90. Jahrestag - Staatsbibliothek und Humboldt-Uni erinnern an Bücherverbrennung

Mi 10.05.23 | 08:12 Uhr
  5
Auf dem Bebelplatz erinnert eine Gedenktafel an die Bücherverbrennung (Quelle: DPA/Christophe Gateau)
Audio: rbb24 Inforadio | 10.05.2023 | Tatiana Brasching | Bild: DPA/Christophe Gateau

Die Berliner Staatsbibliothek und die Humboldt-Universität wollen am Mittwoch (11:30 Uhr) der Verbrennung von Büchern durch die Nationalsozialisten vor 90 Jahren gedenken.

Während der zweistündigen Veranstaltung am Bebelplatz in Berlin-Mitte soll unter anderem aus Büchern vorgelesen werden, die damals verbrannt und von den Nazis verboten wurden. "Buch und Literatur sind Stimmen der Demokratie", sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne), die ebenfalls erwartet wird.

Wegner: Berlin nun sichere Heimat für bedrohte Autoren

Für den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) war die Bücherverbrennung "ein Akt der Barbarei, der uns bis heute die Bedeutung von Meinungsfreiheit und des Schutzes demokratischer Grundrechte vor Augen führt", wie die Senatskanzlei mitteilte.

Die Verbrennung sei die Vorstufe gewesen "zu den entsetzlichen Verbrechen, die während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft begangen wurden", so Wegner weiter. "Deshalb ist es mir umso wichtiger, dass Berlin verfolgten und bedrohten Autoren aus aller Welt eine sichere Heimat bietet."

Brecht, Seghers, Tucholsky

Am 10. Mai 1933 hatten nationalsozialistische Studenten auf dem Berliner Opernplatz, dem heutigen Bebelplatz, Tausende Bücher verbrannt, darunter Werke von Berthold Brecht, Anna Seghers und Kurt Tucholsky, die damals als "undeutsches Schrifttum" bezeichnet wurden.

Auch die Werke von Wissenschaftlern wie dem Sexualforscher Magnus Hirschfelder, von Journalisten wie Egon Erwin Kisch oder Politikerinnen wie Rosa Luxemburg wurden damals verbrannt.

In Berlin finden am Mittwoch weitere Gedenkveranstaltungen zur Bücherverbrennung statt, unter anderem am Abend in der Akademie der Künste am Pariser Platz und im Berliner Dom.

Tausende Zuschauer beobachten wie am 10. Mai 1933 auf dem heutigen Bebelplatz in Berlin Bücher verbrannt werden (Quelle: AP)

Sendung: Fritz, 10.05.2023, 5.30 Uhr

5 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 5.

    @ Herr M.,
    Bücherverbrennung: Unter den Linden, Staatsbibliothek: Unter den Linden, Veranstaltungsort: Unter den Linden
    Fällt da was auf?
    Was ist da wieder falsch? Maximal könnte man die Frage stellen warum andere Bibliotheken nicht...
    Aber erstmal wieder meckern.

  2. 4.

    Warum wird das im rbb nicht vorher angekündigt, sodass man auch noch teilnehmen könnte? Ist ja schön zu lesen, was ist/war oder noch am selben Tag sein soll … schade!

  3. 3.

    Ausgerechnet die Staatsbibliothek, die bis 1989 ein rigides System an sogenannter Sperrliteratur unterhielt, die für einen Normalsterblichen damals nicht nutzbar waren: Adorno, Freud, Nietzsche und Co. Dafür gab es einen Lesesaal "für besondere Forschungsliteratur" wie es etwas euphemistisch hieß, zu dessen Betreten man eine Befürwortung der Kreisleitung der SED benötigte. Man hat zwar keine Bücher mehr öffentlich verbrannt, sie standen aber hinter Schloss und Riegel, was nicht weniger rigide war.

  4. 2.

    Grauenhafte Bilder.
    Aber es ist auch gut, dass es diese als historisches Dokument gibt, man möchte das damalige Vorgehen und die breite bürgerliche Zustimmung dafür sonst nicht für möglich oder die Berichte darüber für übertrieben halten.
    Ich bin sehr froh darüber und dankbar dafür, dass ich in einer Zeit lebe, in welcher ich hierzulande (nahezu) alle Bücher erwerben und lesen kann, die ich lesen möchte.

    Auch von 17 bis 18:30 Uhr findet direkt auf dem Bebelplatz wie jedes Jahr eine Lesung statt ("Lesen gegen das Vergesssen").

  5. 1.

    Leider wird nicht mehr erwähnt, dass Erich Kästner, dessen Bücher auch verbrannt wurden, sich unter die Zuschauer gemischt hatte. Schade, er hätte es für seinen Mut verdient!

Nächster Artikel