden soll: "Es reicht ja nicht, allein Ausstiegsdebatten zu führen, aus Atomkraft oder Braunkohle. Man muss ja auch darüber nachdenken, wie kann das ersetzt werden." Wichtig dabei, so Redmann, sei Wasserstoff.

Kritik an Ölembargo

Auf Nachfrage eines Parteimitgliedes nach der Ölraffinerie in Schwedt kritisiert Redmann die Bundesregierung: Diese hätte angekündigt, aus dem Ölgeschäft mit Russland aussteigen zu wollen, wenn die Versorgung von PCK über Danzig und Kasachstan gesichert sei und Polen sich dem Embargo anschließt. Das alles aber stünde bis heute aus. Deshalb sollte man überlegen, ob das Embargo Deutschland nicht mehr schade als Russland.

Eine Haltung, mit der sich der Brandenburger Fraktionschef schon in den vergangenen Monaten vom Tenor der Bundespartei abzusetzen und zu punkten versucht. Polen nehme bisher weiter russisches Öl ab, weil es Vertragsstrafen vermeiden will. "Eine Überlegung, die wir auch in Deutschland ernsthaft anstellen sollten", sagt Redmann.

Scharfe Worte gegen AfD

Ein Parteimitglied aus Bernau will genauer wissen, was Redmann mit der CDU gegen hohen Zustimmungswerte für die AfD in Brandenburg machen will. Redmann erklärt daraufhin, die AfD sei im Land völlig unterwandert vom als rechtsextrem eingestuften und offiziell aufgelösten sogenannten Flügel. Die Erfolge der Partei hingen an Frustrationen in der Bevölkerung, weil bestimmte zwingende Probleme, vor allem von den linken Parteien, verschwiegen werden.

Hier wolle er Dinge zukünftig klar ansprechen und Lösungen erarbeiten, sagt Redmann. Ein Vorbild dabei offenbar: Die Äußerungen vom Bundesvorsitzendem Friedrich Merz nach den Silvesterkrawallen in Berlin, die in der Partei als ein wichtiger Faktor für die erfolgreiche Berlinwahl gewertet werden. In dieses Horn will Redmann zukünftig auch stoßen. Seine Partei werde sich mit Landräten und Bürgermeistern treffen, die im Moment kaum mehr wüssten, wie sie die vielen Geflüchteten versorgen sollen.

Mehr Austausch mit Parteibasis

Auf die Frage, wie er künftig die Parteibasis mitnehmen will, gibt sich Redmann geläutert. Immer wieder gab es nach den Wahlniederlagen heftige Kritik in genau diesem Punkt. Redmanns Rezept: Mehr zuhören.

Er wolle ein neues Wir-Gefühl in der CDU in Brandenburg entfachen. Dafür aber brauche es dringend mehr Austausch zwischen Parteispitze und -basis, so seine Erkenntnis. Er wolle mindestens zwei Mal im Jahr eine Konferenz mit den Kreisvorsitzenden etablieren. So könne er auch direkt erfahren, was vor Ort besonders bewegt.

Nach nur knapp 45 Minuten scheinen in der Online-Runde schon alle Fragen der Parteimitglieder beantwortet. Redmann kündigt an, sich weiter in allen Ortsverbänden vorzustellen, zu denen er eingeladen wird.

Sendung: Antenne Brandenburg, 15.02.2023, 5 Uhr

Beitrag von Nico Hecht

10 Kommentare

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  1. 10.

    Eigentlich ziemlich dumm von Merz, ohne Not den konservativen Flügel der CDU aufzugeben und sich in einen langwierigen Streit mit dem exzellenten Juristen Maassen verwickeln zu lassen. Denn Maassen hat noch immer schweigsame Truppen der CDU hinter sich und es wird nicht so leicht werden, wie das die SPD mit Sarrazin praktizierte.

  2. 9.

    Finde ich so putzig wieder nicht. CDU Merz hat doch schon die Grüne Karte gezogen, nachdem er auch Maßen rausschmeissen will, was ihm vermutlich nicht gelingen wird, Die Merkel/Merz CDU hat schlicht keine anderen Optionen mehr, nach dem sie jetzt den konservativen Teil aufgegeben hat. Und eine Aufarbeitung der Merkel-Zeit will Merz nun auch nicht mehr. Da nützen auch die Aktivitäten eines nie direkt gewählten Redmann nichts mehr.

  3. 8.

    "Scharfe Worte gegen AfD", Was soll der arme Kerl auch machen. Die Vorgaben vom Chef Merz sind einzuhalten. Die CDU Berlin mit dem fulminanten Wahlsieg ist eine Sonderlocke, die Leute haben aus Verzweifelung dort den relativ farblosen Wegner gewählt. Ich tippe mal, die CDU Brandenburg wird keinen einzigen Direktkandidaten bei den nächsten Wahlen durchbringen. Bisher hatte es wohl ein Kandidat geschafft. Direkt gewählt wurde auch der Herr Redmann nie, nur über die Parteiliste kam er ins Parlament.

  4. 7.

    "Die Energiewende sei zwar notwendig. Aber das Land werde noch länger einen hohen Energiebedarf haben. "

    Da hat der Mann wohl nicht verstanden worum es bei der Energiewende geht.

  5. 6.


    Ich habe Redmann im Sommer 2020 persönlich kennen gelernt, als wir uns an die Fraktion um Unterstützung wandten. Es ging um ein schwerwiegendes Problem im Zusammenhang mit unserer Gesundheitsministerin. Es gab einen BlaBla-Brief.
    Letzendlich haben wir uns dann an die Fraktion von Berndt gewandt. Der hat unser Problem ernst genommen und hat uns Beistand gewährt.
    Jetzt frage ich Dich.: was glaubst Du, wem von Beiden ich bei der nächsten Wahl meine Stimme gebe?

  6. 5.

    Nun ja, ein Wok ist eine aus dem asiatischen Raum her bekannte Pfanne, die aber nichts mit Wokeness zu tun hat, welche AfD Fans gerne als Schlagwort allen unterstellen, die nicht auf ihrer Linie laufen. Dass nun aber auch schon die CDU "woke" sein soll, finde ich irgendwie recht putzig von Ihnen, Jan.

  7. 4.

    Du meine Güte, wie verschoben muss das eigene Weltbild sein, die CDU auf linken Pfaden zu sehen.

  8. 3.

    Damit hilft dir der CDU leider auch nicht weiter und zeigt eigentlich nur dass sie sich auch immer mehr in Richtung links grüne woknis begeben.
    Leider ist scheinbar nur noch die AFD in der Mitte anzusiedeln.

  9. 2.

    Er muss eine Vision vermitteln, die uns von den letzten Plätzen weg bringt, das Brandenburg zum Geberland werden kann und Bildungsabschlüsse so anerkannt werden, dass man Leute mit Brandenburger Zeugnissen gerne nimmt. Sehr sehr schwierig wird das. Nach 33 Jahren Erfolglosigkeit aller Großprojekte und Chancenungleichheit, trotz Mehrarbeit, schlechterer Einstufungen und keine Beförderungen. Gerade an der Stelle gute Chancen ist besonders viel Erfolg gegen rechts möglich.... Da Herrn Woidke zu überholen ist einfach ("Ich werde nicht zulassen..." ist ja bei ihm öfter zu hören gewesen).

  10. 1.

    Armselig. Er will aus den Sylvester Krawallen lernen. Auch denen z.B. in Erfurt, wo es nur Deutsche waren?Es ist albern auf die afd zu schimpfen und sie dann laufend zu kopieren. Und ausser:Wir machen es wie früher, kommt von denen auch nichts. Aber die ganzen Alten werden wieder den Helmut rausholen, so hofft die CDU, und dann geht das schon. Ich bleib dabei:Armselig und ohne irgendwelche Ideen für Brandenburg.

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