Anmeldung an Oberschulen - Berliner Bezirke suchen Plätze für Siebtklässler

Mi 17.05.23 | 06:05 Uhr | Von Kirsten Buchmann
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Schüler einer gemischten Klasse der Stufen 4-6 gehen ins Klassenzimmer der Fritz-Karsen-Schule im Berliner Ortsteil Britz. (Quelle: dpa/Christoph Soeder)
Video: rbb|24 | 17.05.2023 | Agnes Sundermeier | Bild: dpa/Christoph Soeder

Für einige Berliner Bezirke ist es eine Herausforderung, ausreichend Plätze an Oberschulen bereitzustellen. Im vergangenen Jahr fehlte lange Platz für 180 Siebtklässler. Ein Jahr später sind einige Bezirke optimistischer, andere weniger. Von Kirsten Buchmann

Der Pankower Schulstadtrat Jörn Pasternack hat eine Tabelle vor sich. Rot gedruckt sind die Zahlen der Schülerinnen und Schüler, für die noch Oberschulplätze gefunden werden müssen: 141 an Gymnasien und 134 an Sekundarschulen. Insgesamt 275 Plätze fehlen Pankow damit, um sie zu versorgen.

Gemeinsam mit anderen Bezirken sei er auf der Suche nach Angeboten für die künftigen Siebtklässler, sagt Pasternack: "Ob wir das jetzt in Reinickendorf zustande bekommen oder ob das zum Beispiel im schlimmsten Fall von der Entfernung her Neukölln wird, wo man durch die ganze Stadt muss, das wollen wir natürlich vermeiden."

Er wollen die Wege möglichst kurz halten. Gegenüber dem vergangenen Jahr habe die Zahl der Anmeldungen für die siebten Klassen allerdings nochmals deutlich zugenommen. Pasternack hofft daher, an einem Pankower Gymnasium eine weitere Klasse aufmachen zu können. Diese neue Klasse sei bei den Pankower Schulplätzen auch schon mit eingerechnet. Mehr sei angesichts der Raumkapazitäten nicht drin.

Einige Bezirke haben Puffer

Nicht möglich sei es etwa an seiner Schule, auf die Schnelle zusätzliche Plätze zu schaffen, sagt auch Sven Zimmerschied, Leiter der Friedensburg-Oberschule in Charlottenburg und Vorsitzender der Sekundarschulleitervereinigung. Damit Schulen zusätzliche Schüler aufnehmen könnten, bräuchten sie zumindest Ergänzungsbauten. "Denn das ist ja immer ein Verlust an Schulqualität, muss man sagen, da werden pädagogische Konzepte der Schulen mit kaputt gemacht, wenn man alles nur noch zusammenpfercht und jede Ecke nutzt."

Es gibt auch Bezirke, die nach dem Ende des Anmeldezeitraums im Februar noch freie Plätze hatten. So errechneten das Charlottenburg-Wilmersdorf, Neukölln und Reinickendorf sowohl für Gymnasien als auch Sekundar- und Gemeinschaftsschulen. Tempelhof-Schöneberg verzeichnete demnach freie Plätze noch an ISS und Gemeinschaftsschulen.

Schulbau geht zu langsam voran

In Lichtenberg gibt es zwar an den Sekundarschulen einen Puffer von rund 80 Plätzen. Doch fehlen laut dem Schulamt 203 Plätze an Gymnasien. Der Leiter des Immanuel-Kant-Gymnasiums, Arnd Niedermöller, spürt den Engpass an den vielen Anmeldungen, die sich auf seinem Schreibtisch stapeln: "Für Eltern ist die Situation unzumutbar, dass man immer vor der Sorge steht, wo kommt mein Kind jetzt hin und dass es nicht so viele Schulen gibt, dass man sagen kann, in Lichtenberg sind alle Kinder mit Schulplätzen abgedeckt."

In diesem Jahr seien zu den vermutlich ohnehin zu knapp geplanten Schulplätzen ukrainische Schülerinnen und Schüler mit dazugekommen, sagt Niedermöller, der auch Vorsitzender der Vereinigung der Oberstudiendirektoren, also der Gymnasialschulleiter, ist. Mit dem Schulbau gehe es zu langsam voran, kritisiert er.

Letzte Abstimmungen zwischen Land und Bezirken

Die neue Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) will so schnell wie möglich Schulen bauen und erweitern. Beschleunigen wolle sie das durch klarere Zuständigkeiten und Entbürokratisierung. Sie findet die Schulplatzsituation ebenfalls unbefriedigend für alle, auch für die Pädagoginnen und Pädagogen: "Auch Schulleitungen brauchen verlässliche Zahlen, um den Stundenplan für das kommende Schuljahr zu machen", so Günther-Wünsch.

Gerade laufen der Bildungssenatorin zufolge letzte Abstimmungen zwischen ihrer Verwaltung und den zwölf Bezirken. Es soll herausgefunden werden, wo Schülerinnen und Schülern noch Plätze angeboten werden können: "Bei den weiterführenden Schulen gilt kein Einzugsgebiet mehr, sondern jeder hat für die weiterführende Schule drei Wünsche frei. Und wenn man die nicht erfüllen kann, wird geschaut, wie können sich die Bezirke untereinander helfen." Es ist ein Verfahren, das dauert.

Das gemeinsame Ziel sei aber, so Günther-Wünsch, dass es dieses Jahr nicht wie im vergangenen die Situation geben dürfe, "dass wir Schulbescheide ohne Schulplatzzuweisungen rausschicken. Da stecken wir momentan noch alle Anstrengungen rein."

Auswahl wie in Brandenburg organisieren?

Perspektivisch wollen CDU und SPD das Oberschul-Aufnahmeverfahren in Berlin ändern. In ihrem Koalitionsvertrag ist die Rede von einer neuen Eignungsfeststellung, "die gewährleistet, dass die Schülerinnen und Schüler den Herausforderungen am Gymnasium gewachsen sind".

Der Blick geht dabei nach Brandenburg. Dort gibt es teils eine Eignungsprüfung für Schülerinnen und Schüler, die aufs Gymnasium wollen. Bei einem eintägigen Probeunterricht erledigen sie unter anderem Aufgaben in Deutsch und Mathematik.

Nicht nötig ist das, wenn eine Gymnasialempfehlung der Grundschule vorliegt und im Halbjahreszeugnis der sechsten Klasse die Noten in Mathe, Deutsch und der ersten Fremdsprache zusammen nicht über sieben liegen. Ob mit einem solchen Verfahren Berliner Schülerinnen und Schüler schneller Bescheid bekommen könnten, auf welche Oberschule sie kommen, will momentan niemand vorhersagen.

Zwei neue Klassen in Mitte

In zwei Berliner Bezirken hat sich die Schulplatzsituation diesmal entspannt. Mitte hatte zwar zunächst den Anmeldungen zufolge eine Lücke von 60 Plätzen genannt. Laut einem Sprecher richtet der Bezirk nun aber jeweils eine zusätzliche Klasse am Gymnasium Tiergarten und am Diesterweg-Gymnasium ein, damit alle einen Schulplatz erhalten.

Wie Mitte und Pankow hatte auch Treptow-Köpenick im vergangenen Jahr Schwierigkeiten, alle Schülerinnen und Schüler unterzubringen. Nach den diesjährigen Anmeldungen hieß es aus dem Bezirk, weitere Plätze stünden durch ein neu gegründetes Gymnasium zur Verfügung, so dass das rechnerische Defizit weitgehend ausgeglichen werden könne.

Zudem macht es sich aus Sicht des Bezirks zahlenmäßig bemerkbar, dass die Früheinschulung mit fünfeinhalb Jahren zum Schuljahr 2017/18 aufgehoben worden sei. Schon ein Schuljahr davor hätten die Eltern ihre Kinder leichter von der Einschulung zurückstellen können. Bei der aktuellen sechsten Jahrgangsstufe handele es sich "um einen vergleichsweise statistisch unterrepräsentierten Jahrgang".

Am 14. Juni sollen laut der Bildungsverwaltung die Bescheide über Aufnahme oder Nichtaufnahme an die Eltern der künftigen Siebtklässler versandt werden. Bis spätestens 5. Juli soll es Alternativvorschläge für Kinder geben, die nicht an einer ihrer Wunschschulen aufgenommen werden.

Sendung: rbb24 Abendschau, 17.05.2023, 19.30 Uhr

Beitrag von Kirsten Buchmann

25 Kommentare

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  1. 25.

    Klar hatten wir ukrainische Flüchtlinge - aber abgesehen davon steht doch die Zahl der Siebtklässler seit zwölf Jahren im Wesentlichen fest!
    Keine Größe in der Politik lässt sich mit dermaßen viel Vorlauf bestens planen...
    Unfassbar.

  2. 24.

    Senatorin Günther-Wünsch hat klare Vorstellungen und wird sie mit ihrer kompetenten Art auch zum Wohle aller Berliner Jören durchsetzen. Sie hat selbst Vier davon und ich denke,dass sie so Einiges bewegen wird.

  3. 23.

    Solange man nicht der absolute Überflieger ist und aufs Gymnasium geht, ist der Schulwechsel zur weiterführenden Schule(ISS) reine Lotterie. Wenn der Notendurchschnitt bspw. in Treptow Köpenick nicht besser 2,0 ist, jedes Kind in einen Lostopf fliegt. Durch den Wegfall der Hauptschulen landen alle zusammen ob mit 2,1 oder 6 in der selben Schule oder bekommen einen Platz in einem anderen Bezirk. Dieses System ist zum scheitern verurteilt.

  4. 22.

    Man braucht garnicht soweit mit den Bedarfen der Schüler zu rechnen ... ob 6 oder 12 Jahre oder sonst wie ...
    EIN Jahr reicht!
    Letztes Jahr die gleichen Problem, der gleiche Aufschrei, der gleich-späte Termin (5. Juli) für Alternativvorschläge ...
    am 12. Juli ist letzter Schultag!
    Einfach nur gruselig, wie man mit den Schülern umgeht!

  5. 21.

    Zum ko**en! Da darf man 3 Wunschschulen angeben und muss trotzdem zittern, ob es überhaupt eine davon wird.
    Dass die Bescheide so spät rausgehen ist auch Mist.
    Offensichtlich kennt man ja schon die Namen der Schüler, die zum aktuellen Zeitpunkt keinen Platz in Pankow erhalten werden.
    Zumindest diese sollten jetzt schon informiert werden und bei der Wahl der zukünftigen Schule einbezogen werden.

  6. 20.

    Na, habt ihr euch mal wieder nicht in die Randbezirke getraut? Spandau? Marzahn-Hellersdorf? Zehlendorf?

  7. 19.

    Tja, 30 Jahre nichts in Infrastruktur investiert, ausser unnütze Flughäfen und Prunkbauten mit Raubkunst.

    Allein der Umgang mit dem Umbau des RLG grenzt an Arbeitsverweigerung des Senats.

    Was war nochmal vor 30 Jahren...?

  8. 17.

    Man kann Deutschland Gratulieren.Viele Worte . Vorausschauend ist eine Form von Problem-Lösung.Durch diese Dauernde Parlamentarische Demokratie,gibt es kein Schulbildung -System das endlich allen Anforderungen entspricht.Jede neue Wahl ,eine neue Herausforderung ohne Konsequenzen,und Ziel.Demokratie ist Labern ,Versuchen,und am Ende Schönreden von Misserfolgen.Kein Konzept, Inklusions Schule als Verramschung von Lehrern,im Versuch auch dem Letzten Schüler innen etwas Beizubringen.

  9. 16.

    Das kann jetzt keine große Überraschung sein, diese Kinder sind ca. 12 Jahre alt, der Bedarf zeichnet sich seit 12 Jahren ab! Die gleichen Kinder besuchen jetzt schon eine Schule! Seit 6 Jahren! Echtes Unverständnis meinerseits....

  10. 15.

    Wir erinnern uns. An Drohgebärden und Artikel: Wenn man sich am Zensus nicht beteiligt gibt es Strafen.
    Wenn man die teuren Zensusergebnisse nicht berücksichtigt und ignoriert, ist man denn dann verantwortlich, schadenersatzpflichtig oder reicht ein arrogantes „Hubs“ ?

  11. 14.

    „Vergreisung“ kann man aufhalten. Wieviel Kinder haben Sie oder wollen Sie großziehen, dafür Sorgen, Verantwortung übernehmen usw? Sie selber. Nicht andere.

  12. 13.

    Habe gerade gestern gelesen, dass 95% der Schüler dort einen Platz an ihrer Wunschschule bekommen. Vielöeicht sollte man mit Kindern nicht in Berlin leben, sondern lieber woanders und remote arbeiten. Zumal die Qualität der Schulen in Berlin auch nicht die beste ist, ausgenommen einige Privatschulen.

  13. 12.

    Da hast du allerdings recht. Mit Flüchtlingen hat das absolut nichts zu tun.
    Im Gegenteil: Berlin und Deutschland sollten froh sein über jeden. Aber ist leider auch nicht genug, um die Vergreisung der Gesellschaft aufzuhalten.

  14. 11.

    Nee Max!

    Das hat vor allem was mit Fachkräftemangel zu tun.
    Is halt keena da, der de Rotzlöffel wat beibijen will.
    Die Asylsuchenden haben nichts damit zu tun.
    Und: Wir haben viele Schulen verscheuert, dachten, dass wir die nicht brauchen.

    Idee?
    Idee! Wir übernehmen alte Kirchen und machen Schulen daraus.

  15. 10.

    So würde man es mit gesundem Menschenverstand machen.
    Aber dann kommt die Verwaltung und sagt: "So geht das nicht, das ist viel zu einfach."

  16. 9.

    >"Wenn heute ein Kind geboren wird, braucht es in ca. 6 Jahren ein Platz in der Grundschule und in weiteren 6 Jahren einen Platz an einer weiterführenden Schule."
    Naja... relativ. In unserer schnellebigen Zeit ist nicht gesagt, dass die Kinder samt Eltern in 6 Jahren auch noch am Ort sind und wieviele in den 6 Jahren durch Zuzug hinzukommen, kann auch keiner vorhersagen. Das mit den Kindermassen an einem Ort ist echt immer ein Blick in die Glaskugel so auf 6 oder 7 Planungsjahre gesehen. Wenn günstigerweise die Schulen einen Reservepuffer von 20% hätten, dann kämen die auch mit unvorhergesehenem Zuzug gut zurecht. Aber da alles aus kostengründen immer auf knirsch geplant ist, wirds dann natürlich eng.

  17. 8.

    Hauptsache die können alle lesen. Man hört, da gibt's wohl Probleme ...

  18. 7.

    Tja, dann müsste man langfristig planen - ein Fremdwort in der Berliner Verwaltung. Und man sollte erst Kindergärten und Schulen bauen, bevor man neue Wohnsiedlungen errichtet.

  19. 6.

    Die einen suchen Schulplätze, die anderen nach einem Ausweg aus dem maroden und völlig fehlgeleiteten Schulsystem!
    Wer wird wohl als erstes fündig?

  20. 5.

    Hat alles nichts mit den Flüchtlingsströmen zu tun, wir müssen einfach noch mehr Milliarden reinpumpen.

  21. 3.

    Ich konnte es noch nie nachvollziehen.
    Wir haben doch so etwas wie Einwohnermeldeämter.
    Langfristige Planung wäre möglich. Wenn heute ein Kind geboren wird, braucht es in ca. 6 Jahren ein Platz in der Grundschule und in weiteren 6 Jahren einen Platz an einer weiterführenden Schule.

  22. 2.

    Gynmasien sind total überbewertet. Das Abitur auch. Sieht man später an der Uni. Aber wer's braucht...

  23. 1.

    Bildung ist politisch halt nicht sexy und Versäumnisse haben kaum AuWirkungen auf die pol. Besetzung in der nächsten Legislatur....

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