Gruppenantrag - Brandenburger Bundestagsabgeordnete sind uneins bei AfD-Verbotsantrag

Fr 04.10.24 | 17:00 Uhr
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Symbolbild: Bundestagsabgeordnete bei einer Sitzung. (Quelle: dpa/Nietfeld)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 04.10.2024 | Andreas König | Bild: dpa/Nietfeld

Kommende Woche wollen verschiedene Parlamentarier einen Antrag stellen, ein Verbotsverfahren der AfD zu prüfen. Darüber entscheiden müsste letztlich das Bundesverfassungsgericht. Brandenburger Bundestagsabgeordnete zeigen sich uneins.

Eine fraktionsübergreifende Gruppe im Bundestag will das Bundesverfassungsgericht anrufen, um ein Parteiverbotsverfahren gegen die AfD zu prüfen. Das stößt bei den Bundestagsabgeordneten aus Brandenburg auf ein geteiltes Echo, wie eine stichprobenartige Befragung von rbb24 unter den 25 Mandatsträgern ergeben hat.

SPD-Abgeordnete Wallstein pro AfD-Verbotsantrag

Zwei Brandenburger Abgeordnete gehören zu den Mit-Initiatorinnen dieses Antrags. Maja Wallstein (SPD) aus dem Wahlkreis Cottbus/Spree-Neiße meint, dass vieles darauf hindeute, dass die AfD massiv gegen die Menschenwürde und die freiheitlich demokratische Grundordnung arbeite. "Es geht dabei nicht um das Verdrängen missliebiger politischer Konkurrenten, sondern um den Schutz unserer Demokratie", so Wallstein gegenüber rbb24. Als aktuelles Beispiel nannte sie die erste Sitzung des thüringischen Landtags, der seine Konstituierung erst fortsetzen konnte, nachdem das Landesverfassungsgericht angerufen worden war. Zuvor hatte der Alterspräsident der AfD die Konstituierung des Parlaments behindert.

SPD-Kollege Zierke sieht Risiko, dass Antrag scheitert

Widerspruch bekommt Wallstein aus der eigenen Fraktion. Für Stefan Zierke, Bundestagsabgeordneter für den Kreis Barnim/Uckermark, ist das Risiko, dass der Antrag vor dem Bundesverfassungsgericht an den hohen Hürden für ein Parteiverbot scheitere, zu hoch. "Dann jubelt die Gegenseite und wir Demokraten haben nichts erreicht", so Zierke im Interview mit rbb24. Er sei der Meinung, dass man die AfD politisch stellen müsse, indem man die aktuellen Krisen bewältige. Wenn die Menschen sähen, "dass sie in eine sichere Zukunft gehen, dann ist es einfacher die Prozentwerte populistischer Parteien niedrig zu halten."

Domscheit-Berg sieht AfD im Konflikt mit Grundgesetz

Ebenfalls zu den Mit-Initiatorinnen zählt Anke Domscheit-Berg (Die Linke), Abgeordnete aus Oberhavel. Für sie arbeitet die AfD auf die Zerstörung der demokratischen Gesellschaft hin. "Die AfD beweist täglich, dass sie mit dem Grundgesetz im Konflikt steht", so Domscheit-Berg. Als Beispiel nennt sie die Forderung der Brandenburger AfD, Asylbewerber und Geflüchtete von öffentlichen Veranstaltungen wie Volksfesten auszuschließen.

Ihr Partei-Kollege Christian Görke mit dem Wahlkreis Cottbus/Spree-Neiße unterstützt das Vorhaben. Er hält den Prüfprozess für überfällig. Er erwarte zwar nicht, dass sich durch die juristische Klärung das gesellschaftliche Problem des Rechtsextremismus auflöse. Das Verbotsverfahren könne aber "zur Ent-Normalisierung der AfD beitragen".

AfD-Brandenburg-Chef Springer verurteilt Vorstoß

Der AfD-Bundestagsabgeordnete und Landesvorsitzende seiner Partei in Brandenburg, René Springer, verurteilt den Antrag. Er bezeichnet ihn als einen Versuch, die Opposition auszuschalten. "Ein Verbot unserer Partei würde den politischen Wettbewerb um vernünftige Lösungen willkürlich beseitigen und nicht nur das Vertrauen in unsere Demokratie, sondern die Demokratie selbst zerstören". Der geplante Antrag sei Ausdruck der tiefen Krise der "etablierten Politik", so Springer.

CDU-Bundestagsabgeordneter Abraham will AfD parlamentarisch bekämpfen

Auch Knut Abraham, CDU-Bundestagsabgeordneter aus dem Wahlkreis Elbe-Elster/Oberspreewald-Lausitz, spricht sich gegen den geplanten Verbotsantrag aus. Man müsse die AfD parlamentarisch bekämpfen, so Abraham. Gleichzeitig schließt er ein zukünftiges Verbotsverfahren nicht aus: Die Partei müsse weiter auf eine weitere Radikalisierung hin beobachtet werden.

Abrahams Partei- und Abgeordnetenkollege Jens Koeppen spricht sich generell gegen ein Verbotsverfahren aus. Man könne zwar, so Koeppen, so lange etwas verbieten, bis einem das Ergebnis gefalle, dieser Ansatz schade aber nachhaltig der Demokratie. "Wenn ein Verbot die einzige Antwort ist, dann wäre das jämmerlich und treibt die Wähler in die innere Immigration oder in die Extreme", sagt Koeppen, der seinen Wahlkreis im Barnim und der Uckermark hat.

Teuteberg unterstützt Antrag nicht

Keine Unterstützung für den Antrag ist auch von der Potsdamerin Linda Teuteberg (FDP) zu erwarten, da mit einem Verbot nicht die Probleme, deretwegen die AfD Wählerstimmen bekomme, verschwinden würden. Die AfD müsse endlich ernsthaft politisch gestellt werden, anstatt ihr "noch eine Opfererzählung für den Bundestagswahlkampf zu schenken", so Teuteberg.

Kellner unterstützt Antrag

Den Prüfantrag unterstützen will hingegen der Bündnisgrüne Michael Kellner, Bundestagsabgeordneter aus der Uckermark: "Als Abgeordnete haben wir die grundgesetzliche Aufgabe unser Land und unsere Demokratie zu schützen." Dieser Verantwortung wolle er nachkommen, indem er es als Abgeordneter dem Bundesverfassungsgericht ermögliche, die schweren Vorwürfe gegenüber der AfD überprüfen zu können, so Kellner.

Grundgesetz regelt Verbotsverfahren

Das Verfahren für ein Parteienverbot ist im Grundgesetz geregelt. Demnach entscheidet ausschließlich das Bundesverfassungsgericht über die Frage der Verfassungswidrigkeit einer Partei. Diese sei gegeben, wenn die Partei nach ihren Zielen oder nach dem Verhalten ihrer Anhänger darauf aus ist, die freiheitlich demokratische Grundordnung Deutschlands zu beeinträchtigen oder zu beseitigen. Die Verbreitung von verfassungsfeindlichen Ideen allein reicht dafür nicht aus. Den Antrag auf eine Prüfung beim Bundesverfassungsgericht dürfen der Bundestag, der Bundesrat oder die Bundesregierung stellen.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 04.10.2024, 19:30 Uhr

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74 Kommentare

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  1. 74.

    Ich warte eigentlich immer noch auf die so herausragenden Vorschläge der AfD zu den Problemen?
    Fehlanzeige, wie zu erwarten.

  2. 73.

    Na dann wird's mal Zeit für Bildung und ein bisschen mehr als Grundschule darf es schon sein. Woran es hapert, wurde schon oft genug gesagt.

  3. 72.

    Dann lassen Sie mich mal an ihrem historischen Gedächtnis teilhaben, ich bin gespannt.
    Ich belehre hier niemanden, ich hinterfrage nur gewisse Dinge, das zum einen, der einzige der so tut und denkt auf alles immer die richtige Antwort zu haben das sind Sie, so viel dazu.
    Eigentlich machen Sie es wie ein Politiker viel, viel erzählen aber ohne Substanz und wenn ihnen die Argumente ausgehen werden Sie persönlich.

  4. 71.

    Dann vergleichen Sie mal die beiden Wahlen im Landtag wo es um den neuen Präsidenten ging von Sachsen und Thüringen vielleicht fällt ihnen dann was auf.
    In Sachsen hat man gleich mit offenen Karten gespielt und einer der Vizepräsidenten ist ,man staune von der AfD, wurde sogar mit Stimmen der anderen Parteien gewählt.
    In Thüringen waren die demokratischen Parteien wie sie gern genannt werden von vornherein auf Krawall gebürstet.
    Was ich selber denk und tu traue ich auch jedem anderen zu.

  5. 70.

    Ach nicht sie?? Sie waren es nicht für den die inhaltliche Auseinandersetzung vor den zulässigen historischen Vergleichen rangiert?!
    Also bitte, welche Inhalte der AfD?

  6. 69.

    Eigentlich wählt man eine Partei wenn man von ihrem Wahlprogramm überzeugt ist und nicht weil man sich nichts von anderen Wahlprogrammen verspricht.
    Aber offensichtlich kann hier kein AfD-Wähler inhaltlich erklären, warum ihn genau dieses Wahlprogramm inhaltlich so überzeugt und was genau das vertrauenserweckende Element darin sein soll.
    Stattdessen belehren sie andauernd Nicht-AfD-Wähler darüber, wie undemokratisch und undifferenziert man mit diesem Wählerwillen umginge und wie wenig man sich inhaltlich mit der AfD auseinandersetzte. Einem Inhalt zu dem wieder sie noch andere AfD-Wähler irgendein Wort verlieren (wollen).
    Und schließlich monieren sie, dass man sie für ihr inhaltsleeres Geschwurbel nicht auch noch ernst nimmt.
    Warum wundert mich das eigentlich nicht? Ich glaube weil ich im Gegensatz zu ihnen noch über ein intaktes (historisches) Gedächtnis verfüge und diese Verhaltensmuster nur zu gut kenne.

  7. 68.

    "Gleichzeitig wird hier vorsätzlich eine Diskussion über angebliche Deportationen von 10-20 Millionen in Gang gesetzt und medial befeuert, obwohl man genau weiß, das dies schon aus logistischen Gründen gar nicht möglich ist."

    Wie war das mit der "wohltemperierte[n] Grausamkeit"...?

  8. 67.

    "Ich glaube, dass gerade Deutschland seine Lektion zu 100 % gelernt hat,..."

    Der aktuell hohe Zuspruch für eine rechtsextreme Partei widerlegt Sie ganz eindeutig. Ist das bei Ihnen Zynismus oder Naivität?

  9. 66.

    Wenn AFD-Sympathisanten in Bezug auf die Jahre 1933 ff. den Begriff "Hype" verwenden, erscheint mir das völlig plausibel.

  10. 65.

    Ich halte die Definition von Hype als Übertreibung in Bezug auf eine Wiederkehr von 1933 mit allen Konsequenzen für durchaus angemessen und zugleich auch für ausgeschlossen. Was allerdings weiterhin real ist, ist der Krieg oder die aktuellen Kriegsereignisse mit allen ihren unschönen Facetten. Ich glaube, dass gerade Deutschland seine Lektion zu 100 % gelernt hat, während andere Länder oder Staaten hier noch Nachholbedarf haben und anscheinend nichts daraus gelernt haben. Völkermord und Kriegsverbrechen gehören heute wieder zum normalen internationalen Umgang. Gleichzeitig wird hier vorsätzlich eine Diskussion über angebliche Deportationen von 10-20 Millionen in Gang gesetzt und medial befeuert, obwohl man genau weiß, das dies schon aus logistischen Gründen gar nicht möglich ist.

  11. 64.

    "[...] Es ist nämlich schon irgendwie komisch das man gerade nach den 3 Landtagswahlen, wo die eine oder andere Partei abgeschmiert ist, wieder davon anfängt."

    Hat vielleicht aber auch etwas mit dem zutiefst undemokratischen Auftreten der rechtsextremen AFD im Thüringer Landtag zu tun, als die AFD gleich in der ersten Sitzung für einen Eklat gesorgt hat...

  12. 63.

    Welche Lösungen haben die anderen Parteien gegen die AfD ,außer sie verbieten zu lassen ,bis jetzt kann ich keine erkennen .
    Um was geht es denn den Parteien bei einem Verbot, haben die nicht eher Angst vor dem Verlust von Amt und Mandat, Angst vor dem Verlust von Posten, Diäten, Bezügen. Angst vor dem Verlust von Macht, Anerkennung und Ansehen.
    Es ist nämlich schon irgendwie komisch das man gerade nach den 3 Landtagswahlen, wo die eine oder andere Partei abgeschmiert ist, wieder davon anfängt.

  13. 62.

    "Viele Jugendliche können mit der ganzen Hetze und dem Hype um 33 gar nichts mehr anfangen und entsprechend auch nichts abgewinnen."

    Wieso benutzen Sie das Wort "Hype" für diesen Teil der geschichtlichen Vergangenheit, die Deutschland nun mal hat? Ich finde Ihre Wortwahl hier völlig unpassend, denn das Wort "Hype" bedeutet eigentlich, dass man etwas übertreibt oder begeistert für etwas ist, was bei dieser dunklen deutschen Vergangenheit und an diesem Punkt wohl kaum möglich ist. Das war brutale Realität, vor der man nicht genug warnen kann. Seine eigene geschichtliche Vergangenheit sollte man schon kennen und vor allem diesen Teil davon.

  14. 61.

    Lieber Thomas, Sie vergessen, das Sie es waren, der keine vertrauenserweckenden „Lösungen“ ins Spiel gebracht , reklamiert und moniert hat, und nicht ich. Ich habe Sie deshalb gebeten, diese einmal kurz zu benennen. Nun drehen Sie den Spieß einfach kurzerhand um, und verlangen von mir, Ihre Vorwürfe inhaltlich zu belegen. Da ich Ihre Vorwürfe jedoch nicht erkennen kann, hatte ich um Aufklärung und Präzisierung gebeten. Dem sind Sie bisher nicht nachgekommen. Auch wie Sie mich als AfD-Wähler nonchalant identifiziert haben, würde mich brennend interessieren. Nur weil ich das Parteiprogramm gelesen habe ?

  15. 60.

    Wenn Sie halbwegs informiert sind, dürfte Ihnen die Kritik am Programm der rechtsextremen AFD doch bekannt sein. Ich verweise unter anderem auf die DIW-Studie. Und wenn eine Partei nun mal rechtsextrem ist, wieviel Relevanz sollten wir dann überhaupt noch weiteren Inhalten dieser Partei beimessen? Ist Rechtsextremismus für Sie etwa kein Ausschlusskriterium?

  16. 59.

    Ich hab die AfD nicht für ihr „überzeugendes“ Wahlprogramm gewählt, ich dachte, dass wenigstens hätten sie schon mal verstanden.
    Da sie ja angeblich auf Inhalte pochen, sollten sie ja nun auch in der Lage sein zu begründen, welche Lösungen der AfD sie so überzeugt haben?!
    Oder können sie etwa nichtmal das, sich inhaltlich stellen; dass was sie den Kritikern dieser Partei ja selbst ständig absprechen wollen? Aber Logik ist offenbar auch keine heutige Stärke mehr. Nicht ich muss ihnen irgendwas erklären, sondern sie müssen schon als AfD-Wähler ihre Behauptungen begründen und darlegen, wie die vermeintlichen Lösungen der AfD nun eigentlich aussehen.

  17. 58.

    Quasi in jedem Ihrer Kommentare bringen Sie zum Ausdruck, dass Sie entweder überhaupt nicht verstanden haben, wie eine parlamentarische Demokratie funktioniert, oder aber dass Sie die parlamentarische Demokratie zutiefst verachten.

  18. 56.

    Ich soll Ihnen das Wahlprogramm der AfD erklären ? Wenn das kein Beweis für ein Armutszeugnis ist, was dann ? Sie können doch selbst nachlesen, und dann hier im Forum die aus Ihrer Sicht nicht vertrauenerweckenden Lösungen kurz benennen und skizieren! Vielleicht drei oder vier Punkte mit Angabe der Seitenzahl, damit man weiß, was Sie exakt meinen. Dann kann man sich darüber seriös austauschen und die Schwachpunkte analysieren.

  19. 55.

    Eine illiberale Demokratie kann und sollte man auch mit Grundschulwissen nicht versuchen schön zu reden !

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